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«64 Nichtamtlicher Theil. 51, z, März. Hartzheim. Von Zeit zu Zeit hat Krakamp Verzeichnisse seines Büchcrlagers gedruckt. Seine Wittwe hielt an dem väterlichen Geschäfte fest, ja, sic wagte sich an ein Unternehmen, das an Umfang und an wissenschaftlicher Wichtigkeit sich dem Be deutendsten, was von ihren seit fast 250 Jahren in dem Hause wirksam gewesenen Standcsvorgängern war zu Tage gesördert worden, würdig an die Seite stellt, indem sie 1759 mit der Veröffentlichung des von dem Jesuiten Jos. Hartzheim bearbeiteten großen Concilien-Werkes begann, ein Werk, das bis zur Gegen wart seinen Werth behauptet. Krakamp und seine Wittwe, welche Anfangs Mai 1775 verstarb, hatten zwischen 40 und 50 Verlagswcrke. Nunmehr erhielt Krakamp's Stiefsohn Hein rich Joseph Simonis die von seinem Vater geführte Buch handlung und Buchdruckerei. Er erscheint schon 1776 als Verleger und zwar mit dem „viroctoriuiii Uomnunm et UomLnc>-6o1onien86 pro anno bisLtzxtili H).6tII-XXVI". Dieses Directorium erschien alljährlich und erscheint auch noch gegen wärtig im Verlage der Rommerskirchen's Buchhandlung. Simonis' Verlag besteht vorwiegend aus Schulbüchern. Die große Concilien- Sammlung setzte er fort und brachte sie 1790 mit dem elsten oder Registerbande zum Abschlüsse. Die Geschäftsperiode von 1731 bis 1794 ist ausgezeichnet durch eine Reihe kaiserlicher Privilegien, welche den Inhabern des Einhornhauses Unter Fettenhenncn Nr. 13 verliehen worden sind. Hierzu zählen Privilegien der Kaiser Karl VI., Karl VII., Franz I., Joseph II. und Franz II., aus den Jahren 1731, 1742—1747, 1748, 1750, 1753, 1757, 1763 — 1770, 1772, 1784—1793 und 1794. Zu Heinrich Joseph Simonis' Zeit brach die erste französische Revolution aus und Cöln wurde dem deutschen Reiche auf eine Reihe von Jahren entfremdet. Dem deutschen Buchhandel, besonders in den Rheinlandcn, versetzten die Er eignisse einen herben Schlag. Simonis verstarb unverehelicht im Jahre 1800 und alsdann tauchte nach einer Unterbrechung von etwa siebenzig Jahren der Name Rommerskirchen von neuem als Geschästsfirma auf. Der obengenannte Heinrich Rommerskirchen hatte einen jüngeren Bruder, Leonard Rom merskirchen, welcher in den 1720er Jahren ein Buchhändler geschäft ebenfalls in Cöln betrieb. Dann findet man ihn nach der Residenzstadt Bonn verzogen, wo er die Stelle eines kurfürstlichen Hof-Buchhändlers und Buchdruckers einnimmt. Sein erstes Aus treten in dieser Eigenschaft findet sich 1726 mit einigen die Rechts verhältnisse des Kurstaates betreffenden Schriften in Fol. Dazu gehört eine „Erneuerte Chur-Cöllnische Hoff-Cantzleh-Ordnung". Nach dem 1740 erfolgten Tode Leonard Rommerskirchen's finden sich als Inhaber der Druckerei zunächst seine Wittwe und von 1754 bis 1757 die „Erben Leonardi Rommerskirchen" genannt. Des Letztern Sohn Ferdinand, welcher bereits 1757 in des Vaters Stelle eintrat, gab 1759 den ersten Jahrgang des von dem kurfürstlichen Rath Vogel bearbeiteten „Chur-Cölnischen Hos- Calenders" heraus, der bis 1794 fortgesetzt worden und durch Vogel's beigcgebene Chorographien werthvoll geblieben ist. Er war vcrheirathet mit Magdalena Theodora Simonis aus Cöln, deren obenerwähnter Bruder Heinrich Joseph Simonis bei An näherung des Alters den Sohn seines Bonner Schwagers und Fachgenossen Ferdinand Rommerskirchen, den talentvollen und strebsamen Heinrich Rommerskirchen II. als Gehilfen zu sich nahm und Mangels eigner Descendenz sowie in Anerkennung seiner Dienste zum Universalerben einsetzte. Rommerskirchen war am 16. Juni 1770 zu Bonn geboren. Die Stelle eines kurfürstlichen Hos-Buchdruckcrs und Buchhändlers, welche sich in der Familie vom Großvater her vererbt hatte, war auch ihm zugedacht, aber sie verschwand, als die französische Republik den Kurstuhl von Cöln zum Sturze gebracht hatte. Die Gewogenheit seines Cölncr Oheims Simonis ersetzte ihm das Verlorene, indem er dadurch in den Besitz eines Geschifftes kam, das sich seit lange des besten Ruses ersreute. Mit den besseren Leistungen der deutschen Dichter hatte er sich genau ver traut gemacht und als Frucht seiner Belesenheit gab er in sieben Bändchen eine geschmackvoll gewählte Auslese der gediegensten Productioneu der neueren deutschen poetischen Literatur unter dem Titel „Geistcsblüthen" von 1812 bis 1823 heraus. 1814 entschloß er sich zur Herausgabe eines neuen politischen Blattes unter dem Titel „Rheinische Zeitung" und erhielt am 30. März die Genehmigung des General-Gouvernements-Commissars; jedoch ist dieser Plan nicht zur Aussührung gekommen. Sehr entschieden trat er nach den Ereignissen der Jahre 1813 bis 1815 aus die Seite der deutschen Vaterlaudssreundc; es gingen mehrere Werke von E. M. Arndt aus seinem Verlag hervor, namentlich auch die Zeitschrift „Der Wächter am Rhein", wovon drei Bände er schienen sind. Sein Verlag gewann mit jedem Jahre an Be deutung; aus sechs bis acht neue Artikel war meistens zu zählen. Besonders waren es die Männer der Wissenschaft, welche in Cöln und den benachbarten Städten verweilten, denen er sich, sern von eigennütziger Berechnung, als ein bereitwilliger und aufmuntern der Verleger erwies. Wer sein Wirken von diesem Gesichtspunkte aus beurtheilt, wird ihm unter den damaligen Cölner Verlags händlern die erste Stelle zuerkennen müssen. Unablässige geistige und körperliche Anstrengungen haben seine Kräfte vor der Zeit aufgerieben; nach längerem Leiden ist er am 20. März 1823 infolge eines Schlagausalles gestorben. Die Zahl seiner Vcr- lagswcrke beträgt weit über hundert Nummern. Er war mit Maria Anna Rohr, der Tochter des Goldschmiedes und Raths verwandten Johann Heinrich Rohr, vcrheirathet, die ihm sieben Kinder schenkte. Die Wittwe setzte das Geschifft mit der ver änderten und bis zum heutigen Tage bestehen gebliebenen Firma „Rommerskirchen's Buchhandlung und Buchdruckern" fort; nach ihrem am 28. Mai 1848 erfolgten Ableben kam der einzige Sohn Peter Heinrich Rommerskirchen in den Alleinbesitz und mit dem 1. Januar 1868 übertrug dieser das Geschäft seinem Neffen Julius Mellinghaus, welcher gegenwärtig die Reihe der jenigen Persönlichkeiten schließt, die in dem Einhornhause Unter Fetteuhennen Nr. 13 seit 1516 bis heute ihren Wohnsitz gehabt und in ununterbrochener Folge die Firma vertreten haben. Wie schon Eingangs erwähnt, sollte die bedeutsame That- sache des Ablaufes von 350 Jahren seit dem Bestehen jenes Wahrzeichens und die Erinnerung daran eines Trauerfalles wegen im engsten Kreise gefeiert werden. Eine zahllose Menge von Telegrammen von hoher und höchster Hand, von Geschäftsfreunden und sonstigen Wohlmeinenden liefen ein, deren Glückwünsche ein ferneres Gedeihen des dreihundertfünfzigjährigen Geschäftshauses ausdrückten. Misrclle». In Würzburg waren am 18. Febr. viele bedeutende Antiquare versammelt, um der Versteigerung der^berühmten Bibliothek des verstorbenen Domdechanten Or. Reismann in Vereinigung mit der Bibliothek des früher verlebten Bischofs v. Reismann anzuwohnen. Es wurden dieselben um hohen Preis an die Antiquare Heß von Ellwangen und Völck er von Frankfurt a. M. verkauft. Die Haupt zierden dieser Bibliotheken bildeten die berühmte Londoner Poly glotte von Walton, die vollständige Sammlung der griechischen Kirchenväter, kostbare Orientalin und ein Band mit den seltensten Drucken aus den Anfängen der Buchdruckerkunst.