Volltext Seite (XML)
9t? 51, 3, März. Nichtamtlicher Theil. 8t>3 haftet an dem Hause Unter Fettenhennen Nr. 13 zu Cöln die Eigenschaft, daß es seit mehr als 350 Jahren unausgesetzt der Sitz von Buchhändlern und Buchdruckern geblieben ist. „Gewiß ist ihm dies", so fügt er hinzu, „eine ehrende Auszeichnung, womit es nicht nur einzig in unserem Cöln dasteht, sondern auch wohl nicht leicht anderwärts seines Gleichen findet, und es tritt noch der Ruhm hinzu, daß die hier bestandenen Geschäfte stets der ehrenwerthestcn Richtung ange- hörtcn, von Männern geleitet, die sich eines hohen Ansehens unter ihren Mitbürgern zu erfreuen hatten. Wie geachtet die Kölner Firma ,Zum Einhorn' in der buchhändlerischen und literarischen Welt war, welch' empfehlenden Klang ihr Name be saß, ist auch aus der Zähigkeit und Eifersucht zu erkennen, womit die Glieder der besitzenden Familien an derselben sesthielten, so daß oftmals zwei, ja drei verschiedene Familien mit derselben auftreten, indem sie eine ihnen werthvoll erscheinende Berechti gung nicht auszugeben gedachten. Daher kam es denn, daß nicht nur in dem nördlichen Nebenhause Nr. 15, sondern auch in den Nachbarhäusern Nr. 11 und g und sogar in dem der Straße gegenüber gelegenen Hause,Rom' zu Zeiten die seilgebotenen Verlagsbüchcr das Signet des Einhorns trugen." Der Geschäftsbetrieb in dem Hause Unter Fettenhennen Nr. 13 hebt gemäß den sorgfältigen und eingehenden Forschungen Merlo's im Jahre 1516 an mit dem Eingangs genannten Buch händler und Buchdrucker Johann Gymnicus, welcher ein Schüler des Alexander Hegius (ft 1498), Humanist und mit den besten Köpfen des nordwestlichen Deutschlands bekannt war. Das verdienstvolle Werk Ludwig von Büllingen's über die Kölner Buchdrucker und Buchhändler verzeichnet 173 Drucke, welche dem Johann Gymnicus I. (ft 1544) angehören. Ihm folgte 1545, nachdem zwischenzeitlich 3 Drucke unter der Firma Umrockss kz-wnioi erschienen waren, sein Sohn Martin Gym nicus, gleichfalls ein Mann von gelehrter Bildung. Von ihm sind 24 Drucke bekannt, einen Zeitraum von ungefähr 6 Jahren umfassend. Sein Bruder und Geschäftsnachsolger Johann Gym nicus H., in Hartzheim's Riblivtbssa Oolcmlsusis xaz. 179 „cs- Isbris in xatria SUN l/xoArapbus" genannt und ausgezeichnet durch die Dedication, welche der berühmte Züricher Gelehrte Con rad Geßner seinem Werke: „lancksslw äs Ustaxbzmisa" voraus- schickt, hat seine buchhändlcrische Wirksamkeit in Cöln nur durch eine spärliche Anzahl von Berlagswerken bezeugt. Er trat, wie nach begründeter Annahme bereits sein Vater Johann Gymni cus I., auch in Antwerpen als Verleger auf. Als nächster Ge schäftsinhaber erscheint Gualtherus Fabritius, der Gatte der Wittwe des jung verstorbenen Johann Gymnicus II. Fabritius starb 1589 als Doctor der Rechte und Herzoglich Jülich'scher Rath, nachdem er bereits 1572 vom Geschäfte zurückgetreten war, welches nunmehr Johann Gymnicus III., sein Stiefsohn, über nahm. Der Letztere findet sich bereits in der späteren buchhänd- lerischcn Wirksamkeit des Gualtherus Fabritius als Betheiliger genannt. Die von seinen Vorfahren eroberte angesehene Stellung wußte Johann Gymnicus III. noch zu steigern. Mit den Erben des Andreas Wechel in Frankfurt a. M. verband er sich zu ge meinschaftlichem Verlag unter Vereinigung der beiderseitigen Sig nete. Er beschäftigte auch auswärtige Pressen sür seinen Verlag, wodurch mitunter fremde Signete auf die Titelblätter gelangten. Johann Gymnicus HI. verstarb am 21. Januar 1596. Seine Wirksamkeit hat über 200 Werke mit seiner alleinigen Verlags firma geliefert. Gleich nach seinem Ableben erscheint die Adresse Lsersäss loauuis kz-wnio! N.V.XOVI. Drei Jahre später nennt sich die Wittwe Johann Gymnicus III. als Inhaberin des Geschäfts, welche ein neues Ehebündniß einging. Ihr Schwieger sohn Johann Kinckius, mit der zweiten Tochter Elisabeth des Johann Gymnicus III. vermählt, erwarb bald nach des Letzteren Tode, jedenfalls nicht später als 1605, bei Regelung der ver wickelten Gymnich'schcn Familienverhältnisse das Einhornhaus zum ausschließlichen Eigenthum. Zu seinen Verlagswerken gehören u. a. die Werke seines gelehrten Freundes, des Pfarrers zur h. Maria im Pesch, Jacob Merlo-Horstius, dessen Gebet- und Erbauungsbuch karaäisus .Voiiius Obristianm — erste Ausgabe 1630 — bis aus den heutigen Tag in stets neuen Ausgaben erschienen ist. v. Bütlingen macht mehr als 560 Werke seines Verlags namhaft, darunter viele bedeutende Werke. Von Kaiser Ferdinand geadelt und u. a. vom Kölner Senate durch die Er hebung zum Stimmmeister ausgezeichnet, starb Johann Kinckius als hochgeachteter Mann im Jahre 1656. Nach seinem Tode wurde das Geschäft eine Zeit lang für gemeinschaftliche Rechnung der Erben unter Leitung des Schwiegersohnes und vieljährigen Gehilfen des Verstorbenen, des Johann Widenseldt, sort- geführt, nach dessen 1661 erfolgten Ableben seine Wittwe Gertrud geb. Kinckius an die Spitze des Geschäftes trat. Seit 1672, dem Todesjahre der Wittwe Widenseldt, nimmt die Buchhandlung nunmehr die Firma „Johann Widenfeldt's Erben", von 1681 die Firma „Erben Johann Widenfeldt's und Gottfried de Berges" und nach de Berges'Tode wieder die elftere Adresse an. Mit dem Beginne des neuen Jahrhunderts führt Heinrich Rommerskirchen I. das, wie Mangels des Nachweises einer verwandtschaftlichen Beziehung anzunehmen, durch Vertrag er worbene Geschäft in demselben Hause Unter Fettenhennen 13 auf seinen eignen Namen fort. Bereits das Jahr 1700 be zeichnet ein Verlagswerk mit seiner Firma. Dem Namen Rommerskirchen begegnet man übrigens schon seit etwa 300 Jahren früher im Rathe der Stadt Cöln, so 1421 dem Johann van Rummerskirchen (auch Johann Rommers- kyrchgen) und von da bis zum Jahre 1722, wo der Buch händler Heinrich Rommerskirchen, von der Ritterzunft zum schwarzen Haus, deren „Bannierherr" er war, in den Rath ge wählt, zum ersten Male unter die Väter der Stadt trat, acht ferneren Trägern dieses Namens. Heinrich Rommerskirchen!, verstarb am 1. August 1732. Er unterhielt beständig einen großen Vorrath von literarischen Werken, den er durch gedruckte Verzeichnisse zur Kenntniß der Bücherfreunde brachte. Zu den wichtigeren Werken seines Verlags gehört eine neue Ausgabe des bändereichen Werkes von I. B. de Luca: „Tbsatimm Veritatis st lustitiw", so wie die ungarische Chronik des Nicolaus Jsthuanfius und ein Lrsviailum Ocäonisnso llnssu äosspbi Olomsntis Lrobispiseopi Oolcmisnsis, 1718 und 1719 in zwei Bänden erschienen. Auch erwarb er ein speciell-städtisches, vom Kaiser bestätigtes Privilegium zum Verlag des Stadt-Cölnischen Sack-Calenders. Von bleibendem Interesse ist der 1724 zur Jahresmitte von ihm herausgegebene Kalender mit dem Titel: „Ronm dscinanim Das ist: ZebsnmtismuL Deß Heil: Reichs- freyer Statt Cöllen am Rhein lebender Magistrats Persohnen". Nach Heinrich Rommerskirchen's Tode ging das Geschäft auf den Ehegatten seiner Tochter Katharina und srühern Geschästs- genossen Christian Simonis über. Bei dessen frühzeitigem Tode (ft 1737) steigt die Zahl der bei ihm verlegten Werke nicht über sechs. Seine Wittwe heirathete in zweiter Ehe ihren GeschästS- gehilscn Krakamp, und es beginnt die neue Firma „Johann Wilhelm Krakamp und Erben Christian's Simonis". Krakamp, welcher den Ruf eines tüchtigen und unternehmenden Buchhändlers genoß, starb im Mai 1755. Er hat zur Heraus gabe schätzbarer Schriften, welche die vaterländische Geschichts forschung bereichern, die Hand geboten. Dazu gehören der bekannte Lonatns odrouologisns des Kalthäuser» Michael Mör- 118*