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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssnawvranäo. AllltM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redaeteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 124. Sonnabend, den 25. October 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Die diesjährige Herbst-Control-Versammlung für die Mannschaften der Stadt Zwönitz erfolgt Sonnabend den 8. November v. Vormittags /2S Uhr im Hätzler'fchen Garten zu Stollberg. Da Gestellungs-Ordre nicht mehr ausgeschickt werden, so hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu geben, widrigenfalls er sich der Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Zwönitz, am 13. October 1879. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Bekanntmachung. Das van der Königlichen Kircheninspection genehmigte Regulativ über alle in die Kirchgemeindecasse, bez. in das Kirchenärar zu zahlenden Gebühren und Anlagen und die Ordnung bei kirchlichen Handlungen in hiesiger Parochie ist nunmehr gedruckt worden und wird das Exemplar mit 10 Pfennigen verkauft. Die Anschaffung desselben dürfte jeder Familie dringend zu empfehlen sein. In der Stadt hat Kirchendiener Dietrich den Verkauf zu besorgen, auf dem Lande die Gcmcindcdiener. Zwönitz, den 22. October 1879. Der Kirchenvorstand allda. Neidhardt, Pf. Englands militörische Erfolge. Vian kamt es den Engländern nicht gerade verdenken, wenn sie von ihren Siegen über die wilden, ungeschulten Schaaren in Asien und Afrika etwas mehr Aufhebens machen, als sie verdienen. Je theurer mit Blut und Geld diese Siege erkauft sind, und je weniger sie dauerhafte Schöpfungen verbürgen, desto mehr hält man sich an die bewiesene Tapferkeit der englischen Soldaten und sucht darin einen Ersatz für allerlei Enttäuschungen und Zweifel, die sich an die Siege heften. In Asien, wo jetzt die Wiedereinnahme Kabuls gelungen ist, dürfte es unmöglich sein, den einmal unternommenen Feldzug auch so nachdrücklich und erschöpfend zu verfolgen, daß dadurch in dem unterworfenen Gebiete gesicherte Zustände gewährleistet werden. Der Friede von Gondamah in Afghanistan hatte sich leider nur zu schnell im schrecklichsten Sinne als ein Scheinfriede erwiesen, dem nach den jetzigen Erfolgen schwerlich ein besserer Friede mit den Zulus in Afrika nicht viel mehr sein wird, als ein kurzer Waffen stillstand. Als die ersten Nachrichten von diesem Friedensvertrage des Sir Garnet Wolseley mit den Zulukaffern, wonach ihr Gebiet in zwölf Distrikte unter je einem Häuptling zerlegt worden ist, in London an langten, geriethen fast alle Blätter des britischen Jnsellandes in Ent zücken. Man verweilte leicht begreiflich nur bei der ruhmvollen That- sache, daß die Zulus unterworfen und eben Friede geschloffen sei. Man vergaß darüber zu prüfen, ob der Friede ein reeller, ob die Friedensbedingungen lebensfähige und gut überdacht seien. Daß das gerade Gegentheil hiervon der Fall, daß jenes von dem englischen General getroffene Uebereinkommen ein sehr unglück liches zu sein scheint, da es für die Ruhe des Landes in der Zukunft keine Sicherheit bietet, beginnt man jetzt erst hier und da an sehr vereinzelten Stellen einzusehen. Die in den letzten Tagen aus Südafrika eingetroffenen Nach richten beweisen aber, daß unsere Anschauung in der Sachlage da selbst an Ort und Stelle getheilt wird. Das Zululand mit seinen zwölf unabhängigen Häuptlingen, so wird von der Kapstadt der „Times" geschrieben, wird fortwährend der Sitz kleiner Rebellionen sein und die benachbarten englischen Besitzungen stets in Unruhe er halten, weit mehr, als dies bisher der Fall war. Man fragt sich demgegenüber billig, was den General Wolseley zu seinem eigenthümlichen Verfahren angetrieben haben mag, und muß finden, daß hier dieselben Ursachen obwalten, wie einst bei dem unglücklichen Friedensschluß in Afghanistan. Die öffentliche Meinung daheim in England sprach sich lebhaft gegen den Krieg, sowohl in Asien wie in Afrika aus. Die Regierung wollte daher um jeden Preis einen baldigen Frieden haben. Daher die Eile in dem afrikanischen, wie vordem in dem afghanischen Feld zuge, daher die schnelle Räumung des Landes und Einschiffung eines großen Theiles des Heeres zur Rückkehr nach Hause; daher die Hast, unter allen Bedingungen einen Frieden fertig zu bringen. Nachdem die „Times" einmal auf das Bedenkliche dieser Kriegs führung hingewiesen, stimmen ihr jetzt täglich mehr Organe des hei- mathlichen Landes bei. Jedem, der in den Krieg zu ziehen gedenkt, darf man zurufen: „Erst besinnen, dann beginnen!" Oder: „Erst wäg's, dann wag's!" Jst's aber gewagt, ist's begonnen, dann muß es auch gründlichst, nicht oberflächlich, durchgeführt werden, so daß die Frucht eine wirk liche, eine bleibende, eine gesicherte ist, nicht eine überschnell gezeitigte, welche nur zu bald abfällt und sich als unreif erweist. Jedenfalls tragen die beiden Feldzüge in Asien und Afrika nicht dazn bei, Englands Ansehen in Europa zu erhöhen und seinen Ein fluß zu vermehren. Die Tage des Herrn Disraeli's aber dürften ge zählt sein. Tagesgeschichte. Deutschland. Die vereinigten Ausschüße des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr traten heute zu eurer Sitzung zusammen. Die zuständigen Ausschüsse des Bundes raths sind nunmehr, wie man der „Rat.-Ztg." schreibt, in die Be- rathung über den Antrag, die 20-Pfennigstücke einzuziehen und in 2-Markstücke umzuprägen, eiugetreten. Es haben inzwischen Erhebungen über das Bedürfniß und die Verhältnisse im praktischen Verkehr stattgefunden, und es sei nach Alledem anzunehmen, daß der Zu stimmung zu dem Anträge nichts entgegengestellt werde. Eine völlige Einziehung der 20-Pfennigstücke werde man nicht vornehmen. Es sei bei dieser Gelegenheit auch die Frage wegen der allmählichen Einziehung der Thaler wieder in Anregung gekommen. — Die „N Pr. Z." schreibt: Umlaufende Gerüchte besagen, daß möglichen Falles im Staatsministerium alsbald Veränderungen vor sich gehen werden. Eine zuverlässige Bestätigung dieser Gerüchte haben wir nicht erhalten. Berlin, 22. October. Der Kaiser traf heute Vormittag 3/411 Uhr hier auf dem Potsdamer Bahnhof ein, wo Se. Majestät von dem Prinzen Friedrich Karl, dem Prinzen Georg, sowie von dem Erbprinzen und der Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, dem Polizeipräsidenten und dem Commandanten von Berlin empfangen wurde. Oesterreich. Wien, 21. Octz Die feierliche Werbung des Königs von Spanien um die Hand der Erzherzogin Marie Christine fand heute durch den außerordentlichen Botschafter, Herzog v. Baylen, bei dem Kaiser statt. Unmittelbar nach erhaltener Zustimmung des Kaisers Hal der spanische Botschafter das Jawort der Erzherzogin im Beisein von deren Mutter eingeholt.