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Der Grenfbole deren Reclamen die Zeile 20 Psg. Inserate von hier und aus dem Verbreitungs bezirk werden mit 10 Pfq., von auswärts mit 15 R' " . . . ? - ' - - Der Grenzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, 1 Mk. 2o Psg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägem des Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. LgM M Anzeiger für Morf und das obere Vogtland Pfa. die 4 mal gespaltene Gmndzeile oder m Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Weyer in Adorf. Hierzu Sonntags die illustrirte Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". 284. Sonnabend, den 8. Dezember 1900. 63. Aalsrg. Deutscher Reichstag. 14 Plenarsitzung v 6. De?br.2Uhr Nachm Am Bundesrathstisch: Brefeld, Thielen und Kommissare. Nachdem das mäßig besuchte Haus seine schützende Hand über den sozialdemokratischen Abgeordneten Thiele gedeckt hatte, gegen den verschiedene Beleidigungsklagen schweben, ging es über zur Fortsetzung der am Montag begon nenen Debatte über die Kohlennoth. Einleitend ergriffen nach einander die preußischen Minister Brefeld und Thielen das Wort, um einige in der Montagssitzung erhobenen Angriffe gegen die Regierung und die Kohlenverwaltung zurück zuweisen. Sodann erhielt als erster Redner des Hauses das Wort der sozialdemokratische Abg. Sachse, der der Behauptung entgegentrat, als sei der Bergarbeiterstreik eine Hauptursache der Kohlennoth. Das Umgekehrte sei der Fall, die Massenausfuhr von Kohlen nach Oesterreich habe den Bergarbeiterstreik verursacht. Die Grubenbesitzer seien an den hohen Kohlen preisen ebenso schuld, wie die Großhändler Woll- Heim und Friedländer und die verbilligten Kohlen ausfuhrtarife. Sächsischer Bevollmächtigter Fischer trat den Angriffen des Vorredners gegen die sächsische Kohlenverwaltung entgegen. Abg. Gamp (Rp.) befürwortet den kommissionsweisen und genossenschaftlichen Verkauf der Kohle, statt des Zwischenhandels; dazu solle der Handelsminister die Initiative ergreifen, ähnlich wie er auch beim Kalisyndikat eine befriedigende Organisation finde. Pflicht des Staates sei es, daß er sich in Rhein land-Westfalen Grubenbesitz schaffe. Der preußi sche Finanzminister werde dazu die Mittel schon bewilligen. Minister Brefeld erwidert dem Vor redner kurz, der Vorwurf, daß früher keine Gru ben gekauft seien, treffe ihn nicht, höchstens die frühere Verwaltung. Abg. o. Czarlinski lobt die russische Art, wo die Preise den Händlern von der Regierung vorgeschrieben werden. Die staat lichen Gruben sollten mehr an die Konsumenten direkt verkaufen. Abg. Pachnicke (fr. Vg.) will die Ausfuhrtarife nicht beseitigt wissen. Die Preise würden durch Angebot und Nachfrage geregelt. Hierauf wird die Weiterberathung auf Freitag 1 Uhr vertagt, vorher kleinere Vorlagen. Schluß 6 Uhr. VolMschr Rundschau. — Im Reichstag sind, wie bereits erwähnt und von verschiedenen Seiten berichtet wird, Erwägungen im Gange, die auf eine Interpel lation an den Reichskanzler bezüglich des amt lichen Verhallens gegenüber dem Präsidenten Krüger abzielen. Wir sind der Meinung, schreibt die „Deutsche Tagesztg.", daß eine solche Inter pellation eine dringende Nothwendigkeit ist. Das deutsche Volk hat ein Recht, zu erfahren, aus welchen Gründen seine Regierung sich in einen so schroffen Gegensatz gegen sein Empfinden ge stellt hat. Die Behandlung Krügers wird noch dadurch in das richtige Licht gestellt, daß der deutsche Gesandte in Luxemburg dem Präsiden ten nicht nur mitgetheilt hat, daß der Kaiser ihn nicht empfangen werde, sondern ihm auch nahe gelegt hat, auf seinen Besuch in Berlin über haupt zu verzichten, wodurch ihm klar gemacht worden ist, daß er auch nicht daraus rechnen könne, den Reichskanzler zu sprechen. Es wird auch von höchstem Interesse sein zu erfahren, ob die Regierung beabsichtigt, einem etwa er neuerten Versuch des Präsidenten Krüger, einen Empfang beim Kaiser zu erlangen, in eben der selben Weise zu begegnen. Berlin, 6. Dezbr. Einem Korresponden ten wurden von einer angeblich hochgestellten englischen Persönlichkeit folgende Miltheilungen gemacht: Vielleicht bringt die. jetzige Reise Brü gers die Buren dahin, daß sie sich England unter werfen und dafür ein Zugeständniß annehmen, welches ihnen in diesem Augenblicke noch ge währt werden kann, nämlich die Bildung einer neuen Burenrepublik in der Nordhälfte Trans vaals. Diese Möglichkeit hat die englische Re gierung noch offen gelassen; dies ist der Grund, warum die Einverleibung der Republiken noch nicht amtlich bekannt gemacht wurde. Aber die Vorbedingung ist, daß Krüger seine Unterwerfung anzeigt; und voraussichtlich wird ec dazu bal digst geneigt sein. Köln, 6. Dezbr. Präsident Krüger und seine Begleitung haben 9 Uhr 40 Min. mittelst Sonderzugs Köln verlassen und sind nach dem Haag abgereist. Die Polizei hatte im Gegensatz zu ihrem Verhalten bei der Ankunft des Präsi denten diesmal auf der Strecke zwischen dem Domhotel und dem Bahnhof wie aus diesem selbst umfangreiche Absperrungs- und Sicherheits maßregeln getroffen. Auch ohne sie wäre dies mal wohl alles relativ glatt abgelaufen, da des furchtbaren Wetters wegen nicht allzu viel Pu blikum auf den Straßen und dem Bahnhof sich eingesunden hatte; immerhin indessen war die Menge zahlreich genug, um Ohm Paul auch bei seiner Abreise nochmals zu zeigen, welche Sympathien ihm die Kölner Bürgerschaft ent gegenbringt. Es herrscht schwerer Sturm, der hier wie in der Umgebung während der Nacht vielen Schaden angerichtet hat. Nichtsdesto weniger legte Krüger die Fahrt vom Hotel zum Bahnhof im offenen Wagen zurück; grüßend lüftete er den Cylinder bei den Hochs der Menge, als er vom Hotel abfuhr; dann gab er seiner Kopfbedeckung mit der flachen Hand einen festen Klaps, um sie vor dem Fortgeweht werden zu sichern, und dahin rollte der Wagen. Auch bei der Abfahrt seines Zuges grüßte Krü ger zum Fenster des Salonwagens heraus freundlich nach allen Seiten. Berlin, 6. Dezbr. Kapitän Lans theilt einem Verwandten in Wesel mit, sein Bein sei soweit geheilt, daß er am 28. November von Pokohama die Rückreise an Bord des „König Albert" antrat. Berlin, 6. Dezbr. Das „B. T." verzeichnet mit allem Vorbehalt das heute in Moabit verbrei tete Gerücht, daß der Polizeidirektor v. Meerscheidt- Hüllessem sich erschossen habe. Berlin, 6. Dezbr. In der heutigen Ver handlung des Sternberg-Prozesses widerrief die 16jährige Zeugin Callis ihre frühere Aussage und erklärte nunmehr, daß sie mit Sternberg 6 oder 7 Mal bei der Masseuse Fischer gewesen sei. Zu der falschen, Sternberg entlastenden Aussage sei sie durch den Agenten Wolff und die Zengin Stabs veranlaßt worden. Diese beiden wurden auf Antrag des Staatsanwalts sofort verhaftet. London, 6. Dezember. Lord Balfour wird, wie berichtet wird, in der ersten Parlamentssitz ung im Namen der Regierung erklären, daß dieselbe befohlen habe, die Ausplünderung von Farmen in Südafrika einzustellen. Peking, 6. Dezbr. Das Gerücht, daß die hierher zurückgekehrte Kalgan-Expedition eine Schlappe erlitten hätte, ist völlig unbegründet. Durch die Expedition ist überdies der sichere Nachweis erbracht, daß die Tortur und die Hin richtung des englischen Leutnants Wetlsjones, die im Juli zu Kiehsuchtscheng geschah, nicht nur mit vollem Wissen, sondern sogar auf direk ten Befehl des obersten chinesischen Beamten des betreffenden Distriktes erfolgte. Gertliches und Sächksches. Adorf, 7. Dezbr. Der für nächsten Sonn abend angekündigte Vortrog der hiesigen Orts gruppe des Alldeutschen Verbandes verbricht ganz besonders interessant zu werden, denn der Vortragende, Herr Lehrer Vorwerck in Oelsnitz, ist 4 Jahre in Aegypten gewesen und bereist noch jedes Jahr mit Vorliebe den Orient. Er kennt daher Land und Leute aus eigener An schauung, und ist wohl berufen, seinen Zuhörern ein interessantes Bild von seinen Studien und Reiseerinnerungen zu entrollen. Zudem verfügt Herr Vorwerck über ein sehr ansprechendes Organ, er weiß durch eine geschickte und packende Vor tragsweise derartig zu fesseln, daß wohl Jeder eine bleibende Erinnerung an den in Aussicht genommenen Vortragsabend mit heimnehmen dürfte. Adorf, 7. Dezbr. Einer eigenthümlichen Todesursache ist im nahen Freiberg ein 16jähriger Jüngling zum Opfer gefallen. Der junge Mann hat sich einen Holzsplitter in einen Finger ge stoßen. Da die Verletzung auffällige Erscheinun gen nicht zeigte, fand sie keine weitere Beach tung. Leider stellte sich jedoch Starrkrampf ein, welcher den Tod des bedauernswerthen Jünglings herbeiführte. * Es sei auch von dieser Stelle aus darauf hinge wiesen,daß nächstenSonntag, als am 2.AdventNach- mittags 5 Uhr die letzte Abendcommunion in diesem Jahre stattfindet. — Volkszählungs - Ergebnisse. Schneeberg 8742 Einwohner, Zunahme 558, Neustädtel 4715 Einwohner, Zunahme 399, Aue 15180 Einwohner mit Rittergut Klösterlein (48 Ein wohner), Grimma 10 895 Einwohner, das sind 1091 mehr als bei der Volkszählung 1895, Pirna 18,213 Einwohner, Zunahme 2543, Oschatz 10 643 Einwohner gegen 10 012 im Jahre 1895, Großen hain 12 052 Personen (1895 12 024), Reichen bach i. V. 24 502 Personen, Zunahme 91, Waldheim 10 621, Bautzen ca. 26 000, Meerane 24 433, Auerbach 9500, Löbau 9616, Stötteritz 9060, Augustusburg 2502, Annaberg 15 954, Sayda 1440, Roßwein 8762, Reinsdorf bei Zwickau 7052, Loschwitz 5777, Riesa 13 432, Klotzsche 4189, Cotta 12 533, Zittau 30 914, Meißen 20109 gegen 18 828 im Jahre 1895, Hartha 5216 (4776), Colditz 5280 (5121), Froh burg 3370 (3202), Grüna 5123 (4628), Reiche nau 6860 (6232), Schwarzenberg 4145 (3738), Frankenberg 12 719 (11915), Meerane 24433 (23 074), Buchholz 8391 (7986), Pulsnitz 3734 (3433), Thum 4099 (4134), Weinböhla 4500 (2767), Dippoldiswalde 3519 (3363), Wurzen 16,611 (15 672). 8t. Bad Elster, 7. Dezbr. Die am 1. Dezbr. stattgefundene Volkszählung hat ergeben, daß unser Gemeindebezirk 1992 Ein wohner hat und zwar 928 männliche und 1064 weibliche in 356 Haushaltungen. Der Ort Bad Elster allein hat 1344 Einwohner. Vor 5 Jahren zählte unser Gemeindebezirk 1737 Einwohner. Die Einwohnerzahl ist demnach in 5 Jahren um 255 gestiegen. Markneukirchen. Großes Aufsehen er regt, wie der Obervogtl. Anz. berichtet, das plötz liche Verschwinden des Musikinstrumentenmachers B., der früher in Markneukirchen in Stellung war, sich aber seit einigen Jahren in Erlbach associrt hatte. Der Aufenthaltsort des Ver schwundenen ist bisher von den Angehörigen geheim gehalten worden, er ist denselben jedoch bekannt. Jetzt meldet sich eine große Anzahl Ortseinwohner, die B. Beträge geliehen haben, wahrscheinlich aber nichts erhalten werden, die Schuldenlast scheint nämlich das Hauptmotiv zum Verschwinden gewesen zu sein. Bobenneukirchen. Bei der soeben be endeten Volkszählung sind in unsrer Gemeinde nur noch 855 Bewohner ermittelt worden, während außerdem 113 Personen noch als Fabrikarbeiter und Maurer usw. in den Nachbar-