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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnemenlspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prsönumvranän. Meim für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtflemeinderalh, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. MV. Donnerstag, den 22. December L88I. 6 Jahrg. Mit JahressehlnH find die ScbnLgewer zn berichtigen! Bekanntmachung. Nach Beschluß des Kirchenvorstands dürfen zur Ctzristmetten wegen der sich immer wiederholenden Störung höchstens 4jährige Kinder zugelassen werden; zu dem sehr ernsten feierlichen Stzlvestergottesdienste aber kein Kind, das nicht bereits die Schule be sucht. Alle Kirchenbesucher, denen an einem still feierlichen Gottesdienste liegt, werden dringend gebeten, diesen Beschluß zu respectiren. Zwönitz, den 15. December 1881. Der Kirchen vor st and allda. Neidhardt, Pf. Tagesbericht. — Nach den Zusammenstellungen des „Amtskalenders für Geistliche" sind vom 1. September 1880 bis 31. August 1881 ver storben 48 Geistliche, darunter 12 im Amte stehend. Von den Verstorbenen waren 8 über 80, 22 über 70, 10 über 60, 4 über 50, 1 über 40 und 3 über 30 Jahre alt. 21 Geistliche traten in den Ruhestand, 4 gingen ins Ausland. 172 Stellen kamen zur Er ledigung (einschließlich der Versetzungen). Nep angestellt wurden 37 Candidaten und außerdem 7 Geistliche aus dem Auslande. Be- merkenswerth ist übrigens die Aufbesserung, welche das Einkommen der geistlichen Stellen im Laufe des letzten Jahrzehnts insbesondere durch die Ablösung der Gebühren für geistliche Handlungen erfahren hat. Wahrend 1871 das Gesammteinkommen von 1111 geistlichen Stellen 3,740,364 Mark oder durchschnittlich 3366 Mark betrug, er gab dasselbe 1870 bei 1125 ständigen geistlichen Stellen 4,083,346 Mark oder durchschnittlich 4129 Mark, was einer Aufbesserung von 330/0 gleichkommt. Ebenso hat sich die Lade der emeritirten Geist lichen verbessert. 1874 gab es 186 pensionirte Geistliche mit einem durchschnittlichen Ruhegehalt von 2390 Mark, 1879 dagegen 215 mit durchschnittlich 2532 Mark. Der Zuschuß, welchen der Staat hierzu leistete, betrug 1874 329,254 Mark, dagegen 1879 405,596 Mark. Ende 1880 gab es 185 emerittrte Geistliche und 550 eme- ritirte Lehrer. Wenn nnn auf 6 im Amte stehende Geistliche 1 cmeritirter kommt, dagegen auf 11 active Lehrer erst 1 emeritirter, so ist wohl zu beachten, daß eine außerordentlich große Anzahl von Lehrern vom 20. bis 25 Jahre bereits im Amte ist, zumal nach der neuen Organisation des Schulwesens, während die Geistlichen nur selten früher, als mit 27 Jahren zur Anstellung gelangen. Hierdurch wird das scheinbar für die Lehrer außerordentlich ungünstige Ver- hältniß wesentlich gemildert. — Dresden. Dem Landtag ist, wie bereits gemeldet, ein Dekret zugegange», betreffend den Ankauf der Chemuitz-Würschnitzer Eisenbahn und der Sächsisch - Thüringischen Osttvestbahn Zwickau- Weida. Der Kaufpreis für die erstere Linie beträgt 2,400,000 M. Rente und sind jährlich inSgesammt 88,406 M. Ueberschuß vom Be trieb der Bahn erforderlich, um das aufgewendete Capital zu ver zinsen. Da die Betriebsüberschüsse der Jahre 1879 und 1880 sich aus 94,437 M. bez. 141,951 M. stellten und die Rentabilität der Bahn sich eher steigern als mindern wird, w erscheint der Ankauf nur vortheilhaft und beantragt die Regierung von der Stände kammer Ermächtigung zum Kaufabschluß. — Für die Sächsisch- Thüringsche Ostwestbahn Zwickau - Weida, deren Anlagekapital 10,500,000 Al. beträgt, stellt sich der Kaufpreis auf 2,775,000 Al. in baarem Gelbe, somit auf 26,^ Prozent des emittirten Anlage- capitals. Die Regierung fordert von den Ständen Ermächtigung, auch diese Bahn anzukaufen, und sollen die Erwerbung beider Bahnen erforderlichen Mittel dem bei der Staatseisenbahn-Ver waltung bestehenden Erneuerungsfond entnommen werden. — Dresden, 19. Decbr. Den ihn seit Jahren unsäglich quälenden körperlichen Leiden (Wassersucht und Asthma) machte gestern in den Abendstunden ein verdienter Offizier in der Sächsischen Armee, Generallicutenant v. d. A. Excellenz von Apel auf militärische Weise ein Ende. Der Verewigte versah trotz seiner Pensionirung noch den Posten eines Inspekteurs der Remonte-Pferde des Sächsischen Armee korps. Er war in seiner Jugend einer der schneidigsten Reiteroffiziere und bis an sein Ende als Mensch allseitig hochverehrt. Er erreichte ein Alter von 75 Jahren. Mit ihm erlosch der Mannesstamm des sächsischen Adelsgeschlechts voir Apel. Allster seiner prächtigen Villa auf der Königsbrückerstraste hinterläßt er zwei große Rittergüter. — Leipzig. In welchem Umfange die Auswanderungslust in allen Kreisen der Bevölkerung verbreitet ist, davon liefert nachstehen der Vorfall einen bemerkenswerthen Beleg. In der Freitagsnummer des Leipziger Tageblattes befand sich ein Inserat des Inhalts: „Nach Amerika wird ein junger Mann als Reisebegleiter gesucht. Zu melden heute Abend 7—9 Uhr im Restaurant Krenzstraße 14". — Bereits im Laufe des Vormittags erschienen einige Reflektanten, um sich bei den, der Angelegenheit völlig fern stehenden Restaura teur des Näheren zu erkundigen. Nachdem auch während der Nach- Mittagsstunden noch mehrere ihre Person in Vorschlag gebracht, füllte sich in der Zeit von 7—8 Uhr das Nestaurationslocal noch viel mehr mit Ausmanderungslustigen. Zweiundvierzig Mann heischten nähere Auskunft, mußten jedoch die Erfahrung machen, daß sich je denfalls ein Unberufener einen schlechten Witz gemacht. Außer diesen mündlichen Offerten gingen dem geplagten Restaurateur auch mehrere Postkarten, Briefe, sowie ein Telegramm eines Torgauer Kaufmanns zu, welcher sich umgehende briefliche Nachricht erbat. — Einen Er satz für die durchlebte unbehagliche Lage wird der Restaurations- Inhaber wohl darin finden, daß der Bierverbrauch des Abends den anderer Abende wesentlich übertraf. — Freiberg. Der vor einigen Tagen gemachte Vorschlag, in den Schulen Hebungen zur schleunigsten Entleerung der Klassenzim mer und Gebäude einzuführeu, ist bereits in hiesiger Realschule ver- wiiklickt worden. Auf anerkennungswerthe Veranlassung pes Direc- lvrs Professors Pachaly wurde die Uebung am Donnerstag vorge nommen und führte zu den erfreulichsten Ergebnist, daß genan binnen einer Minute das Schulgebäude schülerleer mar. — Zschopau, 19. Decbr. Vorgestern Nachmittag ist es hier gelungen, eine rassinirte Diebesgesellfchaft festzunehmen. Vor unge fähr vier Wochen kamen ein Herr und drei Damen, mit mehreren Reisekoffern versehen, hier au und besuchten die drei größten hiesigen Manufacturwaaren-Engrosgeschäfte, an einem Tage sogar zn wieder holten Malen und machten daselbst auch Einkäufe. Bald darauf ge wahrte einer der Kaufleute, daß ihm eine ansehnliche Quantität seidener Tücher entwendet worden und lenkte sich sein Verdacht sogleich auf diese Gesellschaft. Nachdem letztere nun am vorigen Freitag abermals hier angekommen war, in zwei Geschäften Ein käufe gemacht und die gekauften Waaren in ihren Koffern unterge- bracht hatte, besuchten die drei Damen — der männliche Begleiter war im Gasthofe bei den Koffern zurückgeblieben — auch das dritte Geschäft, dessen Inhaber, wie erwähnt, kurz «ach dem erstmaligen Hiersein der Personen bereits Verdacht geschöpft und deshalb jetzt, sobald er von der Amveseuheit derselben Keuntniß erlangt, die Polizei benachrichtigt hatte. Als die Damen auch hier ihre Geschäfte abgewickelt und sich entfernen wollten, wurden sie ersucht, sich einer Durchsuchung zu unterwerfen und ließen sie, als sie sich entdeckt sahen, die bereits in ihren Mänteln und Tüchern verborgenen Waaren fallen. Die in Bereitschaft stehende Polizei nahm die Damen, sowie den im Gasthause ihrer harrenden Herrn nebst Koffer in Beschlag und fanden sie in letzteren neben den geringen in den