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Der Tag war vergangen und ein neuer Morgen brach an. Nach einer vor Sehnsucht und Ungeduld fast schlaflos verbrachten Nacht erhob sich unser Held, diesmal als Erster. Er kümmerte sich jedoch nicht um seinen Stubengenossen, der noch ruhig schlummerte, entzündete vielmehr den Spiritus unter der Kaffeemaschine, zündete sich eine Cigarre an und warf sich auf das Sopha, den bläulichen Ringeln seines Glimmstengels gedankenvoll nachstarrend. „Heute muß es sich entscheiden," murmelte er nach einer Weile, „heute oder nie, mag es kommen wie es kommen will. Ach! Ich hätte doch nie gedacht, daß es so schwer wäre, das entscheidende Wort zu sprechen und dennoch es muß ja sein! Habe ich erst meinem Röschen gesagt, was ich auf dem Herzen habe und von ihr das be- glückende Geständniß ihrer Gegenliebe vernommen, dann werde ich auch ruhiger werden und ihres Vaters Trotz werden wir vereint gewiß besiegen. — Gott, wäre es nur erst so weit," seufzste er dann in dem zärtlichen Tone, „könnte ich sie doch erst an dieses Herz drücken, das nur für sie schlägt." „Knurr" tönte es da laut durch den Naum. „Knurr — knurr — „Was?" meinte Niefi sich aufrichtend. „Knurr — knurr" ertönte es da wieder und ein behagliches Stöhnen folgte den wenig melodischen Tönen. „Ach, so, Gröhlmeyer war das," reflektirte Niese. Der Kerl schnarcht wirklich wie eine Ohrenle. — Da, er fängt schon wieder an. — Alle Hagel, das war ein kräftiger Schnarcher! Mich wundert nur, daß er sich dadurch nicht selber munter macht. — Hahaha! Das geht immer in derselben Tonart fort," lachte er dann still vor sich hin. „Aha, jetzt hat er einen recht alten dicken Ast vor — wahrhaftig, wie in der Sägemühle! — Aber Bombenelement!" fluchte er dann aufspringend. Das soll auf die Dauer Dieser und Jener aushalten. „Meyer! Gröhlmeyer! höre auf in Teufelsnamen!" „Nanu, was ist denn los?" fragte jener, sich verwundernd im Bette aufricktend und die Aagen reibend. „Was ist denn los?" „Der Teufel ist los!" lachte Niese in das gräulich verschlafene Gesicht Meyers blickend. „So, na das ist ein Glück! Es wird auf der Erde jetzt infam langweilig, da kommt hoffentlich wieder ein bischen Leben in die Gesellschaft!" Dabei strampelte Meyer mit beiden Beinen das Deck bett herunter, zog diese dann mit plötzlichem Nnck bis an die Brust und schnellte im Augenblick darauf gewandt wie ein Aal aus dem Bette bis dicht vor seinem lachenden Collegen. „Na, habe ich es nicht immer gesagt, daß du deinen Beruf verfehlt hast, Gröhlmeyer? Das war ja ein Sprung des besten Clowns würdig. Menschenkind gehe in den Cirkus ehe es zu spät ist, Renz nimmt dich ohne Frage." „Hat sich was mit Renz," brummte Meyer, „als Sänger muß man jetzt auch ein halber Gymnastiker sein, dafür sorgt schon Herr Richard Wagner. Es soll wich gar nicht mehr wundern, wenn wir in seiner demnächstigen Oper auf dem Kopfe stehen, mit den Füßen strampeln, und dabei unser schönstes „Wagala weia, wallala weia" hören lassen müssen. Aber nun genug des Unsinns, wollen mal sehen was du für einen Trank gebraut hast." Damit goß er sich eine Tasse Kaffee ein und nahm neben Riese Platz. „Hm — nicht übel," meinte er dann, den duftigen Trank schlürfend, „gar nicht übel! Aber sage einmal, alter Sohn, du hast wohl schlecht geschlafen? So früh bist du doch Zeit deines Lebens noch nicht aufgestanden." „Weißt du, Gröhlmeyer, mir ist eigentlich miserabel zu Muthe, denn wenn ich an mein Vorhaben denke, so befällt mich doch eine unnennbare Angst." „Nun, ich würde mir das Heirathen an deiner Stelle auch noch einmal überlegen, denn die Weiber — „Was hast du denn aber in aller Welt nur an dem Mädchen auszusetzen?" „An dem Mädchen? Gar nichts! Nur an den Frauen. Nah, sieh nur nicht so erstaunt drein, Romeo, es ist so, wie ich dir sage." „Dann muß ich dir allerdings erklären, daß du für mich in Näthseln sprichst, denn da aus Mädchen Frauen werden, so — „Ja, so mache ich eben diesen Unterschied," siel Meyer ein. „Blieben die Mädchen in der Ehe wie sie sind ü la dondour, so ließe ich mir das gefallen, als Mädchen sind sie sauber, nett, schelmisch, reizend, aufmerksam, liebenswürdig und Gott weiß was noch, natürlich aber alles nur, um irgend ein Männerherz zu bestricken. Sind sie aber erst Frau — au! da wird in neunundneunzig Fällen von Hundert aus dem zierlichen Schmetterling ein saumseliges Weib, die das Haus und den Mann vernachlässigt, mit den Dienstboten keift iind Niemand in ihrem Kaffeekränzchen ungeschoren läßt. Hat sie Kinder, so kommt zu dem allen noch eine sehr ernste Amtsmiene mit strengem Blick. Wie ihren Kindern, sucht sie Jedermann zu be fehlen und stets muß sie das letzte Wort haben. Hat sie aber keine Kinder, so bekommt sie Launen, quält sich und alle ihre Mitmenschen auf die rafsinirteste Weise der Welt, vergält ihrem Manne, der für sie arbeitet, jede Stunde, jedes Vergnügen, jede — „Ich bitte dich um alle Heiligen der Welt, höre auf," fiel unser Held dem immer erregter Sprechenden ins Wort. „Du malst grau in grau!" „So, meinst du? Nein wahr male ich nur, — wahr, alter Freund!" und Meyer lief mit großen Schritten auf und ab. „Du wirst es nur zu bald erkennen, daß Shakespeare Recht hat, wenn er im Othello sagt: „Geht, geht, ihr seid Gemälde außerm Haus, Im Zimmer Glocken, in der Küche Katzen, Im Laster Heilige, im Zürnen Teufel, Komödiantinnen in eurem Haushalt—" „Meyer! Meyer!" „Ach was! Meyere so viel du willst, es sind Shakespear'sche Worte, welche ich hier recilire und gegen diesen großen Menschen kenner darf , sich Niemand auch nur mit einem Wort des Zweifels versündigen." „Aber ich begreife nicht —" „Du begreifst nicht? Soll ich dir noch mehr Aussprüche großer Männer über das entartete Geschlecht sagen? Ha? Nicht Dutzend weise, nein Hundertweise könnte ich sie dir anführen. Höre nur, was Lessing sagt," fuhr er immer erregter werdend fort: „Ein einzig böses Weib lebt höchstens m der Welt: Nur schlimm, daß jeder seines für dieses einz'ge hält." (Fortsetzung folgt.) Juwelier, Hold- und Sillierarlmter, Rr. 3. am Markt Nr. 3. hält sich zum bevorstehenden Weihnachtsfeste mit i viioli8t«r ^N8«»I»I seiner Artikel, worunter «ll« i»v««8t«n SIu8t«L in vIvA»i»t«8t«ii 8t«nü«n, unter Zusicherung reellster Bedienung angelegentlichst empfohlen. durÜi. DhrmuM, I Mnrktgntzchen, I neben 1LL» Restaurant, empfiehlt zum bevorstehenden Weihnachtsfest X«ul»vitvii in sollst- . und zur gefäüigen Beachtung. Kcklckl! Nachstehende Kalender sind, zu billigsten Preisen in der Expedition d. Bl. zu haben: Sächsischer Volks-Kalender, Ameisen-Kalcnder, Vaterländischer Kalender, große und kleine Ansgabe, Mustrirter Aamilien-Kalender, Dietrich's illustr. Volks-Kalender, Doctor Eisenbart-Kalender, Jllnstrirter Hausfrennd-Kalender, Lahrer Hinkende Bote, Schönburgischer Hans-Kalender, ! Zwickauer Geschichts-, Anekdoten- nnd Geselligkeits-Kalender, Abreitz-Kalender. MväsrvvrLLllfsr vrdLltva dodsa NadaM Nächsten Sonnabend verkauft Schweinefleisch Christian Roscher.