Volltext Seite (XML)
Gewaltsmaßregeln gelöst, so werden Bright und Chamberlain, -sowie deren Anhänger, ihre Stellen niederlegen, im andern Falle würden eine Anzahl „whigistischer" Mitglieder aus einem Cabinet ausscheiden »Nüssen, dessen Politik, ihrer Meinung nach, zum Schaden des Landes ausschlägt. In jedem Falle würde dann das Parlament zu ent scheiden haben, weffen Politik es unterstützen will; würde der Zwie spalt aber auch in die liberale Partei des Parlaments getragen, so könnte eine einzige Abstimmung dem Cabinet Gladstone verhängniß voll werden. Schweiz. Als ein merkwürdiges Zeichen der Zeit ist es auf zufasten, daß der socialistische schweizerische Arbeiterbund sich aufge löst hat, weil er nicht weiter mehr bestehen konnte. Ruhland. Als interessanten Beitrag zu den Arbeiten der in Petersburg tagenden Preßkommission veröffentlicht die „Molwa" aus dem Schatzkästlein der Redaktions-Memoiren eine Reihe von Ordon nanzen, wie sie seit 1878 den dortigen Journalen zugekommen sind. So wurde am 31. October 1878 das Verbot erlassen, „irgend etwas gegen das Dreikaiserbündniß, insbesondere aber gegen Oesterreich zu schreiben." Am 17. August 1879 forderte ein Communiqu« die Zeit ungen auf, bei Besprechung der Regierungen der auswärtigen Staaten und ihrer Staatsmänner „nicht die Grenzen maßvoller Beurtheilung zu überschreiten." Gleichzeitig wurden sechs Journale verwarnt. Am 18. Januar d. I. wurde wieder eine Preßordonnanz erlassen, deren dritter Punkt die Veröffentlichung von Artikeln, die gegen Deutschland und Oesterreich gerichtet sind, untersagte, mit der Moti- virung, daß „solche Publikationen gegenwärtig zu ernsten politischen Verwicklungen führen könnten." Am 6. Februar 1880 erging wieder eine geheime Ordre an die Redakteure, in keinem Falle gegen Deutsch land und Oesterreich gerichtete Artikel zu bringen, mit der vielsagen den Begründung, „da die Regierung überzeugt sei, daß von Seite Deutschlands keine Gefahr drohe." Seit jener Zeit scheint keine hierauf bezügliche Ordonnanz mehr erfolgt zu sein, und die russische Presse springt namentlich seit den Delegations-Erklärungen des Baron Haymerle wieder mit Oesterreich, manchmal aber auch mit Deutsch land sehr unglimpflich uni. Griechenland. Aus Athen wird berichtet, daß die Vertreter der auswärtigen Mächte mm der Reise des Königs zur Armee ab- riethen. — In Negierungskreisen wird versichert, bis Ende December seien 80,000 Mann Truppen vollzählig. Demnächst wird eine Procla- mation erlassen, behufs patriotischer Geschenke. Der Kriegsminister hat zahlreiche Officiers-Ernennungen vorbereitet. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 24. November. Bei der am gestrigen Tage stattge fundenen engeren Stadtcassirerwahl wurde von den 40 Bewerbern Herr Carl Richard Brunner in Stollberg zum Stadtcassirer für die hiesige Stadt gewählt. — Es kommt zuweilen vor, daß Briefträger aus Versehen Briefe an unrichtige Adressen abliefern, die dannvon dem Empfänger, ohne daß dieselben die Adressen prüfen, geöffnet werden. Unlängst, schreibt die Greizer Zeitung, wurde ein Kaufmann in einer Nachbarstadt, der den an einen anderen Kaufmann gerichteten Brief geöffnet und darauf den Adressaten zugestellt hatte, vom zuständigen Schöffenge richte zu 50 Mark Strafe verurtheilt. Voraussichtlich wird gegen dies Urtheil Berufung eingelegt werden, denn die Entscheidung der Frage ist von großer principieller Tragweite. Im Allgemeinen ist die Absicht, ein Unrecht zu begehen, nicht anzunehmen; sollten aber die weiteren Instanzen das Urtheil bestätigen, so werden Viele, die aus Versehen einen solchen Brief geöffnet, ihn nicht mehr dem rich tigen Adressaten zustellen, sondern vernichten, um sich vor Strafe zu schützen. — Die soeben beendete 5. Klaffe der königl. sächs. 98. Landes lotterie hat, wie noch nie zu vor, Berlin mit Gewinnen überschüttet und die dorthin gekommenen Summen erreichen nach oberflächlicher Schätzung Hunderttausend von Mark. Sogar der bis zuletzt im Glücksrad verbliebene Hauptgewinn von 30,000 Mark ist auf 30099 am Donnerstag nach Berlin gefallen. Es partizipiren daran nur arme Leute, so eine Wittwe, zwei Dienstmädchen, ein Kellner, zwei Tischlergesellen. Annaberg. Vor einigen Tagen fiel das 2 Jahr 1 Monat alte Söhnchen des Brauers Schippan auf „Himmlisch Heer" in der dortigen Brauerei in den sogenannteu Krant. An den erhaltenen Verletzungen und durch hinzugetretene Krämpfe ist dasselbe alsbald seinen Leiden erlegen. Schneeberg, 21. Novbr. Von der Fürsorge, welche die hohe Staatsregierung alle Zeit auch unserem Erzgebirge angedeihen läßt, haben wir wieder einen neuen Beweis erhalten. Anfang nächsten Jahres soll nämlich in hiesiger Stadt eine königl. allgemeine Ge- werbzeichenschule errichtet werden, die es sich zur Aufgabe macht, erwachsene Knaben und Mädchen im Freihand« und Linea^eichnen auszubilden, eventuell diesen Gelegenheit zu geben, auch das Spitzen« musterstechen zu erlernen. Der Unterricht wird Anfangs in wöchentlich 4, resp. 5 Lehrstunden ertheilt werden, und um den Besuch der Anstalt auch weniger Bemittelten zu ermöglichen, will man die Aufnahme« > gebühr auf 1 Mark, das jährliche Schulgeld aber anf 4, resp. 5 Mark festsetzen. In Plauen i. V. verschluckte vor einigen Tagen ein 2 Jahre altes Kind eine Nadel. Zur Freude der Eltern ist diese Stadel jedoch wieder zum Vorschein gekommen. Um ihr Kind von dem gefährlichen Gegenstände zu befreien, haben die Eltern demselben auf Anrathen viel Leberwurst zu essen gegeben. Dasselbe Mittel ist bereits vor mehreren Jahren ebenfalls m Plauen an einem Knaben, der auch eine Nadel verschluckt hatte, mit Erfolg angewendet worden. Auerbach. Vor einigen Tagen brach in dem Wohnhaus des Webers Badstübner im Dorftheil Hohosen bei Ellefeld Feuer aus und legte dasselbe in kurzer Zeit in Asche. Drei sehr arme Familien sind dadurch ihrer sehr geringen Habe noch zum größten Theile be raubt und obdachlos geworden. Einige Kinder eines Insassen waren dabei in Lebensgefahr und konnten nur noch mit großer Anstreng ung aus dem Erkerfenster halb nackt gerettet werden. Adorf, 22. November. Gestern Abend brach in der Scheune des Getreidehändlers Schiller in Unterwürschnitz Feuer aus und legte in kurzer Zeit die Wirthschaftsgebäude in Asche. Wegen des heftigen Sturmes lag die Gefahr der Weiterverbreitung des Brandes sehr nahe; doch ist es den Bemühungen der Löschmannschaft gelungen, das Element auf den Ort der Entstehung zu beschränken. Wahr scheinlich liegt Brandstiftung zu Grunde. Wolkenstein, 22. Novbr. Gestern wurde der in dem Zschopau fluß aufgefundene Leichnam des 31 Jahre alten Fabrikarbeiters Reichert ausgehoben. Reichert soll am Sonnabend Abend in etwas angetrunkenem Zustande von dem hart an der Zschopau hinführenden, mit Barriere noch nicht versehenen Fußweg abgerutscht und in das Wasser gefallen sein. Potschappel, 19. Novbr. (Glückauf.) Vorgestern Nachmittag erkrankte plötzlich die Ehefrau des Ziegelarbeiters Noack in Deuben in der Wohnung ihrer Eltern, wobei ein heftiges Erbrechen grüner Massen eingetreten war. Der sofort herzugezogene Hr. vr. Gnoll in Hainsberg constatirte eine Vergiftung. Die junge Frau gab hierauf an, daß sie nach dem Genüsse des Morgenkaffees, welcher ihr eigenthümlich geschmeckt, bereits Unwohlsein verspürt und sich deshalb zu ihren Aeltern begeben habe. Sie verdächtigte ihren Ehe mann, ihr das Gift in den Kaffee gethan zu haben, und wurde Letz terer hierauf auch nach erfolgter Anzeige vom Gendarmen Kreißig arretirt. An der Schuld des Mannes wird aber allgemein gezwei felt und nimmt man vielmehr an, daß die Frau das Gift selbst ge nommen hat, mn ihren Mann, mit welchem sie fortwährend in häus lichem Unfrieden lebt, eines Verbrechens zu beschuldigen. Es sind nun nach dieser Richtung hin von der Gendarmerie die eingehendsten Recherchen angestellt morden, welche aber bis jetzt noch nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen sind. Borna. In Lobstädt ist dieser Tage ein interessanter Fund gemacht worden. Der Sohn des Gutsbesitzers Jahr fand beim Ackern auf einem Felde eigentümliche Scherben und als er in Folge dessen dort nachgrub, eine sehr wohl erhaltene Urne, welche außer Erde und Knochenresten eine sehr oxydirte Nadel enthielt. Diese Urne ist insofern interessant, als sich an ihr verschiedene kreisförmige Verzierungen und im unteren Theil drei kegelförmige Ansätze be finden (ein vierter scheint abgebrochen zu sein). Weiter wurde eine kleinere zerbrochene Urne mit dreieckigen Verzierungen und ein Bruch stück einer anderen mit einem Henkel gefunden. Bei der Besichtigung an Ort und Stelle fand man noch andere Urnenbruchstücke, welche nach der Stärke der Theile nnd deren Wölbung einer ganz großen von vielleicht 0,50 Meter Höhe angehören mögen. Zu dieser kann auch der mitgefundene wohlerhaltene, sehr massive Urnendeckel ge hören, welcher oben drei rundliche Eindrücke aufweist. Der Fund gehört in Folge der Verzierungen wohl der späteren Sorbenzeit an. In Connewitz bei Leipzig kam dieser Tage in eine dortige Restauration ein junger Mann und begehrte einen Nurn, welchen er mit einem Zehnmarkstück aus Pappe bezahlte. Zur Rede gestellt, gab der Fremde an, er sei von einem Anderen, der draußen warte, in die Restauration geschickt worden, um das Goldstück zu wechseln, als man den vor der Thür wirklich wartenden „Anderen" zur Rede stellte, erklärte dieser, er habe das fragliche Goldstück von seinem Prinzipal erhalten. Bevor man aber noch weitere Erörterungen mit den beiden Burschen anstellen konnte, waren dieselben ver schwunden. In Cunnersdorf bei Glashütte ist am 19. d. M. der an» 18. Mai 1856 in Börnichen bei Lauenstein geborene Dienstknecht Ernst Eduard Mühle im dasigen Communteiche ertränkt aufgesunden morden. Derselbe wurde schon seit dem 15. d. M. vermißt und hat zweifellos schon zur letztgedachten Zeit infolge von Schwermuth den freiwilligen Tod gesucht. Löbau. Durch das Loslösen der Schalung und Zusammen stürzen der Mauerung beim Brunnenbau des Ernst Mosig'schcn Bauerngutes in Ebersdorf stürzte am 20. November der Brunnen bauer Heinrich Müller von dort 27 Ellen tief hinab nnd ist noch nicht zu Tage gebracht worden. Eiseuberg i. Altenburg. An« 19. November hatte einer der Branburschen in der hiesigen Brauerei das Unglück, in den mit