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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr!»n»m«r»näo. Anzeiger Inserate werden biS spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz «nd Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. ISS. Donnerstag, den 25. November 188V. 5. Jahrg. Bekanntmachung, die neue Budenordnung der hiesigen Jahrmärkte betreffend. Nachdem verschiedene Aenderungen in der zeitherigen Aufstellung der Buden und Verkaufsstände auf dem Marktplatze, Straßen und sonstigen Plätzen hiesiger Stadt haben vorgenommen werden müssen, welche mit dem Frühjahrsmarkte L88L ins Leben treten sollen, so bringen wir Solches schon jetzt init dem Bemerken hierdurch zur Kenntniß des betheiligten Publikums, daß die neue Buden ordnung von jetzt ab an hiesiger Rathsstelle, nächsten Freitag aber während des Jahrmarktes im Local der Stättegeldzahluna zur Ein- sichtsnahme ausliegt. Gleichzeitig wird bekannt gemacht, daß das Lösen von Buden und Standplätzen auf die Dauer der nächsten 5 Jahre im Interesse der betheiligten Marktfieranten von jetzt ab gestattet ist. Zwönitz, am 22. November 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung. Nach Anzeige des Commandos der hiesigen freiwilligen Feuerwehr wird in den nächsten 14 Tagen eine Feuerwehr-Uebung abge halten, welche zu unbestimmten Tag und Stunde nach Alarmsignal erfolgen soll. Es wird hierdurch mit dem Bemerken darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn innerhalb der vorerwähnten Zeit Alarmsignal er folgt, gleichzeitig auch mit der Rathhausglocke gestürmt wird, Feuer in der Stadt ausgebrochen ist, wenn jedoch das Alarmsignal allein erfolgt, dies nur der angeordneten Hebung gilt. Zwönitz, am 22. November 1880. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Judendebatte, welche zwei volle Tage im preußischen Abgeordnetenhause in Anspruch nahm, hat ihren Abschluß gefunden. Bei dieser Gelegenheit ist eine eigenthümliche Erscheinung zu Tage getreten, wie sie wohl selten im parlamentarischen Leben sonst vorkommt. So weit die Gegner in dieser Frage auch aus einanderstehen, alle sind sie von der Antwort der Regierung auf die Interpellation zu Gunsten der Juden znfriedengestellt. Keiner hat für die Regierung ein Wort des Vorwurfs, und das Einzige, was gegen dieselbe vorgebracht wurde, war, daß Virchow sagte, die Ant wort sei „kühl", worauf Windhorst erklärte, er habe dieselbe für „warm" gehalten. Die ganze Verhandlung kann man wohl als „unfruchtbar" bezeichnen, da sie die Judenfrage nicht beseitigt hat, doch hat sie eines zu Wege gebracht, nämlich die Annäherung des Centruins an die conservative Partei. — Die Nachricht, daß die preußische Staatsregierung geneigt sei, das vor 33 Jahren erneuerte gesetzliche Verbot des Spielens in auswärtigen Lotterien aufznheben, bestätigt sich, wie man hört, nicht, und die vor Kurzem erfolgten Be gnadigungen hamburgischer Lotterie-Einnehmer, welche in Preußen ihre Loose abzusetzen suchten, läßt an sich einen solchen Schluß auch nicht zu. Bei Berathung des Lotterie-Etats im Hause der Abge ordneten soll der Gegenstand zur Sprache gebracht werden. Berlin, 23. November. In Folge einer leichten Erkältung hütet der Kaiser das Zimmer, nahm aber heute Vormittag die regel mäßigen Vorträge entgegen und empfing den bisherigen Stadt kommandanten. — Der „Reichs.Anzeiger" meldet über das Befinden des Kaisers amtlich: Der Kaiser leide seit einigen Tagen cm einem leichten Erkältungszustand und Kehlkopfcatarrh und sei daher ge- nöthigt, das Zimmer zu hüten. Oesterreich-Ungarn. Im Ministerium des Aeußeren zu Wien hat die österreichisch-ungarische Zollconferenz unter dem Vor sitze des Grafen Wolkenstein eingehende Berathungen bezüglich der mit Deutschland eventuell wieder auszunehmenden Vertragsverhand lungen gepflogen und mehrere Deutschland gegenüber zu bindende Zollsätze durchberathen. Die Wiener „Presse" meldet nun, die Con- ferenz sei resultatlos abgebrochen morden, und es sollen die Ver handlungen zwischen der österreichischen und der ungarischen Regierung wegen Feststellung der Basis für die Vertraasverhandlungen mit Deutschland jetzt auf schriftlichem Wege fortgesetzt werden. — Die österreichisch-ungarische Negierung hat mit der Pforte und mit dem ökumenischen Patriarchat in Constantinopel Verhandlungen angeknüpft, nm die Stellung der griechisch-orthodoxen Kirche in Bosnien und der Herzegowina zu regeln. Das Wiener Cabinet wünscht eine den neuen politischen Verhältnissen entsprechende vollständige Loslösung der orthodoxen Kirche in den Okkupationsländern von den Patriarchat in Constantinopel und deren Constituirung unter einem vollständig unabhängigen Patriarchen. Frankreich. Herrn von Freycinet hat der Feldzug Frank reichs gegen die katholischen Orden seine Stellung als Minister ge kostet. Er hat jetzt über die betreffenden Vorgänge eine Rede gehalten, in der man ihm alles auf sein Wort glauben kann, um so lieber, als nichts Ueberraschenderes darin vorkommt. Nach seiner Aussage wollte er aus Achtung vor dem Konkordat den Papst darum angehen und ihn dazu bewegen, daß er den geistlichen Genoffenschaften aufgeben möchte, sich den französischen Staatsgeietzen und den An forderungen der Regierung zu unterwerfen. Auf Geheiß des Papstes überreichten denn auch die Genossenschaften eine Erklärung, welche nur nicht ganz genügend von dem Ministerpräsidenten befunden wurde; doch hoffte er, nach einiger Zeit eine zweite und bessere zu erlangen, indem er im Vatikan die versöhnlichsten Stimmungen wahr zunehmen glaubte. Er wurde leider von anderer Seite gestört. — Gestürzt wurde Freycinet — wie er jetzt selbst angedeutet hat, in dem er den Umschlag auf den Tag von Montauban verlegte — durch Gambetta. Er wurde nicht wegen einer bestnnmten Frage der gegen wärtigen auswärtigen Politik gestürzt, wohl aber darum, weil er überhaupt und als beständige Richtschnur Friedlichkeit und Maßhalten empfahl. Das konnte Herr Gambetta nicht hören, ein Gewaltmensch, der kein Recht und keine Ordnung achtet. England. Die Einheit des englischen Ministeriums ist noth dürftig wiederhergestellt, doch können die Londoner officiösen Organe nicht leugnen, daß die Situation noch immer eine precäre ist. Die radicalen Mitglieder haben durch die Drohung, ihre Aemter nieder zulegen, die „whigistischen" zum Nachgeben gezwungen. Ein solcher Zustand ist aber auf die Dauer unhaltbar; in Irland nehmen die Unruhen und die damit verbundenen agrarischen Verbrechen zu, und sehr bald wird abermals die Frage von Zwangsmaßregeln, speciell die Aufhebung der Üsbeas-Oorpus-Acte als dringend der Lösung bedürftig auftauchen. Wird sie dann im Sinne der Anhänger von