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nach der Bastei gesprochen nnd Bastei, welche, Kostales und Sächsisches. Dresden, 21. Novbr. Ueber die Drahtseilbahn schreibt inan der „Dr. Z." Folgendes: „Jin Ernst beiin Licht betrachtet, ist die Drahtseilbahn ans die begangenen wirklichen und vermeintlichen Sünden. Zur Erledigung dieser Interpellation wären wenigstens einige Wochen erforderlich, weß halb es heißt, daß das Ministerium sie erst bei der Budgetberathung zulassen .werde. Die Krisis würde jedoch, wenn die Kammer sie ernstlich will, durch diesen Aufschub nicht beseitigt. Es ist nicht un möglich, daß das Ministerium unverzüglich die Kabinetsfrage stellt und dadurch seinen Gegnern zuvorkommt. Spanien. Die aus Frankreich vertriebenen und nach Spanien gegangenen Mönche sind bei ihrer Landung in Barcelona und Alicante großen Unannehmlichkeiten ausgesetzt gewesen. In Barcelona ging das aufgeregte Volk sogar zu Tätlichkeiten über und zwang die Mönche, innerhalb der Kathedrale Schutz zu suchen. Von dort begaben sie sich in aller Stille zum Quai und schifften sich in dem selben Dampfer wieder ein, auf dem sie gekommen waren. Die Negierung hat Anstalten getroffen, um die Mönche zu schützen. Rußland. Die officiöse „Agence russe" bringt einen beun ruhigenden Artikel über die Verhandlungen Rußlands mit China. Sie schreibt: „Wenn auch die Lage der chinesischen Unterhändler durch die weite Entfernung von ihrem Heimathlande und durch die Einholung von Instructionen bei ihrer Regierung erschwert werde, so würden doch die Verhandlungen mit dem beiderseitigen Wunsche auf eine friedliche Verständigung fortgesetzt. Für die militärischen Vorbereitungen, zu denen Rußland durch China genöthigt morden sei, könne man den chinesischen Gesandten Tseng in keiner Weise verantwortlich machen." Türkei. Der Sultan hat am Montag einen Adjutanten zum deutschen Botschafter, Graf Hatzfeld gesandt, um ihm die formelle Versicherung, betreffend die demnächst statlfindende Uebergabe von Dulcigno zu erneuern. Das „Neuter'sche Bureau" meldet aus Kon stantinopel vom Dienstag: Derwisch Pascha zeigte telegraphisch an, die Umzingelung von Dulcigno sei vollendet, keinem 'Bewaffneten sei ferner mehr gestattet, in die Stadt Dulcigno einzutreten, er werde Jeden, der den Eintritt in die Stadt erzwingen wolle, erschießen lassen. Es soll, wie in diplomatischen Kreisen Konstantinopels ver- laute, gegründete Aussicht vorhanden sein, daß die Dulcigno-Affaire noch in diesem Monat ihre entgültige Erledigung finde. Graf Hatz feld wird dann sofort dem Sultan sein Abberufungsschreiben über reichen. iin Vertrauen gesagt, alle Aussicht hat, concessionirt zu werden, gar kein Berliner Project, wie man von gewisser Seite das Publikum hat glauben machen wollen. Sie soll auch kein Actien-Unternehmen werden, sondern wird von einen« der angesehensten Industriellen Schlesiens, Herrn Westfahl, welcher bei Cottbus Gruben und Berg werke besitzt, auf eigne Gefahr unternommen, init Hilfe des Ingenieur Thumann, der im Auftrag der Neichsregierung schon bedeutende Festungsarbeiten ausgeführt hat, gebaut und aus eigenes Risico in Betrieb gesetzt werden. Von einem sachverständige» und um unsere sächsische Schweiz nach jeder Seite hin sehr verdienten Mann, welcher erst gestern an Ort und Stelle war, erfahren wir, daß eine Beein trächtigung des beschaulichen Naturgenusses und der idyllischen Reize des Ortes in keiner Weise zu fürchten, indem auch der scrupolöseste Aussichtsfanatiker von den Schienen selbst mit bewaffnetem Auge wenig entdecken dürfte, was ihn stören könnte, indem ferner nur ein paar alte Föhren der Axt zum Opfer fallen und selbst die gefürch teten Nauchbelästigungen nicht eintreten, da mit Coaks geheizt werden soll. Eine materielle Schädigung des Ortes Wehlen ist gar nicht zu besorgen, die Mehrzahl der Touristen wird dann erst recht aus land schaftlichen Gründen den Rückweg über diesen Ort nehmen und in Erwägung aller dieser Gründe pro die Stimmung der Bevölkerung in jener Gegend faktisch durchaus nicht als eine dem Unternehmen feindselige sich herausstellt, um nicht das Gegentheil zu sagen, so er scheint die Agitation contra in der That nur als eine künstlich ge machte. Vielleicht sind auch einige der Hauptgegner seit ihrem jüngsten Abenteuer mit Wilddieben, die ihnen neulich den Weg plötz lich dort herum versperrten, etwas milder gegen die Bergbahn in unsern Abrutzen gestimmt, bei welcher solche romantische Fährlich- keiten des Touristenlebens freilich in Wegfall kommen dürften." Leipzig, 18. November. Einem hiesigen Waldmanns ist eine verdrießliche Geschichte passirt. Es wurde nämlich ein starker Reh bock ausgekegelt und der Waidmann schloß mit einem Freunde den Vertrag, wenn er den Bock gewänne, denselben mit ihm zu theilen. Vielleicht in Anbetracht seiner Unfertigkeit im Kegelspielen, traf der Waidmann mit einem zweiten Bekannten dieselbe Verabredung. Nun wollte aber ein boshafter Zufall, daß der Waidmann wirklich den Bock erkegelte, und voll heimlichen Ingrimms mußte der Unglückliche mit ansehen, wie jeder seiner beiden Partizipienten kreuzfidel einen halben Bock in Empfang nahm, während er niit leeren Händen davon ging und auch noch tüchtig ausgelacht wurde. Zwickau. Wie von hier gemeldet wird, haben sicheren« Ver nehmen nach die landwnthschaftlichen Kreisvereine des Königreichs Welchen Einfluß wird der Ueberschuß der Geburten auf der einen und die zunehmende Auswanderung auf der anderen Seite ausgsttbt haben? Wird das männliche oder das weibliche Geschlecht, die Zahl der Verheiratheten oder Ledigen zugenommen haben? Welche Glie derung der Altersstufen und der Berufsstände wird sich ergeben? Alle diese Fragen sind von größter praktischer Wichtigkeit für alle Staats- und Gemeindebehörden, und es liege«« darin zugleich tiefe Probleme der Bevölkerungs- und Socialwissenschaft verborgen. Die Zählung vom 1. Decbr. 1880 wird zu ihrer Lösung neue Bausteine herbeischaffen und die Kenntniß der vaterländischen Zustände erweitern und vertiefen. Tagesgeschichte. Deutschland. Der neunte deutsche Handelstag wurde am Freitag in Berlin eröffnet. Staatsminister Bötticher begrüßte die Versammlung Namens der Reichsregierung. Derselbe hob den auf allen Gebieten des Handels und Verkehrs beginnende«« Aufschwung hervor und theilte mit, Se. Maj. der König habe eine Verordnung erlassen, betreffend die Bildung eines preußische«« Volkswirthschafts- rathes. Die Einrichtung desselben sei so gestaltet, daß sie zu jeder Zeit eine Erweiterung auf alle Bundesstaaten gestatte. Die deutschen Bundesregierungen hätten den Antrag auf Errichtung eines Volks- wirthschaftsraths aus rein äußerlichen Gründe«« vorläufig abgelehnt; die deutschen Regierungen wollten des Beiraths eines solche«« bei Behandlung gewerblicher Fragen in der nächsten Reichstagssession uicht entbehren, hielten aber die Zeit für Bildung eines Volkswirth- schastsrathes bis zum Zusammentritt des Reichstages für zu kurz. — Der wichtigste Gegenstand des Handelstages wird die Währungs frage betreffen. Die Constituirung der Eisenbahuräthe bildet einen weiteren Gegenstand der Tagesordnung, ferner die Tarisfragc und hie Weltausstellung in Berlin. Oesterreich-Ungarn. Die Zoll-Konferenz ist im Ministerium des Aeußern zusammengetreten, um bezüglich der mit Deutschland zu pflegenden Vertrags-Verhandlungen zu berathen und namentlich jene Tarifpostei« und deren Höhe festzustellen, welche die Monarchie Deutschlaird gegenüber zu binden bereit sein wird. — Die Regier ung und die Volksvertreter rüsten sich zur Wiedereröffnung des Par laments. In den Ministerien werden die vorbereiteten Vorlagen einer letzten Revision unterzogen und spricht man vornehmlich von dem fertiggestellten Entwürfe einer neuen Gewerbe-Ordnung, sowie von den Anträgen, welche der Unternchtsminister ausgearbeitet hat, um die Wünsche der Nationalen in Sache«« der Mittelschule«« mit de«« bestehenden thatsächlichen Verhältnissen in Einklang zu bringen. In den Kreisen der Abgeordnete«« herrscht die rührigste Bewegung. Noch beherrscht den deutsch-österreichische«« Parteitag die Diskussion, und schor« häufen sich aus Galizien, Böhmen und von Linz her die Nach pichten über die bevorstehende«« Demonstrationen der anderen Par teien. Während iin Lager der Czechen sich die eigentliche Bewegung auf die Koventikel der Alt- und Jung-Czechen beschränkt und diese lediglich die Neu-Organisation der Partei-Disciplin im Hause be zwecken, wird die Partei-Propaganda der Polen und Ruthenen auf breitester Unterlage betrieben. Hie Kaiser-Joseph-Feier, hie Aufstands- Jubiläum! Ji« Linz aber arrangiren die klerikalen Parteiführer ein Meeting, um das Volk über die Ziele ihrer Politik aufzuklären. Frankreich. Pater Bernardin hat in seinem Namen und dem der „Custodie des h. Landes" gegen die Vertreibung der Franzis kaner aus ihrem Mutterhause zu Paris, Rue Fourneanx, dein Minister des Inner«« einen Protest überreicht. Der Protest stützt sich darauf, daß der Franziskanerorden schon längst durch die Negierungei« aner kannt worden sei. Der „Figaro" theilt nun mit, daß die ver triebenen Franziskaner von der Negierung die Erlaubniß bekommen haben, ihr Kloster wieder zu beziehen. Italien. Die Aufhebung des Zwangscourses des Papier geldes wird nicht ohne große Störungen im wirthschastlichen Leben Italiens vorttbergehen, das begreift Jedermann beim ersten Blick auf die vielfachen und vielseitigen Interessen, welche der Zwangscours während seines fünfzehnjährigen Bestandes iin Lande geschaffen hat. Würde der Zwangscours den Emissionsbanken nicht sehr große Vor theile verschafft haben, ständen ihre Aktien seither nicht so glänzend als es wirklich der Fall ist. Es kann also nicht befremden, wenn diese Bankkreise, von der Perspektive des Aufhörens dieser Vortheile prschreckt, zu allen erlaubten und unerlaubten Mitteln ihre Zucht nehmen, um die Aufhebung des Zwangscourses, wenn nicht zu ver hindern, doch in möglichst weite Ferne hinauszuschieben. Bei der finanziellen Agitation in Turin, Mailand und Genua laufen also auch im besten Falle viele unlautere Motive mit und das iuteressirte Geschrei der politischen und finanziellen Konsorteria verdient einen ganz anderen Namen als jenen von patriotischen Besorgnissen, größer und dringender ist die Pflicht der Regierung, sich dadurch in ihren Absichten nicht beirren zu lassen und unverzüglich den Gesetzentwurf zu publiziren. — Die Hoffnungen der Gegner des Ministeriums auf eine Ministerkrise steigen seit einigen Tagen wohl in Folge der vielen beim Kammerpräsidium angemeldeten Interpellationen über die in alle Zweige der innern und der auswärtigen Politik von« Ministerium