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corps gearbeitet werden. Zufolge erhaltenen Befehls sind von jeden: Jnfanterie-RegimentS-Schuhmacher je 1300 Paar Stiefeln für die Mannschaften der zwei neuzubildenden Regimenter in Sachsen anzu fertigen. Ausgeschlossen von dieser Lieferung ist das in Straßburg garnisonirende 105. Regiment, wofür aber das Schützenregiment in Dresden die dadurch ausfallende Anzahl Fußbegleitungen zu liefern hat. — Nach der neuen Gerichtsverfassung wird bekanntlich bei Be fragung von Zeugen in der Regel und nur mit wenig Ausnahmen denselben der promissorische Eid abgenommen, d. h. der Zeuge hat vor der Befragung zur Sache selbst zu schwören, daß er die volle Wahrheit sagen, Nichts zur Sache Gehöriges verschweigen und Nichts hinzusetzen werde rc. In den jüngsten Tagen hat sich nun in Leipzig bei einer Schöffengerichts-Verhandlung der Fall zugetragen, daß von mehreren in einer und derselben Anklagesache abgehörten Zeugen der Eine ein den Aussagen der übrigen Zeugen diametral entgegenstehen des und dem Bezichtigten günstiges Zeugniß erstattete, nachdem auch er, wie die Anderen, den promissorischen Eid geleistet hatte. Da nun hier der dringendste Verdacht eines begangenen Meineides vorlag, so ist die sofortige Inhaftnahme des betreffenden Mannes angeordnet und vollzogen worden. Stollberg, 9. Novbr. Heute Vormittag gegen 9 Uhr brach n der hiesigen städtischen Oelgasanstalt Feuer aus. Als der mit )er Gasbereitung beschäftigte Arbeiter die Feuerung einer Retorte öffnete, schlug ihm die Flamme mit solcher Gewalt entgegen, daß ie ihn in Gesicht und Händen versengte und ein Stück zurück- chleuderte. Da es ihm nicht gelang, die Thüre zu verschließen, chlug die Flamme nach der hölzernen Dachung empor, die sofort Feuer fing und auch trotz der Bemühung der schnell herheigeeilten Feuerwehr nicht erhalten bleiben konnte. Die Gefahr einer Explo sion war durch festen Abschluß des Gasometers, der übrigens am Morgen nur geringen Inhalt hatte, vermieden. Wenn es gelingt, die zerstörten Gummischlauchleitungen schnell zu ersetzen, hofft man, noch heute den Betrieb der Anstalt wieder aufnehmen zu können. Elterlein. Am vergangenen Sonntag brannte das Siegel'sche Wohnhaus nieder. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Dresden. Am Sonnabend Mittag hat in der hiesigen Sophien- kirche unter außerordentlich zahlreicher Betheiligung die Trauung der Tochter des Herrn von Drigalsky, Generaladjutanten des türk ischen Sultans, mit dem Hauptmann im sächsischen Schützenregiment v. Sichart stattgefunden. Der Vater der Braut hatte zum Ehren tage seiner Tochter die sehr kleidsame große Uniform eines türkischen Pascha mit dem breiten Bande des Medschidjeh-Ordens angelegt, zu der er den Fez auf dem Kopfe und an der Seite den krummen türkischen Säbel trug. Die Braut war in einem kostbaren Diamant schmuck erschienen, den ihr der Sultan durch ihren Vater hatte über reichen lassen. Der türkische Botschafter in Berlin, Sadullah Bey, hatte dem General von Drigalsky und dem jungen Ehepaar seine herzlichen Glückwünsche übersandt, denen sich diejenigen der Mitglieder der türkischen Botschaft anschlossen. Dresden. Die Boll^'sche Dampfdroschke stellte sich am Montag auch den königlichen Herrschaften vor. Dieselbe fuhr zum grünen Thore in den Schloßhof. Bald darauf kamen Se. Maj. der König, Prinz Georg, k. Hoh. nebst Gemahlin und Kindern Mathilde und Friedrich August die Freitreppe herunter. Nach Erklärung des Mechanismus der Erfindung, welche von dem Ingenieur Lecordier in französischer Sprache gegeben wurde, bestiegen Se. Maj. der König und die Herrschaften der Dampfkalesche (Prinz Friedrich August setzte sich zu dem Lenker auf den Bock) und fuhren viermal auf dem Schloßhofe herum. Sie äußerten ihre Befriedigung über das Fahr- zeug, seine sanften Bewegungen und die Sicherheit der Lenkung. Se. k. Hoh. Prinz Georg äußerte scherzhaft zum Adjutanten von Ehrenstein, der interimistisch den Oberstallmeisterposten verwaltet: „Nun, lieber Ehrenstein, der Oberstallmeisterposten ist nun über flüssig, künftig wird wohl nur ein Wagenpark mit Dampfequipagen angeschafft." Wiederholt umschrieb die Kalesche im engsten Bogen den großen neuen Kandelaber im Schloßhofe, ohne ihn zu berühren. Sodann unternahmen noch Prinz Friedrich August mit dem Major von Ehrenstein, der Hausminister Ür. v. Falkenstein und der Ober- hosmarschall v. Koenneritz einige weitere Probefahrten und zwar wurde die Kalesche dabei nicht von dem Maschinisten Lecordier, sondern dem einfachen Heizer gelenkt. Dieser Personenwechsel er folgte, weil Se. Maj. den Einwand erhoben hatte, daß vielleicht nur die fabelhafte Fertigkeit des betreffenden Ingenieurs eine so sichere Lenkung ermögliche. Die Herrschaften äußerten nunmehr erst recht ihre Befriedigung über die Verwendbarkeit des Fahrzeuges und be sichtigten sehr eingehend die Maschine an allen ihren Theilen. Chemnitz, S. November. (Gerichtsverhandlung.) Der Ziegel streicher Ernst Albin Richter, gebürtig von Elterlein, wohnhaft in Zwönitz, wegen Betruas mit 14 Tagen Gefängniß vorbestraft, arbeitete im Frühjahre o. I. b^ Ziegelmeister Reichel in Zwönitz und machte sich mehrerer EckvWMien insofern schuldig, als er auf Reicheln bei verschiedene;ÄMWW" in Zwönitz Waaren entnahm, einmal auch sich des NanHWMWel" zu einer Urkundenfälschung bediente. Er wurde zu '-WWW Wochen Gefängniß verurtheilt. Zwickau, 6. November. (Hauptverhandlung des Kgl. Schöffen gerichts.) „Im Namen des Gesetzes" rief bei seinem Eintritt in die Gaststube der Brauerei zu Cainsdorf am 5. August d. I. der in Begleitung des Gensdarm Würker hier befindlich gewesene Gens darm Weinhold zu Wilkau den in genannter Gaststube anwesenden Personen zu. Es waren dies der Handelsmann Netzold in Nieder haßlau, der Agent Gebhardt, Restaurateur Dietz vorm. Schaffner Taubert und Feuermann Schröder, sämmtlich von Zwickan, die ge meinschaftlich an einem Tische saßen, auf welchem sich französische und deutsche Karten, sowie Geld befanden. Den Umständen nach mußte der Gensdarm annehmen, daß Glücksspiele gespielt worden waren und forderte deshalb Karten und Geld ab. Die verehelichte Restaurateur Josephine Neudeck in Cainsdorf war nun angeklagt, am 5. August als Vertreterin ihres abwesenden Ehemannes, welcher Inhaber der Schankwirthschaft der Cainsdorfer Brauerei ist, das Glücksspiel gestattet zu haben. Das Gericht sah nach den Ergeb nissen der heutigen Hauptverhandlung zwar für erwiesen an, daß bei fraglicher Gelegenheit Pharao mittels französischer Karte gespielt worden ist, nicht aber, daß die Angeklagte Neudeck, welche während der Anwesenheit der Spielenden das Gastzimmer nicht betreten und die erforderlichen Karten zu diesem Spiele nicht geliefert, dieses Glücksspiel gestattet habe und sprach sie deshalb frei. Meerane. Zur Auswanderung nach Amerika schreibt das hiesige „Tageblatt": Die Auswanderung nach Amerika dauert fort in geradezu ungeheuerlichen Dimensionen. Allein über Bremerhaven sind in diesem Jahre schon 74,000 Auswanderer befördert worden; Meerane hat zu dieser Summe ein unserer Einwohnerzahl nach be deutendes Contingent gestellt, und trotz des bereits eingezogenen Winters rüsten sich hier noch einige Familien und einzelne Familien- glieder zu ihrer demnächsten Uebersahrt nach dem fernen Lande. So sind denn auch am 21. October fünf Familien von hier nach Amerika abgereist, welchen sich aus der Nachbarschaft mehrere Europamüde angeschlossen haben. Die meisten der aus unserer Gegend Aus wandernden werden vielleicht von Verwandten oder Freunden drüben in Empfang genommen und es wird ihnen eine Arbeitsgelegenheit nachgewiesen; daß aber dennoch in vielen Fällen bittre Enttäuschung ihrer harrt, dürfte aus verschiedenen Briefen hervorgehen, welche neuerdings von Ausgewanderten hier eingetroffen sind. Ein solcher Brief hat uns zur Einsicht vorgelegen. Der Schreiber desselben, ein hier angesessen gewesener Webermeister, welcher im vorigen Frühjahr die Reise über den Ocean antrat und Frau und Kinder in Meerane zurückließ, um solche später hinüber zu berufen, meldet seiner Familie, daß er vor der Hand noch nicht daran denken könne, die Seinigen nachkommen zu lassen, da er jetzt kaum so viel verdiene, sich selbst ernähren zu können. Einige Zeit nach seiner Ankunft in Iowa sei es ihm gelungen, in einer mechanischen Weberei Arbeit zu erhalten, jedoch habe er, um erst zu lernen, mehrere Wochen hindurch keinen Lohn ausgezahlt erhalten; in der vierten bis sechsten Woche habe er nur 4 Dollar pro Woche verdient und gegenwärtig betrage sein wöchentlicher Lohn 6 bis 7 Dollars, welcher kaum für Kost und Logis ausreicht. Nicht ihm allein ergehe es so, sämmtliche seiner Kameraden hätten eine gleiche Schule durchmachen müssen und er hielten ebenfalls nur einen kümmerlichen Lohn. Crimmitschau. Am Sonnabend Abend nach 5 Uhr brach in dem erst vor etlichen Jahren anaebauten Theile der F. W. Böttiger'- schen Spinnerei in der Mühlgasse, und zwar in dem Schlagwolf, Feuer aus. Etwa 50—60 Centner Baumwolle wurden dabei ver nichtet. Das Feuer hätte bei den in den Gewölben vorhandenen Explosionsstoffen sehr gefährlich werden können, wenn nicht schleunigst seitens der sofort auf dem Platze befindlichen freiwilligen Feuerwehr die nöthige Hilfe geleistet worden wäre. Eibenstock, 10. November. Ein erschütternder Unglücksfall be wegt seit gestern die Gemüther unserer Stadt. Der Kaufmann Franz Tröger am Postplatz hierselbst und dessen Commis Max Korndörfer aus Falkenstein wurden gestern früh als Leichen in ihren Betten auf gesunden. Am Montag Abend gegen 7 Uhr hatten einige Bewohner der Poststraße in ihren Häusern einen sonst ungewohnten Gasgeruch wahrgenommen und die Verwaltung der hiesigen Gasanstalt infolge dessen davon benachrichtigt. Nach sofort angestellter Untersuchung hatte sich ergeben, daß die Ausströmung des Gases nicht von einer defecten Leitung in den betreffenden Häusern herrühre, sondern an anderer Stelle seinen Ursprung habe. Da der Gasgeruch in dem Schlafzimmer des Herrn Tröger stark wahrnehmbar war, so hatte der Gasmeister, wie uns mitgetheilt wird, ersteren darauf hinge- wiesen, daß das Nächtigen in diesem Zimmer gefahrvoll sei und demselben angerathen, sich für diese Nacht anderweitig zu placiren. Das an der Schlafstube befindliche Wohnzimmer war dagegen weniger von der giftigen Luft geschwängert, und so blieb denn der Verstorbene mit seinem Commis und mehreren Bekannten bis nach 11 Uhr Abends in demselben beisammen. In Folge Oeffnens der Fenster in der Schlafstube ist nun der Gasgeruch nach dieser Zeit jedenfalls so schwach gewesen, daß die Verunglückten sich ohne Gefahr glaubten niederlegen zu können. Leider sollte diese Arglosigkeit die schwersten Folgen nach sich ziehen, denn als am andern Morgen die Insassen der Wohnung kein Lebenszeichen von sich gaben, sah man sich Polizei-