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Frankreich. Der Minister des Innern, Herr Zephirien Constans, hat in dem letzthin stattgehabten Ministerrathe seine „Siegesbulletins" mitgetheilt und dem Präsidenten der Republik die Meldung gemacht, daß nunmehr mit ein oder zwei Ausnahmen sämmtliche den nicht autorisirten Congregationen angehörende Klöster geschloffen und deren Insassen ausgewiesen worden sind. Die nunmehr beendete Ausführung der Märzdecrete hat im Ganzen 384 Klöster mit 7400 Mönchen be troffen, und Kapuziner, Dominikaner, Franziskaner, Oblaten, Maristen, Augustiner und wie die Orden alle heißen, haben jetzt aufgehört, in Frankreich als geschlossene Religionsgesellschaften zu existiren. England. Die englische Regierung ist durchaus nicht zufrieden mit der Wendung, welche die Dinge im Orient genommen haben. Gladstone rechnete fest darauf, daß die Dulcigno-Affaire der Anfang vom Ende der türkischen Herrschaft in Europa sein werde und sieht die Rechnung nun die Nachgiebigkeit der Pforte durchkreuzt. Denn die übrigen Großmächte, denen schon die Flotten-Demonstration nicht angenehm war, wollen jetzt nicht weiter im englischen Schlepptau segeln und verhalten sich den neuen Vorschlägen des britischen Cabinets gegenüber durchaus ablehnend. — Uebrigens haben die Engländer es gar nicht nöthig, sich nach neuen Verwickelungen zu sehnen, sie haben der alten noch mehr als genug. Der Kaffernkrieg, den man beendigt glaubte, ist durch die Erhebung der Basutos wieder srisch zum Ausbruch gekommen, so daß man in London die zurück berufenen Truppen neuerdings nach Afrika schicken muß. In Afgha nistan begiebt sich Ejub Khan alle Mühe, ein neues Heer zusammen zubringen, um die Engländer damit aus dem Lande zu treiben und in Irland macht die sog. Agrar-Bewegung täglich größere Fort schritte. Unter solchen Umständen dürfte, so sollte man meinen, selbst einem Gladstone die Lust nach neuen Abenteuern vergehen. Italien. Garibaldi, der soeben erst bei der Metana-Feier in Mailand und vorher in Genua anläßlich der Verhaftung seines Schwiegersohnes Canzio den Mittelpunkt von Denionstrationen der italienischen „Demokratie" bildete, wird demnächst auch in Nom bei einer radikalen Kundgebung mitwirken. Wie der heute vorliegende „Diritto" mittheilt, beabsichtigt der General, bei einer Versammlung zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts den Vorsitz zu übernehmen. Die in Mailand erscheinende „Lvmbardia" bestätigt diese Meldung mit dem Hinzufügen, daß Garibaldi einem seiner politischen Ge sinnungsgenossen gegenüber geäußert habe: „Zu den, Consilium in Rom will ich mich um den Preis eines jeden Opfers begeben." Das Verhalten des Generals Garibaldi muß das Ministerium jedenfalls belehren, daß es sich im Jrrthum befand, wenn es sich bei der Frei lassung Canzios von der Erwartung leiten ließ, daß jener sich nun mehr bereit finden lasten würde, an den von den Radikalen immer rücksichtsloser inscenirten Manifestationen keinen thätigen Antheil mehr zu nehmen. Ruhland. Die Rückkehr des Kaisers Alexander aus Livndia wird für die Mitte dieses Monats erwartet. Der Warschauer General-Gouverneur, General Albedinskij, welcher seit seiner Er nennung noch nicht Gelegenheit hatte, dem Kaiser seine Aufwartung zu machen, wird sich um die gleiche Zeit nach Petersburg begeben. In polnischen Kreisen giebt man sich der Erwartung hin, daß bei dieser Gelegenheit das^ seit lange geplante Gemeinde-Statut für Warschau seiner Ncalisirung näher gebracht werden wird. Graf Melikoff, der sich ungeachtet aller entgegengesetzt lautenden Meldungen nach wie vor der gleichen Gunst nach oben und nach unten erfreut, soll während seines Aufenthalts in Livadia zu allen seinen admini strativen Projekten die Zustimmung des Kaisers erhalten haben. Kostales und Sächsisches. Zwönitz. Der größte Gewinn der jetzigen sächs. Landes-Lotterie fiel auf b/g, ist mithin sehr zersplittert und vielleicht auch unter Be dürftige vertheilt worden. Vs haben drei Arbeiter in Zwickau, 1 dergl. 5 Arbeiter der Königin Marienhütte in Kainsdorf und 1 dergl. der Feuermann Peckert in Leubnitz. Dresden. Die Bollö'sche Dampfdroschke, deren Erfindung schon viel Aussehen erregt hat und epochemachend für den Last- und Per- sonentransporlverkehr werden dürfte, hat auch in hiesiger Stadt Be achtung gefunden und fand die erste Probefahrt am Sonnabend Vormittag statt. Dieselbe wurde in dem Hofraume der sächsischen Dampfschiff- und Maschinenbauanstalt (vormals Schlick) an der Leipziger Straße von Negiernngsrath v. Bose und Polizeihauptmann Nehrhoff v. Holderberg bestiegen und fuhr sodann nach dem Kaiser. Wilhelm-Platz, wo die Staatsminister v. Nostitz Wallwitz Exzellenz, Kreishauptmann v. Einsiedel, Polizeipräsident Schwauß und Ober bürgermeister Or. Stübel in derselben Platz nahmen. Von hier aus wurde die Königstraße, der Albertplatz und die Königsbrücker straße hin und zurück befahren. Nachdem diese Fahrt zur Zufriedenheit ausgefallen war, erfolgte die Weiterfahrt über die Augustusbrücke nach dem Neumarkte und durch mehrere Straßen der Altstadt, wonach die Dampfdroschke nach der Neustadt zurückkehrte. Dieser Versuch hat, wie verlautet, den gehegten Erwartungen vollständig entsprochen. ! Dresden. Se. Majestät der König begab sich am Montag Nachmittag 6 Uhr 10 Minuten von Dresden nach Wermsdorf, um i dort bis zum 18. dieses Monats Aufenthalt zu nehmen. Leipzig. Das „L. T." erhält soeben die Nachricht, daß in den an den Pillkaller Kreis grenzenden russischen Districten die Rinder pest ausgebrochen ist. Auch diesseits der Grenze ist bei den preußischen Städtchen Schirwindt von dem preußischen Departement-Thierarzt die Rinderpest constatirt. Preußischerseits sind strenge Sicherheits maßregeln angeordnet worden. In Chemnitz besteht gegenwärtig eine Malz- und Biersteuer, deren Erträgniß jährlich auf ca. 23,000 Mark zu veranschlagen sein dürfte. Das diesfallsige, aus dem Jahre 1857 stammende Regulativ, welches in mehreren Beziehungen der Revision bedarf, ist nunmehr vom Stadtrathe einer Neubearbeitung unterzogen worden, bei welcher die Malzsteuer als solche beseitigt und die Biersteuer mit auf die einheimischen in Chemnitz consumirten Biere erstreckt werden soll. Von einer Erhöhung der Steuer soll jedoch dabei vorläufig abge sehen werden. Die Sache liegt zur Zeit dem Stadtverordneten-Colle- gium vor. Zwickau, 6. Novbr. Die hiesige Königl. Kreishauptmaunschaft hat auf Grund von §11 und § 12 des Gesetzes gegen die gemein gefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. October 1878 beschlossen, die Nummer 255 der periodischen Druckschrift „Crimmitschau-Meeraner Tagespost" vom 2. November d. I. ver boten und dieses Verbot auch auf das fernere Erscheinen der ge nannten Zeitschrift erstreckt. Bockwa b. Zwickau. In der Nacht vom Dienstag zur Mitt woch, kurz vor Mitternacht, wurde die hinter dem Reinhold'schen Schachte an der neuen Straße nach Cainsdorf gelegene Wohnung des Lehrers Körner in frechster Weise erbrochen und von Dieben heimgesucht, die unter Anderem einen Schrank gewaltsam öffneten und sich der Baarschaft von 70 M. bemächtigten. Verschiedene im Zimmer zerstreut umherliegende Eßwaaren und bereits gepackte Uten silien ließen erkennen, daß die frechen Diebesgesellen bei der Bergung ihrer Beute gestört worden waren. Bis jetzt sind trotz eifrigster Recherchen der hiesigen Polizeiorgane die Thäter noch nicht ermittelt. Zum weiteren Leidwesen des Bestohlenen wurde demselben in den letzten Tagen per anonyme Postkarte in diabolischer Weise zum leeren Beutel gratulirt. Obercunnersdorf. Am 6. November wurde die Feuerwehr alarmirt. In dem benachbarten Kottmarsdorf war Feuer ausge brochen und sind daselbst die sämmtlichen zum Kretscham gehörigen Wirtschaftsgebäude, 2 Scheunen, Stall und Schuppen ein Raub der Flammen geworden. Von den versicherten Ernlevorräthen sollen gegen 500 Ctr. Heu und viel Getreide vernichtet sein. Glücklicherweise ist es gelungen, in der Person eines angeblich aus Ebersbach ge bürtigen Individuums den muthmaßlichen Brandstifter festznnehmen. Hartenstein. Daß das Verlöschen von Petroleumlampen immer noch nicht mit der gehörigen Sorgfalt gebandhabt wird, beweist folgender Fall. Am 5. November wollte in Slein eine Nestaurateurs- srau die Petroleumlampe auslöschen und blies wie gewöhnlich in den Cylinder; die Lampe explodirte und ergoß sich der Inhalt der Lampe auf die Kleider der Frau, welche natürlich sofort Feuer fingen. Nur der zufälligen Anwesenheit einiger Gäste, welche das Feuer sofort dämpften, ist es zu danken, daß die Frau ohne größeren Schaden davon gekommen ist. Als am Donnerstag Abend der Gendarm Hofmann aus Unter triebet bei Plauen i. V. den bereits mit Zuchthaus und Gefängniß bestraften Weber F. A. Schneider aus Grünberg wegen Verdachtes eines neuerlichen Diebstahls verhaften wollte, gab Schneider nicht nur sofort den ihm beigeinesscnen Diebstahl zu, sondern äußerte auch noch, „im Zuchthause habe er es ja besser als ein voigtländischer Bauer". Adorf, 7. Novbr. Bei dem Brande der Schäferei des unteren (nicht oberen) Rittergutes Freiberg sind circa 500 Schock Getreide vernichtet worden. Da der Besitzer v. Petrikowski versichert hatte, so ist der Schaden für ihn nur unbedeutend. Rotzwein, 5. Novbr. Gestern Abend ereignete sich hier der be- klagenswerthe Unfall, daß dem Fleischermeister Herrn Louis Großer beim Ausschlachten eines Rindes das Messer mit der Spitze in ein Auge drang und dasselbe gänzlich zerstörte. Am 5. November beschloß der aus 12 Bürgern einschl. des Bürgermeisters bestehende Stadtgemeinderath in Altenberg, die Straßenbeleuchtung wieder einzustellen. Es wird sonach in Zukunft nicht einmal der sog. Marktplatz, welcher bei irgend glattem Wege wegen seiner abschüssigen Lage nur unter Lebensgefahr zu passiren ist, des Abends beleuchtet sein. Vielleicht sieht sich die Aufsichtsbe hörde veranlaßt, sich der bedrängten Einwohner Altenbergs anzu nehmen und aus wohlfahrtspolizeilichen Gründen die Väter dieser Stadt auf die Tragweite ihres Beschlusses hinzuweisen. Am Sonnabend haben in Liebenwerda Strolche den Versuch gemacht, an der Elsterbrücke den Zug mittelst großer Eisenstange und 2 großen Marktsteinen, welche auf den Schienen lagen und gegen 2 Ctr. wogen, zu entgleisen. Glücklicher Weise hat aber die Maschine diese Hindernisse hinweggeräumt. Dieser Tage ist ein Ehepaar in Neustadt bei Stolpen, welches in dringendem Verdacht steht, seine drei Kinder vergiftet zu haben, gefänglich eingczogen und nach Bautzen überführt worden.