Volltext Seite (XML)
und Postkurse sind nummerirt und die Post- und Eisenbahnstationen unter der bctr. Nummer in das Jnhaltsverzeichniß ausgenommen, welches gegen 1600 Stationen enthält. Die Uebergänge von einer Bahnlinie auf die andere sind bei den Kreuzungsstationen durch Zu satz der Nummer der anschließenden Route oder durch besonderen Hinweis kenntlich gemacht. Bei diesem reichen Inhalte ist der Ver kaufspreis von nur 60 Pfennige pro Exemplar, sowie die Abonne mentsbedingungen — 2 Mark jährlich — unverändert geblieben. ? — Der Abg. Liebknecht war bekanntlich anläßlich der Naudnitz'schen Affaire wegen Beleidigung des Herrn Oberstaatsanwalt Richter, jetzt i in Chemnitz, zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Er hatte gegen dieses Enkenntniß das Rechtsmittel der Revision beim Reichs gericht eingelegt; dasselbe hat jedoch am 20. Octbr. dieses Rechts mittel verworfen. Dresden. In Bezug auf die Unterschlagung von Staatsgeldern seitens des Staatsschnldencassirers Schönfeld theilt das „Dr. Journ." mit, daß zwar die in Frage kommende Fehlsumme augenblicklich noch nicht genau zur Ziffer gebracht ist, indeß mit Sicherheit vermuthet werden könne, daß dieselbe die Höhe von zwischen 80,000 bis 90,000 M. erreichen wird. Durch die in der Dienst-Caution des Cassirer Schön feld vorhandene Deckung und die aus dem Forderungsverhültnisse desselben zu dem Steinhändler Nitzschner jun. ausfallenden Beträge und sonstige Activposten werde sich indes; auch diese letztere Summe noch um ein Bedeutendes mindern. Unter der Ueberschrift „Leipzig und die Ungarn" wird der Wiener „Neuen freien Presse" aus Leipzig Folgendes geschrieben: „Die Agitation, welche schon seit einiger Zeit gegen die Deutschen in Ungarn herrscht, fängt bereits an, für die Ungarn ihre Früchte zu tragen. Hier haben sich die bisherigen lebhaften Sympathien für die Magyaren in eine würdige Zurückhaltung verwandelt. An der Universität hat die sprichwörtliche herzliche Gastfreundschaft der Leip ziger gegen die Ungarn einer sehr peinlichen Spannung Platz ge macht, und die deutschen Studenten halten sich von ihnen ferne. Man ist über das Benehmen der ungarischen Behörden umsomehr verletzt, als man gerade hier für die Ungarn und ihre freiheitlichen Bewegungen stets ganz besonders begeistert war und man ihnen bei den verschiedensten Anlässen die wärmsten Sympathien kundgab. Für Szegedin wurden in Leipzig allein mehr als 40,000 Bi. gesammelt; an der Universität hatte man arme Studenten aus Ungarn-Sieben- bürgen mit Stipendien rind Freiplätzen stets mit Vorliebe bedacht; in der Gesellschaft wurden die Ungarn mit besonderer Aufmerksam keit behandelt, in der Presse ihre Interessen mit besonderer Theil- nahme besprochen rind vertheidigt. Und nun kommt die Nachricht von der rücksichtslosen und durch kein Gesetz begründeten Ausweisung von deutschen Landsleuten aus Pest und über die Art und Weise, wie mau gegen die Stammesgenossen in Oesterreich verfährt! Wer kann sich da wundern, wenn man Revanche nimmt? Von Seite der Mitglieder des hiesigen Theaters erließ ein Comitee, bestehend aus dem Regisseur Peltera, dem Secretär Rosenheim und dem Capell meister Mühldorfer, mit der Bitte um Spenden für die in Pest brodlos gewordenen deutschen Schauspieler einen Aufruf an das Pub likum." Chemnitz, 26. October. Wie aus den amtlichen Mittheilungen des Stadtraths zu entnehmen ist, wird feiten der kaiserl. Oberpost- direction beabsichtigt, die in mehreren Straßen hier vorhandene ober irdische Telegraphenleitung nach dem Telegraphenamte im Posthause zu entfernen und eine unterirdische Kabelleitung herzustellen. Mit der Ausführung dieses Projekts würde vielfach geäußerten Wünschen entsprochen werde», denn die jetzige Telegraphenleitung, welche einer stetigen Erweiterung zu unterliegen gehabt hat, ist in den von ihr durchlaufenden Straßentracten in mehrfacher Hinsicht störend und nicht mehr am Platze. Da sich nun schon längst das Bedürfnis; herausgestellt hat, die Polizeibezirkswachen mit der Feuerhauptwache, diese mit dem neuen Rathhause, die beiden städtischen Gasanstalten hier und das Wasserbureau mit den; Wasserwerke in Altchemnitz tele graphisch zu verbinden, so soll jetzt diesem Bedürfnisse mit entsprochen werden. Die kaiserl. Oberpostdirection hat sich in dankenswerther Weise bereit erklärt, eine für städtische Zwecke herzustelleden Kabelleit ung für Rechnung der Stadt mit in den für die Reichstelegraphen leitung herzustellenden Graben zu liegen kommen würde. Die hierzu erforderlichen Mittel betragen ca. 10,000 Mark und sind vom Rathe verwilligt worden. Hartenstein. Der vor Kurzem hier gegründete Verein gegen Hausbettelei beabsichtigt mit dem 1. November seine Thütigkeit zu beginnen. Jeder Durchreisende, welcher Arbeit sucht und mit ge nügender Legitimation versehen ist, soll sich eine höchstens zweimal im Jahre wiederholende Unterstützung von 20 Pf. oder eine Marke, welche eine Anweisung auf ein Nachtlager oder eine Speisung ent hält, erhalten. Die Mitglieder zahlen vorläufig einen Beitrag von mindestens 1 M. 20 Pf. pro Jahr, und verpflichten sich, keinem fremden Durchreisenden, außer es sind ihm dessen Verhältnisse be kannt, etwas zu geben, vielmehr solche auf das Rathhauö zu weisen. — Der hiesige Frauenverein beabsichtigt in; Laufe dieses Winters eine Verloosung freiwillig dem Vereine zum Geschenk gemachter Gegenstände zu veranstalten. Wir wünschen dem Unternehmen recht guten Erfolg. Waldenburg. In einem Nachbarorte verkaufte eine Frau ihr Hauö, das ste für 4000 Thaler angeboten hatte und das gerichtlich auf 3500 Thaler abgeschätzt war, für 3900. Es liegt auf der Hand, daß dies 3900 Thaler und nicht Mark sein sollen, der schlaue Käufer fertigte aber den Kauf auf Mark aus und die Frau unterzeichnete, ohne daß sie eine Ahnung von dieser Täuschung hat. Vielleicht be schäftigt sich der Staatsanwalt mit diesem interessanten Fall. Dem Lehrer und Kirchenbuchführer Windisch zu Frankenberg, welcher eine ersprießliche 40jährige Amtstätigkeit hinter sich hat, ist von Sr. Majestät dem Könige das Verdienstkreuz verliehen worden. Die feierliche Ueberreichung geschah durch Herrn Amtshauptmanu v. Weissenbach. Die unzurechnungsfähige Schwester des Wirthschaftsbesitzers N. in Reichenberg bei Moritzburg, welche vor einiger Zeit eingesperrt in einem dunklen Raume, ganz verschmutzt sowie abgemagert bis zum Skelet aufgefunden wurde und deren Aufnahme ihr eigener Bruder verweigerte, ist damals im Armenhause untergebracht worden und daselbst vor einigen Tagen gestorben. Grimma, 26. October. Ein hiesiger Privatmann, Baron von W., war kürzlich einige Tage verreist und diese Abwesenheit benutzte der zurückgebliebene Diener, um den eiferen Kassenschrank seines Herrn mit den dazugehörigen Schlüsseln, die er aus einem verschlosse nen Sekretär entwendet, zu öffnen, daraus eine größere Summe Geld, man spricht von 3000 Mark, zu nehmen und dann das Weite zu suchen. Wie verlautet, ist jedoch der ungetreue Haushalter in Leipzig aufgegriffen worden. Bautze», 25. Octbr. Gestern Nachmittag V46 Uhr wurde in der Pulver,abrik zu Singwitz das Trockenhaus mit einem Inhalt von 6 bis 7 Centner Sprengpulver durch eine Explosion zerstört. Da Sonntags nicht gearbeitet wird, war das Trockenhaus zuge schlossen und seit 2 Tagen nicht geheizt. 20 m von der Unglücks- stätte fand sich der, nur im Gesichte bis zur Unkenntlichkeit verletzte Leichnam eines Mannes, und wird vermuthet, daß dies ein in den Außenwerken^der Fabrik als Handlanger beschäftigt gewesener Arbeiter sei, welcher Spuren von Tiessinn und Selbstmordgedanken in letzter Zeit gezeigt hatte. Anscheinend hat derselbe in einer Anwandlung unzurechnungsfähigen Tiefsinnes diese schauderhafte That ausgeführt, nm sich selbst zu tödten. — Der Schmiedemeister Horn in Naundorf ist vergangene 'Nacht in der 1. Stunde auf dem Nachhausewege aus dem dasigen Erbgerichte von einem ihm Unbekannten in beide Arme gestochen morden und nach wenigen Stunden an den erhaltenen Verletzungen gestorben. Später ist es den behördlichen Organen ge lungen, in dem 20 Jahre alten Tage- und Steinarbeiter Friedrich Emil Sauer aus Neukirch den Thäter zu ermitteln und zur Haft zu bringen. Zittau. Wer öfters die hiesige Gegend besucht hat, wird ge wiß auch schon etwas von dein „Vogel-Tobies" gehört haben, der allen dortigen Bewohnern eine bekannte Persönlichkeit ist. Der origi nelle Kauz redet Jedermann ohne Unterschied mit Du an, ist ein leidenschaftlicher Vogelfreund und fanatischer Liebhaber geschenkter Cigarren. Während des jüngsten Aufenthalts Ihrer Majestät der Königin Carola in Grunau befand sich nun Vogel-Tobies als Patient im dortigen Krankenhause. Als die Königin an seinem Lager erschien, redete er die hohe Frau folgendermaßen an: „Du, hoste keene Cigarre mitgebracht?" Natürlich allseitiges Tableau. Nur die Königin lächelte heiter: „Hat keiner der Herren Cigarren?" wandte sie sich an ihre Umgebung. Bedauernde Verbeugungen . . . Der Vogel-Tobies mußte sich ohne das edle Kraut behelfen. Ein Kistchen mit Cigarren ist dieser Tage von Dresden aus an die Frau Oberin des Grunauer Krankenhauses für den TobieS abgegangen und die Absenderin ist — Königin Carola. Ein Massengrab ist dieser Tage bei Legung von Wasserleitungs röhren in einer Handelsgärtnerei zu Altenburg aufgcdeckt worden. Die dabei in ungemein großer Menge aufgefundenen Gerippe lagen dicht beisammen. Merkwürdigerweise fand sich auch keine Spur von Kleidungsstücken oder Waffen, es ist nicht einmal ein Knopf gefunden worden. Nach den Erzählungen alter Leute soll zuerst nach der Schlacht bei Lützen und dann nach der Völkerschlacht bei Leipzig dort ein Begräbnißplatz für in den Lazarethen verstorbene Soldaten ge wesen sein. Gera. Ein Erpressnngsversuch nicht gewöhnlicher Art insofern als er gegen eine junge Braut gerichtet war, kam gestern vor der Strafkammer des gemeinschaftlichen Landgerichts zur Verhandlung. Die in Rede stehende junge Dame, die einzige Tochter angesehener und wohlhabender Eltern erhielt, nachdem sie sich einige Tage vorher verlobt hatte, am vergangenen 23. August einen anonymen Brief mit der Aufforderung, an einem genau bestimmten Tage Abends ^9 Uhr an einem bestimmten Orte — 500 Thaler niederzulegen, oder niederlegen zu lassen, widrigenfalls ihre „Schandtaten" auf gedeckt werden würden. Sei ne bereit, das Verlangen zu erfüllen, so solle sie es ihm dadurch bekannt geben, daß sie die Buchstaben 1. X. X in die Zeitung inseriren lasse. Das junge Mädchen setzte