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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Ps. prseniimoranäa. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderach, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 111. Sonnabend, den 18. September 188V. 5. Jahrq. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Stadtgemeinderath hat beschlossen, als Zahlungstermin für Bezahlung der communlichen Laas-, Wasserständer und Fischwasserzinsen und sonstigen einzelnen communlichen Gefällen den 1. Juli eines jeden Jahres zu bestimmen. Wir bringen dies hierdurch zur Nachachtuug für die Betheiligten zur öffentlichen Kenntniß. Zwönitz, am 15. September 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Fürst Bismarck ist nun definitiv zum preußischen Minister für Handel und Gewerbe ernannt worden. Wie bekannt, übernahm nach dem Rücktritt des Staatsministers Hofmann der Reichskanzler provisorisch das Portefeuille des Handelsministeriums, und es mar seit längerer Zeit schon davon die Rede, daß die defi nitive Uebertragung des Handelsministeriums an den Fürsten bevor stehe. Wenn dies jetzt wirklich geschehen, so ist es ein Zeichen da für, daß Bismarck sich mit allein Nachdruck den materiellen Fragen widmen will. — Seitens des Statistischen Amtes des Reiches sind nunmehr an die Bundesregierungen rc. die zur Ausführung der am 1. Dccember vorzunehmenden neuen Volkszählung zu beobachtenden Vorschriften und Maßregeln in Form von Informationen erlassen morden. Nach denselben soll sich die Volkszählung auf sämmtliche zur Zählungszeit im deutschen Reich ortsanwesende Personen er strecken, dergestalt, daß dieselben in Zählungslisten namentlich ver zeichnet werden, unter Angabe des Geschlechts, des Geburtsortes, des Alters, des Familienstandes, der Religion, des Berufs oder Ge werbes und der Arbeitsstellung, der Staatsgehörigkeit, der Art des Aufenthalts, der Muttersprache, des Grades der Schulbildung und des etwaigen Vorhandenseins gewisser körperlicher und geistiger Ge brechen. Mainz, 11. September. Die Festungsartillerie in Mainz ist augenblicklich mit sehr interessanten Manövern beschäftigt, indem vollständig kriegstüchtige Batterien in den Werken der Südfront und Geschütze in Batterie gebracht werden. Es handelt sich um möglich rasche Armirung der Festungswerke, wie eine solche im Kriegsfall zu geschehen hätte. Tie Leistungen der Mannschaft sollen ausgezeichnet sein. Oesterreich. Von einem beabsichtigten Vormarsch öster reichischer Truppen auf Saloniki weiß man in Paris viel zu er zählen und man will sogar wissen, daß in Friedrichsruh ein Ueber- einkoimnen getroffen wurde, daß Oesterreich-Ungarn sofort den Sand schak Novibazar besetzen solle, sobald anläßlich der Flottendemon stration England und Rußland Truppen landen lassen; zugleich wird die Möglichkeit dieser Landung in Aussicht gestellt, indem England darauf bestehen foll, daß die Pforte den Distrikt von Dulcigno im Umfange der von den Mächten verlangten Grenzen abtrete. Dagegen werden am Ballhausplatze die Zumuthungen der französischen Meld ungen kraftvoll zurückgewiesen. Rumänien. Ein mächtiges Gerücht cursirt in Bukarester diplomatischen Kreisen, demzufolge Oesterreich und Deutschland die Herstellung eines neutralen Königreichs Rumänien unter ihrer gemein schaftlichen Garantie in hohem Grade begünstigen. Es wird sogar behauptet, Fürst Bismarck habe dem Plan seine deutliche Zustimmung ertheilt, der, wenn er zur Ausführung käme, Rumänien zu einer wirksamen Schranke gegen irgend ein russisches Vorrücken nach Süden zu machen würde. Die Lage Rumäniens im Osten Europas würde thatsächlich analog mit der Belgiens iin Westen Europas sein. Türkei. Die montenegrinische Frage ist jetzt in ein Stadium getreten, in welchem mau dieselbe für diplomatisch ausgetragen halten kann. Die sechs Mächte haben den letzten Vorschlag der Pforte in Betreff -es Grcnzzuges acceptirt. Da die Pforte entschlossen ist — wenn nothwendig — auch zu den äußersten Gewaltmitteln zu greifen, so kann man auch an der Ausführung nicht mehr zweifeln. — Der Wunsch der Pforte — wenn nur möglich — das Blutvergießen zu vermeide«, kann Niemand übelnehmen, der nur einigermaßen mit türkischen Verhältnissen vertraut ist. Mau kann mit Sicherheit be haupten, daß die Pforte seit mehr als drei Wochen sehnlichst wünscht, die montenegrinische Frage um jeden Preis sich vom Halse zu schaffen und daß eben nnr die Gefahr, welche ein leichtsinniges Blutvergießen in Albanien schaffen würde, die Ursache an der Verzögerung war. Dem Generalgouverneur und Militärkommandanten Riza Pascha ist es in Albanien wenigstens zum Theil gelungen, die albanesische Liga zu lockern; er dürfte jetzt nur noch von den mohamedanischen Alba nesen einen bewaffneten Widerstand zu befürchten haben. Die Liga hat beinahe keine Artillerie, wodurch trotz der Uebermacht der Alba nese» an entschlossenen Kämpfern — nach aller menschlichen Voraus sicht — der Sieg dem regelmäßigen Militär gesichert ist. Uokales und Sächsisches. Elterlein, 16. September. Gestern Abend gegen 8 Uhr brannte das dem Gutsbesitzer Hübschmann gehörige sog. Kraft'sche Gut in Schwarzbach total nieder. Dresden. Am 23., 24. und 25. Februar d. I. machte der Zeilkünstler Theodor Richard Mohrmann aus Nossen in den Dresdner Zeitungen bekannt, daß er an genannten Tagen im Hotel Lingke für am Bandwurmleidende zu sprechen sei. Darauf hin erschien die Frau eines Wohlfahrtsbeamteu bei Mohrmann, stellte sich als Kranke vor und wurde ihr, nachdem sie 10 Mark bezahlt und .einen Bestell zettel unterschrieben hatte, mitgetheilt, daß ihr das Medicament zu geschickt werden würde. Am 25. Februar erhielt sie auch von Nossen dasselbe und übergab es sofort der Behörde, worauf Mohrmann wegen unbefugten Handels mit Arzneien ein Strafbefehl von 100 Mark zugestellt wurde. Er trug dagegen auf gerichtliche Entsckeidung an und erwähnte vor dem Schöffengericht, daß er nur die Zusendung vermittele, die Apotheke in Nossen liefere das Medicament und sein Bruder Woldemar Mohrmann daselbst versende es. Während der Hauptverhandlung stellte sich nun heraus, daß das betreffende Band wurmmittel, welches nach der chemischen Analyse des Sachverständigen Herrn Apotheker Eder aus einer Mischung von Farrenkraut-Eztract, Rizinusöl, Himbeersaft und Anis besteht, aus der Apotheke für 1 Mark 20 Pf. inclusive Verpackung zu beziehen ist, worauf der An geklagte erwiderte, daß bei 10 Mark sein Honorar und die Spesen mit inbegriffen seien. In Anschluß des Gutachtens erwähnte Herr Medicinalrath I)i-. Lehmann als Sachverständiger, daß dieses Medi cament auf Grund der Neichsverordnung vom 4. Januar 1874 nur den Apothekern zu verkaufen erlaubt sei. Herr Amtsauwalt Wimmer beantragte vor der Entscheidung, den Apotheker Schäfer aus Nossen, welcher die Arznei geliefert haben sollte, als Zeugen abzuhören und wurde deshalb die Hauptverhaudlung vertagt. Pirna. Am 15. September wurde das zweite Opfer der ent setzlichen Thomas'schen Katastrophe, der 17jährige Sohn Hugo, zur letzten Ruhe bestattet und hatte sich dazu abermals ein zahlreiches Publikum auf dem Kirchhofe eingesunden. Was das Befinden der