Volltext Seite (XML)
immer mehr verschärft, auch andere unangenehme Zwischenfälle machten die Belassung im Amte nachgerade unmöglich. In dem Dorfe Gröba bei Riesa ereignete sich am 14. d. M. ein bedauerlicher Unglücksfall. Ein auf der Weide befindlicher, dem Gutsbesitzer Zimmermann gehöriger Bulle wurde plötzlich wild und nahm die Magd auf die Hörner. Schwer verletzt blieb die Aermste bewußtlos liegen. Königsbrück. Vor versammeltem Stadtgemeinderathe und in Gegenwart des Standesherrn, Grafen von Königsbrück, hat am 15. September im Rathssitzungszimmer die Verpflichtung und Einweisung des zum hiesigen Bürgermeister erwählten zeitherigen Bürgermeisters Johannes Gustav Heinze von Elterlein durch Regierungsrath von Zeschwitz aus Kamenz stattgefunden. Dev Geliebte -ev Tobten. Roman. Frei nach dem Französischen von Julius Detmoll. (Fortsetzung.) Beim Empfang dieses Briefes fühlte sich Georg d'Extreme, der Notar in L*** war, niedergeschmettert. Nach mehr als fünf und zwanzig Jahren tauchte vor ihm ein Abenteuer auf, an das er seit lange schon jede Erinnerung verbannt hatte. Jetzt trat der Geist Charlotten's an der Hand ihres Kindes vor ihn, und er erschauderte im tiefsten Innern. O! Diese Jugendlieben! Diese Jugendsünden! Man glaubt sie todt, vergangen, und plötzlich erwachen sie wieder und treten drohend, erschreckend, nach langen Jahren vor die Seele! Man verflucht seinen Leichtsinn, beweint seine Vergeben . . . und denkt nicht daran, sie gut zu machen, die Schuld zu sühnen. So auch Herr d'Extreme. Er beantwortete Bernhard's Brief nicht. Vier oder fünf Mal täglich eilte dieser zur Post. Nach mehr als zwei Wochen vergeb licher Hoffnung und Todesangst entschloß er sich, von Neuem zu schreiben. — Vielleicht hat er den Brief nicht erhalten! dachte er. Er wiederholte fast den ersten Brief, nur dringender flehte er. Auch setzte er folgendes Postscriptum hinzu: „Aus Furcht, daß durch irgend einen unglücklichen Zufall dieser Brief nicht in Ihre Hände gelangen könnte, wird er Ihnen aus sicherer Hand zugestellt werden." Im Cafo hatte Cölestin die Bekanntschaft eines freundlichen und diensteifrigen jungen Mannes gemacht. Dieser wollte den Brief über bringen. Er langte in X*** an, und unter dem Vorwande, ein Grund stück kaufen zu wollen, stellte er sich dem Notar vor und führte ihn auf das Feld. Dort gestand er ihm, daß dies nur ein Vorwand gewesen, und daß er ihm einen Brief zu übergeben habe. Herr d'Extreme las ihn langsam und ohne Gemüthsbewegung durch. — Ich weiß wirklich nicht, was ich davon denken soll? sagte er endlich. Der Mensch, der Sie hergesandt hat, muß verrückt sein. — Durchaus nicht! antwortete der Diensteifrige. Es ist ein prächtiger junger Mann, einer meiner besten Freunde. — Kennen Sie ihn denn schon lange? — Nun . . . seit einem Monat! — Lernen Sie ihn besser kennen. Er ist ein Narr! . . . Hüten Sie sich und seien Sie vorsichtig . . . Diesen Rath will ich Ihnen geben. — Soll ich ihm keine Antwort überbringen? — Keine. Und ich bitte Sie, einen derartigen Auftrag nicht mehr zu übernehmen. Es ist ein armer Bursche, mit dessen Mutter einer meiner Freunde sehr vertraut gelebt hatte . . . eine leichtfertige Frau... Sie verstehen? . . . Kehren wir zurück, da Sie doch keinen Handel abschließen wollen. Der junge Mann grüßte etwas verlegen und reiste zurück. In Lyon erwartete ihn Bernhard auf dem Bahnhof. Lebhafte Bangigkeit und Spannung malte sich in seinem Gesicht. — Wo ist der Brief? — Welcher Brief? — Die Antwort auf meinen. — Was hat er denn gesagt? Der andere wiederholte die Unterhaltung Wort für Wort. Gegenüber der Neugierde seines Freundes wußte Bernhard sich zu wappnen, und anscheinend ruhig hörte er den Bericht an. Dann löste er die prächtige Kette von seiner Uhr und schenkte sie seinem Begleiter mit den Worten: — Sie haben mir einen Dienst erwiesen, und ich will nicht undankbar sein. Vielleicht weile ich morgen nicht mehr hier, und so bitte ich Sie, dieses kleine Erinnerungszeichen von mir anzunehme». Der Freund willfahrte, und ohne ein Wort weiter zu wechseln, entfernte sich Bernhard. Zwei Monate später erhielt Herr d'Extreme einen Brief au?» Paris, der folgenden Inhalt hatte: „Schande über Sie! Und Noth und Elend über die Ihrigen! „Sie haben ein Weib entehrt und Ihr Kind in den Tod getrieben!" „Eine höhere Macht »nd Gerechtigkeit wird einst grausam Ihre Herzlosigkeit und Nichtswürdigkeit rächen .... Treuloser Mann! Herzloser Vater!" „Die Mutter ist todt! ... Ich verschwinde! .... Aber nicht ungestraft verführt man ein Mädchen." „Schande über Sie! Und Noth und Elend über die Ihrigen. C . . . " Einige Tage darauf wechselte der Lehrer zu L*** seinen Wohnsitz, und in seine Stelle rückte ein junger Mann von 25 Jahren, der sich Herr Bernhard nannte. Vater und Sohn wohnten in einem Dorfe. Sie sahen sich, sprachen mit einander, aber der Vater kannte die Bande nicht, welche ihn an den Schullehrer knüpften. 8. Capitel. Der Procetz des Unteroffiziers Bertrand. Einige Tage nach Empfang des Briefes des Abbe Morlet kam Herr Jourdan aus Trevoux bei seinem Freunde an und wurde herzlich von ihm empfangen. Bis nach dem Abendessen hatten die Freunde zu plaudern und sich ihre Erlebnisse mitzutheilen. Gegen acht Uhr Abends begaben sie sich in den Garten und erfreuten sich an dem leichten, obgleich etwas frischen Winde, der ihnen den Dust der erwachenden Blumen herübertrug. Endlich begann Herr Jourdan auf die Bitte des Pfarrers die Geschichte des Unteroffiziers Bertrand zu erzählen. Lassen wir ihm das Wort! In den ersten Tagen des Jahres 1848, wenn ich mich recht entsinne, brachte eine Gerichtszeitung die Nachricht, daß Grabes- fchändungen auf mehreren Kirchhöfen von Paris vorgekommen seien. „Den eifrigsten Nachforschungen der Polizei," so schloß der Artikel, „wird es gelingen, den Schuldigen ausfindig zu machen." Lange und vergeblich forschte die Polizei. Die Kühnheit des oder der Schänder — man glaubte, es sei eine Bande — das tiefe Geheimniß, in das ihre Unthaten sich hüllten, nicht minder ihre Wieder holung, empörte die Bevölkerung im höchsten Grade. Haarsträubende, unglaubliche Geschichten liefen im Volke um, zu denen um so mehr Gelegenheit geboten wurde, als man im Dunkeln tappte. Im Juli 1848 wurde die öffentliche Aufmerksamkeit plötzlich durch neue empörende Schandthaten geweckt. Auf dem Kirchhofe Montparnasse waren wiederum nächtliche Leichenausgrabungen vorgekommen. Den« Polizeicommissär wurde Bericht erstattet, und er begab sich auf den Schauplatz der Verbrechen. Man fand, daß Jemand die Umfassungsmauer des Kirchhofes über stiegen und mit leichter Geschicklichkeit ein Grab aufgeschaufelt hatte. Der Sarg war herausgehoben und einige Meter fortgeschleppt worden. Der Deckel war eingeschlagen und der Leichnam lag in geringer Entfernung. Es war ein junges Mädchen, das dem Anschein nach höchstens fünfzehn Jahre zählte. Der verstümmelte Leichnam ruhte auf grünem Laubwerk, und an seinem rechten Arme konnte man noch den Rosenkranz sehen, den eine fromme Hand ihm wie ein Perlenarmband um das Handgelenk geschlungen hatte. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Berlin. Ein Kommissionär und Schankwirth in Einer Person suchte seine beiden Geschäftszweige dadurch zu heben, daß er Annoncen im „Jntelligenzblatt" veröffentlichte, wonach er Stellungen zu ver geben und Dahrlehne zu geringen Zinsen zu verschaffen in der Lage wäre und Reflektanten sich in seinem Schanklokal melden möchten. Die Folge dieser fast täglich wiederholten Ankündigung war, daß sein Lokal von früh bis zum späten Abend unausgesetzt von Stellungs- und Geldreflektanten besucht wurde, die es nicht unterlassen konnten, sich Getränke verabreichen zu lassen. Obwohl der spekulative Schank- wirth thatsächlich weder Geld noch Stellungen zu vergeben hatte, so begnügte er sich doch nicht, durch den erwähnten Schwindel die Frequenz seines Schanklokals zu erhöhen, sondern er veranlaßte auch eine Anzahl Reflektanten, ihm im Voraus Provisionen von 3—5 M. für die sicher ihnen zuweisenden Stellen oder Gelder zu ge währen, während er sich dann nicht mehr um die Sache kümmerte. Gegen den Schwindler ist die Untersuchung eingeleitet. * (Pferde-Statistik.) Die Zahl der Vs^dr in der ganzen Welt beläuft sich auf ca. 58 Millionen. Hierin ij aber die Zahl der Pferde in China und Japan nicht mit .inbegriffen. Von den an Pferden reichsten Ländern besitzen Oesterreich Ungarn 3,486,000 Pferde (wovon auf Oesterreich 1,367,000, aus Ung irn 2,179,900 entfallen), Frankreich 3,000,000, Rußland 21,470060, Deutschland 3,352,000, Großbritannien 2,255,000, die Türkei 1,000,000. die Vereinigten Staaten 9,504,000, die argentinische Republik. 4/00,000, Canada 2,624,000, Uruguay 1,600/100 Pferde.