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Haserfeld an der Stollbergerstraße, 150 Schritte rechts von der Restauration „zum Wind" entfernt, auf Kappeler Flur todt aufge funden worden. Eine Frau, welche beim Haferhauen beschäftigt war, bemerkte von einem Feldweg aus, der hinter dem Felde nach Kappel führt, eine Spur, die nach dem Innern des Feldes zeigte, und in der Vermulhung, daß diese Spur nach einem Lager führe, ging sie derselben nach und fand nach ungefähr 30 Schritten den Leichnam des Kindes auf den Rücken liegend und das Gesicht mit der Schürze und dem Kleidchen bedeckt, vor. Offenbar ist an dem Kinde ein Verbrechen verübt worden. Der Leichnam, welcher schon stark in Verwesung übergegangen war, wurde mittelst Siechkorbes in die Sektionshalle des königl. Landgerichtes gebracht. An dem Auffind ungsort waren auch alsbald die Herren Polizeidirektor Siebdrat, Oberstaatsanwalt Richter, Staatsanwalt Bretschneider und Referendar Dr. Friedrich erschienen. Hoffentlich gelingt es, den Verbrecher bald der verdienten Strafe zuzuführen. — Stollberg, 14. August. Gestern Abend fand im Gasthof „zum weißen Roß" eine zahlreich besuchte Versammlung reichstreuer Wähler unter dem Vorsitz des Fabrikanten Dathe statt. Nachdem die Namen der Vereinsmitglieder verlesen, schritt man zur Wahl der Ausschußmitglieder und es bilden nun den Vereinsvorstand die bereits in voriger Versammlung gewählten Herren Dathe, Stadtrath Kircheisen und die gestern dazu gewählten: Baumeister Uhlemann, vr. Erler, Realschuldirektor vr. Gelbe und Apotheker Müller, fämmtlich von hier. Außerdem wurde beschlossen, wenn kein Hin derniß dazwischen tritt, zum nächsten Sonntage eine in Zwönitz ab zuhaltende Versammlung aller Ordnungsparteien des 19. Reichstags- Wahlbezirks behufs Besprechung der nächsten Neichstagswahl ein zuberufen. — Rothenkirchen. In der Nacht vom 13. bis 14. August brach in der Scheune des Gutsbesitzers Jugelt hier Feuer aus, jedoch durch das schnelle Einschreiten der neu organisirten Feuerwehr wurde der Brand auf den Entstehungsheerd beschränkt, wobei drei Güter in nicht geringer Gefahr schwebten. Böswillige Brandstiftung wird vermuthet. Deutschland. Berlin, 15. August. Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt, der Schluß der letzten Rede Gambetta's enthalte in den Worten, womit Gambetta die Hoffnung ausspricht, den Tag zu sehen, an welchem die getrennten Brüder wieder mit Frankreich vereinigt wer den, eine neue, nicht mißzuverstehende Hinweisung auf Elsaß-Loth- ringen in der Absicht, den bestehenden Zustand als Provisorium zu bezeichnen. Gambetta stellte seine Nevindikation im Namen des Rechts, der Wahrheit und der Gerichtigkeit, als ob Frankreich von den Ländern, welche es im Laufe der früheren Zeiten den Nachbarn entriß, gerade auf Elsaß mehr Recht hätte, als beispielsweise auf das linke Rheinufer in Belgien. Die „Nordd. Allg. Ztg." legt namens der Wahrheit, des Rechtes und der Geschichte gegen die Auffassungen der Gambelta'schen Rede Verwahrung ein, bedauert, daß Gambetta in seiner hervorragenden einflußreichen Stellung kein Jahr vorüber gehen lasse, ohne in öffentlichen Reden die Gefühle der Franzosen gegen Deutschland und den status huo von Neuen: auszustacheln und zu zeigen, daß er von den Franzosen als derjenige betrachtet sein will, der sich die Verwirklichung der französischen Revancheideen als Lebensaufgabe gestellt. Das zitirte Blatt wiederholt für jetzt nur die Gambetta gelegentlich der Cherbourger Rede bereits vor gehaltene historische Wahrheit, daß nach der immanenten Gerechtig keit der Geschichte Deutschland wieder in den rechtmäßigen Besitz jener Länder gelangt ist, welche ihn: in Ausnutzung seiner früheren Ohnmacht Ludwig XIV. und Napoleon I. raubten. Der Artikel schließt: „Wir wünsche:: aufrichtig, die freundnachbarlichen Beziehungen zu Frankreich zu pflegen und zu befestigen und werden deshalb jedem Versuch, sie als flüssig und provisorisch darzustellen, pflicht mäßig entgegentreten." Oesterreich. Aus Prag vom 14. d. M. schreibt man: Dazu, daß die Katastrophe, von welcher vorgestern Abend das prächtige czechische Nationaltheater betroffen wurde, einen so erschreckend großen Umfang genommen, trug eine Reihe verhängnißvoller Umstände bei. Der Feuerautomal in: Gebäude versagte im entscheidenden Augen blicke seinen Dienst, von der Feuerwehr, welche sonst 5 Mann stark im Theater anwesend war, befand sich zur Zeit, als ihre Anwesen heit daselbst von höchster Wichtigkeit war, nur ein einziger Mann im Theater, da die anderen 4 mit den: größten Theile des Feuer wehrcorps zum Begräbnisse eines Kameraden ausgerückt waren, das auf dem nahezu 1 Stunde von Prag entfernten Wolschaner Fried- Hofe stattfand. Das große Theaterwasserreservoir war nur schwach gefüllt, nnd zum Ueberflusse hatte man das Wasser aus demselben in den Bühnen- und Zuschauerraum bei der ersten Entdeckung der Feuersgefahr abgelassen, so daß zur Bewältigung des unter dem Kuppeldache ausgcbrochenen Feuers zur Zeit, wo dies noch möglich gewesen wäre, das nasse Element fehlte. Das Herablassen des eisernen Vorhangs, der dazu bestimmt war, in Feuersgefahr den Bühnen- von dem Znschauerraume vollständig abzusperren, war un möglich, weil unter demselben ein mächtiges Gerüst angebracht war. Endlich, und das ist die schwerwiegendste Thatsache, traf die städtische Feuerwehr viel zu spät am Brandorte ein, mögen nun was für Urlachen daran Schuld tragen. Die Smichower freiwillige Feuer wehr war schon um Vi? Uhr am Platze, während die Prager Feuerwehr erst Vz Stunde später erschien. Im Theater selbst herrschte, wie übrigens leicht erklärlich, unter den wenigen Personen, die sich auf die Meldung, daß Feuer ausgebrochen sei, in die oberen Räume begeben hatten, die größte Verwirrung. Kurz, bevor eine organisirte Action zur Bewältigung des Brandes eintrat, war das Schicksal des Theaters schon besiegelt, und reichten wenige Stunden hin, um den imposanten und eleganten Prachtbau, den Stolz der czechischen Nation, an welchem über 13 Jahre gebaut worden war, mit seiner reichen und gelungenen künstlerischen Ausstattung in einen Schutt haufen zu verwandeln. Die Entstehungsursache des Brandes ist nun bereit- sichergestellt; das Feuer kam infolge sträflichster Nach lässigkeit von Klempnergehilfen aus, welche unter den: Dache gear beitet hatten und mit glühenden Kohlen der Löthungspfanne unvor sichtig umgegangen waren. Die Trauer wegen der Zerstörung des monumentalen Prachtbaues ist bei beiden Nationalitäten des Landes gleich, nnd der Wunsch, daß es gelingen möge, den Prachtbau in so kurzer Zeit als nur möglich wieder herzustcllen, wird von den Deutschen sicherlich nicht weniger lebhaft empfunden, als von den Czechen. Freudigst berührt wurde die Bevölkerung durch die Theil« nähme, welche Kronprinz Rudolf an den Tag legte, indem er, von der Katastrophe in Kenntniß gesetzt, sofort an den Prager Bürger meister sein Beileid telegraphisch melden ließ, und gestern Abend langte aus Hellbrunn die Meldung ein, daß das durchlauchtigste kronprinzliche Paar 5000 Fl. zum Wiederaufbau des czechischen Nationaltheaters gespendet hat. Der Prager Stadtrath beschloß gestern, dem Stadtverordnetencollegium den Antrag auf die Be willigung einer in zwei gleichen Jahresraten zahlbaren Summe von 50000 Fl. als Beitrag zur Wiedererrichtung des niedergebrannten Theaters zu stellen. Die Geldsammlungen unter der czechischen Be völkerung zu demselben Zwecke sind bereits in vollem Gange und geben reichen Ertrag. Auch von Deutschen gehen ansehnliche Spenden ein; das alte brüderliche Gefühl zwischen beiden Voltsstämmen macht sich in diesem Falle wieder in der erfreulichsten Weise geltend. Frankreich. Die Provinzialblätter melden große Transporte von Pulver und Dynamit nach den: Süden. Es ist zweifellos, daß in 14 Tagen bis 3 Wochen die Mobilisirung von 2, vielleicht sogar 3 Armeecorps erfolgen wird. — Die Anschuldigungen republikanischer Blätter gegen einander werden von Tag zu Tag heftiger. Vielfache Duelle sind in Aussicht. Marseille, 15. August. Bei den gestrigen Stiergefechten brachen die Bänke der Arena ein; 12 Personen sind todt, 150 ver wundet. Amerika. Washington, 15. August. Nach dem heute früh 8 Uhr 30 Minuten veröffentlichten Bulletin hat der Präsident Gar field die vergangene Nacht schlecht geschlafen. Es stellten sich Magen beschwerden mit häufiger Neigung zum Erbrechen ein. Von 3 Uhr Morgens ab war der Präsident etwas ruhiger, doch dauerten die Mageubeschwerden fort. — Nach Mittheilung der Aerzte des Prä sidenten Garfield Abends 8^ Uhr an die Newyorker Zeitungen ist der Zustand der Wunde zwar fortgesetzt ein guter, jedoch flöße der sehr große Schwächezustand große Besorgnisse ein, der Magen ver sagt seine Dienste, Nahrung muffe durch Jnjection zugeführt werden. Abends 9 Uhr wurde gemeldet: Das Erbrechen ist seil .5 Stunden nicht miedergekehrt, die Aerzte verordnen Morphiumeinspritzungen. Der Geist im Forsthanse. Fortsetzung. Alle Worte Deines Vaters klangen so ernst, so traurig, so schmerinüthig, daß ich nicht im Geringsten an deren Wahrheit zweifeln konnte. Nach kurzer Besprechung erklärten wir uns bereit, Dich auf- zunehmen und gewissenhast zu verpflegen, bis Du von uns würdest abgefordsrt werden, und wir luden Deinen Vater ein, die Nacht bei uns zuzubringen. Doch dieser erwiderte: „Nein! Muß denn geschieden sein, so ist cs besser, den bitter:: Kelch schnell zu leeren und dann ohne Säumen an's Werk zu gehen, damit die Stunde des Wiedersehens desto eher erscheint und die Sonne neuen Glückes früher aufgeht." Dann sagte Dein Vater, daß es auch möglich sei, er verun glücke auf seiner Fahrt, denn er habe es mit zornigen Leuten zu thun, die wenig Schonung bewiesen; für diesen möglichen Fall wolle er denn sein Vermächtniß an seinen Sohn gleich zurücklassen; ich solle dasselbe aufbewahren bis auf Weiteres. Er gab nur die Bsider, den Ring mit den Namenszügen L. V/., welchen ich für den Namenszug Deiner Mutter halte und ein mit acht Siegeln verschlossenes Packet, welches nach seiner Aussage alle Ausweise über Deine Person und Deine Estern enthalten sollte, wie Taufzeuguiß, den Trauschein der Eltern und andere für Dich wichtige Papiere. Er forderte mir aber auch mein Ehrenwort ab, keinen versuch zu machen, die Siegel zu lösen, und sollte ihn: wirklich ein Unglück zustoßen und er nicht zu rückkehren, so sollte ich dieses Packet Dir erst zustellen, wenn Du das Alter der Mündigkeit erlangt habest. Er sagte als Grund dieses Verlangens: er wolle nicht, daß die Verwandten seiner Frau irgend eine Nachricht von Dir erhielten, denn sie seien hart, rauh und lieblos gesümt, und Du würdest von ihnen doch nur zurückgestoßen werden;