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Der Gedanke war unfaßbar, weil er zu überraschend war. Und doch! In Stefan'« Gegenwart lag der erste Beweis, daß er die Wahrheit sprach, — er hätte es sonst nicht gewagt, sie hier auszusuchen. „Ja, ich," fuhr Stefan fort. „Ich habe Alles gehört. Jetzt geben Sie Ihren Stolz auf, Wanda, es nützt Ihnen nichts. Sagen Sie mir das eine Wort, nach welchem ich schmachte, wie ein Ver durstender nach einem Tropfen Wasser und dann, — dann will ich mein Leben weiter schleppen in dem Bewußtsein Deiner Liebe." „Unseliger, halten Sie ein," stieß Wanda hervor. „Reden Sie nicht weiter, beschwören Sie das Unwetter nicht herauf. Denken Sie an Elisabeth, an ihre Pflicht —" Er sah das todtenbleiche, zitternde Mädchen finster an. „Ich habe Beides gethan, — es nützt nichts," sagte er glühend. „Ich liebe Dich, Wanda, nur Dich allein in der Welt und seitdem ich weiß, daß auch Du mich liebst, habe ich den letzten Nest von Be sonnenheit verloren. Ich kenne nur noch zwei Dinge: mit Dir leben oder sterben!" Wanda war in die Knie niedergesunken, — die Sinne schwanden ihr. Flehend hatte sie die Hände emporgehoben, als wolle sie ihn beschwören, das Entsetzliche nicht auszusprechen, aber er blieb unge rührt bei ihrem stummen Flehen. Da war es ihr, als hörte sie Schritte auf dem Kieswege, eilende, flüchtige Schritte, welche sie nur zu gut kannte. Wanda sprang ans. Die Gefahr gab ihr die Fassung zurück, — sie wollte nicht in der letzten Minute unterliegen. Da stand Elisabeth vor ihr wie eine Nachegöttin. Das reiche, goldblonde Haar hing aufgelöst um ihren Nacken, ihr Gesicht war fast so weiß wie Wanda's. Sie lachte laut und spöttisch auf. „Ah, ich störe, — wie mir scheint, eine geheime Unterredung," stieß sie gehässig hervor. Wanda sah sie ruhig mit klaren Augen an. „Nein, Elisabeth", sagte sie hoheitsvoll, „wir haben keine ge heime Unterredung. Ich fand Stefan auf meinem Liedlingsplatz —" Sie konnte nicht weiter sprechen. Noch einmal wehrte sie sich gegen ihr Verhängniß, — vergebens. „Und da dünkte es Euch ganz angenehm, hinter dem Rücken der Gattin —" Wanda ließ sie nicht ausreden. Es gab nur noch einen Aus weg. — Bis zu dieser Minute hatte sie gezögert, ihn einzuschlagen, jetzt war es entschieden. „Halte eüt, Elisabeth, sage nichts, was Du vielleicht in der nächsten Minute bereust. Dieser Augenblick dünkte mich passend, Stefan davon in Kenntniß zu setzen, daß ich mich mit dein Grafen Murawjew verlobt habe." Stefan stieß einen Schrei aus. Er wollte ihr sagen, daß sie log, daß er niemals zugeben wolle, daß sie Murawjew ihre Hand reiche, aber er fühlte seine Ohnmacht und Schwäche. Elisabeth starrte Wanda wortlos an. Sie begriff in diesem Augenblick von Allem nichts mehr, wenn es auch nicht so war, wie es sein sollte. Sie sah es, daß sowohl Stefan als Wanda sich in großer Aufregung be fanden und daß hier etwas geschehen war, aber sie mußte schweigen vor der Thatsache, welche Wanda ihr eröffnete. „A," sagte sie, nachdem sie sich von ihrem ersten Erstaunen er holt hatte, „ich habe nie gedacht, daß Dein spröder Verehrer so schnell seine Furcht überwunden hätte. Nimm indessen meinen Glück wunsch zu diesem Ereigniß entgegen." „Ich danke Dir, Elisabeth," entgegnete Wanda. Sie konnte die Worte kaum über ihre Lippen bringen, ein Fiebsrsrost durch schüttelte sie. „Komin' ich werde Dich begleiten, — wir werden nun doch nicht mehr lange beisammen sein." Sie sagte das absichtlich, — je weiter die Kluft, desto besser. Dann legte sie Elisabeth'S Arm in den ihren und zog sie mit sich fort. Stefan wollte sie zurückhalten, aber ein Blick auf Wanda's Augen lieb ihn verstummen. Er sah sie Beide um die nächste Biegung des Weges ver schwinden. Es war Alles aus, — er hatte Wanda zur Genüge kennen gelernt, um auch nur daran zu denken, daß sie auf dem be tretenen Wege umkehren würde. Stefan durchschallte ihre Absicht. Sie fühlte sich selber nicht mehr sicher. Es war nothwendig, eine neue Schranke aufzurichten. Wanda bat Elisabeth, noch nicht von dem Ereigniß zu sprechen, sie selbst wollte es der Fürstin mittheilen. Der Tag ihrer Ver lobung war noch nicht bestimmt u. s. w. Sie wußte eigentlich gar »licht, was sie Alles sprach und ebenso wenig, wie sie aus dem Park in das Schloß zurückgekommen war. Elisabeth'S leicht zugängliches Herz war bereits wieder mit Wanda versöhnt: sie mußte sich doch gestehen, daß dieselbe viel besser und festerer sei. Mochte vorgefallen sein, was da wollte, Wanda war jetzt die Braut des Grafen, damit erreichte Alles sein Ende. Sie geleitete Wanda in ihre Gemächer. Sie fühlte sich so be klommen, so unruhig, als sie in das Gesicht ihrer Stiefschwester blickte. ^Wanda, vergieb mir, ich habe Dir schweres Unrecht gethan!" sagte sie plötzlich, ihre Arme um Wanda's Nacken schlingend und in Thränen ausbrechend. „Ich glaubte, Du — Du habest mir Stefans Liebe geraubt. Es ist nicht wahr, ich weiß es jetzt. — Du bist viel zu gut, um mir ein solches Leid anzuthun." Es war, als wenn diese Worte neues Leben in Wanda er weckten. Das Blut pulsirte schneller durch ihre Adern Sie hatte ihr eigenes „Ich" verloren gehabt, nun fand sie es wieder. Wie war sie so schwach und ohnmächtig gewesen, — die wenigen Worte des unglücklichen Weibes zeigten ihr so recht die Tiefe des Ab grundes, an welchem sie einhergewandelt war. Dem Hinrmel sei Dank, sie war rechtzeitig zurückgetreten und ihr blieb ein Leben voll Reue und Selbstvorwürfen erspart. Sie legte besänftigend ihre Hand auf Elisabeth'S Kopf; sie fühlte wieder die Kraft und den Muth in sich, sie zu trösten. „Nein, Elisabeth, Du hast Dich bitter in mir getäuscht. Ich habe immer den aufrichtigen Wunsch gehabt, Stefan und Dich glück lich zu machen, soweit ich dazu beitragen konnte. Ich dachte nie daran, Dir die Liebe Deines Gatten zu rauben, sondern wünschte stets, daß es Dir gelingen möge, den Platz, welcher Dir in seinem Herzen gebührt, zu behaupten." Elisabeth schüttelte verzweifelnd den Kopf. „Ich habe ihn verloren, Wanda, für immer verloren," stöhnte sie. „O, mein Gott und ich liebte ihn doch so sehr." „Du liebst ihn, Elisabeth?" fragte Wanda überrascht. „Ja, ja, — hast Du daran gezweifelt? Und daß ich es thue, wird mein Unglück, mein Tod sein, wenn er nicht zu mir zurückkehrt." „Er wird zu Dir zurückkehren, Elisabeth," sagte Wanda auf richtig überzeugt. „Auch Stefan hat Dich geliebt, — versuche es^ seine Liebe wiederzuerlangen. Füge Dich seinen Wünschen und An- ordnungcn, Du bist ein liebes, schwaches Kind und bedarfst der Stütze." „Ich kenne alle meine Fehler, Wanda, ich kam» sie nur nicht überwinden," schluchzte Elisabeth. „Und jetzt, — jetzt ist es über haupt vorbei für immer." „Sticht, wenn Du den offenen ehrlichen Willen hast, Dich zu be - siegen. Du wirst Stefan nie mit Launen und Spielereien für Dich gewinnen. Er ist ein zu ernster, strenger Character, um an der artigen Dingen Gefallen zu finden. Sei nachsichtig, freundlich und aufmerksam auf seine Wünsche, Elisabeth, aber nicht für wenige Tage, sondern ununterbrochen." Elisabeth schüttelte den Kopf. (Fortsetzung folgt.) Zur Stadtverordnetenwahl! Mit gerechtem Stolz kann Zwönitz wegen seines in ihm herrschenden Gemeinsinnes auf sich selbst schauen, weshalb cS auch wegen dieser löblichen Eigenschaft bei nah und fern in gutem Rufe steht, denn wenn es galt, Etwas auszu führen, griffen Hoch und Niedrig, Alt und Jung zum gemeinsamen Handeln ein, Alle hatten nur den einen Sinn, daß das Beab sichtigte auch in glänzender und würdiger Weise zur Ausführung, zur Geltung gelangen sollte! Ein Jeder widmete sein eigenes Interesse dem Ganzen. — Demnach muß auch ein Jeder, der zur Wahlurne zu treten beabsichtigt, sich sagen, wein giebst Du Deine Stimme, wer kann der Mann wohl sein, der Dich, Dein Interesse in der GesüMMtheit am Besten vertritt? Da wir Alle ein Ganzes, eine Gemeinde bilden, so müssen wir das Interesse, der: Nutzen der Einzelnen nur in dem Ganzen suchen, nur das Ganze, die Gemeinde, — nicht der Einzelne, kann Berücksichtigung finden! Wir »Nüssen sonach Männer wählen, die nicht für ihre eigene Person, sondern nur für das Ganze, die »nach bestem Wissen und Ge wissen zum Wvble der Gemeinde zu handeln bestrebt sein! Es müssen charakterfeste, Uneigennützige, selbstständig handelnde Männer sein. Soll die Gemeinde gedeihen, müssen Hader, Zwietracht, Hatz und Partheisucht dein Stadt- verordneteneollegium fern stehen, bei Bewahrung seiner Selbstständiakeit, Uneigennützigkeit mutz der einzelne Vertreter sein eigenes Interesse der Wohlfart der Gemeinde opfern! Dies ist die Meinung und der Sinn ver- schiedener Bürger und Wähler und glauben, diese wohl damit aum nn Sinne aller recht denkenden Bürger sich ausgesprochen zu haben. Als Candidaten zur bevorstehenden Wahl glauben dieselben folgenden Bürgern ihr Vertrauen schenken zu dürfe»», als: ansässige Herrn Oaviü Leküüer, Mühlenbesitzer, Wiwelm Lieber, Oekonom, ^ouie llreber, Schuhmachermeister, Wükeim l.aude, Schuhmachermeister; unansässige Ottomar Lokwolrer und iuüu8 kötkei, Fleischer.