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nehmen: Bei Beginn des 8. Vereinsjahres betrug die Zahl der Mit glieder 563 und am Schlüsse desselben 738, so daß ein Zuwachs von 175 stattgesunden hat. Einem Eintritt von 220 steht ein Abgang von 45 gegenüber. Die Einnahme in diesem Jahre betrug 4503 M., die Ausgabe 4573 M. und der Kassenbestand gegenwärtig 2182 M. An Krankcnunterstütznngen sind zu gewähren gewesen 4140 M. und zwar 476 M. ü Woche 14 M., 2170 M. L Woche 7 M. und 1494 M. ä Woche 6 M. Die gezahlte Gesammtnnterstützung seit Bestehen des Vereins beträgt 13833 M. Gewiß ein recht erfreu liches Zeugniß. Dem Kassirer bez. Vorstand wurde einstimmig Decharge ertheilt. Unter den Einnahmeposten befindet sich ein nur kleiner Be trag als Provision von der Lebensversicherungsbank „Victoria". Diese Einnahmeposition verspricht aber im nächsten Rechnungsab schlusse eine beachtenswerthere zu werden, denn auf Grund des mit genannter Gesellschaft vor einiger Zeit abgeschlossenen Vertrages haben in letzterer Zeit mehrfach Versichernngen abgeschlossen werden können, die nicht nnr für die Versicherten und Versicherungsvermittler, sondern auch für die Vereinskasse namenswerthe Vortheile bieten. Gerne machen wir, und jedenfalls auch im Interesse anderer der artigen Vereine zum Zwecke der Nachahmung auf diesen Vortrag auf merksam. Der zur Berathnng gestellt gewesene neue Statulenent- wurf, in welchem zum Theil ganz neue Principien ausgenommen waren, so z. B. daß Austritt aus den Eisenbahndienst unter gewissen Voraussetzungen ohne Einfluß auf die Mitgliederschaft bleiben soll und dergl. erlitt nur eine unwesentliche Aenderung und fand ein stimmig Annahme. Der wiederum stattgefundene außerordentlich hohe Untersttttzungs- bezug der Fahrdienstmitglieder gab Veranlassung zu dem ebenfalls einstimmigen Beschluß, für diese Mitglieder die monatliche Steuer im 9. Vereinsjahre auf 1 M. festzusetzen. Bei der Vorstandswahl wurde das zeitherige Direktorium, Bureauass. Haupt, Bodenmeister Schöffler und Expeditionshilfsarbeiter Kleindienst per Acclimation wieder gewählt, während in den Aus schuß mehrere Herren neu eintreten. Das reiche Pensum der Arbeit erledigte die Generalversammlung in 3-/2 Stunden. In der Ueber- zeugung einem guten Zweck gedient zu haben und mit dein Wunsche, recht stabiler Gesundheit im neuen Vereinsjahre, wurde ^3 Uhr die Versammlung geschlossen, um einen im oberen Salon „zum goldenen Anker" abzuhaltenden Commers beizuwohnen, welcher in recht ge hobener Stimmung verlief. Die auswärtigen Mitglieder dampften sichtlich befriedigt mit den Abendzügen ihren Heimathen wieder zu. — Zur Warnung möge folgender Unglücksfall dienen, der sich am Sonntag in Oschatz zugetragen hat. Eine Frau hatte eine Wärmflasche fest verkorkt auf den heißen Ofen gestellt, als die Flasche plötzlich mit starker Detonation explodirte; die Gase, die sich ent wickelt hatten und Ausgang suchten, mußten naturgemäß die Flasche zertrümmern. Die Explosion war so stark, daß der Ofen und ein Theil der Decke beschädigt wurden. Die Frau trug nicht unerhebliche Verletzungen an der Hand und am Oberarm davon und befindet sich in ärztlicher Behandlung. — Plauen. In der Nacht vom 16. zum 17. d. M. wurden die drei Geschwister Fleischer, auch Ille genannt, in ihrem Gute zu Pommeranz bei Gommla räuberisch überfallen. Nachdem drei Kerle das Thor aufgesprengt hatten, wurde zunächst die nichts ahnende Schwester, die in der Küche noch thätig war, in die Stube geschleppt, zu Boden geworfen und mit Erwürgen bedroht, wenn sie nicht Geld schaffe. Während der eine Bruder floh, um den anderen auf dem Boden schlafenden Bruder und die Nachbarn zu Hilse zu rufen, wurde auch dieser von dem aufgestellten Wachtposten abgefangen und in die Stube geschafft und indem man ihm einen Revolver vor den Kopf hielt, zur Herausgabe von einigen hundert Mark Geld aufge- fordert. Der so auf's Höchste Beängstigte und Bedrängte versprach das Geld vom Boden herabznholen, wußte aber zu entkommen, in dem er unbemerkt zu einein Fenster hinaussprang, um nachbarliche Hilfe anzurnfen. Nach einiger Zeit kehrte er aber, da die Nachbarn nicht zu erwecken waren, unverrichteter Sache zurück und fand, daß die Diebe, die sich inzwischen ans dem Staube gemacht batten, nicht nur nichts mitgenommen, wohl aber eine Mütze zurückgelasien hatten. Hoffentlich gelingt es, den Einbrechern bald auf die Spur zu kommen. Dieselben sollen, wie es heißt, den Abend zuvor in dem naheliegenden Gasthof daselbst (Wacbholderschenke) munter gezecht haben. Deutschland. Berlin. Auf der Tagesordnung der ersten BuudesrathSsitzung unter Vorsitz des Staatssecretairs v. Bötticher im Neichsamt des Inneren, steht zunächst eine Mittheilung über die Ernennung von Bevollmächtigten zum Bundeörath. Wie wir hören, sind als solche von Sr. Majestät dem Kaiser ernannt: der Unter- staatssecretair v. Moller, der Director im Ministerium des Innern Herrfurth und der Gcheimrath Lohmann, von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg der königlich württembergische Ministerial- rath v. Knapp. Es folgt darauf die Wahl des Protokollführers und ferner eine Mittheilung über die Bildung der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen. Die Zu sammensetzung dieser Ausschüsse wird dem Vernehmen nach die nämliche wie in der vorigen Session sein, wovon Preußen, Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg > Schwerin und Sachsen-Coburg-Gotha den erstgenannten, Preußen, Bayern, Königreich Sachsen, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg den zweit genannten Ausschuß bildeten. Darauf wird die Wahl der übrigen neuen Ausschüsse statlfinden. Von den zwei Vorlagen, welche aus der Tagesordnung stehen, dürste voraussichtlich die erste, betreffend die statistischen Erhebungen über den Ernteertrag, dem Ausschuß für Handel und Verkehr, die zweite, betreffend die Uebersicht der Reichs- Ausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 18>0/81, dem Aus schuß für Rechnungswesen überwiesen werden. Nachdem alsdann noch die Besetzung erledigter Stellen bei den Disziplinarkammern zur Berathung gelangt ist, schließt die Tagesordnung mit einer Mit- theilung über Eingaben. Konitz (Westpr.), 18. Octbr. Am vergangenen Sonnabend wurden während des Gottesdienstes in der hiesigen Synagoge zwei Fensterscheiben zertrümmert. Es wird behauptet, es seien 5 Schüsse von der Straße abgefeuert worden und zwei davon durch die Fenster in's Innere gedrungen. Obgleich man eine Patronenhülse in der Synagoge gefunden und Pulver gerochen haben will, so geht aus allen Anzeichen doch hervor, daß es sich nur um Steinwürfe, welchen mittels einer Gummischleuder bedeutende Kraft gegeben ist, handeln kann. Die Thäter sind bis jetzt noch nicht ermittelt. Aus Hinterpommern, 18. Octbr. Wie die „Kösl. Ztg." meldet, sind am Sonntag der vergangenen Woche in der Synagoge zu Pollnow abermals Fensterscheiben und Rahmen zertrümmert worden. Auch ist man durch das Fenster der Synagoge gestiegen und hat dort drei neue Fensterroleaux abgeschnitten und entwendet. Frankreich. Aus Tunis, 19. Octbr., wird gemeldet: Am ver- wichenen Montag wurde der Kaid von Nikka, Armol-bet-Hald, welcher mährend des Feldzuges Unterhändler zwischen den Krumirs und den Franzosen war, nebst zwei anderen Kaids in Ghardimau wegen Einverständnisses mit den Rebellen erschossen. Der Feldzngs- plan des Generals Sanssier zielt darauf ab, die Revellen mit einem Schlage zu vernichten. Die Colonnen rücken von verschiedenen Punkten vor, um die Rebellen in eisernen Kreisen zu erdrücken. Der Eisenbahnhof von Medjetz wurde vollständig befestigt. Vermischtes. * (Der Brief eines Räuberhauptmanns.) Aus Belgrad wird geschrieben: „Das hiesige Blatt „Samouprava" hat als Entgegnung auf einen Artikel, welcher die Räubereien des beruhckgteu Peter Despic zum Gegenstände hatte, folgenden Bries des Briganten er halten: „Belgrad, am 5. September (alten Stils) 1881. Heute kam mir die Nr. 107 der „Samouprava" zu Händen, und ich las die Eorrespondenz aus Valjewo vom 27. August d. I. Es hatte mich stark bewegt jenes Wort des Correspondenlen, mit welchem er mich „den Verfluchten" nennt. Dies gab mir Veranlassung, dem Corrc- spondcnten zu antworten, daß ich kein verfluchter Despik bin, sondern ich bin Jenen, welche für den Kara-Georg und den Fürsten Milos sind, gleichgestellt, weil dieselben ebenfalls nur das Unrecht im Walde ersticken konnten. Aber die Schuld trägt nicht der Corre- spondent, sondern ein Zweiter, und im Falle dieser Zustand noch länger andauern sollte, werde ich mehr als 50,000 Unzufriedene in meinem Lager haben, und dann werde ich dahin trachten, daß der Keil mit der Schraube Herausgetrieben wird. Bis heutigen Tags that ich Niemanden Unrecht, deshalb wird mich die Gerechtigkeit ewig schützen. Einem Jeden wäre es angenehmer, in Belgrad als in den Schluchten herum zu spaziere«. Was ist jedoch zu thun, da überall in der Welt Einer für das Volk leiden muß! Ich wünsche, daß die Serben zn besserer Gerechtigkeit gelangen, damit ich dann selbst ein freier Bürger werde. Ich ersuche Dich, Redakteur, diesen meinen Brief in Deinem guten Blatte „Samouprava" abdrucken zu lassen. Peter Despic, Czar der Wälder, geboren in Bukovik, des Bezirkes Jasen, des Kreises Kragujevac." * Ein schändlicher Kirchenraub ist laut dem „Märk. Spr." im Laufe der Nacht vom 14. zum l5. d. M. in Höntrep ausgefiihrt worden. Diebe drangen durch ein Fenster, das sie vorher zertrüm merten, in die katholische Kirche ein und entwendeten Monstranz, Ckborium, Kelch und Krankenkreuz. Auch erbrachen sie den Opfer stock. Die gestohlenen Gegenstände repräsentiren einen Werth von etwa lOOO Mark. * Der Sohn des alten Turnvaters Jahn ist ein rechter Un glücksmensch. Vor einigen Jahren war derselbe in Deutschland, um die Aufmerksamkeit der deutschen Turnvereine auf seine traurigen Verhältnisse zu lenken. So viel bekannt, hat er damals nicht ver gebens angeklopft und die Unterstützungen, die ihm zu Theil wurden, mögen ihn wohl einige Zeit über Wasser gehalten haben. Heute befindet er sich wieder im alten Elend. Der 66jährige Mann fristet in Baltimore als Tagelöhner kümmerlich sein Leben. Seine Gesund heit ist gebrochen, seine Kinder sind zum Theil noch unmündig: die Familie, die an der äußersten Stadtgrenze in einer sumpfigen Gegend wohnt, liegt am Malariafieber schwerkrank darnieder. Jahns Frau ist vor einigen Wochen gestorben, er selbst ist in Schwermnth ver fallen. In den deutsch-amerikanischen Blättern wird zu Sammlungen ausgesordert. * Citat: Ein modernes Weltwunder besitzt Berlin in seinem Steindenkmal; — dasselbe ist nämlich aus Bronce.