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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prssmnuarL»äo. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzcile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Drgern f»r d«n StEgemeinberath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. . ILA. Sonnabend, den 24. September 1881. 6. Jahr«. Tagesbericht. — Wer sich dafür interessirt, bei Vornahme einer Reise im Voraus bestimmen zu können, wie theuer ihm sein Billet zu stehen kommt — die Entfernung in Kilometern von Station M Station findet man auf jedem Fahrplane angegeben —, dem diene die kleine hierunter folgende Tabelle. Eilzug I. Classe 10 Pf. 2. - 7V2 - 3. - 7 - 4. - — - Für Eilzüge giebt es bekanntlich Tagesbillets nicht. Für ein Militärbillet ist per Kilometer Pf. zu entrichten. Bruchtheil pfennige werden aufwärts abgerundet. — Die landwirthschaftliche Schule zu Chemnitz beginnt in nächster Zeit ihren fünften Wintercursus. (Siehe Inserat.) Die Anstalt hat sich während der kurzen Zeit ihres Bestehens in erfreulicher Weise entwickelt, und ist dieselbe allen denen, welche die Landwirth- schaft berufsmäßig betreiben wollen, zu empfehlen. Unter den Schillern befinden sich nicht nur fortbildungsschulpflichtige junge Leute von 14 bis 17 Jahren, sondern auch viele, welche das 20. Lebensjahr bereits erreicht oder überschritten haben. Zum Lernen wird man ja niemals zu alt! Es scheint, als ob nunmehr auch der mittlere und kleinere Landmirth zur Erkenn tniß gelangt sei, daß zur Ausübung seines Berufes ebenso wie für Industrie, Gewerbe und Handel eine gute, allgemeine und fachliche Ausbildung höchst noth wendig ist. — Die Ziehung der mit der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zn Halle in Verbindung stehenden großen Lotterie findet demnächst statt. Mit besonderer Umsicht hat die dafür eingesetzte Commission die Ankäufe für diese Verloosuug vollendet. Aus dem Vorzüglichsten hat sie das Beste erwählt und erntet von den zahlreichen Beschauern der in der Ausstellungshalle dem Publikum zugänglich gemachten Hauptgewinnen ungetheiltes Lob. — Der erste Gewinn besteht in emem herrlichen Brillautschmuck im Werthe von 15000 Mark. In feurigem, reinem Glanze funkeln die edlen Steine, welche hier in geschmackvoller Vereinigung zu einem wahrhaft fürstlichen Geschmeide gefügt sind. Glücklich der Gewinner, der dasselbe einem holden Weibe huldigend zu Füßen legen kann. Eine große reiche silberne Tafeleinrichtung mit imposantem Tafelaufsatze macht den zweiten Preis aus. Was auf dem Gebiete der deutschen Goldschmiedckunst geleistet werden kann, bietet sich hier in seltener Vollendung dar. Der Werth dieses Silberschatzes wird auf 10000 Mark angegeben. Tischler und Polsterer haben sich vereinigt, um in dem dritten Gewinne eine hochelegante stilvolle Zimmereinrichtung zu liefern, welche sich dem Besten aureiht, was dieser bedeutende Zweig vater ländischen Kunstgewcrbes zu producireu vermag. Der angegebene Werth von 5000 Mark eycheint für dieses großartige Meublement in der That sehr niedrig. Als fünfter Gewinn präseutirt sich ein gediegener Luxuswagen (Landauer) vorzüglichster Construction im Werthe von 2000 Alk. Es folgen Gewinne im Werthe von 2000, 1000, 500 Alk. u. s. w. in mannigfaltigster Abwechselung, aber alle darin gleich, daß jeder in seiner Art etivas Auserlesenes ist. Für nur 1 Mark erwirbt man sich ein Anrecht auf diese reichen Gaben Fortuna's. Wer werden die Bevorzugten sein, welchen die launen hafte Göttin in Halle ihre Gunst zuwenden wird? Vieler Tausende Herzen harren dem Entscheidungstage in banger Erwartung ent gegen; und begierig eilen Neidische zu den Loosverkauföstellen, um durch Erwerbung eines von den wenigen noch vorhandenen Loosen mit ihnen um die Preise zu ringen. — Der sächsische Gesandte in München, wirkl. Geheimer Rath, Freiherr von Fabrice, hat sich im Auftrage Sr. Maj. des Königs Albert zu desi Hochzeitsfeierlichkeiten nach Karlsruhe begeben. — Herr A. Kutschbach, Redacteur der „Chemnitzer Zeitung", ist Seiten der secessionistisch - liberalen Partei im 20. sächsischen Reichstagswahlkreis als Kandidat aufgestellt worden und hat die Kandidatur auch angenommen. — Am 2. October d. I. wird in Hainichen der erste Verbands tag des im vorigen Jahre zum Zwecke der Förderung gemeinsamer Angelegenheiten als gegenseitiger Lehrlingsvermittelung und Ge winnung von Vortragskräftcn u. s. w. begründeten Verbandes nieder- erzgebirgischer Gemerbevereine stattsinden. Es gehören zu demselben die Vereine von Burgstädt, Döbeln, Flöha, Frankenberg, Freiberg, Hartha, Hainichen, Mittweida, Nossen, Oederan, Roßwein, Sieben- lehn, Waldheim und Zschopau. — Ein Hauseigenthümer, welcher Miethsraten an Gläubiger, wenn auch bedingt (beispielsweise für den Fall der nicht pünktlichen Zurückzahlung eines Darlehns) cedirt und sodann unter Verschweigung der Cessionen die Miethszinse selbst einnimmt und so den ihrer Be friedigung entgegensehenden Gläubigern entzieht oder das Haus unter gleicher Verschweigung verkauft, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, wegen Betrugs zu bestrafen. — Ein Einwohner in Freiberg mußte jüngst für 2 Stück Bratwürste 14 Mk. zahlen. Der Betreffende besaß nämlich einen Hund, welcher ihn auf seinen Geschäftswegen getreulich zu begleiten pflegte. Aus einem solchen Gange fand Karo zufällig die Kücken- thür offen stehen, der Bratwurstduft lud ihn zu einem kurzen Be- sucbe ein und unser Feinschmecker fand die Würste so probat, daß er 2 Stück davon verzehrte, ohne daß sein Herr nur die geringste Ahnung davon besaß. Im Laufe des Nachmittags erging an letzteren die Aufforderung, die von seinem Hnnde verzehrten Bratwürste zu bezahlen; er jedoch glaubte hierzu nicht verpflichtet zu sein, da Karo dies ohne sein Wissen gethan hatte und weigerte sich, Ersatz zu leisten. Kurz und gut, die Sache wurde dem Gerichte zur Ent scheidung übergeben und der glückliche Hundebesitzer erhielt die Zu fertigung, nicht nur den verlangten Schadenersatz zu leisten, sondern auch die erwachsenen gesammten Gerichtskosten, Sa. Sa. 14 Mark, zu tragen. Deutschland. Berlin. Die Behauptung, daß die Regierung eine Verschärfung des Preßgesetzes beabsichtige oder beabsichtigt habe, ist ofsiciöserseits bereits in Abrede gestellt worden. In Regierungs kreisen haben über diese Frage bisher keinerlei Erwägungen stattge funden; eine Verschärfung des Preßgesetzes dürfte wohl erst daun ernstlich in Aussicht genommen werden, wenn man einmal vom Socialistengesetz auf den Boden des ordentlichen Rechts zurückkehren wird. In conservativen Kreisen ist, wie ein Berliner Korrespondent bemerkt, die Opportunität strengerer Maßregeln gegen gewisse Aus schreitungen der Presse allerdings wiederholt angeregt, und man hält es, wenn auch nicht für wahrscheinlich, so doch immer für mög lich, daß von dieser Seite im nächsten Reichstag bezügliche Anträge gestellt werden. Rußland. Die Petersburger Presse begleitet die Trauernach richt 'aus Longbranch mit sympathischen Beileidsworten unter dem Hinweis, daß Rußland ein gleiches Leid im Anfang des Jahres durch Mörderhand widerfahren sei. Der „Herold" bezeichnet Garfield's Scheiden als einen ruhmvollen Tod auf dem Schlacht feld« der Ehrlichkeit. Amerika. Die öffentliche Subscription für die Familie des Präsidenten Garfield beläuft sich auf 190,000 Dollars. — Die Ueberreste des Verblichenen werden heute per Eisenbahn von Long- braiich nach dem Capitole zu Washington gebracht, dort bis Freitag Nachmittags 5 Uhr ausgestellt und dann mittelst Leichenwagens nach Cleveland übergeführt, wo nach weiterer Ausstellung die Beerdigung am Montag Nachmittag um 2 Uhr stattfindet. Long-Branch, 21. Septbr. Die gestern stattgehabte Autopsie der Leiche des Präsidenten Garfield ergab Folgendes: Die Kugel, nachdem sie die elfte rechte Rippe zersplittert, ging durch das Nück- Es kostet per Kilometer: Gewöhnliche Züge Tourbillet Tagesbillet 8 Pf. 10^ Pf. 6 - 8 - 4 - 5>/2 - 2 - — -