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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prwnumvrLnäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stabtgemrinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Dienstag, den 6. September L88I. 6. Jahrq. Bekanntmachung. Der IV. Termin diesjähriger Stadtanlage ist am 1. September l. I. fällig und längstens am 15. desselben Monats zur Abführung zu bringen. Gegen Säumige muß alsbald nach Ablauf der obigen Zahlungsfrist das Mahn- resp. Executions-Verfahren eingeleitet werden. Zwönitz, am 30. August 1881. Der Stadt gemeinderath. Schönherr. Tagesbericht. — Zwönitz. Das schon längere Zeit beabsichtigte Concert der oberen Classen des Seminars zu Schneeberg findet nächsten Sonntag, den 11. September, statt. Ein Theil des Reinertrags ist zu einem milden Zwecke bestimmt. Näheres nächstens. Zugleich wird freund lichst gebeten, den Sängern ein einfaches Mittagsessen zu gewähren. Geneigte Anerbieten wolle man bei Herrn Rektor Birn oder Herrn Kaufmann Schmidt niederlegen, falls jemand in dem noch auszu- schickenden Circulare übersehen wäre. — Dresden. Das „Dr. I." schreibt: Im Verlaufe der ver flossenen Jahre, welche sich als schlechte Jahrgänge für den Weinbau und speciell für die deutsche Weinproduction charakterisiren, trat an die königl. chemischen Centralstellen in Dresden und an deren Vor stand zu öfteren Malen die Aufgabe heran, über den Werth der Gallisirung des Weines ein entscheidendes Gntachten abzugeben; und bei den vielfach verbreiteten Vorurtheilen, welche in Bezug auf dieses Weinverbesserungsverfahren Platz gegriffen, wie in Anbetracht des Umstandes, daß letzteres von einem großen Theil der Presse in oft sehr ostensiver Form in die Kategorie der Weinverfälschung ge worfen wird, erscheint es angezeigt, das größere Publikum in objek tiver Form über das Wahre und Falsche an der Sache zu unter richten. Der Erfahrungssatz, daß der Eintritt eines guten Wein jahres durchschnittlich aller sieben Jahre, das Auftreten eines Jahr ganges mit mittlerer Weinqualität aller drei bis vier Jahre in den Weindistrikten Deutschlands und Frankreichs zur Geltung kommt, wurde schon gegen Ende vorigen Jahrhunderts die Veranlassung, daß man den mangelnden Zuckergehalt im Moste schlechter Jahrgänge durch einen Zusatz von Rohrzucker zu ersetzen und mit Hilfe dieses Zuckerzusatzes die Qualität des Productes Wein zu erhöhen sucht. Dieser Art der Mostverbesserung, von dem französischen Minister Chaptal eingeführt und daher Chaptalisiren genannt, vermochte aber nicht dein Moste geringerer Jahrgänge den ihm eigenthümlichen höheren Säuregehalt zu benehmen, so daß das Resultat dieser Most verbesserung ein mehrfach zweifelhaftes blieb. Da, im Anfang der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, trat der Weintechniker Gall, dessen Bestreben war, durch ein neues Mostverbesserungsverfahren die traurigen Verhältnisse der Winzer an der Mosel zu verbessern, mit dem wissenschaftlich in jeder Weise gerechtfertigten Gedanken auf, den Most mit einer so konzentrirten wässrigen Auflösung von Stürke- zucker, welcher als Traubenzucker im Moste bereits vorhanden, und in solcher Quantität der Flüssigkeit zu versehen, daß dadurch die Säure des Mostes verdünnt und normirt, sowie der Zuckergehalt entsprechend erhöht wurde und daß hierdurch der Most des schlech testen Jahrganges wenigstens einen Wein von mittlerer Qualität lieferte. Dieses Verfahren griff, nachdem es in den ersten zwanzig Jahren seiner Verwerthung im Versuchsstadium blieb, im Anfang der fünfziger Jahre vielfach Platz und lieferte Resultate, welche z. B. Liebig zu dem Aussprache veranlaßten: „Ich bin vollkommen des Widerspruchs der meisten Weinproducenten gewärtig, aber ebenso ge wiß, daß in einem Menschenalter bei schlechten Jahrgängen längs des ganzen Rheines diese Verbesserung ganz allgemein in Gebrauch sein wird und daß die Nachkommen über die Bedenklichkeiten und Einwürfe lächeln werden. Die Natur erzeugt keinen Wein, es ist immer der Mensch, der ihn fabricirt, der durch die künstlichen Mittel der Veredelung die Naturkräfte nach seinen Zwecken lenkt und wirken läßt." Selbst Fachmänner ließen in Wort und Schrift dem Galli- siren ihre volle Anerkennung zu Theil werden, indeß die deutsche kritisirende Natur, kleinliche Concurrenz und mangelndes Verständniß haben das Geschenk ihres Landsmannes, eben weil es ein Geschenk und nicht ein für schweres Geld zu erwerbendes Fabrikgeheimniß war, mit schlechtem Danke gelohnt und bis zu dieser Stunde im Interesse der deutschen Weinindustrie nur wenig auszunutzen ver standen, während in Frankreich das von dem Franzosen Petiot ein geführte, dem Gall'schen ganz ähnliche Verbesserungsverfahren, das Petiotisiren als solches allgemein anerkannt und angewendet, von der Negierung nicht nur genehmigt, sondern als vortheilverheißende Ent deckung prämiirt wurde. Es würde zu weit führen, wollte man hier der Einwände Erwähnung thun, die gegen die Anwendung des Stärkezuckers, an Stelle des nicht allen Ansprüchen der Mostveredel- ung entsprechenden Rübenzuckers, und damit gegen das Gallisirungs- verfahren erhoben wurden und noch werden. Es genügt, nur kurz hervorzuheben, daß mit der Einführung des Gallisirens der Eintritt ungünstiger Weinjahre zu Gunsten der Weinproduction ausgeglichen, daß ferner ein Product erzielt wird, welches, eine entsprechend ratio nelle Anwendung des Verfahrens vorausgesetzt, stets.einem guten vollmundigen Mittelwein entspricht, daß endlich die Fabrikation des Stärkezuckers zur Zeit zu einer Vollkommenheit gediehen, welche die früher erhobenen Bedenken gegen dessen Verwendbarkeit aufheben und daß daher das Gallisirungsverfahren unsern deutschen Weinbau von dem Eintritt schlechter Jahrgänge derartig unabhängig macht, daß zu hoffen steht, er werde in den Stand gesetzt werden, der französischen Concurrenz jederzeit gewachsen zu bleiben. — Annaberg, 1. September. In Sehma hat gestern Nach mittag den 3jährigen Knaben des Fabrikarbeiters Böttger im Straßen graben, unweit der Naumann'scheu Mühle, eine Kreuzotter gebissen. Trotz sofort angewendeter ärztlicher Hilfe zweifelt man an dem Aufkommen des Kindes. — Vor einer Woche etwa wurde der Stadtsörster Becker aus Neustadt bei Ziegenhain vermißt. Es wurde allgemein angenom men, daß er Wilddieben bei Ausübung seines Berufs zum Opfer ge fallen war. Unter anderen Individuen, welche des Verbrechens ver dächtig eingezogen wurden, befand sich auch der Todtengräber des Städtchens, welcher indeß wegen mangelnder Beweise alsbald wieder aus der Untersuchungshaft entlassen werden mußte. Die Leiche des vermißten Försters war bislang nicht aufgefunden. Vor einigen Tagen hat nun der Hund des Försters die Leiche seines Herrn ent deckt. Derselbe lief nach längerem Spüren nach dem Friedhof, wo er an einem Grabe, worin kurz vorher eine Frau begraben war, zu scharren begann. In Folge des auffälligen Benehmens des treuen Thieres wurde das Grab geöffnet und man fand zum allgemeinen Entsetzen die Leiche des Försters Becker unter dem Sarge der Frau. Der an Becker verübte Mord ist durch den Befund der Leiche mit Sicherheit constatirt. Der Todtengräber, an dessen Kleidern Blut spuren entdeckt sein sollen, die mit Kalk überschmiert waren, ist wieder in Haft genommen. Die weitere Untersuchung wird hoffentlich Licht in das mysteriöse Verbrechen bringen. — Meuselwitz. Am 30. August Abends kurz nach 10 Uhr fand in der Briquettesfabrik des „Fortschritt" eine Explosion statt, durch welche ein Theil der Fabrik in Brand gesetzt und leider auch zwei darin Beschäftigte, der Preßmeister Grunewald und der Arbeiter Funke, beide von hier und unverheirathet, schwer verbrannt wurden.