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wohlverdiente Antwort auf Gambetta's Revanchereden. — Herr Paul Garnier aus Cassagnac bleibt seinen Gewohnheiten treu und hat als Vorsitzender des Generalraths in Auch die Sitzung mit einer nicht sehr verbindlichen Rede gegen die republikanische Minderheit und gegen die Beamten des Departements eröffnet. Wie es heißt, wird der Präfekt gegen ihn einen Strafantrag stellen. England. Die Nachrichten aus Afghanistan lauten noch immer sehr ernst, obgleich man sich alle mögliche Mühe giebt, dieselben mit einem offiziösen Pinsel schön anzustreichen. Offenbar herrscht unter der muhamedanischen Bevölkerung nicht nur in Afghanistan selbst, sondern auch in Indien eine tiefgehende Bewegung, und dürfte es wohl mehr als ein bloßes Gerücht sein, wenn versichert wird, daß der Sultan durch den Obercherif von Mecca die .Erhebung der Mu- hamedaner gegen die Engländer predigen lasse. Es würde dies für die Herrschaft Englands um so verhängnißvoller sein, als bisher die Muhamedaner deren zuverlässige Stütze waren. — Gladstone wird Ende dieses Monats zur Kräftigung seiner Gesundheit eine Reise nach der Insel Madeira machen. Rußland. Die Ernennung des Grafen Loris-Melikoff zum Minister des Innern stellt formell das Ende der vom Grafen inne- gehabten Dictatur dar. Loris-Melikoff war so energisch, wie es seine Stellung als Dictator erheischte; er hat es verstände», die Revolution niederzuhalten, aber er hat, wo er konnte, Nachsicht walten lassen und ist darauf bedacht gewesen, Zustände zu beseitigen, welche gegründeten Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben hatten. — Tscheremin, der bisherige Leiter der berüchtigten „dritten Abtheilung", ist zum Unterstaatssecretär Melikoff's. ernannt worden. Die dritte Abtheilung ist durch Ukas des Kaisers Alexander aufgehoben worden. Asieu. Aus China kommt die Nachricht, daß der zum Tode verurtheilte frühere chinesische Gesandte am russischen Hofe wieder auf freien Fuß gesetzt worden sei, was als ein Beweis dafür ge deutet wird, daß es China mit seinen Friedensabsichten ernst meint. Kskales und Sächsisches. Zwönitz. Am vergangenen Sonnabend Nachmittag wurden beim Holzstofffahren die Pferde der hiesigen Papierfabrik von Sendig L Neußmann's Nachfolger scheu und konnten von dem Geschirrführer Wilhelm Grabner nicht erhalten werden und kam dieser dabei so un glücklich zum Fallen, daß der schwerbeladene Wagen über ihn weg ging und er augenblicklich seinen Tod fand. — Auf dem Schützen platze zu Limbach und zwar an einem Karoussel hat sich der dreiund sechzigjährige Schießbudenbesitzer Gottlieb Korb aus Niederzwönitz erhängt. — Ueber die diesjährige Ernte in Sachsen haben die Gebrüder Heller in Dresden auf dem internationalen Getreide- und Saaten markt zu Wien folgenden Bericht erstattet: Raps wird höchstens zwei Drittel der vorigen Ernte liefern. Die Qualität befriedigt. Roggen wird etwa 50 bis 75 Proz. einer Durchschnittsernte ergeben. Die Qualität befriedigt in keiner Weise; was bis jetzt vorkam, war zum Theil feucht und auch mit Auswuchs besetzt. Mit der Weizen-Ernte ist man erst beschäftigt und wird allgemein ein gutes Resultat er wartet. Es giebt aber so viel Lagerfrucht, daß man namentlich bei dem unbeständigen Wetter qualitativ und quantitativ enttäuscht werden dürfte. Gerste und Hafer versprechen eine volle Ernte. Durch das ohne Unterbrechung andauernde Negenwetter ist unsere Ernte ganz erheblich beschädigt worden. Es steht noch sehr viel auf den Feldern, was mehr oder weniger leiden muß, wie auch der Auswuchs häufiger vorkommt. Die Gefahr für die Kartoffeln ist inzwischen augenscheinlicher geworden. — Der Pilzverkauf steht jetzt in vollster Blüthe, besonders Pfifferlinge und Steinpilze werden in nicht unbedeutenden Quanti täten zum Verkauf gebracht. Um vor Giftpilzen sicher zu sein, wollen wir das altbewährte Biittel erwähnen. Dian koche mit den Pilzen eine ganze abgeschälte Zwiebel. Ist ein Giftpilz im Gericht, so wird sie blauschwarz; bleibt sie weiß, so ist man vor Vergiftung sicher. Leipzig. Ein am vergangenen Sonnabend in einer hiesigen Schlächterei zum Schlachten gekommenes Schwein erwies sich, wie durch die von der Leipziger Fleischschauvereinigung vorgenommene mikroskopische Untersuchung festgestellt wurde, als trichinös und in folge zweier Einwanderungen von Trichinen ziemlich durchsetzt. Als ein besonderes Glück muß es bezeichnet werden, daß gerade dieses trichinöse Thier bei einem Schlächter zur Tödtung gekommen ist, der gewissenhafte Fleischbeschau ausüben läßt, wie es leider von einer großen Mehrheit der Fleischer nicht für nöthig erachtet wird. Es mahnt dieser Fall wieder einmal recht zur Vorsicht, umsomehr, als derselbe in neuester Zeit nicht vereinzelt dasteht, da im vergangenen Monat trichinöse Schweine in Adorf, Löbau, Schandau und Sebnitz gefunden worden sind und im letzten Orte noch eine ziemliche Anzahl Menschen, die derartiges Fleisch genossen, krank liegen. Es sollte Pflicht jeder Hausfrau sein, sich genau davon zu überzeugen, daß dort, wo sie ihre Fleischeinkänfe besorgt, auch gewissenhafte Fleisch beschau ausgeführt wird, denn wo dies nicht geschieht, kann unbe rechenbares Unglück in die Familien getragen werden. Sehr wünschens- werth wäre cs darum, schreiben hierzu die „Leipziger Nachrichten", wenn von den Herren Fleischbeschauern alle diejenigen Schlächter, Restaurateure und Händler bekannt gegeben würden, welche gewissen hafte Fleischbeschau ausüben lassen. Aue. Der deutschen Fachschule für Blecharbeiter hier ist in jüngster Zeit dadurch wieder eine ehrende Anerkennung ihrer Wirk samkeit für die Ausbildung tüchtiger Blecharbeiter zu Theil geworden, daß ihr nicht nur die Königl. Sächs. Staatsregierung für das laufende Semester einen weiteren Zuschuß von 1000 M. gewährte, sondern daß vom nächsten Semester an auch die Königl. Preuß. Regierung einem ihrem Staate angehörigen Schüler 600 M. und die Groß- herzogliche Regierung von Baden und Weimar ingleichen je einem Schüler 225 M. Unterstützung zu ihrem Besuche bewilligten. Wie wir hören, beabsichtigt die Verwaltung genannter Schule von nächster Michaelis an einen Vorcursus für unbemitteltere Schüler, welche die Bedingungen zur Aufnahme in die 3. Classe des Hanptcursus noch nicht zu erfüllen vermögen, einzurichten. Der Unterricht in diesem Vorcursus soll vorherrschend in praktischen Arbeiten und thun- lichst unentgeldlich ertheilt werden; Schüler desselben, die sich durch besonders tüchtige Befähigung, energische Strebsamkeit und ein vor züglich gutes Betragen auszeichnen, will man bei Bewerbung um Stipendien zum Besuche der weiteren Classen der Schule bevorzugen. x Auerbach. Ein 4jähriges Mädchen stürzte vorgestern früh in den vollen Mühlgraben, wurde aber glücklich gerettet. Um Mit tag fiel ein vierjähriger Knabe an derselben Stelle in das Wasser, schwamm 300 Schritte weit zum Theil unter Häusern und Brücken hinweg, auf dem Rücken liegend fort und hat keinerlei Schaden da von getragen. An demselben Tage ertrank Abends das Kind des Schuhmachers Jakob in Rodewisch im Mühlgraben (ein 3jähriges Söhnlein) und schwamm am Wehre an. Adorf, 20. August. Ein böhmischer Gänsehändler kam heute auf dem hiesigen Bahnhofe an, fand aber in dem Wagen, in welchem sich 422 Stück Gänse befunden hatten, 46 davon leblos und 10 ohne jede Kraft zur Bewegung vor. Letztere wurden für 1 M. pro Stück von einem hiesigen Bürger gekauft, während die todten Thiere nach und nach verschwanden. Der Besitzer ist nicht allein wegen des Verlustes, welcher ihm durch den Tod der Gänse erwachsen ist, sehr geschädigt, sondern er ist auch noch wegen Thierqnälerei angezeigt worden und wird wohl noch eine empfindliche Geldstrafe deswegen bezahlen müssen. Es ist doch auch zu arg, wenn man in einen für 30 Menscken oder 6 Pferde berechneten Naum 422 Stück Gänse so einpfercht, daß sie auf einander hocken müssen. In Helmsgrün fand vergangenen Montag beim Ausschöpfen eines alten, 20 Ellen tiefen Brunnens, welcher wieder in Stand ge setzt werden sollte, derfBrunnenbaugehilfe Herman Flach aus Zschocken seinen Tod durch schädliche Dünste. Pirna. Bezüglich des an dem Hauptmann v. Carlowitz in Ottendorf verübten Mordes, welcher selbstverständlich die Gemüther immer noch in lebhafter Erregung hält, herrscht bei der untersuchenden Behörde die vollste Thätigkeit. Gestern und am Montag war in dieser Angelegenheit auch Herr Oberstaatsanwalt Roßtäuscher aus Dresden hier anwesend, ebenso wie wiederholt die königl. Staats anwaltschaft zu Pirna am Ort der That eingehend recherchirte. Be züglich der Thäterschaft coursiren die mannigfachsten Gerüchte, die sich selbstverständlich der Wiedergabe hier entziehen, nur so viel kann mitgetheilt werden, daß die Behörde dem muthmaßlichen Thäter auf der Spur zu sein scheint. Von Seiten der Familie des Ermordeten wird durch die königl. Staatsanwaltschaft Demjenigen, welcher den Thäter so anzeigt, daß die gerichtliche Bestrafung desselben erfolgen kann, eine Belohnung von Eintausend Mark ausgesetzt. Technitz. Gesucht wird für den 1. November 1880 bei dem hiesigen Bezirksarbeits- und Siechenhauje ein unverheiratheter Mann, am liebsten gedienter Militär, welcher das Caffen- und Rechnungs wesen zu besorgen, auch über die Häuslings in der Anstalt mit Aufsicht zu führen hat. Derselbe hat 900 Mark Kaution zu stellen und ist der Gehalt auf 840 Mark bei freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung festgestellt. Bewerber haben ihre Gesuche unter Angabe ihrer bisherigen Stellung nebst Zeugnissen bis zum 15. September dss. Jahres bei der Kanzlei der Königl. Amtshauptmannschaft Döbeln einzureichen. Aus dem sonst so friedlichen Bergdörfchen Oybin kommt die Kunde, daß daselbst, jedenfalls aus Liebesrache, ein — Attentat verübt morden ist. Ein junger Mann, ans Olbersdorf stammend, war durch ein ihm zugestelltes Briefchen zu einem Stelldichein im Walde ver anlaßt worden. Am Orte «»gekommen, stellten sich ihm zwei ver mummte Gestalten entgegen, die ihn sofort überfielen. Ein nach der Brust gezielter Stoß mit einem Dolchmesser konnte er halb und halb noch abwehren, doch erlitt er im Arm Verwundungen. Unmittelbar darauf erhielt er jedoch einen Schlag in's Genick, der ihn besinnungslos machte. Erst später kam er wieder zur Besinnung und konnte sich nach Haus schleppen. Indessen sind ihm noch zwei neue Drohbriefe zugestellt worden. Vermischtes. * Der „alte Schäfer Thomas" hat soeben seine Prophetenstimme erschallen lassen und uns über die Dinge, die unsrer in den Jahren 1881 und 1882 warten, aufgeklärt. Fast allen Ländern droht Mord