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urtheilt; auch fallen derselben V« der Kosten zur Last wegen Ver gehens gegen tz 258 Abs. 2 des Str.-G.-B. * Folgende beherzigenswerthe Warnung geht Berliner Blättern zu: „Die öffentlichen Blätter enthalten häufig Anzeigen, in denen Mittel gegen Diphtheritis als sicher und unfehlbar angepriesen und zum Verkauf ausgeboten werden. Es ist die Pflicht der Aerzte, gegen solchen gemeingefährlichen Unfug ohne Scheu und Rückhalt aufzutreten. Diphtheritis ist eine der schlimmsten und tückischsten Krankheiten der Gegenwart, eine Krankheit, die rasche Hülfe fordert und der trotz der sorgsamsten und kunstverständigen Behandlung eine große Zahl der Kranken zum Opfer fallen. Jene Anweisungen schließen daher eine nicht zu unterschätzende Gefahr für das große, leichtgläubige Publikum in sich. Wer solche Mittel im guten Glauben kauft und in seinem Hanse anwendet, macht sich entschieden einer Fahrlässigkeit gegen sein eigenes Leben und das Gesundheitsmohl der Seinigen schuldig und kann leicht, wenn durch das Versäumniß die ansteckende Krankheit sich in weitere Kreise verbreitet, mit dem Strafgesetzbuch in Conflict kommen Dr. A. Löwenstein, Sanitätsrath." * Aus New-Jork wird unterm 7. August gemeldet: vr. Tanner hat seine freiwillige vierzigtägige Fastenzeit glücklich zu Ende geführt. * (Eine furchtbare Bärenjagd.) Aus Wippach wird vom 27. Juli geschrieben: „Am 24. Juli Abends ging ein Herr v. Eckhel aus Triest mit dem Forstwart Kulnik in die Forste der Herrschaft Wippach auf die Nehpürsch. Kaum auf dem Pttrschplatze angelangt, stießen beide auf einen 20 Jahre alten, kolossalen Bären und der Forstwart versetzte demselben einen gut gezielten Kugelschuß in den Brustkasten. Stark verwundet stürzte sich der Bär auf den Forstwart; im selben Augenblicke jedoch gab Herr v. Eckhel Feuer und der Bär, abermals getroffen, suchte das Weite. Der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit wegen mußte die Verfolgung aufgegeben werden. Am nächsten Tage wurde der angeschossene Bär von sechs Schützen und sechs Treibern verfolgt und nach dreistündigem Suchen gestellt. Die Schützen gaben sogleich Feuer, und der Bär, von 4 Kugeln getroffen, stürzte sich auf zwei Schützen, von denen der eine mit unbedeutenden Verletzungen davonkam, der zweite aber bedeutend verwundet wurde. Die Treiber wollten nun aus Furcht nicht mehr vordringen und die Verfolgung mußte abermals unterbrochen werden. Der Forstmeister holte sechs handfeste Holzarbeiter aus dem Holzschlage, und diese, mit Hacken und Zempins (Aexten) bewaffnet, nahmen am dritten Tage in Begleitung von acht Schützen die Verfolgung des Bären wieder auf. Nach kaum halbstündiger Suche wurde der Bär gestellt und es entspann sich nun zwischen demselben, einem Treiber und einem Schützen ein gräßlicher Kampf. Alle Schützen und Treiber eilten den Angefallenen zu Hilfe, jagden dem Bären noch sechs Kugeln in den Leib und da dieser noch immer wüthend die zwei Angefallenen zerfleischte, hieben die Treiber mit ihren Hacken und Zempins auf den Schädel des Bären los. Ein Treiber hieb seinen Zempin sechs Zoll tief in den Kopf der Bestie, worauf sich diese von den Angreifern losriß und mit dem Zempin im Schädel noch einen dritten Treiber anfiel, den sie furchtbar zurichtete und welcher sich nun in ärztlicher Behandlung befindet. Endlich erlag das entsetzliche Thier und wurde gestern Abend nach Wippach gebracht. Es ist ein Männchen und miegt 470 Wiener Pfund. Nur der letzterwähnte Treiber ist lebens gefährlich verwundet, die übrigen Verwundeten befinden sich schon auf dem Wege der Besserung. Durch die vielen Zempinhiebe ist der Schädel des Bären beinahe in Stücke zerhauen. Nur der um sichtigen Leitung des Forstmeisters und des Forstkontrolleurs ist es zu danken, daß kein Menschenleben zu beklagen ist. Alle Schützen, und besonders der Forstmart, haben sich muthig, beinahe tollkühn benommen." * (Brautwerbung bei den Indianern.) Bei den Indianern steht die Tochter zum Vater, wie die Negersklavin in Egypten ihrem Eigen thümer gegenüber. Sie ist das Capital, der Besitz ihres Vaters; sie wird an den Meistbietenden verkauft. Deshalb ist auch eine Braut werbung gewöhnlich niit den ergötzlichsten Scenen verbunden, ohne daß die letzteren der in „Hangen und Bangen" schwebenden Braut das Herz besonders schwer machen. Betrachten wir diese Werbescene. „Ich denke Eure Tochter zum Weibe zu nehmen", sagt der Geliebte zu dem Vater. „Sie ist ein häßliches Ding, faul wie ein Bär, weiß nicht zu kochen und zu arbeiten, und ist zu nichts brauchbar. Aber ich sehe, daß sie Euch eine Last sein muß und, um Euch einen Gefallen zu erweisen, will ich sie Euch abnehmen. Wie viel verlangt Ihr für die Braut?" Oft antwortet der Vater: „Ihr wollt meine vielgeliebte, theuere Tochter, die beste lind ergebenste, die je geboren ward? Die beste Köchin, die fleißigste und billigste Arbeiterin im ganzen Stamme? Ich kann meine Tochter nicht entbehren. Ich will sie Niemanden geben, und am wenigsten Euch, der jung ist und blos ein Skalp genommen hat. Zudem habt Ihr kaum mehr als zwei Ponies ge stohlen und könnt mir meine Tochter gar nicht bezahlen. Ich verlange zwanzig Ponies und drei Büffelhäute für sie." „Zwanzig Ponies und drei Häute!" schreit entrüstet der Bewerber „Zwanzig starke, fette Ponies für ein so häßliches, mageres Weibsbild, das kaum eine Büffelhaut werth ist! Dafür kann man ja ein ganzes Dutzend bessere Mädchen kaufen!" Unter Schreien und Schimpfen wird nun der Kampf ohne Rücksicht auf das Beisein der Holden fortgesetzt, — der Vater seine Tochter anpreisend, der Werber über sie schimpfend. Sieht der Vater irgend welche Ungeduld oder Nachgiebigkeit, so führt er den Streit auf Wochen hinaus. Endlich wird der Handel zu dem gewöhnlichen Marktpreise der Bräute, etwa 3 oder 4 Ponies, abgeschlossen, — die Holde ist das Eigenthum des Kriegers. Von einer Hochzeitsceremonie ist natürlich bei diesen Barbaren keine Rede. Ist der Preis gezahlt, so führt der Mann sein junges Weib in das Zelt seines Vaters, um da zu bleiben, bis ihn der Zuwachs seiner Familie zwingt oder sein größerer Reichthum es erlaubt, sich ein eigenes „Lodge" — ein eigenes Zelt — zu errichten. Der Falschmünzer. 3t o v e l l e. (Fortsetzung.) 3. Mit stolzem Wohlgefallen blickte Madame Vagneres auf ihr Kind, dessen blühende, frische Jugendfülle durch den reichen Schmuck noch gehoben wurde. „Du wirst sehr glücklich sein, mein Kind, Dein Porträt muß ihn entzücken, sein Vermögen könnte eine Königstochter aussteuern, und was ich besitze, gebe ick) Dir auch noch mit." Die Tochter lächelte, zog die goldene schwere Halskette und die Ringe ab und wog alles in einer Hand. Wenn ich alles Gold, alles Geld, alles Vermögen, was mich beglücken soll, abrechne und arm dastünde, bürgst Du dann noch für mein Glück?" „Warum nicht, mein Kind? Du bist stets fromm und gut ge wesen, Du hast Dein Geld nicht unnütz verschwendet, sondern Vieles den Hilfsbedürftigen zukommen lassen, darum wird Dir auch dec Himmel günstig sein." Die Mutter trat ans Fenster. „Er könnte aber wirklich schon hier sein; nach den Briefen meines Lyoner Freundes geht mir Alles zu langsam." Mit einem Male fuhr sie erschrocken zurück. „Um Gottes Willen! seh' ich recht, seh' ich recht!" Claris eilte die Mutter zu unterstützen, denn sie wankte. „O sieh', sieh'!" rief Madame Vagneres, „geht dort nicht Charles? Aber wo ist die schöne Gardeuniform? Und Hut und Degen?" Claris, die auch hinabgesehen, entgegnete: „Ja, wahrhaftig, das ist mein Cousin, und er trägt die Uniform nicht mehr!". Der Zorn der alten Dame ward immer heftiger. „O der Böse wicht! Es ist Alles eingetroffen, was ich gefürchtet habe, ausgestoßcn aus denk Regiment wegen nichtswürdiger Vergehen." Die Tochter küßte bittend die Hände der Mutter. „Theuerste Mutter, wer weiß denn, was geschehen ist; vielleicht thun wir ihm Unrecht." „Nein, nein," erwiderte Madame Vagneres, „rede nicht für ihn, er ist ein gottvergessener Mensch." Es schellte; ein Diener trat herein: „Herr Charles Vagneres!" „Ich will ihn nicht sehen," sagte zornig Madame Vagneres, „er soll nicht ohne Uniform vor meine Augen kommen." Der Diener ging. „Die Mutter wendete sich zu Claris, „lege nur Deinen Schmuck jetzt ab, er wird wohl nicht mehr kommen. O, wenn er die Schmach erfährt, die Charles unserer Familie bereitet." Die Tochter blickte auf ein Porträt, welches an der Wand hing. „Welche Weichheit spricht aus seinen Zügen, welches tiefe Gemüth aus seinem Auge, mein Herz sagt es mir, er wird kommen." 4. Die Geschäftsfreunde, Commis, Verwandte und Bekannte hatten Lassaly, welchem sie Glück wünschten, verlassen, er selbst saß in einem Lehnstuhle und schaute Jules an, der im Zimmer auf und niederging, und ein Schreiben in der Hand hielt. Plötzlich sprang er auf. „Jules, mein Trübsinn ist geschwunden, und wie tief ich auch den Tod meines guten Kofseir beklage, so ruft mir dennoch eine Stimme zu, Lassaly, Du bist glücklich! Aber Jules, Du hörst mich ja kaum an! Was läufst Du so unruhig im Zimmer auf und ab? So lange ich finster war, suchtest Du mich zu erheitern, da ich aber fröhlich werde, wirst Du stumm und ernst." Jules entfaltete den Brief. „Ich glaubte, daß es zu folgendem Bericht einer ernster Miene bedürfe, aber Deine Worte haben mich ganz herausgebracht. Andree, fast muß ich lachen, wenn ich an Dein Glück denke, aber lache Du auch, denn beim Himmel, so ist es noch keinem Sterblichen gefolgt." Andree horchte hoch auf, doch er sprach kein Wort. Jules faßte seine Hand. „Kosseir hat in Paris Dein Porträt an den gehörigen Ort be fördert. Er hat für sich vor seinem Tode bei Madame Vagneres um die Hand ihrer Tochter geworben. Ich habe hier ein Schreiben in Händen, welches sagt, das Porträt der jungen schönen Dame, welches dort vor uns hängt, ist Dein." Er zog Andree vor das Bild, indem er ihm den Brief über reichte. Das schönste Mädchen in ganz Paris, das reichste Mädchen, Claris Vagneres ist Dein."