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Königsbrück. Herr Bürgermeister Heinze in Elterlein ist als Bürgermeister für Königsbrück gewählt und als solcher von der k. Amtshauptmannschaft Kamenz bestätigt worden. Kamenz. Am 28. Juli hat der bei seinen Anverwandten in Gersdorf in Arbeit gestandene, 26 Jahre alte Brauergeselle Johann Ernst Miehle in Grubditz, in der Absicht, sich zu tödten, Schwefel säure getrunken; ungeachtet der sofort von dem herbeigeholten Arzte angewendeten Gegenmittel ist der Genannte anderen Tages Abends unter gräßlichen Schmerzen verstorben. Vermischtes. * Der Flügeladjutant des Königs Ludwig von Baiern, Freiherr von Varicourt, hat sich entleibt. Derselbe hat sich in Oldenburg am Halse eine furchtbare Schnittwunde beigebracht und in Folge dessen bald darauf verstorben. Man nimmt an, das; der Freiherr von Baricourt den Selbstmord in einem Anfall von Schwermuth begangen, da irgend ein anderes Motiv nicht vorliegt. * Wien, 28. Juli. (Von einem Einbrecher erschossen.) Heute Nachts gegen 1 Uhr vernahm der im Hause Nr. 59, Ecke der Vlinden- und Florianigasse, im Erdgeschoß wohnhafte Mechaniker Josef Ambros ein Geräusch an seinem Fenster. Er horchte und hörte, wie über ihm im Stockwerk ein Fenster eingedrückt wurde. Er stand auf, weckte seinen Lehrbuben, den Hausbesorger Hengstberger und seinen Nachbar, den Steinmetz Wetterle, und zusammen begaben sich diese Personen auf die Gasse. Mehr tastend als sehend schritten die Männer vor und bemerkten in der That an jenem Fenster, wo früher das Geräusch hörbar war, eine Strickleiter herabhängen, die im ersten Stocke, in der Wohnung des Hausbesitzers Majors Siemic, der mit seiner Familie auf dem Lande weilte, befestigt schien. Man rief hinauf, es blieb still. Plötzlich hörte man an der anderen Ecke ein Geräusch, gleich darauf einen Lärm, wie vom Auffallen eines schweren Gegenstandes — der Einbrecher war aus einem anderen Fenster auf die Gaffe gesprungen. Die Verfolger, Ambros an der Spitze, eilten hinzu, der Manu hatte sich aber schnell aufgerafft, und wollte enteilen. Man stürzte sich auf ihn, er verthcidigte sich mit Anwendung seiner ganzen Kraft und es gelang ihm im Ningkampf mit seinen Gegnern, dieselben zu Boden zu schleudern. Tie vier Personen wälzten, sich auf der Erde, zu unterst lag der Verbrecher. Er bekam eine Hand frei, zog aus der Tasche einen Revolver, legte diesen an den Kopf des über ihm befindlichen Ambros und drückte los — die Kugel fuhr durch den Kopf des Getroffenen und dieser fiel zurück. Die beiden anderen hatte der Schuß erschreckt, sie ließen los und der Mörder war frei. Er raffte sich auf und verschwand über die gegenüber gelegene Planke. * (Zur Fuchsjagd.) Um alte, erfahrene Füchse, welche selbst durch Hunde schwer aus dem Bau zu treiben sind, zum Ausfahren und somit vor das Rohr zu bringen, wird in der „Pr. Z." folgendes Mittel empfohlen. Dian verstopft alle Röhren des Baues mit Laub und Reißig, welche Stoffe so weit als möglich in die Röhren hinein- geschoben werden, damit man das Heranschleichen des Fuchses hören und sich rechtzeitig schußfertig machen kann. Hierauf bohrt man mittelst einer 2,5 Mtr. langen und 1,5 Ctm. dicken eisernen Stange ungefähr in der Mitte des Baues ein Loch bis in die Röhre hinunter. In das Bohrloch gießt man, nachdem man sich überzeugt hat, daß dasselbe frei von kleinen Steinen und Erdstücken, durch einen Trichter Liter starken Salmiakgeist und verstopft hierauf das obere Ende des Loches. Der hierdurch im Baue entstehende Geruch soll den Fuchs zwingen, rasch auszufahren, bez. sich durch das in die Röhren gestopfte Laub u. s. w. hindurchzudrängen. * (Die intelligente Diana.) Der Jagdhund des Herrn Gerichts präsidenten ist darauf dressirt, wenn sein Herr sagt: Ich hab' mein Taschentuch verloren, oder meine Tose — sofort zu suchen und nicht eher zu ruhen, bis er den Gegenstand findet. Neulich hat der Prä sident Besuch. „Geh'n Sie nicht auf die Jagd?" fragte der Gast. Der Präsident verneint: „Ich weiß nicht; ich hab' die Lust verlor'n!" Diana hört dies und macht sich sofort davon, im ganzen Haus, in Küche, Keller, Speicher, Scheune und Erker die verlorne Lust zu suchen, worüber der Herr Präsident in so heitere Laune geräth, daß er beschließt, Dian« trotzdem mit einem Jagdausflug zu belohnen. — Diana hat die fehlende Lust ihres Gebieters also wirklich gefunden. Der Falschmünzer. 3t 0 v e l l e. 1. „Cousinchen," rief der junge Gardist Charles Vagneres, „Cousin- chen sehen Sie mich au! Giebt's in ganz Paris einen schönen; Mann als mich? Lächeln Sie nicht — meine Wangen — meine Augen — mein Wuchs — wie ich jetzt vor Ihnen stehe, schön und blühend, glaube ich schwerlich, daß irgend ein junger Mann mir gleich kommt." Bagneres stand kerzengerade vor dem Mädchen und verwandte keinen Blick von ihr. Sie aber lächelte noch immer und maß den jungen Mann mit ihren blauen Augen. „Und was soll dies Alles, lieber Cousin? dergleichen Reden sind mir äußerst neu, und da ich gesunde Augen habe, so finde ich die Erklärung Ihrer körperlichen Vorzüge ganz überflüssig." „Lachen Sie nicht, Cousinchen, Sie wissen noch nicht, was ich sagen will. Wollen Sie mich anhören?" „Wohlan! ich bin gespannt." Der Gardist zog seine weißledernen Handschuhe aus und näherte sich seiner Cousine. „Das ich schön bin, Cousinchen, müssen Sie selbst eingestehen, nun aber geduldig zugehört. Sie sind 20 Jahre alt, Sie sind reich, steinreich. Der Ruf Ihres Reichthums hat sich in ganz Paris, ja in Frankreich verbreitet, aber wer, theuerste Cousine, kam bis jetzt, Sie heimzuholen? Nicht wahr, es waren zwar reiche, sehr reiche Kauf leute, aber dies ist auch Alles, was man von ihnen sagen kann." Die junge Dame, welche bis jetzt gleichgiltig zugehört hatte, ward neugieriger: „Ei, lieber Cousin, Sie haben etwas auf dem Herzen?" „Nun wohl, es thut mir leid um Sie. Ich habe Ihre Herrn Freier beobachtet, was sind es für Menschen? Ich glaube, Alle leben für nichts, als für ihr Geld. Sie kennen kein Vergnügen, keine Zer streuung, ihre ganze Lust besteht in dem Anhäufen von Geldsäcken und darum glaube ich, die Geldlust hat sie auch zu Ihnen getrieben. Sagen Sie nun selbst, glänzend erzogen, freie Herrin Ihres Ver mögens, würde nicht jeder Zwang Sie unglücklich machen? Reichen Sie nun einem solchen Geldmenschen Ihre Hand, werden Sie dann Tage verleben, wie bisher? Ihr Gatte wird Dukaten zählen, Sie erhalten eine bestimmte Summe zur Haushaltung, die Zahl der Soireen wird festgesetzt und wenn Sie sich einbilden, frei zu sein und zu handeln — nicht mit einem Schritte dürfen Sie die vorge streckten Grenzen des Herrn Gemahls überschreiten." „Ein schönes Bild meiner Zukunft," unterbrach ihn die Cousine, „fahren Sie fort." Charles entgegnete: „Das Porträt ist vollendet, erlauben Sie mir nun ein anderes zu beginnen. Was meinen Sie, bestes Cousin chen, wär' es nicht weit gescheidter, wenn Sie einen armen Menschen mit Ihrer Hand beglückten?" „Was bedeutet das, Cousin, woher bei Ihnen diese Weisheit und Ueberleguug? Einen armen Menschen beglücken! Schön, wirklich ganz vortrefflich und der Himmel müßte eine solche That belohnen; aber, mein Bester, ich wage Ihnen ins Angesicht zu behaupten, Hun derte von Beispielen haben gelehrt, daß diese aus dem Staub Er hobenen weit ärger mit dem erhaschten Neichthum wirthschafteten, als jene Goldmenschen. Anfangs schmeichelnd und unterthänig, fallen sie bald aus der Nolle, und kränken und vernachlässigen die, der sie ihr Glück verdanken. Mein lieber Cousin, so will ich mich nicht auf opfern, einem armen Menschen, der mich später für meine Güte in den Staub treten würde, meine Hand zu geben." Eifrig erwiderte Charles: „Wenn er nun aber dankbar, wenn er überhaupt ein ganz anderer Mensch ist, der nicht Goldhaufen zu sammeln denkt, der Alles um sich froh und lustig sehen will? Genug! ich bin es selbst, der Ihnen seine Hand anträgt. Nur Ihren Wün schen, ihrer Freude will ich leben, und bedenken Sie nur Cousinchen, giebt's wohl in ganz Paris einen hübscheren Menschen als mich?" Er nahm eine Stellung an, die sein in der That imponirendes Aeußere noch mehr hervorhob. Diesen äußeren Vorzügen hatte er es zu danken, daß er, der einzige nicht Adelige, in die Garde ausge nommen war, das hatte ihn stolz gemacht. „Sie haben Unrecht," sprach die Cousine, „wenn Sie meinen, es komme Alles auf ein hübsches Gesicht an. Ja, wie ich noch klein mar, da hegte ich den Wunsch, einen hübschen Mann zu bekommen, seitdem aber habe ich wohl gesehen, wie nicht immer ein schönes Gesicht ein gleiches Gemüth verkündet. Aber auch das angenommen, müßte nicht mein Mann eine entsprechende geistige Bildung besitzen? Diese — Verzeihung, Cousin — fehlt Ihnen — und Sie sind auch nicht einmal im Stande, mir dafür einen höher;; Rang zu bieten. Ihr Aeußeres hat Sie bevorzugt, doch nicht so, daß ein Avancement denkbar wäre. Einem bloßen Gardisten kann ich meine Hand nicht reichen, und wenn Sie diese Uniform mit Civilklcidern vertauschen, und durch mein Geld sich etwas erheben, was bieten Sie mir dann, Cousin?" „Den schönsten Mann in Paris," rief Bagneres. „Die Augen aller Damen sind auf mich gerichtet, Sie werden der Gegenstand des allgemeinen Neides sein, man wird uns Bälle und Feste geben, ganz Paris wird von dem schönen Paare sprechen. Und ich werde rastlos bemüht sein, Ihre Tage zu Freudentagen zu machen, Spiel und Jubel, Lust —" „Halten Sie ein, Cousin! Den Neid der Frauen will ich sehr gern entbehren; Zerstreuungen und Lustbarkeiten können und sollen nicht alle Stunden des Tages füllen, geschweige die Jahre eines ganzen Lebens. Wenn aber Stunden kommen, wo sich das Herz nach Stille und Einsamkeit sehnt, was kann nur ein Mann bieten, der, wie Sie, nur dein Vergnügen lebt?" „Theuerste Cousine," bat Charles, „ich bin noch jung; fort mit der Uniform, ich werde meinen Geist ausbilden, ich werde das zu er reichen streben, was nur noch fehlt, um Ihrer vollkommen würdig zu sein." (Fortsetzung folgt.)