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theilung vorzubereiten, mußte die Taxation auch eine Klassifikation der Beschädigten nach ihrer persönlichen Bedürftigkeit sowohl als auch der Gegenstände in Rücksicht auf ihre Unentbehrlichkeit zur Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und eines geordneten Haushalts der Kalamitosen folgen. Um diese Vorarbeiten mit Genauigkeit auszusühren, war viel Zeit nöthig, und es ist daher wohl lediglich dem gewissenhaften Bestreben, eine gerechte und billige Vertheilung vorzubereiten, zuzuschreiben, wenn nicht schon der größere Theil der gesammelten Gaben an die Beschädigten ousgetheilt worden ist. Der Falschmünzer. St o v e l l e. (Fortsetzung.) „Das macht mich bestürzt im Kreise der Fröhlichen, das furcht meiner Stirue. O Jules, biu ich deun wirklich ein Kind des Glucks?" -„Keune ich nicht Deine ganze Lebeusgeschichte? oder hast Du mir vielleicht Etwas verheimlicht?" „Ich weiß nichts weiter, als daß es kaum fünf Jahre sind, als ich noch ein armer Haudwerksbursche in einer kleinen Provinzialstadt war, daß mein Prinzipal stets sagte: Mein Sohn, ich bin nicht so eigennützig, Deinem Glücke in Wege zu stehen; es ist, als würde der Vorrath meiner Waare bedeutender, als füllten sich die Tonnen und Fässer, die Kisten und Schachteln, ohne irgend einen Zukauf! Als würde alles schwerer uud größer au Maß uud Gewicht! Und das Geld häuft sich auch wie unerklärlich. Geh', mein Sohn, dies große Gedeihen vermehrt meine Zufriedenheit nicht, vielmehr es macht mich bangen. Geh', mein Sohn, nach einer großen Stadt und mache dort Dein Glück!" Jules hörte ihm mit Stauueu zu. Lassaly fuhr fort: „So kam ich nach Lyon, es sind heute drei Jahre! Mein Prin zipal hatte zwar ein bedeutendes Geschäft, aber eines Tages sprach er etwas, was mir klang, wie die Rede des Kaufmanns aus der Provinzialstadt, und zum ersten Male bebte ich, und meine Glieder zitterten, denn es überkam mich ein Grauen vor mir selbst. Was er aber sagte, klingt noch in meinem Ohre: Mein Sohn, verlange keinen Gehalt von mir, meine Casse steht Dir offen, meine Geldsäcke sind für Dich unversiegelt, betrachte mein Haus und mein Vermögen wie das Deine. Als ich hierüber erschrak, sprach er weiter, was zitterst Du? scheint Dir wunderbar, was ich sage, oder schenkest Du meinen Worten keinen Glauben? Ich bin nicht so blind, daß ich nicht sehen sollte, wie unter Deinen Händen mein Handel zu seiner Blüthe gelangt ist, wie meine Speicher und Waarenlager angehäuft sind, wie meiu Name gewichtvoll geworden ist durch Dich. Die Menge der Goldsäcke mehrt sich unzählbar, meine Fahrzeuge durchschiffen ganz Frankreich, meine Waare geht fast durch ganz Europa, und meinen Namen sprechen sie an allen Börsen. Genug, mein Andree, komm hinauf in den großen Saal, in Gegenwart aller meiner Leute, meiner Handlungsgehilfen und Buchhalter, Geschäftsfreunde und Anverwandten will ich Dich zu meiuem Compagnon ernennen. Er umarmte mich uud wir gingen hinauf. Doch Du bist selbst zugegen gewesen bei dein Jubel. Wie die Champagnerpsropfeu flogen, wie das Lebehoch erschallte, wie mich Alle umarmten, wie die Menge die Straße vor unserm Hause füllte." Jules uickte mit dem Kopfe. „Es sind heute drei Jahre." „Aber mir schien Alles wie ein schreckhafter Traum, wie ein Mührchen, welches ein grausiges Ende nehmen müsse. Und während ich mich bei meinem guten Prinzipale bedankte, wurde meiu Herz vou einer unsäglichen Angst zusammengepreßt. Er hielt inne. Jules lächelte. „Sonderbare Furcht, ich will Dir diese Angst verscheuchen und diese Grillen, Du sollst heiter werden wie ich." Lassaly hörte nicht auf seine Worte, und athmete tief und be klommen. „Jules, ich habe ganze Goldsäcke unter Arme verstreut. Ich habe Menschen aus ihrem Eleude befreit, indem ich ihnen ungezählt ein Vermögen spendete, das ein Fürst nnzunehmen sich nicht gescheut hätte! Aber meine Zufriedenheit kehrt nicht wieder, meine Angst schwindet nicht. Darum erbebe ich, wenn Du mich eiu Kiud des Glückes nennst!" „Jules entgegnete: Und dennoch nenne ich Dich ein Kind des Glückes, und Dein Mährchen wirv nicht traurig euden, obschon Trauer und Freude zuweilen eng mit einander verschwistert sind. Sieh her!" Er zog aus seiner Brieftasche einen schwarzversiegelten Brief, welcher bereits erbrochen war. — „Ich sagte schon vorher, daß mich etwas Wichtiges herbeigeführt habe, aber Deine gerunzelte Stirn bei meinem Eintritt, Dein Er beben, als ich Dich ein Kiud des Glückes nannte, ließen mich schwei gen. Ich kenne jetzt den Grund Deines Trübsinns und entledige mich deshalb ruhig eines halb angenehmen und halb unangenehmen Auftrages. Kosscir ist todt! Du bist jetzt Herr dieses Hauses, allei niger Herr des Hauses und der ganzen Handlung. Kosseir ist zu Paris gestorben und hat Dich znm Erben seines ganzen Vermögens, aller seiner Güter eingesetzt. Ich sage Dir meinen Glückwunsch, Du bist Herr einer Million. Die Firma heißt nicht mehr Kosseir und Compagnie, die Firma heißt fortan Lassaly, und bald nennt man Deinen Namen auf allen Börsen und bald weiß man in Paris wie in ganz Frankreich, daß Lassaly der erste Kaufmann in Lyon ist. Hier ist der Brief, aber lies ihn schnell, denn ich will es sogleich Deinen Dienern und Geschäftsfreunden bekannt machen, und sie sollen alle kommen nach dem großen Saale und Dir, dem Sohne des Glücks, ihre Glückwünsche darbringen." Jules hatte im Eifer seiner Rede nicht auf Lassaly gesehen, jetzt trat er näher an ihn heran, und legte den Brief vor ihm auf einen Tisch, aber wie erschrak er. Lassaly lag todtenbleich im Lehnstuhl; mit offenen Augen starrte er nach dem Briefe, aber seine Hand war wie gelähmt, er konnte sie nicht bewegen. „Andree, man übersandte mir den Brief, damit er Dich nicht zu sehr erschüttere. Ich glaubte Dich genug vorbereitet. Ermanue Dich, Andree! Andree, sei ein Mann! Kosseir hat Deiner mit Liebe gedacht. In Andrees Händen liegt Segen und Gedeihen, Saat und Frucht. Ter Handel wird blühen unter seiner Hand, und darum sei er mein Erbe. Starre mich nicht so an, Andree. Laß Deinen Trüb sinn. Kosseir ist todt, aber Dir breitet das Glück seine Arme ent gegen." Da raffte Andree seine Kräfte zusammen, er sprang vom Stuhl, und wollte nach dem Briefe langen, aber er sank krampfhaft wieder zurück. „O, Jules, das Glück tödtet mich!" Jules wurde abgerufen; er mußte Lassaly den Händen der Diener überlasten und eilte davon. (Fortsetzung folgt.) —. Vermischtes. * (Auch eiue Art Sport.) In Amerika betreibt man den Hunger sport, in Ungarn den Eßsport. In Großwardein hat ein junger Mann — wie dortige Blätter melden — in Folge einer Wette von i/?9 Uhr Abends bis Mitternacht folgende Speisen verzehrt: einen Paprika-Rostbraten mit Erdäpfeln, ein Wiener-Schnitzel mit Zuckererbsen, eiu Rindsfilet mit Stockerln, eiue Schweinskarbonode mit Kürbis, Ente mit Gurken, eine Portion Gansbraten, ^2 Back huhn, einen Rostbraten mit Ziviebel, ein Beefsteak mit Ei, eine ge röstete Kalbsleber, eine Portion Hirn mit Stieren, ein Kalbspörkölt, ein Gulyäsfleisch, eiue Portion gebackene Gansleber und ein Hühn chen-Eingemachtes mit Kohlrüben; hierzu trank er 14/2 Liter Bier, 21/2 Liter alten Wein und 3 Flaschen Sauerwasser. Das war die Mahlzeit, die er in Folge der Wette eingenommen hatte; zum größten Staunen seiner zahlreichen Zuschauer verlangte er aber hierauf noch eine Omelette, die er sich ausgezeichnet schmecken ließ. Der Viel ester soll sich am Tage nach dem Bravourstücke ganz wohl befunden haben. Jedenfalls ist der Wackere eine Rivale des Or. Tanner in dem Bestreben, seinem Magen Unsinniges zuzumuthen. * Ein schnurriger Handel, wie solche nicht selten in Jütland nördlich vomLimfjord geschlossen werden, fand jüngst in einem Dorfe jener Gegend statt. Eine Tabakspfeife wurde so verkauft, daß der Käufer dem Verkäufer für das erste Stück derselben 5 Kartoffeln, für das zweite 10, für das dritte 20 und für jedes folgende Stück den doppelten Preis des vorhergehenden zahlen sollte. Da die Pfeife aus 15 Theilen bestand, sollte das letzte Stück derselben 81,920 Kartoffeln kosten. Werden die vorhergehenden Summen, der Preis der anderen 14 Pfeifentheilc, dazu gezählt, kostet die Pfeife im Ganzen 163,835 Kartoffeln. Da diese von mittlerer Größe sein sollten, wurden 1000 Stück auf eine Tonne gerechnet. Es ergaben, sich dem nach über 163 Tonnen Kartoffeln, die, zu je 4 Kronen (4 M. 50 Pf.) berechnet, einen Werth von 652 Kronen darstellen. Die Pfeife hatte neu 6 Kronen gekostet. * (Ein Geisterseher.) Ein leichtgläubiger Bauer kam zu dem Pfarrer seines Dorfes und erzählte ihm in der größten Bestürzung, er habe einen Geist gesehen. — „Wo habt ihr ihn denn gesehen?" fragte der Pfarrer. — „Eben als ich an der Kirche vorüber ging, sah ich den Geist dicht an der Mauer." — „Und in welcher Gestalt eychien er Euch denn?" — „Nun — nun— gerade wie ein großer Esel." — „Geht ruhig nach Hause uud erzählt keinen Menschen etwas davon", entgegnete der Pfarrer. „Ihr seid ein furchtbarer Mensch und habt Euch vor Eurem eignen Schatten gefürchtet." * (Zureichender Grund.) Bei einem unlängst abgehaltenen Schulexamen über die sieben Bitten stellte der Lehrer bei der vierten Bitte die Frage: „Warum bitten wir um's tägliche, nicht um's wöchentliche, monatliche, oder gar um'S jährliche Brod?" Ein kleines Mädchen antwortete schelmisch lächelnd: „Es würde sonst schimmelig werden." * (Befriedigende Erklärung.) Auf die au einen Müller gerichtete Frage, wie es zugehe, daß man von den in die Mühle gegebenen Körnern oft wenig Mehl zurück erhalte, antwortete derselbe: Darüber tmrf sich Niemand wundern; das Getreide mahlt sich oft, besonders wenn man neue Mühlsteine hat, sehr zusammen, so daß es mir schon oft begegnet ist, daß sich die Körner alle vermahlen hatten und meine Kunden froh sein mußten, den leeren Sack ivieder zu erhalten.