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einem bekannten und befreundeten Prediger jenseits der Grenze, dem ich mein Anliegen vortrug. Anfangs machte er bedeutend viel Umstände, doch endlich gab er nach, wir wurden am nächsten Sonntage ein für alle Mal auf» geboten und die Trauung am Nachmittage vollzogen. Unser alter Major, dem ich mich offen und ehrlich anvertraute, schüttelte zwar, gleich dem chinesischen Männchen aus Porzellan auf feinem Kamine, gewaltig den Kopf, wusch den meinigen mit einem ellenlangen Strafsermone, gab endlich durch meine Vorstellungen besiegt nach, und versprach die königliche Einwilligung zu verschaffen. Da kam ein Eilbote meines Freundes Kade. Um Gotteswillen, spricht er, eile, nimm Courierpserde, und komm hierher. Deine Louise ist fort. Tante Wollbach ist außer sich und würde jetzt gern alles willigen, wenn sie das Mädchen nur wieder hätte. Als die Tante, schloß er die Erzählung, aus ihrem Morgenschlummer erwachte, fand sie den Platz Louisens unbesetzt, sie rief dem Kutscher zu, forschte und fragte, allein der dumme Hans wußte nichts von der Mamsell. Rath- und thatlos kehrte sie wieder heim, ließ mich sogleich rufen, und forderte Hülfe und Rettung des geliebten Schwesterkindes von mir. Nun, ich that alles Mögliche, bot alle meine Förster und Bursch läufer auf, allein bis jetzt habe ich noch keine Stachricht. Eile daher, vielleicht findet das Auge der Liebe eher eine Spur, als meine Jäger. Ich lachte mir in's Fäustchen und schrieb dem Freunde kurz zurück, daß Krankheit mich abhalle, zu ihm zu kommen, Louise übrigens schon in Sicherheit sei, wovon er jedoch der Tante nichts sagen, sondern sie noch ein Wenig in Unwissenheit lassen möge. Die Trauung war vorüber, und ich der glücklichste Mensch. Aber nun kam eine harte Stuß zu knacken. Wie sollte ich vor dem Papa Rentmeister erscheinen? Und kennen lernen mußte er doch seine Schwiegertochter. Mir ward wirklich ein wenig bange. Freund Rohrbach mußte wieder vermittelnd eintreten und einen Tag später nach Amstelhausen reiten. Aber mit einer finstern Miene kam er mir am Gasthofe, wo ich mit meinem Frauchen abgestiegen war, entgegen. Wie sieht es aus? rief ich, nichts Gutes ahnend. Der Alte ist verdammt rappelköpfisch, flüsterte er nur zu, mache Dich auf eine derbe Lection gefaßt. Doch es wird sich schon Alles machen, wenn er die hübsche junge Frau sieht. (Schluß folgt.) Vermischtes. * (Kalte Füße.) Blanche, und zwar vorzugsweise weibliche und nervenschwache Personen leiden des 'Nachts an so kalten Füße», daß sie oft Stunden lang nicht zu schlafen vermögen. Diesem Leiden hilft man dadurch am besten ab, daß man die Füße, bevor man sich zu Bett begiebt, wenige Minuten lang in kaltes Wasser taucht, sie mit demselben tüchtig reibt, bis sie warm und roth werden, dann abtrocknet und in dicke wollene Socken einhüllt. * (Für Badelustige.) Da gerade jetzt die Zeit ist, wo Alles baden geht, was irgend Gelegenheit dazu hat, wollen wir folgende gute Regeln unsern Lesern nicht vorenthalten: Man gehe nie mit ganz leerem Magen in das Wasser, da sonst leicht Schwindel sich einstellt, doch auch nie mit zu vollem, namentlich nicht nach dem Hauptessen. — Am Badeplatz angelangt, ziehe man zuerst den Nock aus und kühle sich einige Minuten ab; indeß ist es nicht nöthig und an heißen Sommertagen auch nicht möglich, daß der Schweiß voll kommen verschwindet, und entkleide sich hierauf, um Erkältungen zu vermeiden, nicht zu langsam. — Der Nichtschwimmer gehe schnell ins Wasser, der geübte springe hinein. — Im Wasser mache man sich so viel Bewegung als möglich und tauche oft unter den Wasser spiegel. Bei einer Temperatur von nur 12—14« L. verweile man nicht länger als 3—4 Minuten im Wasser; bei höheren Wärme graden bleibe man länger, je nachdem die Constitution des Badenden stärker oder schwächer ist. Bei regelmäßigem Baden sollte man aber trotzdem nie länger als 8—15 Minuten darin verweilen. — Kommt man aus dem Bade, so trockne mail sich, wenn die Luft rauh ist, schnell ab und reibe die Haut fleißig mit einem groben Tuche, damit das Blut nach der Haut strömt. Sodann ziehe man zunächst die Strümpfe, dann die Beinkleider und die Stieseln an. — Bei Wind und schlechtem Wetter trockne man während des Anziehens den Kopf öfters ab und fetze nicht sofort den Hut auf; auch empfiehlt es sich, nach dem Bade Watte in die Ohren zu stopfen. — Nachher nehme man etwas Speise zu sich und bleibe nicht au einem Orte stehen, sondern mache sich .Bewegung, vermeide jedoch, wenn irgend mög lich, wieder in Schweiß zu kommen. * Vor der Strafkammer in Bayreuth standen am 13. Juni drei blutjunge Mordgesellen, der Fleischerbursche Neubert, der Strumpf wirkergeselle Kluge und der Schustergeselle Kändler, jeder noch nicht volle 18 Tahre alt und gebürtig aus der Umgegend von Chemnitz. Sie waren angeklagt, den 68jährigen Flurwächter Sponsel auf offenem Felde ermordet und beraubt zu haben. Tie drei Burschen kamen aus ihrer ersten Wanderschaft aus Sachsen durch Bayern und wollten nach Wien. Unterwegs verabredeten sie sich schon, Je manden zu ermorden lind zu berauben, wenn ihr Geld zu Ende gehe ; Kändler war gegen einen Mord, weil er zu leicht herauskomme, die andern dafür. In Culmbach kauften sie sich, so ziemlich von ihrem letzten Geld, Revolver und Todtschläger, setzten anderen Tags ihre Wanderung über Streitberg rc. fort lind verabredeten einen Mord. Mittags erblickten sie auf einem Feldwege einen gut ge kleideten Mann, schnitten ihm den Weg ab und fragten ihn nach dem rechten Wege. Der Mann antwortete: Ihr seid auf dem falschen Weg! — In demselben Augenblick schoß Neubert seinen Revolver auf ihn ab und er und Kluge schlugen ihn mit ein paar Stichen in Hals und Brust den „Genickfang." Der Mann, ein armer Flur hüter, der auf einem Botengang war, war eine Leiche. Die Mörder entflohen, wurden aber, da Bauern den Leichnam sofort fanden, und die drei Burschen in Verdacht hatten, verfolgt nnd Nachts in Donndorf bei Bayreuth verhaftet. Sie schliefen schon hart und fest, als ob sie kein Gewissen hätten. Sie waren in der Hauptsache ge ständig; Kluge und Neubert wurden zu 12 Jahren, Kändler zu 6 Jahren Gefängniß verurtheilt. Im Schwurgericht erregte ihr blühen des und fast so gutmüthiges Aussehen allgemeines Staunen, sie selber zeigten sich ganz gleichgültig. * (Ein kleiner Hofsänger.) Der Fellilletonist des „Prager Tagblatt" erzählt: Dieser Tage hatte sich der Kronprinz Rudolf in der leichten Blouse, an der ein Distinktionszeichen nicht sichtbar war, in die Hofstallungen verfügt und hörte da die Melodie eines cchechischen Liedchens, das ein vorübergehender Schusterjunge sang. Der Kron prinz rief ihn in cchechischer Sprache an und ersuchte ihn, das Lied chen noch einmal zu singen. „Ach, Sie möchten's umsonst haben," sagte der Junge barsch und pflanzte sich vor den Kronprinzen hin. Dieser sagte lachend: „Ich geb'Dir fünf Gulden." — „Wo möchten Sie die fünf Gulden Herllehmen, Sie Feuerwehrmann, Sie?" er widerte der Bursche, und auf die Frage des Kronprinzen, wer denn er sei, bemerkte er dann mit gesteigertem Selbstgefühl: „Ein cchechi scher Patriot!" Daraufhin bot ihm der Kronprinz zehn Gulden für sein Liedchen, und der vorsichtige Junge begehrte Vorausbezahlung. Der Kronprinz gab ihm sofort eine Zehnguldennote, die der Bursche auf deu Boden legte, worauf er sich flink mit beiden Füßen auf sie stellte. Dann sang er in beschleunigtem Tempo und in höchster Auf regung sein Lied, bückte sich hurtig nach dem Gelds und rannte da- vonlaufend all einen Herrn, der in der Ferne die interessante Scene mit angesehen und dem Burschen sagte, wer eigentlich der „Feuer wehrmann" gewesen. Nun eilte er bestürzt wieder zum Kronprinzen zurück und streckte ihm, keines Wortes mächtig, die Zehnguldennoie entgegen. Der Kronprinz hieß ihn das Geld behalten und bestellte ihn für den nächsten Tag in die Hofburg. Pünktlich stellte sich am andern Morgen der jugendliche „Meistersänger" in den Vorgemächern des Kronprinzen ein, wo bereits ein prächtiger Anzug für Ihn bereit lag. Es gab in diesem Augenblicke keinen beglückteren Menschen als den „kleinen Hofsänger." * Wie der Pariser „Figaro" erzählt, passirte es kürzlich nach einem der Kämpfe, welche an der Grenze zwischen China und dem asiatischen Rußland stattfanden, einem Russen, daß einer der sieg reichen Chinesen seine Frau sehr hübsch fand und dem besiegten Gatten derselben kurzweg erklärte, er werde sie mit sich führen. Der Russe, der wohl einsah, daß jeder Widerstand vergeblich sei, erwiderte nichts und ebenso schweigend ergab sich die schöne Frau in ihr Schicksal. Nur als das neue Paar abzog, sah ihm der Russe mit wehmüthigen Blicken nach, und sagte dann, als er das Fenster schloß, vor sich hin: „Der arme Chinese!" * (115 Jahre alt geworden.) Man schreibt aus Ungarn: Am 13. d. M. ist hier eine Frau, Namens Marie Lische, nachdem dieselbe einige Tage vorher über Unwohlsein geklagt hatte, im Alter von 115 Jahren gestorben. Im vergangenen Jahre, gelegentlich der Ueberschwemmung durch die kleine Ung, märe die Greisin nahezu verunglückt; sie wusch nämlich Wäsche beim Flusse, wurde von den Wogen erfaßt, jedoch durch einen Telegraphenaufseher glücklich ge rettet. Ihrem Sarge folgte eine siebzigjührigeTochter, dereuSchmerzenü- rufe: „Mutter, Mutter, wie hast Du mich als arme Waise hinter lassen!" einen eigenthttmlichen Eindruck machten. * (Ein schwieriger Auftrag.) Der alte Fritz wurde auf einer seiner letzten Reisen von dem Redner der Empfangs-Deputation mit den Worten angeredet: „Es grüßen Dich Tausende und abermals Tausende, Tausende!" — Ich danke vielmals," fiel der König ein, „grüßen Sie dieselben von mir wieder, aber Jeden einzeln!" Amtliche Mittheilungen über die Verhandlungen nnd Beschlüsse des Stadt- gemeinderaths zu Zwönitz. Anwesend II Mitglieder bez. Stellvertreter. Entschuldigt fehlten Herr Stadt- rath Schüller und Herr Stadtverordneter Otto Hahn, unentschuldigt dagegen fehlte Herr Stadtverordneter Friedrich Mendt. 1. Von den geschäftlichen Mittheilungen, welche der Vorsitzende dem Colle gium nach Eröffnung der Sitzung machte, sei erwähnt, » daß der hiesige Kirchcn- vorstand Beitritt zu der Vereinbarung die Ausgleichung bez. Rückzahlung des Capitols und Zinsen vom Hospitalvcrmögen zu den Orgelbau im Jahre l84S anher angezeigt hat. 2. wird mit Stimmenmehrheit beschlossen, der Einladung des hiesigen Kirchenvorstandes zur Theilnahme an der kirchlichen Feier des 300- jährigen Jubiläums der Coneordienformel stattzugeben. 3. ein Gesuch des Erz- gebirgischen Zweigvereins zu Schwarzenberg um Gewährung einer Unterstützung