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und nach näherte sie sich ihm, und an ihm vorbeistreifend, flüsterte sie ihm zu: „Ich bin bereit! Eile!" Dann verließ sie den Saal wieder. (26. Capitel.) Durch die Wiuternacht. Was reitet durch Wetter uud Sturm dort dahin? Ein Nitter ist es mit gar fröhlichem Sinn! Was hält an der Brust er so traulich und warm? Sein Liebchen es ist, ihn umschlingt ihr Arm? Es eilet hin in fröhlichem Trab' Beflügelt vom düsteren Schlosse herab, Es trägt in den dunklen Wald dort hinein Den Nitter mit traulichem Liebchen so fein. Berthold. Als Kust mit triumphirenden Herzen in den Festsaal zurückge kehrt war, unterhielt er sich, vollkommen unbefangen auftretend, noch einige Zeit mit den Gästen und trat endlich zu dem Ritter Heinrich, dem er sagte, daß seine Zeit zu kurz gemessen sei, um noch länger an dem Feste theilnehmen zu können; seine Geschäfte drängten ihn zur baldigen Fortsetzung seines Rittes, da er ain nächsten Tage bei guter Zeil bei einem lieben Freunde sein müsse. Ritter Heinrich war von Konrad schon durch ein paar Worte unterrichtet, daß der angebliche Graf wirklich der gefährliche Räuber und Bibiana entschlossen sei, nun den Gang zu beginnen; sie habe ihre Rolle so meisterhaft gespielt, daß der verlarvte Bösewicht keine Ahnung davon habe, er sei durchschaut. Konrad halte seinem Herrn ferner gesagt, daß er bereits einige feiner Leute beordert, sich langsam die Culmer Höhe hinaufzuziehen und an ihnen schon bezeichneten Punkten sich in Hinterhalt zu legen; die Andern aber ständen bereit, auf den ersten Wink aufzubrechen. Damit die beiden als Knechte figurirenden Mordgesellen nichts von den getroffenen Anstalten merkten, waren dieselben von Luithold und noch ein paar in's Bertrauen gezogenen Knappen beim Becher in einem einsamen Gemache festgehalten, wo man ihnen durch allerhand Plaudereien und durch fleißiges Wiederfüllen der geleerten Becher nicht nur die Zeit vertrieb, sondern sie auch hinderte, in der Burg herumzugehen und dort Spionage zu treiben, oder gar noch Schlim meres, als nur das. Es war das auch gelungen und die beiden Strolche hatten ihre Absicht, das Innere der Burg Katzengrün zu mustern, nicht erreichen können, die Aufsicht war zu scharf gewesen. Also war der Burgherr schon darauf vorbereitet, daß der höfliche Herr Graf mit dieser Ankündigung hervortreten würde. Gleichwohl stellte sich Herr Heinrich überrascht davon; er war ja auch auf eine Nolle in dieser Sache angewiesen, die er spielen mußte, wollte er den ganzen Plan nicht verderben, so sehr seinem geraden biederen Sinn auch eine jede Verstellung widerstrebte. Rüter Heinrich hätte dem Schurken, welcher mit höflich-glatten Worten vor rhm stand, jetzt lieber den Schädel zerschmettert, allein er mußte sich zwingen und sprach sein Bedauern aus, einen so an genehmen Gast so schnell zu verlieren, und machte einen scheinbaren Versuch, ihn noch für eine Stunde zurückzuhalten. Allein Kust wollte sich nicht halten lassen; er erklärte wiederholt, die ihm bestimmte Zeit sei um, er müsse nun ernstlich an den Aufbruch denken. Zugleich gab aber auch Kust höflichen Tones die Versicherung ab, daß er, scllte er diese Gegend wieder berühren, nicht verfehlen werde, die ihm schnell so lieb gewordene Burg Katzengrün wieder zu besuchen. „Ich verlasse mich darauf", entgegnete Nitter Heinrich, „und hoffe sogar, daß ich Euch, edler Herr Graf, recht bald wieder hier sehe, und dann hoffe ich Euch noch besser als heute ganz nach Stand und Würden ausnehmen und bewirthen zu können, auch Euch ganz besondere Ausmerksamkeit zu widme«, was heute bei dem Drange meiner vielen Gäste nicht möglich mar." Kust ahnte nichts von dem ihm so gefährlichen Doppelsinne, welcher in diesen Worten des Schloßherrn lag, er nahm sie für die gewöhnliche ritterliche Höflichkeit des Wirthes dem Gaste gegenüber und schritt davon, sich wieder zur Abreise zu rüsten. Auf dem Corridore traf Kust Bibiana. Sie flüsterte ihm zu, er solle mit seinen Leuten aus der Burg reiten, sie selbst wolle durch das Hintere Pförtchen das Schloß verlassen und bei der alten Eiche an der Wegkreuzung zu Kust stoßen, und so gedenke sie, sie könnten schon weit sein, ehe Jemand noch ihre Entfernung aus der Burg merke. Nachdem Bibiana die Weisung gegeben, schlüpfte sie wieder davon und verschwand in der Dunkelheit, Kust aber eilte nach dem ihm angewiesenen Zimmer, wo er Rupert, Kral und Lutz schon fand, beschäftigt, die dort zurückgelassenen Waffenstücke und Ueberkleider wieder anzulegen. „Alles geht gut", flüsterte Kust, „der Zweck ist wider Erwarten schnell erreicht, doch das erzähle ich Euch nachher. — Und Niemand ahnt etwas, der alte Herr lud mich zum Wiederkommen ein". „Das werden sie wohl in Zukunft bleiben lassen", bemerkte Kral, „wenn sie es nur erst weghaben, daß eine Dame weg ist und mit wem sie davonflog". „Mir ist es lieb, daß die Sache so geschwind zu Ende ist", sagte Lutz, sich dehnend, „denn der Teufel soll mich auf der Stelle fünfhundert Mal holen, wenn ich sagen kann, mir gefiele es auf diesem verwünschten Neste. Zu leben ist zwar genug da, der Wein ist verteufelt gut, und man muß sich nur vorsehen, daß er nicht zu gut schmeckt; aber sonst ist nichts nach meinem Geschmacks. Alls Leute in Waffen, als stehe der Feind vor dem Thore; überall grimmige Gesichter, so daß man fürchten muß, Eins über den Schädel zu bekommen. Und dabei sehen die Augen immer so scharf und so mißtrauisch umher, so daß es geradezu unmöglich wurde, Etwas mit gehen zu heißen, was der Mühe lohnte; ein paar Münzen sind meine ganze Ausbeute. War es doch, als ob die Spitzbuben wit terten, daß ein paar Füchse sich im Hühnerstalle befinden, die ein Hühnchen und auch etliche Eier mitnehmen wollten. Solch' eine Aufpasserei kann unerträglich werden". Rupert und Kral hatten das Nämliche bemerkt, und Beide zeigten sich unzufrieden, daß auch ihnen nicht gelungen, Etwas milzunehmen, was das Mitnehmen überhaupt werth gewesen märe. Während sie so ihrem Unmuthe Worte gaben, hatten sich die Naubgesellen zur Reise gerüstet und schritten dann herab in den Burghof, wo Hinz mit de» Pferden wartete und auch Konrad stand, welcher auf Kust zutrat, ihm sagend, sein Herr habe ihm befohlen, es ihm zu melden, wenn der Herr Graf abreisen wolle, damit er ihm das Geleite gebe bis an das Burgthor, wie es einem ritter lichen Wirths edlen uud werthen Gästen gegenüber gezieme. i „Stört den edlen Herrn nicht", rief da Kust lächelnd. „Weshalb hn erst seinen Gästen entziehen und ihn aus dem warmen Saale in die kalte Winterluft locken? Alter, sage also Deinem Herrn noch mals meinen besten Gruß, meinen Dank für die freundliche Aus nahme, und daß ich ihn bitten lasse, mich in gutem Andenken zn behalten, bis daß ich einmal wieder hier erscheine." Er schwang sich nach diesen Worten auf das Noß und trabte mit seinen Gesellen durch das offene Thor und über die noch ge senkte Zugbrücke aus dem Schlosse hinaus in's Freie. Als sie hinaus waren, sandte Konrad den Davonreitenden einen zornigen Fluch nach und sprach dann für sich hin: „Wiederkommen? — O ja, Ungeheuer, ich hoffe Dich schon in ein paar Stunden wieder zu sehen, aber nicht stolz zu Noß, sondern demttthig zu Fuß, im Grafenkleide auch nicht, sondern mit auf deu Nücken gebundenen Händen". Ottomar war jetzt zu dem Bnrgvoigt getreten; hastig wandte sich dieser uni und sprach: „Nun, Junker, gilt's zu handeln!" Es entstand auch fast augenblicklich ein bewegtes Leben auf dem Burghofs, wo sich schnell Leute ansammelten und zwar immer mehr und mehr, denn aus allen Thüren quollen Bewaffnete, die bisher in abgelegenen Hallen und auf Böden verborgen gelegen, um die Aufmerksamkeit der falschen Gäste, die man erwartet hatte, nicht zu sehr auf die ungewöhnliche Bewaffnung der sonst immer so friedlichen Burg zu lenken. Während dem ritt Kust mit seinen Gesellen schnell auf die alte Eiche zu, die an zwei sich kreuzenden Wegen stand, und wo Bibiana seiner harren wollte, wenn sie zuerst an dieser Stelle anlangen solle, andernfalls sollte Kust der Dame warten. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * (Eine Wetterprognose.) Nach einer vorliegenden Wetterbe rechnung, die der Astronom Du. Harnecker auf Grund 40jähriger Beobachtungen nach der Konstellation des Mondes und der Planeten zur Erde ausgestellt hat, wird von den drei Jahren 1879, 1880 u. 1881 das gegenwärtige das schlechteste sein. Vom 6.—14. April schön, doch kalt; 14.-21. April Schnee, Negen und Frost; 21.—28. April trübe, Wind; 28. April bis 6. Mai desgl.; 6.—13. Mai stürmisch, trübe, Regen; 13.—20. Mai beständig; 20.—27. Mai schön; 27. Mai bis 5. Juni schön; 5.—12. Juni Negen; 12.—18. Juni veränderlich (bis jetzt haben vorstehende Prognosen zugetroffen). 18.—26. Juin beständig; 26. Juni bis 4. Juli schön, doch unsicher; 4.—11. Juli schlecht; 11.—18. Juli schön, doch unsicher; 18.—26. Juli Wind und schlecht; 26. Juli bis 3. August desgl.; 3.—16. August beständig; 16.—24. August schlecht; 24. August bis 1. Sep tember beständig; 1.—8. September schön, doch unsicher; 8.—15. September schlecht und Wind; 15.—23. September veränderlich; 23.—30. September stürmisch, trübe, Regen; 30. September bis 7. October beständig; 7—15. October schön, doch unsicher; 15.—23. October kühl und Strichregen; 23.—30. October desgl.; 30. October bis 6. November Wind und schlecht; 6.—13. November Schnee und Wind; 13.—21. November Frost; 21.—28. November schön, doch kalt; 28. November bis 5. December Schnee, Negen und Frost; 5.—13. December Schnee und Regen; 13.—21. December Frost; 21.—27. December Wind nnd trübe; 27. December bis 3. Januar 1882 schön und Frost. Dieser Voraussage, die für Deutschland vom 51. bis 53. Breitengrade gilt, fügt vr. Harnecker hinzu: „Das zu erwartende Wetter tritt in der Regel erst am zweiten oder dritten Tage ein; die Durchschnittserscheinung cines jeden Monats wird fast immer mit Sicherheit eintrcffen."