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schwindet die Gefahr einer erheblichen Betheuerung des für die Weberei so nothwendigen Rohmaterials. — In Betreff Versendung zollpflichtiger Gegenstände mit der Post machen wir auf einige besonders beachtenswerthe Bestimmungen aufmerksam. Die Zoll-Inhaltserklärungen haben einen bestimmten Schema zu entsprechen und muffen enthalten: Art der Verpackung, Rohgewicht der Sendung, Gesammtwerth, genaue Bezeichnung des Inhalts, Reingewicht und Werth jeder einzelnen Waarengattung. Allgemein gehaltene Angaben, wie Colonialwaaren, Kurzwaaren, Manufacturwaaren, Materialwaaren, Medicamente, Schnittwaaren, Weißwaaren u. s. w. sind unzulässig. Außerdem ist es in allen Fällen Sache des Absenders, sich genau zu erkundigen, ob die zu Versendenden Gegenstände überhaupt nach den betreffenden Ländern eingeführt werden dürfen. Die Post kann keinesfalls die Verpflicht ung übernehmen, die bezüglichen Inhaltsangaben auf Zulässigkeit der Einfuhr zu prüfen. Dresden. Hier ist am Nachmittage des ersten Pfingstfeiertages der k. Kapellmeister Krebs nach längerem Leiden verschieden. Leipzig. Hier will in den nächsten Tagen die Luftschifferin Auguste Securius mehrere Auffahrten veranstalten. Die noch junge Dame ist die Gattin eines erprobten Luftschiffers, welcher jetzt als solcher in Breslau engagirt ist. Es besitzt dieses Luftschiffer-Ehe- pärchen neun Ballons, aus Hanf» und Seidenstoff bestehend, welche sämmtlich von Frau Securius selbst, nur mit Beihilfe der Näh maschine, genäht worden sind. Frau Securius ist von Geburt eine Polin, und an der Seite ihres Gatten ist sie eine Luftschifferin ge worden, die durchaus selbstständig aufzutreten vermag. Der Ballon „Neptun", mit dem die junge Dame in Leipzig aufsteigen will, ist 40 Fuß hoch und sein Füllungsraum bemißt 359 Quadratmeter. Die elegant ausgeschmückte Gondel besteht aus Nohrgeflecht. Schwarzenberg. Wir glauben im Interesse aller Freunde der kirchlichen Musik zu handeln, wenn wir auf das nächsten Sonntag den 23. Mai Nachmittag punkt 3 Uhr in der Kirche zu Schwarzen berg stattfindende Kirchenconcert aufmerksam machen, welches von bewährten hiesigen und auswärtigen Kräften unter Mitwirkung des Kirchenchors und Männergesangvereins „Liederkranz" veranstaltet werden wird. Das intressante Programm bietet in reicher Abwechsel ung Concertstücke für Orgel (Töpfer), Violine (Raffe), gem. Chor (Beethoven), Arien für Baß und Tenor (Mendelssohn-Morlacchi), Streichquartett (Haide), Duett (Händel), Cello (Leclair), Männerchöre (Tschirch — Nacht auf dem Meere). In Rücksicht auf eine allgemeine Betheiligung sind die Eintrittspreise sehr niedrig gestellt worden (Empore 10, Schiff 20, Altarplatz 50 Pf.) In Anbetracht dessen, daß der Ertrag des Concertes in uneigennützigster Weise für wohl- thätige Zwecke bestimmt wird, ist lebhaft zu wünschen, daß dasselbe recht zahlreich besucht werde; ein wirklicher Kunstgenuß ist sicher zu erwarten. Hervorzuheben ist noch, daß die in den letzten Jahren so schön restaurirte Schwarzenberger Kirche im vorigen Sommer eine neue prächtige Orgel erhalten hat. — Der 4 Uhr 15 Minuten von Schwarzenberg abgehende Zug mit Anschluß in Aue nach Zwönitz bietet den Besuchern von Zwönitz und Umgegend günstigste Gelegen heit zur Rückkehr. Lichtenstein, 19. Mai. Am vergangenen 2. Pfingstfeiertage Nachts ^2 Uhr entwickelte sich im Tanzsaale des Gasthofes zum Hirsch in Oberlungwitz zwischen zwei mit anwesenden jungen Leuten ein Streit, bei welchem es zu Thätlichkeiten kam und wobei der eine der Excedenten den andern mit seinem Taschenmesser in die Schläfe stach. Der schnell herzugerufenen Gendarmerie zeigte der Verwundete noch den Verbrecher, worauf er zusammenbrach und während des Transportes nach der Wohnung seinen Geist aufgab. Der Mörder, welcher Widerstand leistete, wurde gefesselt an das Amtsgericht Hohenstein abgeliefert. Der Getödtete soll in Ober lungwitz, hingegen der Verbrecher in Gersdorf wohnhaft sein. x Auerbach. Für Unberufene bleibt der Umgang mit Schieß gewehren immer bedenklich und gefährlich, seien sie auch noch so vor sichtig. Mit dem Gebrauche fremder Gewehre, wie der schnellredenden Revolver, wächst die Gefahr noch mehr. Zahlreiche Ungliicksfülle sind bereits zu beklagen. Ihnen reiht sich eben ein höchst trauriger an. In Treuen erschoß bei Ausübung der leider noch nicht völlig aus gerotteten Unsitte des Pfingstschießens der wohlangeseheue und sehr achtbare Restaurateur F. seinen Begleiter Bühring, einen Vater von 6 Kindern. Die Kugel drang durch das Auge in die Gehirnhöhle. Um sie aufzusuchen, soll der Schädel des bald nach dem Schüsse ver storbenen B. trcpanirt werden. F. soll ganz untröstlich sein. — Bad Reiboldsgrün verschönt sich unter seinem Besitzer Herrn Dr. Driver immer mehr. Neue Gebäude, elegant und äußerst wohnlich, reihen sich geschmackvoll an die alten, und ein massiver Aussichtslhurm auf der „goldenen Höhe" geht seiner Vollendung entgegen. Plauen. Eine Nacht, wie man sie sich nicht schrecklicher denken kann, haben die Bewohner von Oberpirk (zwischen Mehltheuer und Pausa) vom ersten zum zweiten Feiertag durchlebt. Mitten in der Nacht, kurz vor ^1 Uhr, brach auf zwei Punkten zugleich Feuer aus. Halbnackt und znm Theil mir mit größter Mühe mußten Viele sich vor dem Tode des Verbrennens zu retten suchen; es find einzelne Fälle bekannt, wo sich Personen nur dadurch gerettet haben, daß sie zum Dachfenster hinaus auf Bäume gestiegen sind. Wer nur irgend konnte, befreite das Vieh im Stalle, das schaurig blökend, auf den nahen Feldern und Wiesen umherlief. Es brannten sechs Bauergüter und ein Wohnhaus total nieder, während ein anderes Wohnhaus theilweise zerstört worden ist. Dabei ist sehr viel Mobiliar und In ventar, ferner viel Federvieh, Ziegen und Schweine mit verbrannt. In einem Bauergute sind durch das wttthende Element circa 3000 Mark Geld und 36 noch nicht eingebettete Federbetten vernichtet worden. Die Gluth des Feuers war so mächtig, daß es in Ober pirk unmöglich war, die Straße von Pausa nach Mehltheuer zu pas« siren, und auf dem hiesigen oberen Bahnhofe erzeugte das Feuer eine solche Helle, daß es möglich war, dabei Gedrucktes zu lesen. Man vermuthet Brandstiftung. — Die letzten drei Tage vor dein Feste nahm der städtische Polizeiwachtmeister wieder eine Milchrevision vor und untersuchte bei 51 Verkäufern 97 Milchsorten. Das Resul tat war ein ziemlich ungünstiges, da nämlich bei vielen blauen Sorten bedeutende Wasserfälschungen, bei einem Verkäufer über 40 Procent vorgefunden wurden. Mehrere waren auch so ehrlich, es zuzuge stehen, daß die Fälschung von ihnen vorgenommen worden war, um ihre Kunden alle befriedigen zu können, weil nämlich sehr starke Nach frage nach Milch wegen der Feiertage vorhanden war. Plauen, 18. Mai. Gestern Nachmittag stürzte ein nicht beauf sichtigtes, kaum dreijähriges Kind in die Kegelbahn in der Lorenz'- schen Restauration an der Reichenbacher Straße, während gerade ein Spieler seine Kugel aufgesetzt hatte. Die Kugel traf das Kind so am Kopfe, daß es davon getragen und in ärztliche Behandlung ge geben werden mußte, doch soll es außer aller Gefahr sein. Der Kegelschub war sonst ziemlich gut verwahrt, jedoch wahrscheinlich von Kindern, die öfters darauf herumklettern, eine Latte von dem den Kegelschub umgebenden Spalier losgebrochen worden. Auf der Festung Königstein trafen am Sonnabend unter ziem lich starker Bedeckung 20 Militärgefangene ein, um daselbst einen theils kürzeren, theils längeren unfreiwilligen Aufenthalt zu nehmen. Aus der Festung büßen momentan auch mehrere Civilpersonen ihre Strafe ab, so z. B. die Herren Redacteur Billig von der „Zittauer Morgen-Zeitung" und Negierungsrath vr. Roscher. Die Pfingstfre quenz auf dem romantisch gelegenen Felskegel war eine sehr rege. Schandau, 18. Mai. Am ersten Feiertag besuchten 2 Brüder und 1 Schwester die sächsische Schweiz. Der jüngere von den Herren, ein 17jähriger junger Mann, wagte es, im jugendlichen Uebermuthe, auf dem Kuhstall über die Barriere zu steigen. Er hatte dabei das Unglück, in die Tiefe zu stürzen und wäre sicher sofort todt gewesen, wenn er auf harten und ebenen Boden gefallen wäre. Zu seinem Glück traf er aber zuerst auf sehr schrägem, san digen und somit weichem Boden auf, der einen heftigen Anprall verminderte und den Verunglückten eine gefährliche Rutschpartie durchmachen ließ. Sichtbare Verletzungen zeigten sich bei dein Ver unglückten über der Stirn und an der Nase. Außerdem klagte der Gefallene über Achselschmerzen. Er konnte noch einige Zeit gehen, ermattete aber bald so sehr, daß er getragen werden mußte. Sayda, 15. Mai. Vor 14 Tagen ist bei dichtem Nebel dem Gutsbesitzer Karl Müller im benachbarten Friedebach ein Rohrhuhn zugeflogen, sogenannter Strandläufer, welches seine Heimath in der Nähe größter Gewässer hat. Dieser Vogel, welcher hier eine fremd artige Erscheinung und etwas größer als eine Taube ist, hat, mit Ausnahme der Schwung- und Bauchfedern, welche weiß sind, schwarzes Gefieder, rothen Schnabel mit gelber Spitze und hohe, grünliche Beine mit rothen Kniebändern. Seine beliebteste Nahrung scheinen Würmer zu sein, doch hat er sich auch an den Genuß des Quarks, welcher ihm zuvor sicher nicht servirt worden ist, gewöhnt. Er ist in der kurzen Zeit seines Hierseins völlig zahm geworden, namentlich ist er seinem gastfreundlichen Wirthe sehr zugethan und hat sich völlig häuslich eingerichtet, als ob er schon lange zu den Bewohnern des Müller'schen Gehöftes gehörte. Radeberg. Am Dienstag Abend in der eisten Stunde ist durch eine Feuersbrunst die hiesige Papierfabrik total vernichtet worden. Langebrrg. Seinen ersten und letzten Ritt machte am 2. Pfingstfeiertage bei Waldenburg ein Knabe von 11 Jahren. Scherz weise hob ihn Jemand auf ein Pferd und von diesem stürzte er so unglücklich herab, daß er sofort eine Leiche war. Der Vater dieses Knaben befand sich während dessen in der Kirche. Zittau. Schön ist eine Equipage, wenn man sie besitzen thut, so mag an den Feiertagen Mancher gedacht haben, der statt eines comfortablen Landauers nur ein Gefährt von Anno Dazumal für schweres Geld erobert hatte; doch auch hier trügt oft der Schein. Man höre das Abenteuer eines Zittauer Kaufmanns mit seiner Familie am 1. Feiertage. Stolz per eigener „zweispänniger Schimmel equipage" wird eine Spazierfahrt nach Kloster Marienthal angetreten. Der Kutscher soll indessen nach Ostritz weiterfahren. Der Kutscher thut dies auch, IW. nachdem er in der Bergschänke die Pferde etwas gefüttert. Unterdeß ist aber die Herrschaft bereits vorbei gegangen und kann den Kutscher nirgends treffen, sie denken, der Kutscher ist vorbeigefahren und eilen zu Fuß heimwärts. Nirgends ist aber Johann mit den Schimmeln zu finden, der seinerseits ebenfalls vergeblich Ostritz nach seiner Herrschaft absncht. Das Ende der