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nicht gekeimt und das Strauchwerk leidet so entsetzlich von der Dürre, daß von »ins wiederholt Johannisbeersträucher aufgefunden wurden an denen die in reicher Fülle angesetzten Beeren vollständig abgetrocknet waren. Welche Gefahren diese anhaltende Trocken heit übrigens auch besonders für die Waldungen mit sich bringt, davon kann sich jeder leicht überzeugen, der bei einer Fahrt nach Potsdam oder nur nach Steglitz mit aufmerksamem Auge den Bahn körper insbesondere aber die Böschungen in den Einschnitten (bei Schöneberg, Friedenau rc.) betrachtet. Das kaum aufgeschossene, aber bereits wieder abgetrocknete Gras ist dort an vielen Stellen vollständig verbrannt. Ein flüchtiger Funke aus der Locomotive hat genügt, um einen derartigen kleinen Brand herbeizuführen. Hoffentlich bleibt der besonders von den Landleuten und Villen besitzern ersehnte Mairegen nicht mehr lange aus, denn je länger er auf sich warten läßt, um so trüber gestalten sich die Ernteaussichten. Wir schließen hier zugleich die Mittheiluug an, daß in der Nacht zum 20. ds. (zu Donnerstag) die Temperatur mehrere Grad unter den Gefrierpunkt gesunken war, so daß alle weicheren Gewächse (Wein, Nussbäume rc.) vollständig vom Frost zerstört worden sind. * (Der beste Empfehlungsbrief.) Auf die Annonce eines Kauf manns, durch welche ein Comptoirknabe gesucht ward, meldeten sich circa 50 Knaben. Der Kaufmann wählte sehr rasch einen unter den selben aus und verabschiedete die andern. „Ich möchte wohl wissen," sagte ein zufällig mit anwesender Freund zu ihm, „warum Du ge rade diesen Knaben, der doch keinen einzigen Empfehlungsbrief hatte, bevorzugtest?" — „Du irrst," lautete die Antwort; dieser Knabe hat viele Empfehlungen. Er strich leine Stiefel ab, ehe er in das Zimmer trat, und machte die Thüre hinter sich zu; er ist daher sorgfältig. Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten lahmen Manne, was für Herzensgute und Aufmerksamkeit spricht. Er nahm seine Mütze ab, als er hereinkam, und antwortete auf meine Fragen schnell und sicher; er ist also höflich und hat Manieren. Er hob das Blich, welches ich absichtlich auf den Boden gelegt hatte, auf, während alle übrigen dasselbe zur Seite stießen oder darüber stolperten. Er wartete ruhig und drängte sich nicht heran, — ein gutes Zeugniß für ein anständiges Benehmen. Ich bemerkte endlich, daß sein Nock gut aus gebürstet und sein Gesicht und seine Hände rein waren. Nennst Du dies Alles keinen Empfehlungsbrief? Ich gebe mehr darauf, was ich von einem Knaben weiß, nachdem ich ihn zehn Minuten lang ge sehen, als auf das, was in schönklingenden Empfehlungsbriefen ge schrieben steht." * (Köstlich geantwortet). Im Militärspital zu Kaschau starb dieser Tage ein Soldat und wurde mit den üblichen militärischen Ehren zu Grabe geleitet. Der Conduct unterschied sich jedoch dadurch von anderen dergleichen Leichenzügen, daß das ausgerückte Militär mit aufgepflanztem Bajonnet dem Sarge folgte. Einem höheren Officier fiel dieser Umstand auf und er stellte darob den führenden Korporal mit folgenden Worten zur Rede: „Wissen Sie denn nicht, daß man zu einem Conduct nicht mit aufgepflanztem Bajonnet ausrückt?" Der Korporal salutirte und erwiderte hierauf: „Ja wohl, ich weiß es, aber ich melde gehorsamst, daß der Verstorbene .... ein Arre stant war, und daß wir darum das Bajonnet aufpflanzen mußten." In Militärkreisen hat diese merkwürdige Antwort große Heiterkeit erregt. * (Schiller vor Gericht.) Bei einer Gerichtsverhandlung, die vor Kurzem in Brückenau (Bayern) abgehalten wurde, ereignete sich das ergötzliche Vorkommniß, daß ein 20jähriger Schneidergeselle, der wegen Uebertretung der Polizeistunde zu 24 Stunden Arrest verur- theilt wurde, pathetisch ausrief: „Nein, nie und nimmer dulde ich diese Beschränkung meiner Freiheit!" Als ihm der Vorsitzende darauf erwiderte, daß er diese Beschränkung hätte vermeiden können, wenn er zur richtigen Zeit nach Hause gegangen wäre, und er, da die Strafe gerecht sei, gar kein Recht hätte, sich zu beklagen, schrie der gute Mann in voller Wuth: „Ja, dies Recht habe ich lind dies Stecht des Menschen hängt da droben an den Sternen unveräußerlich, denn das sagt schiller, und wer den Schiller gelesen hat, der ist ein ganz anderer Kerl, der hat auch das Recht, was zu reden." Znr Geschichte -er Stahlfeder. Von A. Schrot. Die Gänsefedern, mit denen man vor der Erfindung der Stahl federn schrieb — heute bedienen sich ihrer nur noch wenige Auser- wühlte — kannte man im klassischen Alterthum noch nicht. Die erste Erwähnung, die ihrer geschieht, findet sich bei dem Arzte Paul von Aegina, der im 7. Jahrhundert n. CH. lebte. Vordem bediente man sich_ des Rohres, des Griffels, des Pinsels; letzterer eine chinesische Erfindung aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Was die Stahlfedern betrifft, so sind sie keineswegs, wie noch vielfach geglaubt wird, eine englische, sondern eine deutsche Erfindung. Die durch ihre Kunstfertigkeit im Mittelalter so hoch berühmte Stadt Nürnberg ist es, in welcher sie schon im sechzehnten Jahrhundert als „eisern und silbern Blechlain" angefertigt wurden. Der Name des Erfinders ist allerdings unbekannt. Wegen der Schwierigkeit der Fabrikation, der Höhe des Preises und auch der geringen Nachfrage — es wurde damals verhältnißmäßig wenig geschrieben — kam die Sache nicht in Schwung und gerieth wieder m Vergessenheit. Ganz unabhängig hiervon wurde die Stahlfeder zu Anfang unseres Jahrhunderts von einen« Schreiblehrer in Königsberg, Namens Bürger, erfunden. Er kam zuerst auf die Idee, die Federspule in eine Anzahl Theile zu zerlegen und daraus die einzelnen Federn zu schneiden. Den Halter dazu erfand er ebenfalls; später gelang es ihm auch, einen Apparat für das Schneiden der Federn zu erfinden, den er mit Hilfe eines Freundes, der die Mechanik aus Liebhaberei betrieb, construirte. In der Freude seines Herzens erließ er aber schon vorher im Königsberger Jntelligenzblatt (es war 1808) eine Anzeige von fol gendem Wyrtlailt: „Neue höchst wichtige Erfindung! Dem Schreiblehrer Bürger ist es nach vieler Mühe gelungen, einen Apparat zu erfinden, der nicht nur eine leichte Handschrift Jedem, der sich seiner bedienen wird, verschafft, sondern auch neben dem Vortheil der Oekonomie, da man aus einer Federpose ein bis fünf Schrei'ofedern erhält, noch den anderen Vortheil gewährt, fertig zugeschnittene Federn gleich zur Hand zu haben und nicht mehr mit dem Schneiden Zeit und Mühe zu verschwenden, sondern auch das bisherige Abknipsen der Spitze auf dem Nagel des linken Daumens zu vermeiden, wodurch derselbe ver unstaltet wurde und nicht selten schmerzhafte Krankheiten des Nagels verursachte. Der Apparat besteht aus einem Schächtelchen mit den Federschnäbeln und dem dazu gehörigen Stiele, dem der Erfinder den Namen Federschnabelhalter beigelegt haben will. Gebrauchsan weisung ertheilt der Erfinder; der Preis richtet sich nach der Materie, aus welcher der Federschnabelhalter verfertigt ist, da man ihn aus Gold, Silber und Bronze, selbst reich verziert (zu Geschenken) haben kann." Das war gewiß nicht klug und geschäftsmäßig, wie man denn überhaupt aus dieser Anzeige den unpraktischen Menschen gleich miedererkennt. Dazu fanden Spaßvögel die Bezeichnung Federschnabel halter lächerlich, und als sich der Brodneid seiner Collegen noch in die Sache mischte, da war es aus mit der „neuen höchst wichtigen Erfindung." Bürger ließ sich jedoch nicht beirren, und nachdem er, wie oben bemerkt, seinen Apparat erfunden, glaubte er, gewonnenes Spiel zu haben. Er erließ eine zweite Anzeige, in welcher er auch mittheilte, daß er die Absicht habe, die Federschnäbel aus Metall herzustellen. Das war wieder nicht klug; aber auch die beabsichtigte Wirkung der Ailzeige blieb aus. Jetzt wurden die Gänsefederverkäufer ebenfalls seine Feinde, man arbeitete mit allen Kräften gegen ihn, und nur zu bald sollte er die Folgen dieser Verschwörung verspüren. Man legte ihm den Spitznamen Federschnabelhalter bei, den ihm die Jungen auf der Straße nachriefen, er verlor einen Schüler nach dem andern lind so ist es nicht zu verwundern, daß Bürger in Noth urid Elend verkam. Wieder ein Beispiel, mit welchen furchtbaren Schwierig keiten die großen Erfinder zu kämpfen gehabt. Stephenson mußte elf Jahre ringen, bevor er mit seiner Erfindung der beweglichen Dampfmaschine (Lokomotive) durchdrang und als er nun am 27. September 1825 niit der Eröffnung der ersten wirklichen Eisenbahn (von Stockton nach Darlnigton) am Ziele war, bedurfte es weiterer 5 Jahre, bis überhaupt etwas über 300 Kilom. Eisenbahnen fertig waren. Die Erfindung Bürgers war inzwischen einigen industriellen Engländern bekannt geworden, die in richtiger Würdigung der Sache, die Fabrikation der metallnen Federschnäbel auf großen Fuß setzten. Heute werden Stahlfedern in fast allen civilisirten Ländern fabricirt, namentlich dürste Deutschland in dieser Hinsicht eine der hervorragend sten Stellen einnehmen. Obenan steht allerdings England und in diesem Lande wieder die Stadt Birmingham, wo wöchentlich etwa 100,000, jährlich also 5,200,000 Groß oder 748,800,000 Stück Stahl federn fabricirt werden. S. Clafse S7. K. S. Landes-Lotterie. Ziehung am 21. Mai. 13000 Mark auf Nr. 40413 12347 87940. 8000 Mark auf Nr. 39712 9206 83129 36704. 3000 Mark auf Nr. 27595 47454 84221 91919 60631 71256 79721 77686 60091 94437 99038 3653 75265 55264 40417 12051 72436 16997 40897 53826 52999 75341 51444 84255 64497 77062. 1000 Mark auf Nr. 3334 7933 10245 11074 >7000 20836 26568 28649 28631 31669 32606 32353 38581 42337 45318 46697 54805 54007 57446 58977 59944 63590 64815 65200 66642 66060 67664 68068 70157 72853 79894 86462 88154 89551 89337 90148 96913 96632. 30» Mark auf Nr. 636 10178 13724 16958 17961 19789 26238 27909 36696 37458 43843 47782 49449 53466 58852 58022 63405 69342 71969 72443 77356 86628 86942 87926 88389 90926 92916 92838 95953 95797 98782 99596. so» Mark auf Nr. 712 738 2497 2151 6992 7855 8131 11905 12135 12049 13246 14406 15570 19709 19173 2u727 21821 22802 22791 23168 23541 23515 24600 24274 24980 24400 25764 27074 27142 27828 28043 29039 31950 32555 32849 34341 35187 35838 36284 36511 37227 38243 38301 38194 36033 39499 39565 39055 39263 41099 41679 43100 43951 43554 44104 45367 45370 46464 47119 47431 49146 50253 52067 53341 53218 53400 54896 55937 55734 55904 55057 56260 60124 60449 62662 62451 63614 64028 66971 68129 69952 70536 72198 78864 80053 81401 81328 81333 82994 83068 84326 85650 86689 87205 88054 89823 89250 93509 94568 95835 95735 95108 95181 96099 97157 9922S S9532.