Volltext Seite (XML)
merk. Die Gasflammen erloschen sämmtllch, dagegen blieben Oel- lampen, die über den Spieltischen hingen, brennend. Der Schrecken, den die Explosion hervorrief, war groß; einige Personen sprangen zum Fenster hinaus, andere wurden durch Glassplitter verletzt; die Damen fielen in Ohnmacht oder in Krämpfe. Ernstliche Verletz ungen hatte indeß Niemand erhalten. Augenscheinlich lag der Schurkerei der Plan zu Grunde, die Verwirrung und die Dunkel heit zu benutzen, um das auf den Spieltischen liegende Geld zu rauben. In dieser Hinsicht ist der Anschlag vollständig mißglückt. Wer die Thäter sind, ist noch nicht ermittelt. * Eine freudige Ueberraschung. Ein armer Hirte zu Uoetet im Departement der Nieder-Saine, der Versorger einer zahlreichen Familie, hatte bei einem Trödler eine alte Bibel gekauft, in welcher er an den Winterabenden fleißig las. Eines Sonntags saß er wie gewöhnlich am Heerde und erbaute sich an seinem alten Hausschatz, als er auf einmal durch das Aneiuanderheften einiger Blätter im Weiterlesen gestört ward. Unwillig, doch vorsichtig, löste er die Blätter nicht ohne Mühe, aber wie groß war seine freudige Ueber raschung, als er auf eine zwischen denselben eingeklebte Banknote von fünfhundert Franken stieß! Am Rande der einen Seite standen die Worte: „Mühsam habe ich diesen Nothpfennig zusammen gespart da indessen meine rechtmäßigen Erben über alle Noth hinaus sind, so komme Dir, der Du an diesem Buche Dich erbauest, dieses Ver- mächtniß zu Gute." * Im Jahre 1643 wurde in Moskau ein eigenes Tabakgericht eingesetzt, um das Rauchen auszurotten; es bestrafte jeden, der zum erstenmale beim Tabakrauchen betroffen wurde, mit der Knute. Ließ derselbe sich das zweitemal dabei ertappen, so wurde er mit dem Tode bestraft. Gleichzeitig wurde auch in Persien Todesstrafe auf das Rauchen gesetzt, aber viele waren schon so leidenschaftliche Raucher, daß sie lieber in einsame Gebirge und Wüsten flohen, blos um ihre Tabakpfeife behalten zu können. Der türkische Sultan Amorat IV. ließ erwischte Tabakraucher mit einer durch die Nase gestochenen Pfeife durch die Straßen peitschen und das zweitemal, wenn sie wie der rauchten, enthaupten. Pabst Urban VII. erließ 1624 eine Bulle gegen das Tabakschnupfen, die jedoch 1724 vom Pabst Benedict XIV. wieder aufgehoben wurde. Alich in der Schweiz wurden im Jahre 1653 Raucher vor Gericht gestellt und zu Geld- und Gefängnißstrafe verurtheilt. * Eine Hühnerfabrik. Eine Erfolg versprechende „Grün dling" hat sich in Teltow vollzogen. Einein Herrn Gehrig ist es nämlich nach vielen Bemühungen gelungen, in Verbindung mit Ber liner Capitalisten auf dem ehemaligen Brauereigrundstücke eine Hühner- brüteanstalt (Uoularäkrie) mit Dampfbetrieb und in großartigem Maßstabe zu errichten. Die höchst interessante „Hühner-Fabrik" ent hält außer der Dampfmaschine etwa fünfzig Brutöfen und eine ent sprechende Ailzahl sogenannter „Mütter", d. h. solcher Apparate, die den Brutöfen ebenfalls ähnlich, in denen die jungen Küglein so lange ihr Leben zubringen, als diese bei natürlicher Ausbrütung bei der Glucke verbleiben. Jeder Brutofen ist für etwa 120 Eier eingerich tet, die in 21 Tagen ausgebrütet werden. Die Anstalt wird mit der Zeit durchschnittlich 100 Stück etwa 2 Monate alte Hühner per Tag ail den Markt bringen. In den nächsten Tagen wird die An stalt definitiv in Betrieb gesetzt werden. Schon jetzt besuchen viele Berliner die interessante Anstalt, im Sommer wird der Besuch vor aussichtlich sehr stark werden. * Unliebsame Verwechselung. Ein Herr, der mit dem nächsten Zuge ubreisen will, schickt den Kellner zum Barbier, um sich »roch schnell vorher rasiren zu lassen; dieser bestellt ihn auf das Zim mer des Fremden, Nr. 43. Der Barbier stürzt mit großem Eifer, seiil Handwerkszeug unter'm Arm, in das Hotel, verwechselt aber in der Eile die Ziminernummern und klopft an Nr. 41 an. „Herein!" schallt es von innen. Ein mit Studiren beschäftigter Herr bittet den eiutretenden Barbier, einen Augenblick Platz zu nehmen, indem er ihn fragte, ob er schon gefrühstückt habe, worauf dieser mit „Nein" antwortete und sich in der Stille wünscht, daß seine übrigen Kunden auch so freundlich seiil möchten. „Das ist mir lieb," sagt der An dere und holt eine große Flasche hervor, ans der er dem vergnügt Schmunzelnden ein LiqueurgläSchen voll eiuschenkt, welches jener mit vielem Behagen austrinkt. Nach einer kleinen Weile füllt der Herr das Gläschen nochmals, das der Barbier dem andern folgen läßt, und sagt zu ihm: „So, gehen Sie jetzt nur ganz ruhig nach Hause, leben Sie diät und halten Sie sich warm; in höchstens 24 Stünden werben Sie Ihren Bandwurm los sein." Der arme Barbier war aus Versehen in das Zimmer eines Bandwurmdoctors gerathen und sollte jetzt auch noch für die unfreiwillige Cur 5 Mark bezahlen. * Unterschied der Mode. Wenn ein Mann mit zerknülltem Hut und in die Stirn hereinhängenden Haaren auf der Straße herum- läuft, so heißt es: „Der hat aber einen sitzen!" Wenn dagegen ein Frauenzimmer mit zerquetschtem Hut und einer Frisur wie ein Vo gelnest sich in der Oeffentlichkeit zeigt, so heißt es: „Ah, was 'ne feine Modedame!" * Sonderbare Vorstellung. Füßchen:„ Nicht wahr, Mama, wenn ich groß bin, so werde ich auch ein Herr?" -- Mama: „Jawohl Fritzchcn, Du mußt aber hübsch brav und artig sein!,, — Fritzchen: „Aha! Nicht wahr, Mama, alte Buben die bös sind, werden Frau« enzimmer?" Haushaltplan für die Stadtgemeinde Zwönitz auf das Jahr L88«. (Fortsetzung.) (Fortsetzung folgt) Fortl. Nr. Nr. in vorjäh rigen Haus halt plane. v. Sportelcasse. Präsum tionsbetrag Summa. Mark Pf. Mark Pf. I. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. S. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. Ausgabe. Pauschbetrag fürHalten eines Schrei bers und kleine Büreaubedürfnisse Zeitungsgelder Annoncen. Pauschbetrag Zwönitzer Anzeiger Mk. 130. — Pf. (siehe Pos. 4 der Einnahme), in aus- wärtige Blätter Mk. 20. — Pf. Unterhaltung der Nathsbibliothek Drucksachen, Formulare, Buchbinder- löhne u. s. w. Reinigung, Beleuchtung und Brenn materialien Vermehrung und Reparatur des In ventars Ge- und außergerichtliche Kosten Auslösungen und Reisekosten Unterstützungskosten und sonstiger Polizeiaufwand 1 Buch Militärstammrollen 15 St. Gesindezeugnißbücher »20 Pf. 8 St. Paßbücher mit Stempelmarke ä 70 Pf. 25 St. Arbeitsbücher (8 lO8 der Ge werbeordnung) ä 10 Pf. Porto Sächliche Kosten für Standesamt, Drucksachen, Fonnulare, Annoncen u s. w. Hierzu zahlen antheilig die betheiligten Landgemeinden (siehe Pos. 5 der Einnahme.) Unvorhergesehene Ausgaben 45 75 100 20 40 100 30 3 5 2 110 35 100 60 50 200 60 150 666 35 75 10 Summa der Ausgabe 1077 20 Vergleichung der Einnahme und Ausgabe. .1077 Mk. 20 Pf. Einnahme 1077 . 20 . Ausgabe - Mk. - Pf. L. Armencasse. Einnahme. 1. 2. 3. I. 2. 3. Cap. I. Eapitalnutzungen. a) Substantialgelder. Zinsen von >080 Mk. zu 4>/r °/o an Private ausgeliehen I>) andere Capitalien. Zinsen von 608 Mk. (Martin'sche Capital) zu 4 a', an Private aus geliehen Zinsen von zurückgezogenen Capital vom Jahre 1879 noch rückständig 48 2.7 16 60 39 90 4. Summa Cap. I. Cap. II. Ertrag von Sammlungen und anderen freiw. Beiträgen. 92 ! 89 Summa Cap. N. — -- - I — Krrchennachrichten der Parochie Niederzwönitz vom 1. bis 30. April 1880. Getauft: l S. des Handarbeiters Hermann Anton Seifert, Hermann Richard. — IT. des ans. Gorlverlegers Gustav Friedrich Günther, Johanne Sophie. — 1 S. des ans. Webers Karl Friedrich Grunewald, Emil Richard. Getraut: Friedrich Oskar Günther, Schuhmacher in Zwönitz, mit Marie Selma Thiermann. Beerdigt: Frau Auguste Rahel Schöffler, geb. Friedel, 28-/< Jahr alt, St. Joh. — Karl Wilhelm Kohler, Weber, ein Ehemann, Sü'/e Jabr alt, St. Joh. — Johan c Sophie Günther, 3 Tage alt, St. Blas. — Resa Hedwig Gobsch, 4 Monat alt, St. Blas. — Karl Friedrich Müller, Hausbes. und Nadel, macher, ein Ehemann, 4l'/i Jahr alt, St. Joh. — Agnes Antonie Sammer, Zwillingskind, 2'/s Monat alt, St. Joh. — Ottomar Albin Emmrich, 7'/e Jahr alt, St. Joh. - Frau Christiane Karoline Fischer, geb. Graupner, eine Ehefrau, M/, Jahr alt, St. Blas. Communionen: Trinitatisfest, den 23. Mai, zu St- Blas. Dow. 2 p. 'I'rin., den 6. J^ni, zu St. Joh. Beichte früh Vs8 Uhr. Am Pfingstfest Collecte für den Landcskirchenfond. Am Trinitatisfest Gottesdienst zu St. Blas.