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Summen, welche die Sprossen der Leiter sein sollten, auf denen er höher und höher zu steigen hoffte? Welcher Schrecken für ihn, als sich nach ihrem Eintritt in Marienfeld Hrau Hellmann, anstatt als reiche Erbin, als vollständig arm erwies. Wer hätte aber auch ahnen können, daß der jungen Wittwe nur der Nießbrauch des großen Hell- mann'schen Vermögens zustand und daß selbst dieser bei Frau Hell- mann's Eintritt in das Stift laut einer TestamentSclausel sequestirt werden würde? Anstatt nun dem Stifte Neichthümer zuzuwenden, war diesen! durch ein vermögenloses Weib eine Last aufgebürdet worden. Unkluger Weise begann man einen Rechtsstreit um das Hellmann'sche Vermögen, welcher verloren wurde, viel Geld kostete und Veranlassung zu manch' unangenehmen Erörterungen gab. Nach dem Fehlschlägen dieses Projektes setzte der Rath um so größere Hoffnung auf das Gelingen seines Planes betreffs Virginiens. Sein Verdienst hier war ungleich größer; es war ein großes Ver mögen, welches er hier zu gewinnen hoffte. Wie aber ward ihm, als ihm auch diese Beute, deren er schon so sicher zu sein glaubte, unter den Händen fortschlüpfte! Im wankte der Boden unter den Füßen! — War denn das Virginie, das eingeschüchterte, träumerische, weltentsagende Mädchen, welche ihm jetzt so feindlich und mit so kühner Stirn entgegentrat? Mit welchem Stolz und Hochgefühl be zeichnete sie den Professor Waldow als ihren Bräutigam! Und nicht genug dieser bitteren Enttäuschungen; welch' ehrverletzende Gerüchte begannen in der Stadt über Berneck zu cursiren. Die geheimsten Fäden seiner Michinationen wurden von fremder Hand schonungslos an das Licht gezogen. Täglich ward die Stimmung gegen ihn ge reizter, seine Stellung unhaltbarer, denn selbst die Fürstin Mutter, seine Protektor«!, begann sich von ihm abzumenden und ihm ihr Ver trauen zu entziehen. Es bedurfte kaum noch eines letzten Anstoßes, um das Mißbehagen der hohen Frau in völlige Ungnade zu ver wandeln. Ein Tropfen Wasser macht das Glas überfließen. — Dieser letzte Anstoß blieb nicht aus und so geringfügig er auch war, er stürzte den Hofrath; seine Nolle war für immer ausgespielt. — Noch an demselben Abend ging das Gerücht durch die Stadt, daß der Nath Berneck für immer die Residenz verlassen habe. Nie mand betrauerte seinen Fortgang. Niemand weinte ihm eine Thräne nach. Kein Herz bewahrte ihm ein freundliches Andenken. Nur Spott und Verachtung waren sein Theil. (Schluß folgt.) Vermischtes. * Berlin. Die „Trib." schreibt: „Der gestrige preußische Buß- und Bettag dürfte der letzte gewesen sein, der an diesem Tage und in dieser Jahreszeit, in der Mitte zwischen Ostern und Pfingsten, gefeiert worden ist. Bekanntlich haben sich fast alle Vertretungen der deutschen Landeskirchen, wenigstens im nördlichen Deutschland, im Einverständniß mit den betreffenden Kirchenregierungen und auf Veranlassung derselben für die Einführung eines gemeinsamen Lan desbußtages für ganz Deutschland ausgesprochen, und ist für den selben der letzte Freitag des Kirchenjahres, also nach dem Todtenfest und vor dem ersten Advent, in Aussicht genommen. Gegenwärtig werden in 28 Landeskirchen des evangelischen Deutschlands jährlich 47 Buß- und Beilage in 24 verschiedenen Tagen gefeiert. Von diesen 24 Tagen fallen 7 in die Passionszeit, 3 nach Ostern, 13 in den Herbst und die Zeit des Advents, einer in der Nähe vor Weihnachten. Nicht einmal in dem seit 1866 erweiterten Preußen besteht ein all gemeiner Landes-Buß- und Bettag, der das Ganze der Monarchie umfaßt. Nachdem sich die erste ordentliche Generalsynode der 8 älteren Provinzen der preußischen Landeskirche ebenso wie die Synode von Schleßwig-Holstein und Nassau für die Verlegung des bisherigen Bußtages auf den obgenannten Tag ausgesprochen haben, dürfte die baldige Anordnung desselben zunächst für die preußischen Gebiete der evangelischen Kirche Deutschlands in naher Aussicht stehen." * Fideles Gesängniß. Eine im Wiener Landgerichte kürzlich vorgenommene Untersuchung ergab das überraschende Resultat, daß cs einzelnen, mit den erforderlichen Mitteln versehenen Sträflingen schon seit längerer Zeit gelungen war, sich statt der einfachen Haus mannskost, wie sie für die Gesammtzahl vorgeschrieben ist, opulente Mahlzeiten aus einer Restauration, deren Kochbuch einen konfessionellen Anstrich hat, zu verschaffen. Bian kann sich das Erstaunen der Unter suchungs-Organe denken, als sie in einer Zelle sogar Champagner flaschen fanden, deren Inhalt bereits in die Kehlen unterschiedlicher Häftlinge hinabgeronnen war. Selbstverständlich hat man weiteren Ausschreitungen sofort ein Ende gemacht und werden die Sträflinge, denen die hiesige Kost nicht mundet, nach Göllersdorf transportirt werden, wo sie kaum mehr als die hausordnungsmäßige Kost werden auftreiben können. * Ein grausiges Leichenbegängniß fand dieser Tage in Weitra bei Wien statt. Unter Anwesenheit einer sehr zahlreichen Volksmenge sollte das Begräbniß des allgemein beliebten Gastwirths Scheid! stattfinden. Die dem Leichenbegängniß Folgenden erlebten aber alle ein erschütterndes Ereigniß. Als der Leichenzug auf den Nothsteg kam, der wegen Reparatur einer sonst zu benutzenden, über die Leinsitz führenden Brücke errichtet ist, brach in dem Angenblick, als die sechs Träger gerade mit dem Sarg in der Mitte des Steges sich befanden, der Steg unter der Last der vielen Menschen zusammen und sie fielen sammt der Bahre mit dem Todten in die glücklicherweise dort nicht sehr tiefe Leinsitz. Der Sarg sprang durch den Sturz auf und fiel der Tobte aus demselben in das Wasser. Die Fluthen trugen den Leichnam, den Sarg und den Deckel mit sich fort. Eine unbe schreibliche Scene des Entsetzens und der Verwirrung folgte. 15 vom Stege gestürzte Personen rangen in dem unter der Brücke gegen 4 Schuh tiefen Wasser nach Hülfe, Andere stürzten sich in den Bach, um die Lebenden zu retten, und um den Leichnam, Sarg und Deckel aufzufangen. Das ziemlich schnell ziehende Wasser trug den Todten schleunig abwärts, bis er plötzlich unterging und so den Augen der an beiden Ufern nacheilenden Leute entschwand. Der Jammer der beklagenswerthen Wittwe und der Kinder und das Ent setzen der Leichengäste läßt sich nicht beschreiben. Nach langem Suchen mit Kähnen und Stangen konnte die Leiche erst mühevoll unter einem dichten Gestrüppe am Bachrande aufgefunden werden. Auch der Sarg und der Sargdeckel wurden endlich wieder aufgefischt. Die Kappe, mit der das Haupt des Todten bedeckt mar, sowie das Kreuz, das er in den Händen gehabt hatte, und die ganze Blumen- zier des Sarges hatten die Wellen spurlos fortgeschwemmt. Der Todte wurde nun, wie er war, in den Sarg gelegt, und nachdem die Träger und die ins Wasser gestürzten Begleiter sich nothdürftig mit trockenen geborgten Kleidern versehen hatten, setzte sich der Zug wieder zum Friedhöfe in Bewegung und fand der Verstorbene endlich im Schooße der Mutter Erde seine irdische Ruhe. Naushaltplan für die Stadtgemeinde Zwönitz auf das Jahr 188«. (Fortsetzung.) (Fortsetzung folgt.) Fortl. Nr. Nr. in vorjäh rigen Haus halt, plane. 6. Feuergeräthscassc. Präsum- tionsbctrag Summa. Mark Pf. Mark I Pf. Einnahme. 1. 2. 3. 1. 2. 3. Besitzvcränderungsabgaben nach 10 Pf. bez. 15 Pf. von je 100 Mk. der Kauf- oder Werthsumme 2 O/g von den Brandversicherungs. Beiträgen nach 8 137 des Gesetzes über das Brandversicherungswesen vom 25. August 1870 - 2 o/o voa Mobiliarversicherungs-Bei trägen 130 40 20 ! I I Summa der Einnahme 190 — I. 2. 3. 1. 2. 3. Äuogabe. Instandhaltung der Feuergeräthe Spritzenfuhren Unvorhergesehene Ausgaben bei et waigen Bränden u. s. w. 70 40 80 — Summa der Ausgabe 190 — Vergleichung der Einnahme und Ausgabe. Mk. 190. — Pf. Sa. der Einnahme , 190. — . . . Ausgabe Mk. v. Sportelcasse. 1. 2. 3. 4. S. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. IS. Einnahmr. Gebühren von Bausachen Gebühren für Abstempelungen der Mobiliarversicherungs.Policen Gebühren für Zahlungsauflagen Nestitutions-Pauschzahlung für An noncen Standesamt 10 Mk. Schulcasse 20 . Kirchcasse 20 . Restitution für sächliche Kosten beim Standesamt von den betheiligten Landgemeinden Kühnhaide 7 Mk. 30 Pf. Dittersdorf 3 . 25 . Lenkersdorf 1 . 30 . Strafgelder 190 Stück Wohnungskarten » 25 Pf. SO Gesindeanmeldungcn n 25 Pf. 40 Gesindcabmeldungen ä 25 Pf. 15 Stück Gesindezcugnißbücher ä 50 8 ^tück Paßbücher s 1 Mk. 10 StückGewerbelegitimationsscheine 15 Kilometer Umkreis ä 25 Pf. 15 Gewcrbeanmeldungen ä 50 Pf. 5 Verhallscheine ä 75 Pf. uschuß aus der Stadtcasse 90 35 25 11 190 47 12 10 7 8 4 7 26 551 85 50 50 50 50 50 25 60 50 1027 20 Summa der Einnahme! ! I 1077 20