Volltext Seite (XML)
sich auf dem Wege entschiedener Besserung. Vorige Woche ist der letzte Splitter aus der Wunde am Hinterkopfe entfernt worden, und seit einigen Tagen wird der Patient zur Mittagszeit auf einige Minuten von den Seinen ins Freie geführt. Bezüglich der einge laufenen Hülfsgelder beabsichtigt man, den noch Abzug der Kurkosten rc verbleibenden Nest zum Einkauf der Familie in eine Altersrenten bank zu verwenden; ein definitiver Beschluß kann jedoch erst nach der vollständigen Wiederherstellung des Mannes gefaßt werden. Bis dahin verbleibt das Geld in der Sparkasse zu Hohnstein. Bautzen, 23. April. Eine alte Begräbnißstätte ist vor mehreren Tagen auf einem vor dem hiesigen Königsthore, nahe des Schieß hauses, gelegenen Felde des Ziegeleibesitzer Reinhardt aufgedeckt worden. Durch 3 Arbeiter sind daselbst bis jetzt nicht weniger als 400 antike Gegenstände, als Urnen, Thränenkrügelchen (zum Theil noch gut erhalten), circa 16 Stück broncene »nd eiserne Ringe, eine Kopfspange, Nadeln und Köpfe aufgefunden morden. Gestern ist man auf einen Complex von Steinen in ovaler Forin gestoßen, ver- muthlich eine Leichenverbrennstütte. Da Herr Neinhardt die Aus grabungen fortschen läßt, so darf man weitere Funde erwarten. Olbernhau, 25. April. Bei dem am 23. April aufgetretenen starken Gewitter schlug der Blitz in die Kirche zu Kleinhahn in Böhmen, zerriß den Thurm, zertrümmerte den Altar und richtete mehrere andere Zerstörungen an, ohne jedoch zu zünden. In Oberbrandan hat es geschloßt. In Kühnhaide fuhr der Blitz in ein Haus, zündete lind legte es in Asche. — Vorige Nacht brannte der Nözel'sche Schuppen in Niederneuschönberg ab. Neugersdorf. Ein theures Vesperbrod mußte unlängst ein hie siger Einwohner bezahlen. Die Lage des Ortes hart an der Grenze bringt es mit sich, daß einzelne Feldgrnndstücke, die zu sächsischen Gütern gehören und von diesen aus bewirthschastet werden, auf böh» mischen, Gebiet sich befinden und umgekehrt. Nie sind dort seitens der Zollbehörden den Arbeitern Schwierigkeiten in den Weg gelegt morden. Dieser Tage schickte nun der Häusler H. seinen auf seinem böhmischen Pachtfelde beschäftigten Arbeitern das Vesperbrod und eine Flasche Schnaps. Der österreichische Obersinanzwachtmeister sieht den Knaben mit der Vesperhocke, hält denselben an und macht das Vesperbrod kontreband. Trotz aller Reklamationen muß der Pächter 2 Fl. 91 Kr. Steuer und Strafe zahlen. Gemeindevorstand Albrecht hat im Interesse sämmllicher Pächter an das kaiserl Hauptzollamt Rumburg deshalb eine Beschwerde, unter genauer Angabe des Sach verhalts, abgesandt. Auf das Resultat dieser Eingabe ist die ganze Grenzbevölkerung natürlich sehr gespannt. Ein weiblicher Vampyr. Roman von Th. Seuberlich. (Schluß.) Fünf Jahre sind vergangen. unweit Zürich, dicht am See gelegen, erhebt sich, umgeben von prachtvollen Parkanlagen, eine reizende Villa, an deren nach dem See zugewendeten Vorderfronte in großen, weithin sichtbaren Gold buchstaben die Inschrift: „Villa Virginia" prangt. Wie ein kleines Paradies liegt der freundliche und elegante Landsitz da, und wahrlich, es sind glückliche, beneidenswerthe Menschen, die ihn bewohnen. An der Rückseite des Hauses hält am Hauptportal ein feiner, zweisitziger Wagen. Ungeduldig scharren die beiden edlen Na^e- pferde, so daß der Kutscher Mühe hat, sie zu zügeln. Jetzt öffnet ein Diener in einfacher, geschmackvoller Livrs den Wagenschlag, denn soeben schreitet leichten Fußes eine hohe, kräftige Männergestalt die mit blühenden Gewächsen besetzte Freitreppe herab. Es ist Waldow, jetzt ein schöner, kraftvoller Diann im Zenithe des Lebens, auf der Höhe seines Künstlerruhmes und auf dem Gipfel reinsten Glückes. Schon hat er einen Fuß auf den Tritt des Wagens gesetzt, als ihn der Klang einer Hellen, munteren Kinderstimme umsehen und seinen Fuß wieder zu Boden setzen läßt. Dicht über ihm, in dem Fensterausschnitte einer grünumrankten offenen Vorderhalle steht eine liebliche Frauengestalt, — sein Weib, seine theure Virginie. Neben ihr, auf die steinerne Brüstung gehoben, lehnt ein bildschöner, blond gelockter Knabe von vielleicht drei Jahren, der dem Vater seine Aermchen verlangend entgegenstreckt. Waldom grüßt seine Familie mit dem seligsten Lächeln. „Harry/ Nun gehe aber, denn es wäre fatal, wenn Du zu spät kämest," ruft Virginie. Er steigt in den Wagen. Das leichte Geführt rollt fort. Virginie blickte ihm so lange nach, bis es bei der nächsten Biegung verschwindet. — Man hätte glauben mögen, Waldow verließe auf längere Zeit den heimathlichen Heerd und doch ist das Ziel seiner Reise nur die nächste Eisenbahn station, von wo er seinen Freund, den Gerichtsrath Sterneck, abzu- holen gedenkt. Dieser ist auf seiner alljährlichen Ferienreise be griffen und hat sich auf Waldow's Bitten entschlossen, eine mehr tägige Nast in der Villa Virginie zu nehmen. (König Jakob), Salzburg (Erzbischof Nupertus), das Deutsche Reich (Kaiser Maximilian) u. s. w. vertreten. Auf jeden Fall find die Gegenstände zur Zeit des dreißigjährigen Krieges vergraben worden. An der Stelle, an welcher sich jetzt das Neef'sche befindet, ist in früherer Zeit ein größeres Gebäude zu finden gewesen. Die gefun denen Goldsachen wiegen über 500 x, so daß der Goldwerth allein 13- bis 1400 Mark betragen würde. Recht zu beklagen ist es, daß die Finder nicht von betheiligter Seite darauf aufmerksam gemacht worden sind, Anzeige von den Fund zu machen, sie hätten dann nach den gesetzlichen Bestimmungen die Hälfte des Werthes zu beanspruchen gehabt. — Heute Nachmittag zog das Muldenthal abwärts ein ziem lich starkes Gewitter. Im benachbarten Burkhardsgrün schlug der Blitz in das Haus des Schuhmachers Mehnert, welches sofort in Flammen aufging, so daß die Bewohner auch nicht das Geringste ihres Mobiliares in Sicherheit zu bringen vermochten. In nicht viel längerer Zeit als einer halben Stunde war bei der hölzernen Bau art das Gebäude vollständig niedergebrannt. Glauchau, 26. April. Gestern Nachmittag in der 5. Stunde ist in dem Hause des Fuhrmann Fritzsche auf der Hoffnung dort- selbst die ledige in 40. Jahren stehende Miethbewohnerin Christiane Burkhardt aus Glauchau in ihrer verschlossenen Stube, in einer ver schlossenen Kiste todt und im verwesten Zustande aufgefunden morden. Dieselbe hat mit einem gewissen Wittwer und Weber Otto Krause aus Glauchau seit ohngefähr einem Jahre zusanimengelebt und soll seit dem Monat October v. I. vermißt worden sein. Der genannte Weber Krause hat die Stube fortbewohnt und gegen die Wirthsleute und Stubennachbarn geäußert, die rc. Burkhardt sei nach Greiz ver reist und dort in Gesindedienst getreten. Vor ungefähr 6—7 Wochen hat sich nun rc. Krause aus dem Hause entfernt, die Stube ver schlossen und den Schlüssel mitgenommen. Durch den späteren starken Leichengcruch sind gestern die Wirthsleute im Hause aufmerksam ge macht worden, worauf der 15jährige Carl Hermann Fritzsche mit seiner Mutter die Wohnstube aufgemacht, von der Kiste das Vorlege schloß abgeschlagen, den Deckel geöffnet und den Leichnam mit Bett federn zugedeckt vorgefunden hat. Das unter den obwaltenden Um ständen ein Mord vorliegt, ist wohl sicherlich anzunehmen, möge es daher dem Arme der Gerechtigkeit recht bald gelingen, den Mörder auszufinden. Nur soviel sei bemerkt, daß der Weber Krause flüchtig fein soll. Lichtenstein. Der des Mordes an der Johanne Christiane Burk hardt in Glauchau verdächtige Weber Otto Emil Krause aus Glauchau ist, wie verlautet, hier verhaftet würden'. Unterhainsdorf. In der Nacht vorn 24. zum 25. d. M. wurde auf hiesiger Flur (auf der Chaussee) der im 20. Lebensjahre stehende Fabrikarbeiter (Färber) Nollka aus Neichenbach erstochen aufgesunden. Nollka hatte einen Messerstich in den Oberschenkel erhalten. Ein 16jähriger Bursche, Namens Bernh. Hopf aus Mylau, welcher be schuldigt wird, den tödtlichen Stoß ausgeführt zu haben, ist verhaftet worden. Liebeshündel scheinen die Ursache gewesen zu sein. Rolika war mit Hopf und einem anderen Kameraden, sowie zwei Fabrik mädchen noch spät in der Nacht die Lengefelder Straße hinaus spazieren gegangen. Die drei andern Personen haben den Gestochenen ganz unbekümmert seinem Schicksale überlassen. Der Todtschlägcr Hopf wurde durch Polizei-Sergeant Brüstel in Reichenbach in seinem Bette ergriffen und verhaftet. Derselbe legte ein ganz offenes, an Frechheit grenzendes Geständniß ab. Er stand bisher schon in keinem guten Rufe. Brandis. Der 21 Jahre alte Dienstknecht Lessing aus Brandis wurde am 22. April in einem am Wurzener Kommunikationswege gelegenen Steinbruchteiche ertränkt aufgefuuden. Das Motiv zum Selbstmord hatte der Verstorbene noch mit Kreide an einen Futter kasten im Grundstück seines Dienstherr« angeschrieben. Danach hatte er sich in einer gerichtlichen Angelegenheit, die nicht nach seinem Wunsch ausgefallen, verletzt gefühlt. Rostwem. Am 23. d. M. Nachmittags hat sich der Tuchmacher Emil Lommatzsch mittest eines Terzerols in der Wohnung seiner Eltern erschossen. Derselbe war erst 23 Jahre alt, kehrte vor einigen Monaten krank aus Rußland zurück und dürfte, weil keine Hoffnung auf Genesuna vorhanden, die unselige That aus Schwermuth gethan haben. Lindenau bei Leipzig. Das „Lind.-Plagm. Wochenbl." meldet: Das Luftschiff ist seil Dienstag Nachmittag gefüllt wie zur Auffahrt bereit auf einem Platze an der Alleestraße gegen ein mäßiges Ein trittsgeld ausgestellt und wird täglich von einem zahlreichen Publikum von nah und fern in Augenschein genommen. Eine Probefahrt wird dieser Tage vorgenommen werden, sobald der eine Pferdekraft starke Motor fertig und im mittelsten der drei Körbe angebracht sein wird, um mindestens die Flügel dieser Gondel, sowie wenn nöthig die Schraube unter derselben zu bewegen. Die Flügel und Schrauben der beiden andern Gondeln sollen von den Insassen aber nur zeit weilig in Bewegung gesetzt werden, da man hofft, schon mittelst der acht Flügel und der Schraube an der mittelsten Gondel das Luft schiff nach Belieben lenken, steigen und wieder niederlassen zu können. Pirna. Der am 4. Februar bei Gostdorf raubmörderisch an- gefallene und dabei schwer verletzte Steinbrecher Heymann befindet