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geratheil war. Hier gelang es durch schnelles Eingreifen unsrer Feuerwehr, den Brand bald zu ersticken und größere Gefahr von unsrer Stadt abzuwenden. Zum andernmal erschollen die Feuer signale gestern Abend. Ein Haus im untern Theile der hiesigen Poststraße, Eigenthum des Buchbinder W. stand über und über in Flammen. Auch hier war die Feuerwehr schnell bei der Hand und Dank ihrem energischen Eingreifen, sowie der isolirten Lage der Brandstätte gelang es auch hier, das Feuer auf seinen Herd zu be schränken. Ueber die Entstehungsursache dieses letzteren Schaden feuers ist zur Zeit etwas nicht bekannt. Bei dein am Donnerstag vorüberziehenden Gewitter siel in der Gegend von Rüsseina ein Schlosenwetter. Auch wurden in Soppen bei Kröges vom Blitze zwei Pferde erschlagen und eins betäubt. Cin weiblicher Vampyr. Roman von Th. Seuberlich. (Fortsetzung.) „Ganz, wie Sie es wünschen. Niemand soll sagen, ich habe Sie zu diesem Vertrage gezwungen." Langsam und bedächtig faltete er das Schriftstück wieder zu sammen. „So habe ich hier nichts mehr zu thun," sagte er kalt. „Ich werde jetzt sogleich zum Staatsanwalt gehen und ihm meine kleine Geschichte erzählen. Sie wollen nicht auf meinen Nath hören, so gehen Sie denn Ihren eigenen Weg. Vielleicht ändert sich in der Einsamkeit der Gefängnißzelle Ihre Ansicht. Leben Sie wohl gnä dige Frau." Blanka erwachte wie aus einem schweren Traume. Sie wußte jetzt, daß sie von diesem Manne nichts mehr zu hoffen habe. Dieser Gedanke brachte sie zum Entschlusse. > „Bleiben Sie, gehen Sie nicht fort," keuchte sie angstvoll, in athemloser Hast seinen Arni ergreifend. Berneck sah sie überrascht an. „Ich will unterzeichnen!" stammelte das unglückliche Weib. „Ich danke Ihnen," versetzte er freundlich und breitete sodann das Dokument auf dem Tische aus. „Sobald Sie unterschrieben haben, stehen Sie unter dem Schutze der Fürstin Mutter, außerdem erhalten Sie die Brieftasche zurück." Blanka nahm die Feder in die Hand, doch sie zitterte so heftig, daß sie sich erst etwas fassen mußte; dann aber unterschrieb sie rasch das verhängnißvolle Document. —Nun konnte sie nicht mehr zurück; ihr Schicksal mar entschieden! Aus den Augen des Raths leuchtete ein satanischer Triumph. Er beugte sich nieder, nahm Blanka's fieberglühende Hand und führte diese an seine Lippen. „Verzeihen Sie meine allzulange Belästigung. In drei bis vier Wochen werde ich die Ehre haben, Sie in Ihr neues Domicil ein zuführen. Bis dahin leben Sie wohl!" Blanka sah sich allein. In Ihren Händen ruhte die verhäng nißvolle Brieftasche; wie dieselbe in den Besitz des Hofrathes gelangt, war ihr unerklärlich. Sie öffnete die blitzende Messingthür des weißen Porzellanofens und warf die Brieftasche in die rothe Kohlengluth. Bald hatten die Flammen dieselbe vernichtet, nur das kleine metallene Schlößchen blickte noch matt aus den Flammen hervor. „Alles, Alles verloren!" murmelte sie. Wie von Frost geschüttelt, schauerte die schöne Frau zusammen, eine furchtbare Angst ergriff sie. Es ward Nacht vor ihren Augen. Wie hülfesuchend streckte sie beide Hände aus. Plötzlich taumelre sie, An gellender Aufschrei tönte durch das stille Gemach und im nächsten Augenblick sank sie ohnmächtig zu Boden. 15. Kapitel. Der Assessor Sterneck öffnete voll Ungestüm die Thür zu Wal- dow's Atelier. „Freund, ist es denn wirklich wahr, Du willst fort? Man kommt ja gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Noch ist alle Welt voller Verwunderung, daß die schöne und lebenslustige Hellmann in das Stift zu Marienfeld eingetreten ist und nun geht schon wieder das Gerücht von Mund zu Mund, daß Du) den Fürsten um Deine Entlassung gebeten habest. Sicherlich ist es aber eine Er findung müssiger Köpfe und ich bin fest überzeugt, daß Du gar nicht daran denkst. Ist es nicht so?" Waldow schüttelte dem Freunde herzlich die Hand. „Das Gerücht hat nicht gelogen. Binnen wenigen Wochen werde ich den Staub dieser Stadt von meinen Füßen schütteln. Es wäre besser, ich hätte dies schon früher gethan," setzte er seufzend hinzu. Kopfschüttelnd nahm Sterneck auf dem kleinen Sammetsopha Platz. „Ich weiß nicht, was ich denkeü soll. Das geht über mein Be griffsvermögen! Du kommst als völlig Fremder hier an, eroberst sofort alle Herzen, es öffnen sich Dir alle Thüren und die Gnaven- sonne des Fürsten leuchtet huldvoll auf Dich herab, so daß Du die ! boshaften Angriffe der kleinen jesuitischen Partei der Fürstin-Mutter die Dir feindselig gesinnt ist, darüber verschmerzen kannst. Und nicht genug," fuhr er mit geheimnißvoll gedämpfter Stimme fort, „Du eroberst im Fluge das schönste Weib der Stadt, daß Dir mit heißer Liebe zugethan ist. Das Weib Deiner Liebe wird frei, Eurer Ver bindung steht nichts im Wege, — da wendest Du Dich launenhaft von ihr ab und bringst sie zu dem verzweifelten Entschluß, sich in ein Stift zu begeben. Du selbst aber willst plötzlich auf und davon." Waldom's Blick war in's Leere gerichtet. Nach einer kleinen Pause bemerkte er: „Sei versichert, Niemand mar von der plötzlichen Umwandlung der Hellmann so überrascht, als ich und weiß ich zur Stunde noch nicht genau, was ich davon denken soll. Nur so viel ist mir völlig klar, daß der Hofrath Berneck seine Hand dabei im Spiele gehabt und sicher mächtige Hebel in Bewegung zu setzen gewußt hat, uni ein solches Resultat zu erreichen. Nachdem sie einen längeren Besuch des Rathes gehabt, fand man sie besinnungslos am Boden liegen. Von dieser Stunde an mar sie mie umgemandelt. Sie ließ keinen Menschen, selbst mich nicht mehr vor; ihr einziger Ausgang mar zur Fürstin-Mutter, die sie plötzlich sehr zu protegiren scheint. Ob es ihr draußen in dem öden Marienfeld auf die Dauer gefallen wird, ist eine andere Frage. Doch cs ist zu spät; sie kann nun nicht mehr zurück." „Sähest Du sie wieder seit jener Zeit?" forschte Sterueck theil- nehmend. „Nie! Sie nahm schriftlich von mir Abschied." „Gab Dir ihr Schreiben keinen Aufschluß über ihre seltsame Handlungsweise?" „Nicht im mindesten." Sterneck lächelte ungläubig. Der Professor bemerkte es; er versetzte daher: „Du sollst die wenigen Zeilen ihres Briefes lesen, fühle ich doch, daß ich Dir in der letzteren Zeit weniger Vertrauen bewiesen habe, als es Deine treue Freundschaft und Anhänglichkeit verdienen." Während dieser Worte hatte Waldow Blanka's Abschiedszeilen hervorgesucht und reichte sie dem Freunde. In diesen Zeilen theilte Frau Hellmann in kurzen Worten mit, daß Zweifel in ihr ausgestiegen seien, ob nach all' den Ereignissen ihre beabsichtigte Verbindung eine glückliche sein werde. Sie habe daher den festen, unerschütterlichen Entschluß gefaßt, sich in stiller Zurückgezogenheit ganz den: Andenken ihres verewigten Gatten zu widmen. Sie gebe ihm hiermit sein ihr gegebenes Wort zurück und wünsche ihm auf seinem ferneren Lebenswege alles Gute. Er möge ihrer wie einer Todten gedenken. Man sah, der Brief war während des Schreibens mit Thrünen benetzt worden; es mußte der Verfasserin schwer geworden sein, ihn zu schreiben. Nachdenklich ließ Sterneck das Blatt sinken. „Was sind das für Ereignisse, die ich hier erwähnt sehe? Fast möchte ich glauben, Deine Liebe sei keine aufrichtige gewesen." „Darin irrst Du nicht. Ich war geblendet, berauscht von ihrer Schönheit. Als ich sie aber näher kennen lernte, erschien sie nur wie eine Undine, ohne Herz, ohne Seele, die mich in's Verderben zu locken bestrebt war. Ich schauderte vor ihr zurück und ward doch im nächsten Augenblick wieder von ihr angezogen. Es war eine auf regende Zeit! Es ist mir jetzt, als sei ich ans einen: schweren Traume erwacht. Glaube nur, ich danke Gott für die glückliche Wendung, die nur meine Freiheit und mir mich selbst zurückgab; denn ich liebe, liebe ein reines, unschuldiges Mädchen, ich liebe sie von ganzem Herzen — aber hoffnungslos." (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Aus Naab in Ungarn vom 14. d. wird der „Voh." tele- graphitt: Heute um 8 Uhr Morgens wurde der schon im vorigen Jahre zum Tode vcrurtheilte Raubmörder Takacs durch den Buda- Pester Scharfrichter Nozarek mit dem Strang hingericktet. Die Hinrichtung hatte mehrere Tage aufgeschoben werden müssen, weil der Scharfrichter zu einer Execution nach Klausenburg berufen worden mar. Nachdem heute nach der an Takacs vollzogenen Exe- cution der eingetretene Tod des Justificirten ärztlich constatirt morden mar, wurde dessen Leichnam in die Leichenkammer des hiesigen Spi tals gebracht. Nach einigen Stunden bemerkte man aber, daß der vermeintliche Todte zu athmen beginne. Die Aerzte des Spitals stellten sofort Wiederbelebungsversuche an, und zwar mit solchem Erfolge, daß der Hingerichtete sich etwa um 11 Uhr Vormittags wieder zu bewegen begann. Die wahrscheinliche Ursache der mangel haften Strangulation des Raubmörders Takacs war, daß dessen Hals durch Scorbut stark angeschwollcn war und der Scharfrichter beim Stranguliren den Kehlkopf nicht beschädigte. Trotzdem bestätigte der Gerichtsarzt den eingetretenen Tod. Die ersten Lebenszeichen murden vom Prof. Virbauer wahrgenommen, indem er den Pol einer elec- trischen Batterie mit dem Körper in Verbindung brachte. Takacs schläft gegenwärtig mit ruhigem Athen:, und ist dessen vollkommene