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Belagerungszustandes über die Stadt Leipzig und den Bezirk der Amtshauplmannschaft Leipzig. — Zwickau. Der hiesige Freihand-Schützen-Verein XXer hält nächsten Sonntag und Montag sein viertes größeres Preisschießen ab. Der reizend gelegene, au den Park der Malzfabrik Eckersbach sich anschließende, und dabei vollkommen sicher gelegene Schiebstand ist zu diesem Schießen um einen Scheibenstand vermehrt worden, und wird daher auf vier Scheiben auf 175 Meter Entfernung geschossen werden. Das Schcibenbild ist ein 30 Eentimeter breites rundes Schwarz, und wird blos aus freier Hand mit zwei Absehen beschossen. Eine große Anzahl auswärtiger Schütze» hat ihre Betheiligung bereits zugesagt, wie auch eine weitere noch zu erwarten ist. Für Montag ist Nachmittag ein Concerk'im Park in Aussicht genommen, wünschen wir daher dem Feste besonders gutes Wetter. — In Aue stürzte der 16jährige Sohn des Kaufmann» List" ner durch die am väterlichen Hause befindliche Aufzngsöffnung 2 Stock herab. An seinem Auskommen wird gezweifelt. — Während kurzer Abwesenheit der Blutter gerieth am 27. dies, das 4jährige Söhnchen des Tuchmachers D. in Crimmitschau über eine Flasche mit Schwefelsäure und verwechselte dieselbe mit einer Lakritzenwasserflasche. Das Kind that einen tüchtigen Zug und trank so den Tod. — Beim Baden in der Mulde ertrank unterhalb Grimma der 19 Jahre alte, als Fabrikschlosser in der Golzermühle beschäftigt ge wesene H. Gerlach aus Döbeln. Deutschland. Prinz Friedrich Karl Alexander von Preußen feuerte am 29. Juni das Fest seiner siebzigjährigen Dienstzeit, ein Fest, das vor ihm nur außer dein Generalfeldmarschall Grafen Wrangel dem Kaiser zu feiern vergönnt gewesen ist. Am 29. Juni 1811 wurde der junge Prinz Karl den althergebrachten Traditionen des königlichen Hauses zufolge in die Armee eingereiht und zum Sekondclieutenant im ersten Garderegiment zu Fuß ernannt. Karlsruhe, 29. Juni. Die Frau Großherzogin hat sich in der verflossenen Nacht zu Ihrer Majestät der Kaiserin nach Koblenz begeben. Vom Rhein wird geschrieben, daß die Aussichten für den Wein ertrag seit Jahren nicht so ausgezeichnet gewesen sind, wie diesmal; der Winzer, der fast verzweifelt war, gewinnt wieder frischen Biuth. Nach dem Erscheinen des Kometen spricht man bereits von einem Kometenjahr und prophezeit eine reich gesegnete Weinernte. Vor dem Würzburger Militärbezrrlsgerichte stand der aus Preußen überkommene Kapitulant, Sergeant Blume vom 1. Ulanen regiment in Bamberg. Blume, aus Stendal gebürtig lind seines Zeichens ein Schlosser, ohrfeigte am 9. Februar d. I. beim Neit- unterricht den Soldaten Aldorf derart, daß derselbe eine innere Ver letzung des Ohres davontrug und 24 Tage dienstunfähig mar. Aldorf wurde wieder hergestellt, weshalb die Geschworenen außer der Schuld frage auch die auf mildernde Umstände bejahte,'. Urtheil 21 Tage Militärarrest. Frankreich. Berichte, welche über ein von den Banden Bu Amema's auf der Hochebene angerichtete Blutbad einlausen und deren traurigster Schauplatz die Alfa-Pflanzungen der Spanier ge wesen sind, lauten wahrhaft haarsträubend. Die Manner nieder gemetzelt, die Kinder in den Armen ihrer Mütter erdrosselt, die Mädchen geschändet und dann ebenfalls ermordet, nach Todtschlag und Plünderung der Brand, das sind die Heldenthaten des Mara- buts Bu Amema und seiner wilden Glaubensgenossen. Möbel, Geschirr, Hausgeräth, Alles ist zertrümmert. Bei einem Bäcker haben die Banditen die Mehlsäcke, die sie nicht mit sich forttragen konnten, ausgeschnitten und das Biehl auf den Boden geschüttet. Ich trete in ein Haus ein und sehe darin ein altes Weib aus dem Boden sitzen, den Kopf auf den Schooß gebeugt. Sie scheint zu schlafen. Ich trete näher: sie war in dieser Stellung getödet morden. Die Insurgenten hatten ihr den Schädel eingeschlagen, daß das Gehirn herausspritzte. In Kralfalah ist der Anblick noch jammer voller. Der ganze Ort ist von den Flamme» verzehrt. Noch gestern rauchten die Schutthaufen, welche die Leichen bedeckten. In El- May bietet sich dasselbe Schauspiel. Die Karavanserei ist zerstört. Ein arnies 75jährigcs Weib ist lebendig verbrannt worden. Leichen liegen auf den Straßen. Ich halte inne. Man könnte einen ganzen Band mit den Gränelthaten füllen, deren sich diese Fanatiker schuldig gemacht haben. Man hat schon jetzt die Gewißheit, daß die Zahl der Opfer sich ans mehr als 420 beläuft. Niemand kann sich den vom General Cerez in Saida gegebenen Befehl erklären, die Ein geborenen, welche wegen Theilnahme an den Mordlhaten ans den Pflanzungen verhaftet morden waren, wieder in Freiheit zu setzen, da doch hier im Gegentheil nur die unerbittlichste Strenge am Platze gewesen wäre. Es märe Wahnsinn, diese Stämme zu schonen. Das wilde Thier, welches in dem Araber wieder die Oberhand gewonnen hat, kann nur durch Furcht und exemplarische Züchtigung in Zaum gehalten werden. England. London, 29.'Ju»i. („D. Ztg") Das Urtkeil des Kriminalgerichts in dem Prozesse gegen den Redakteur Most ist heute verkündet morden. Dasselbe lautet auf 16 Monate ZangSarbeit. Türkei. Konstantinopel, 29. Juni. („D. Ztg.") Das Urtheil in dem Prozesse wegen der Ermordung des Sultans Abdul Aziz ist heute gefüllt worden. Dasselbe lautet gegen Said Ben und Riza Bey auf 10jährige Zwangsarbeit. Die übrigen Angeklagten wurden zum Tode verurtheilt. Die tiänber aus Maria Culm. Romantische Erzählung von G. Berthold. (Fortsetzung.) Dann zu Konrad gewendet, sprach Bibiana ernst weiter. „Vater, die verhängnißvolle Stunde naht; was sie in ihrem Schooße bergen wird, weiß Gott allein!" Da fiel es dem ehrlichen Alte» wieder schwer auf's Herz, denn lebhafter als je trat jetzt vor seine besorgte» Blicke die furchtbare Gefahr, welcher Bibiana sich aussetze» wollte, und neues Zittern überlief seine alten Glieder. „Liebes Kind", fragte er wehmüthig, „so gedenkst Du wirklich den verwegenen Gang zu unternehmen?" „Glaubst Du, Vater, Deine Tochter werde im letzten Augen blicke noch bange umkehren?" fragte Bibiana mit leisem Vorwurfe. „Glaubst Du, ich würde es über mich gewinne», die Stimme Gottes, die sich mir im Herze» regte, die mir jenen Gedanken eingab und dann den Muth einflößte, das schwere Werk bis jetzt glücklich zu vollbringen, indem ich an ihr zweifle, für eine Lügenstimme zu erklären? — Nein, das wäre ein Frevel von mir!" „Aber, Kind" — begann der Vater wieder. „Sieh', Vater", sagte Bibiana, ohne ihn weiter zu Worte kommen zu lassen, „hat mir Gott schon ein Zeichen gegeben, daß er mein Werk mit seiner Gnade unterstützen will, indem er mir half, de» schlauesten der Betrüger, de» Listige», dessen seingewobene Netze bis her Niemand durchschaut hat, so zu täuschen, daß er keine Ahnung davon hat, daß die, welche er zu täuschen und dann in de» Abgrund zu reißen gedenkt, ihn selbst täuscht und ihn an de» Abgrund drängt, in welche,» er untergehen muß. — Er geht dahin im Triumphe und ahnt nicht, daß er seinen letzten Verbrechergang angetreten hat. Das Netz ist um ihn aufgestellt, er ahnt es nicht; noch ein Schritt, es fällt zu, der Schlimme ist gefangen." „Und Du bist vielleicht untergegangen, Bibiana, sagte Ottomar unruhig. „Ach, Bibi, liebes Kind, ich fürchte auch Aehuliches!" seufzte Konrad. „Versuche Gott nicht!" „Wer Gottes Stimme folgt, versucht nicht Gott!" entgegnete Bibiana. Konrad blieb aber doch unruhig und er meinte, die Sache würde wohl auch gehen, olme daß sich Bibiana so augenscheinlicher Gefahr aussetze, es wären jetzt fünf Räuber in der Burg, und unter diesen mindestens ein paar der wichtigsten und der Anführer ganz gewiß, denn dieses müsse eben der sogenannte Graf sein; man könne sich nun dieser Leute bemächtigen und Einer von ihnen werde sich wohl durch Drohungen, alleiifalls durch Gewaltmittel bestimmen lassen, den Aufenthaltsort seiner Genossen zn verrathen. Bibiana bestritt diese» Pla», wie sie ihn scho» früher bestritte», indem sie darauf hinwies, daß in diesem Falle der größte Theil der Baude entkommen könnte, um dann in anderer Gegend ihr Unwesen mit gleicher Grausamkeit fortzusetze», wie hier. Bibiana wies selbst darauf hin, daß die hier eingerittenen Raubgeselleu mit ihren Raub gesellen sich leicht verständigt, daß sie ihnen durch Signale Kunde gäben, wen» hier etwas gegen sie miternommen werde, und dann sei das Werk mir znm kleinen Theile gethan, die Hauptsache bleibe verfehlt. Immer gab Bibiana zu verstehen, daß sie bemerkt habe, wie die Blutgenosseii große Wachsamkeit zeigte» und sich immer nahe beisammen hielten, was absichtslos scheine, aber doch jedenfalls die Absicht habe, im Nothfalle Einer dem Andern beizustehen. Also beharrte Bibiana auf ihrem ersten Plane mW bat nur den Vater und Ottomar, Alles anznwenden, daß einzelne Abtheilungen jetzt schon den Berg hinan ginge» und sich im Walde versteckten und dann, sowie sie mit dem angebliche» Grase» die Burg verlasse, sofort zu folge» und genau Alles so auszuführcn, wie es be sprochen ivar. Konrad versprach seufzend Alles. „Und mm, lieber Vater", sagte Bibiana, „noch ein Wort. — Ich verhehle mir nicht, daß ich einen schweren Gang gehe und des halb wünschte ich mich noch mit Deinem Segen auszurnsten, den Tu Deiner Tochter wohl nicht versagen wirst." Bibiana sank auf die Knie vor Konrad nieder, und dieser legte seine Hände auf ihr Haupt und sprach mit bebender Stimme seine» Segen über sie, und als er geendet und Bibiana wieder aufge- siandcn war, umarmte er sie, küßte sie und feuchten Auges sagte er dann: „So geleite Dich denn Gottes Hand." Dann ging Konrad schnell von dannen, den Wunsch Bibiaiia's zn erfüllen und Alles bereit zu machen. Ottomar blieb zurück, obgleich ihm Bibiana winkte, Konrad zu folgen; er trat auf sie zu und ergriff ihre Hand. „Bibiana", sagte er, „so wolltest Du wirklich den furchtbare» Gang aiitreten? — Mir ist so schrecklich wehe und mir ist, als könnte, als dürste ich Dich nicht solch' einen Weg betreten lasse», wo jeder Schritt einen unsichere», schwankenden Boden berührt."