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wüste liegen. Nur zuzugreifen brauchen wir, nur die nationale Fahne aufzuhissen und zu sagen: „Auch hier ist deutscher Boden." Der Schwarm der Auswanderer würde ein Ziel haben und sich nicht nutzlos in alle Welt zersplittern, während dem deutschen Land- rvirth die Gelegenheit geboten wäre zu einem sicheren und billigen Grunderwerb. Dr. H. Settegast. Tagesgeschichte. Deutschland. Se. Maj. der Kaiser hat sich eine leichte Er- kältung verbunden mit Heiserkeit zugezogen, welche ihu nöthigte, das Zimmer zu hüten. In den laufenden Regierungsarbeiten hat indessen keine Unterbrechung stattfinden brauchen. Oesterreich-Ungarn. Einer alten Sitte des Habsburgischen Hauses, den Kronprinzen noch bei Lebzeiten des Kaisers zum König von Ungarn zu krönen, wird von neuem gehuldigt werden. Doch soll die Krönung des Kronprinzen Rudolf erst nach dessen Vermähl ung stattfinden. — Der Kronprinz hat seiner Braut, der Prinzessin Stefanie, einen ungarischen Sprachmeister geschickt. — Französische Jesuiten kaufen in Böhmen Grundstücke an. -- Großes Aufsehen macht die Schließung des deutschen Theaters in Pest. Seine Con- cession war abgelaufen, die Stadtverwaltung hat die Verlängerung derselben rund abgeschlagen und die sofortige Schließung des In stituts verfügt. Frankreich. Während sich die Jesuiten und die übrigen von den Märzdekreten betroffenen geistlichen Verbindungen auf einen passiven und activen Wiederstand vorbereiten, ereifert sich die Presse je nach ihrem Standpunkt für oder wieder die neuen Maßregeln der Regierung. Dabei tritt denn die Zerfahrenheit der bonapartistischen Partei grell an das Tageslicht. In Cassagnac's „Pays" wird die Hoffnung ausgesprochen, „das Kaiserreich werde wieder aufrichten, was von der Republik zerstört wurde, und wenn es dazu nicht ent schlossen sei, so wäre es besser, das Kaiserthum käme nicht zurück." Rußland. Abermals spukt cs durch die Presse von einer russischen Versassung, die bereits fix und fertig ausgearbeitet sein und eine „berathende Versammlung" neben die Negierung setzen soll. Das erinnert aber so lebhaft an die ähnliche und unter ähnlichen Verhältnissen einberufene französische Ständeversammlung von 1879, daß man kaum glauben kann, die Regierung des Czarcn würde einen solchen Ausweg aus der unleugbar bestehenden schweren Krise wählen. — Die von dem Dictaior Loris-Melekofs angeordnete strenge Revision der Staatsgefängnisse hat zur Folge gehabt, daß von den etwa 1000 in Petersburg als des Nihilismus verdächtigen Verhafteten etwa 300 entlassen, die übrigen aber anstatt der unterirdischen, feuchten Gefängnisse bessere Zellen erhielten. Melikoff will den Studenden das Recht einräumen, Korporationen zu bilden, will die Universitäten und Seminarien reformiren, die Beamtenzahl verringern und dafür die Gehälter erhöhen, die korrupten Elemente der Armee aber durch einen ausgiebigen Garnisonwechsel und durch andere innere Maß regeln unschädlich machew. Amerika. Der Senat der Ver. Staaten hat das Projekt einer Weltausstellung in Newpork für das Jahr 1883 genehmigt. Uokales und Sächsisches. Niedcrzwönitz. Der Gemeinderath hat beschlossen, die sogen, alte Geyer'sche Straße in der Flur Niedcrzwönitz — Parzelle Nr. 1048 des Flurbuchs für diesen Ort — dergestalt dem öffentlichen Verkehr zu entziehen, daß dieselbe in Zukunft nur noch als Wirth- schaftsweg dienen soll. Die Kgl. Amtshauptmanuschaft zu Chemnitz bringt solches in Gemäßheit von 8 14 des Gesetzes über die Wege baupflicht vom 12. Januar 1870 mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß etwaige Widersprüche gegen die Einziehung des ob- gedachten Wegetraktes, bei Verlust der Berücksichtigung, binnen drei Wochen, vom 30. März an gerechnet, bei ihr anznbringen sind. Stollberg. Am Donnerstag früh wurde in Mitteldorf in dem Teiche des Gutsbesitzers Kunze der 37 Jahre alte Maurer und Strumpfwirker Christ. Friedr. Sonntag ertränkt aufgesunden. Un- Zufriedenheit über seine Verhältnisse soll Sonntag zur Selbstent- leibung verleitet haben. Leipzig. Ueber das lenkbare Luftschiff, dessen Aufsteigung am ersten Osterfeiertage stattfand, wird geschrieben: Das Luftschiff selbst weicht hinsichtlich des Ballons von der Form der gewöhnlichen ab, indem letzterer eine Sackförmige Gestalt hat; au demselben hängen drei Körbe von Nohrgeflecht, von denen wiederum ein jeder 10 oder 11 Flügel besitzt (auf jeder Seite 4 und unter jedem Korbe 3), welche dnrch eine Kurbel in Bewegung gesetzt werden. Der Erfinder des Luftschiffes, Herr Baumgarten, hatte alle Anordnungen zur Auffahrt getroffen, und, um für die erste Probe die möglichste Sicherheit zu bieten, wurde das Luftschiff an Seilen gehalten und sollte so über Plagwitz hin nach dem Rennplatz geführt werden (namentlich auch deshalb, weil das Schiff bei etwa 100 Fuß Höbe nicht recht Luft verspürte, gegen die herrschende Windrichtung den Weg nachdem Endziel anzutreten). Doch es sollte anders kommen. Herr Baumgarten selbst hatte in dem mittleren Korbe Platz genommen und in deir beiden anderen Körben waren die zur Bewegung der Flügelapparate herangezogenen Leute postirt. Diese hielten, als das Schiff über den Häusern hinstreifte, für gut auszusteigen und bald darauf konnten auch die Leute, welche den Ballou an den Säulen hielen, der Gewalt nicht widerstehen, ließen vielmehr, als der Koloß Miene machte, sie mit in die Lüfte zu heben, los, und nunmehr stieg, zum Eutsetzen der Zuschauer, das Luftschiff rapid uud bis zu ca. 4000 Fuß Höhe- Baumgarten selbst arbeitete mit übermenschlicher Anstrengung und man konnte auch wahrnehmen, daß das Luftschiff gegen die östliche Luftströmung hinfuhr; aber plötzlich fiel der Koloß mit rasender Geschwindigkeit, der Ballon war defect geworden, uud das Gas strömte aus, so daß in wenig Augenblicken der ganze Apparat, glücklicher Weise noch auf einer Wiese unweit des Kuhthurms, an der Erde lag, ohne daß der Insasse, Herr Baumgarten, Verletzungen davontrug. Es darf bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt gelassen werden, daß die Geistesgegenwart und Energie Baumgarten's alle Anerkennung verdient. Die Urtheile aller Derer, welch dem Schauspiele beiwohnten, gehen weit auseinander. Die Einen geben sich bereits jetzt dem Glauben hin, daß Problem der Lenkbarkeit des Luftschiffes sei that- sächlich schon gelöst, und es bedürfe nur noch verschiedener Verbesser ungen des Apparates, um den letzten Zweifel an dem Gelingen des Unternehmers zu zerstreuen; Andere dagegen verhalten sich der An gelegenheit gegenüber noch immer sehr kühl und sind nicht geneigt, besondere Hoffnungen an den Erfolg der Baumgarten'schen Bestreb ungen zu knüpfen. Das Aussteigen des lenkbaren Luftballes soll sobald wie möglich wiederholt werden. Borna. Zu einem wahren Spottbreise ist hier dieser Tage in öffentlicher Versteigerung ein ausrangirtes (dämpfiges) Dienstpferd des Carabinier-Regiments verkauft worden. Zu dem im Bezirk-Anzeiger bekannt gegebenen Termine war nur ein einziger Bieter erschienen; er erstand den Gaul für — vier Mark! Nun, dieser mag auch wohl danach gewesen sein. Nicsn, 31. März. In einer unserer Nachbarstüdte ist ein gut- situirter Bürger, der sein Einkommen mit nur 850 Mark declarirt hatte, nachweislich aber ein weit höheres Einkommen hatte, zu einer Geldstrafe von 1200 Mark verurtheilt worden. Angesichts der Leicht fertigkeit, mit welcher solche Declarationen ansgearbeitet werden, verdienen solche Fälle bekannt zu werden. Waldenburg. Am 30. März fand die Eröffnung der Töpfer schule in Altstadt-Waldenburg statt. Dieselbe, die einzige ihrer Art in Sachsen und die zweite in Deutschland, will durch geeigneten Unterricht die Geschmacksbildung ihrer Schüler fördern, gefällige im Handwerk verwendbare Formen schaffen und Auge und Hand der Unterrichteten befähigen, die Kunst mit dem Handwerke in geeignete Verbindung zu setzen. Dadurch will sie aber überhaupt einen neu belebenden Einfluß auf das Töpferhandwerk selbst ansüben, insbe sondere den Absatz der heimathlichen Töpfereierzeugnisse vermehren und letztere auch für den Weltmarkt konkurrenzfähig machen. Wilkau, 2. April. Heute Mittag gegen 12 Uhr wurde der 51 Jahre alte Hüttenarbeiter Johann Wilhelm Fickel von hier in seiner Schlafkammer erhängt aufgefnnden, häusliche Zwistigkeit mag das Motiv zur That sein. Derselbe hinterläßt 1 Frau und 4 Kinder. Zittau. Ein fürchterliches Ende nahm am ersten Osterseiertag ein Familienfest in unserer Stadt. Der in der ganzen Oberlausitz beliebte und geachtete Kaufmann Herr Mörle Hepnisch feierte,im Familienkreise ein Tauffest. Allgemeine Fröhlichkeit herrschte und durch dieselbe veranlaßt, betheiligte sich der Herr vom Hause mit an dem in Scene gesetzten kleinen Balle. Kaum ein paar Schritte aber hatte Herr Mörle getanzt, da mußte er plötzlich den Tanz unter brechen. Noch rief er feiner Tänzerin zu: „O Gott, mit mir wird es alle!" dann sank er zusammen und die erschreckt Herbeieilenden hatten — einen Leichnam vor sich. Jäher, entsetzlicher hat wohl kaum ein frohes Familienfest geendet! Mit der trauernden Gattin und den verwaisten Kindern beklagt aber Zittau und die Handels- weit der Oberlausitz den Verlust eines allgemein geachteten und hoch beliebten Mannes. Vermischtes. * Deutsche Schulverhältnisse. Deutschland hat 42 Mill. Einwohner, 60,000 Schulen, 6 Mill. Schüler, auf eine Schule kom men 100 Schüler, Schulausgabe für den Kopf der Bevölkerung 2,96 M. England 34 Mill. Einwohner, 58,000 Schulen, 3 Mill. Schüler, auf eine Schule kommen 52 Schüler, Schulausgabe für den Kopf der Bevölkerung 1,86 M. Oesterreich-Ungarn 37 Mill. Einwohner, 30,000 Schulen, 3 Mill. Schüler, auf eine Schule kom men 100 Schüler, Schulausgabe für den Kopf der Bevölkerung 1,68 M. Frankreich 37 Mill. Einwohner, 71,000 Schulen, 4,700,000 Schüler, auf eine Schule kommen 66 Schüler, Schulausgabe für den Kopf der Bevölkerung 1,48 Ai. Spanien 17 Millionen Einwohner, 20,000 Schulen, 1,600,000 Schüler, auf eine Schule kommen 56 Schüler, Schulausgabe für den Kopf der Bevölkerung 1,40 M Italien 28 Mill. Einwohner, 47,000 Schulen, 1,900,000 Schüler, auf eine Schule kommen 40 Schüler, Schulausgabe für den Kopf der Bevölkerung 0,84 M. Rußland 74 Mill. Einwohner, 32,000