Volltext Seite (XML)
Marienberg. In der Kaserne der königlichen Unteroffizierschule war hier am 30. v. Mts. zur Vertilgung von Natten ein Stück Brod mit Rattengift aufgestellt worden. Ein Unteroffizierschüler fand das Brod, hielt es für eine „Bemme" und genoß ein Stück davon. Am anderen Morgen starb der Unglückliche unter gräßlichen Schmerzen. Lugau. Am Dienstag Abend verunglückte auf dem Gottessegen- Schachte der Bergarbeiter Anton Höfer aus Oberwürschnitz dadurch, daß er durch Hereinbrechen der Decke erschlagen wurde. Höfer hinter läßt Frau und 4 Kinder, von denen das jüngste am Sonntag erst getauft und das älteste am Montag in die Schule geführt wurde. Schwarzenberg, 7. April. Seit einigen Tagen sind Ingenieure im hiesigen Orte anwesend, um die künftige einspurige, aber normal gleisige Eisenbahn von hier nach Johanngeorgenstadt entgiltig zu ver messen und abzustecken. Glauchau, 7. April. Wie uns aus zuverlässiger Quelle mit- getheilt wird, beträgt die Gesammtzahl der in letzter Zeit aus un serer Stadt ausgewanderten Familienhäupter 52, von denen in Kürze laut geschehener Wiederanmeldung nicht weniger als 20 hierher zu rückkehren werden, da ihre Erwartungen im Auslande nicht erfüllt wurden. Die Nachrichten auswärtiger Blätter von einer Glauchauer Massenauswanderung (es war meist von 200—300 Familien die Rede) werden hiermit ihres sensationellen Charakters entkleidet. — Bemerkt sei noch, daß viele Auswanderer ihre Familien hier zurück gelassen haben, um dieselben erst nach gefundener lohnender Arbeit in's Ausland Nachkommen zu lassen. Oelsnitz bei Lichtenstein, 9. April. Heute wurde die Leiche der von ihrem Mann, dem Bergarbeiter Louis Werner, erschossenen Frau aufgehoben. Dieselbe stand im 42. Lebensjahre, während ihr Mann, der in Zwickau von ihr getrennt lebte und als ein jähzorniger, roher Mensch bekannt ist, erst 37 Jahre zählte. Die Erschossene ist durch 5 aus nächster Nähe auf sie abgefeuerte Nevolverschüsse verletzt, und auch der Revolver, mit dem die That verübt wurde, gefunden. In demselben befanden sich auch die 5 abgefeuerten Patronenhülsen und eine sechste noch nicht abgegebene Patrone. Der erste Schuß hat die rechte Schläfe getroffen, und ist das Projektil tief bis in's Gehirn eingedrungen, der zweite ist in die link». Backe gegangen, der dritte Pirna. Als am Donnerstag Abend ^8 Uhr der von der Arns dorfer Linie anlangende Güterzug auf dem Bahnhofe eintraf, bemerkte der Locomotivführer an einem Puffer die Mütze eines Eisenbahn bediensteten. Die hierauf sofort angestell.en Erörterungen ergaben, daß in der Nähe von Dauba der 72jährige Streckenarbeiter Robert Uhlig aus Hinterjessen überfahren und in der schrecklichsten Weise verstümmelt worden war. Dem Verunglückten waren beide Beine, sowie ein Arm abgefahren worden, und außerdem hatte er auch am Kopfe schwere Verletzungen erhalten, so daß der Tod sicher voraus zusehen war, der denn auch Nachts 1 Uhr eirtrat. und vierte sitzen in der linken Brust, und hat die eine Kugel die Lunge und das Herz, die andere nur das Herz durchbort, der 5. Schuß hat die rechte Brusthälfte verletzt und die Lunge bis auf den Rücken durchdrungen. Sämmtliche Projectile sind in der Leiche ge funden worden. Gin weiblicher Vampyr. Roman von Th. Säuberlich. (Fortsetzung.) „Er wird schon wiederkommen," dachte sie. Als aber Tag auf Tag verging und keine Kunde von Georg kam, begann ihre ruhige Sicherheit zu wanken. Er war fort, er hatte kein Geld mitgenommen, denn als sie ihm die große Summe verweigerte, hatte er trotzig die kleinere zurückgewiesen. Mehr Und mehr erschienen ihr die wenigen Worte als eine Drohung, welche durch das Geheimnißvolle um so beängstigender waren. 'Sie hatte vorsichtig Nachforschungen nach dem so räthselhaft Verschwundenen anstelle« lassen. Der eine wollte Georg noch ganz kürzlich in der Stadt, ein Anderer ihn in Berlin, ein Dritter dagegen ihn in Hamburg gesehen haben. „Sollte er nach Amerika gegangen sein? fragte" sie sich. „Aber ohne alle Hilfsmittel, ohne Abschied von mir? Es wäre nicht denkbar!" In der Aufregung der letzten Tage hatte sie Georg fast ver gessen gehabt, jetzt fiel ihr die Sorge um den Verschwundenen dop pelt schwer aufs Herz. Gewiß bereitete er in der Stille einen Streich gegen sie vor; aber welchen? Vorher noch so leicht und fröhlich gestimmt, wurde es ihr immer beklommener zu Muthe^ Sie hatte längst das Fenster geschloffen; der weiße Porzellanofen verbreitete eine angenehme Wärme im Zimmer und doch fröstelte es sie. Das> grelle Tageslicht that ihr weh; sie zog die Gardinen selbst.^.» : Was war es nur, das sich Me ein Alp auf ihre Brust legte? War es die Sorge um deu Bruder oder eiue düstere Ahuung oder war es eine unheimliche Erinnerung, die immer schärfer hervortrat, je mehr sie dieselbe in den Hintergrund zu drängen suchte? Sie verharrte lange und regungslos in ihrer Stellung. Plötzlich aber raffte sie sich auf. „Fort mit diesen Sentimentalitäten! Vin ich nicht reich, schön und gefeiert, ist nicht der Mann, den ich mir erkoren, für immer cur mich gefesselt und werde ich um den Besitz desselben nicht allgemein beneidet? Zu was nur immer diese düsteren Bilder aus vergangener Zeit? Das Geschehene ist vorüber! Nicht mehr rückwärts will ich blicken, sondern vorwärts. Ich habe Alles erreicht, was »ur je meine kühnsten Träume mir vorgegaukelt haben. Meine Devise sei Hinfort: „Herrschen und genißen!" „Hofrath Berneck bittet vorgelassen zu werden," meldete jetzt die leise eintretende Zofe. Wie ein unheilvolles Omen berührte Blanka dieser Name. Sie zog die Brauen zusammen und versetzte unwillig: „Ich bin nicht zu sprechen und merke Dir, Lisette, daß ich für den Rath überhaupt nie mehr zu Hause bin." Das Mädchen blickte erstaunt empor. Sie begriff den Befehl nicht, denn sie glaubte den vornehmen Herrn nach wie vor in hoher Gunst bei ihrer Herrin. „Worauf wartest Du, hast Du mich nicht verstanden?" herrschte Blanka die Zögernde an, während ihr kleiner, mit blauseideuen Pan töffelchen bekleideter Fuß unwillig den Boden stampfte. Noch ehe aber Lisette den Befehl ihrer Herrin auszuführen ver« mochte, steckte der Hofrath sein Gesicht zur Thür herein. „Schon befürchtete ich, Sie nicht anzutreffen, da das schöne Wetter heute Alles in's Freie lockt und ich bin daher erfreut, eins glückliche Stunde getroffen zu haben. Darf ich fragen, wie Sie sich befinden?" Lisette hatte sich wührend dieser Worte vor dem zürnenden Blick ihrer Herrin, die diese für das Eindringen des Naths verant wortlich zu machen schien, geräuschlos zurückgezogen. Mit feindseliger Haltung trat Blanka dem unerwarteten Gaste entgegen. „Nach dem Freundschaftsdienst, den Sie mir geleistet, hätte ich nicht geglaubt, ferner auf die Ehre Ihrer Besuche rechnen zu dürfen," sagte sie in kaltem Tone. „Der Schein ist allerdings gegen mich, gnädige Frau, aber hören Sie mich erst au, ehe Sie mich verurtheilen. Leider ist die bewußte Garteusceue in die Oeffeutlichkeit gedrungen, und zwar mit Zusätzen, die es mir um Ihretwillen für wünscheuswerth erscheinen ließe», dem Professor Waldow den ganzen Sachverhalt mitzntheilen, ehe ent stellende Gerüchte darüber zu seinen Ohren gelangten." „Wer aber beging solche Judiscretion, so daß die ganze Sache, wie es mir scheint, schon Stadtgespräch geworden ist?" fuhr Blanka auf. „Nur Emer wußte darum uud das sind — Sie!" „Nicht ich allein. Sie thun mir Unrecht," vertheidigte sich der Nath. „Wäre es mir doch weit lieber, über die Sache einen Schleier zu breite», als sie an die große Glocks zu hänge», da ja auch mein Name mit in diese Affaire verflochten ist. Es gab noch einen Mit wisser dieses Geheimnisses, deu Notar Rodenberg. Dieser ist der Verräther. Vielleicht ist es ein Akt der Rache, die er durch seine Indiskretion an Ihnen nimmt." „Mag er das!" versetzte Blanka kühl und stolz. „Ich kenne meine Feinde und lache über ihren ohnmächtigen Grimm." Die Worte „meine Feinde", hatte Blanka mit so eigener Be tonung gesagt, daß den: Rathe kein Zweifel blieb, daß auch er da runter gezählt werde. Dennoch versetzte er spöttisch, um seine schöne Gegnerin noch mehr zu reizen: „Ihre Feinde?! Wer könnte Ihnen feindlich gegenüberstehen? Müßte nicht selbst Ihr euragirtester Gegner durch durch den Zauber Ihrer persönlichen Erscheinung entwaffnet werden und zeigt die Schaar Ihrer Verehrer nicht deutlich genug, welche Macht Sie ausübeu?" Blanka warf einen stechenden Blick aus deu Rath. „Verschmähte Verehrer werden leicht Feinde. — Spielen wir ferner nicht mehr mit verdeckten Karten. Wir sind beide klug genug, um uns nicht zn durchschauen!" „Gnädige Frau, mich so zu verkeimen!" Sie beachtete den Einwurf nicht uud fuhr unbeirrt fort: „Es ist Ihrerseits ein ebenso furchtloses als wenig ehrenwerthcs Bemühen, mich von Waldow trennen zu wollen. Er und ich sind enger verbunden als je." „Daß weiß ich," versetzte Verueck in treuherzigem Tone; „und wahrhaftig, meine Theure ich freue mich aufrichtig darüber." Die Augen der jungen Frau sandten dem Sprecher einen ver ächtlichen Blick zu. „Heuchler!" murmelte sie und laut fuhr sie voll Spott fort: „Ich möchte sehr bezweifeln, daß Ihnen das angenehm ist, denn meine bevorstehende Verbindung mit Waldow macht Ihre Propheten gabe gänzlich zu Schanden. Sie erinnern sich wohl, daß Sie mir ewigen Wittwenstand weissagten?" Nach diesen Worten warf sich Blanka in übermüthiger, heraus fordernder Stellung auf eiue Chaiselongue, ohue zuvor ihrem Gaste einen Sitz angeboten zu haben. „Was wollen Sie eigentlich noch hier, wo sie völlig überflüssig sind?" schienen der vor Ungeduld zuckende Mund, der hochmüthiqe Ausdruck auf ihren Zügen.und die ganze beleidigende Art und Weise, wie sie sich jetzt von dem noch immer in der Mitte des Gemaches