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L konnte. Er richtete sich streng empor. (Fortsetzung folgt.) Schlimmsten Falles lasse ich den Elenden wegen böswilliger Ver leumdung vor Gericht belangen." Die junge Frau trat vor den Spiegel. „Waldow darf mich nicht so erregt sehen," sagte sie zu sich. Seufzend fügte sie hinzu: „Vielleicht würde er es gar nicht einmal bemerken, wenn er seinen trüben Tag hat. ... Es ist doch seltsam, wie sich seine Liebe zu mir äußert. Heute leidenschaftlich und stürmisch, morgen recht schweigsam und nachdenklich. Mitten in seinen heißen Gefühlsausbrüchen bricht er plötzlich ab und starrt mich an, als sähe er ein Medusenhaupt vor sich, ja zuweilen wendet er sich mit einem sichtlichen Schauder von mir fort, als verursache ihm mein Anblick Schmerz. Dann aber kehrt er stets um so stürmischer zu mir zurück. Welch' ein seltsamer, räthselhafter Mann! Aber eben um dieser Absonderlichkeiten willen ist er mir um so iheurer. Mein ganzes Sein geht in ihm auf und erst von der Stunde an zähle ich meine Lebenstage, wo ich ihn sah, ihn, dem sich sofort mein Herz mit heißer Glut zuwandte. Ich habe stets erreicht, was ich energisch gewollt habe, und ich will ihn besitzen und sollte ich," fügte sie erschaudernd hinzu, „um seinetwillen ein Verbrechen begehen müssen!" Blanka verstummte erschrocken. Man öffnete leise die Thür. „Er ist es," jubelte ihr Herz, denn es war um die Stunde, in welcher zuweilen Waldom zu kommen pflegte. Anstatt des Er sehnten erschien aber nnr Lisette unter der Portiöre, Blanka auf einer silbernen Platte eine Karte überreichend. Unangenehm überrascht überflog Blanka dieselbe und winkte dann Lisetten mit verdrießlichem Stirnrunzeln zu, den sich Melden den eintreten zu lassen. Hofrath Berneck, denn dieser war es, warf im Eintreten unbe merkt der Frau vom Hause einen finsteren, stechenden Blick zu, als er aber sein Gesicht nach einer salonmäßigen Verbeugung wieder erhob, strahlte es von Güte und Wohlwollen. „Mein erster Weg nach langer Abwesenheit führte mich zu Ihnen, gnädige Frau; mögen Sie daraus ersehen, welch' aufrichtige Freundschaft und Theilnahme ich für Sie besitze." Blanka ließ sich von der Maske des Wohlwollens, die der Nath zur Schau trug, nicht täuschen. Seit dieser durch einen, wie sie glaubte, unglückseligen Zufall Mitwisser ihres Herzensgeheim nisses geworden war, hielt sie sich seiner eifersüchtigen Rache aus gesetzt und so fürchtete und haßte sie ihn jetzt, während er ihr früher gleichgültig gewesen war. Welche Erleichterung war es ihr daher, als ihr heimlicher Feind in Begleitung der Fürstin Mutter auf einige Zeit nach Oberitalien reis'te, woselbst die hohe Frau einen mehrwöchentlichen Kurgebrauch zu nehmen gedachte. Noch war die zu dieser Reise festgesetzte Zeit nicht verstrichen, und Blanka glaubte den Rath noch meilenweit fern, als er plötzlich vor ihr stand mit seinem kriechenden Wesen und seiner erheuchelten Freundlichkeit. Trotz ihrer Gewandheit und Lebensklugheit vermochte Blanka bei dem unerwarteten Anblick des gefürchteten Mannes ihre Miß stimmung nicht ganz zn verbergen. Sie begrüßte ihn zwar auf das Freundlichste, doch der Ton, mit welchem sie sprach, strafte ihre verbindlichen Worte Lügen. Der Hofrath Berneck gab sich den Anschein, als zweifle er nicht an die Aufrichtigkeit des von Blanka Gesagten. „Ihre Theilnahme ist mir sehr schmeichelhaft," entgegnete er mit süßlicher Freundlichkeit, indem er mit scheinbarem Wiederstreben die Hand der schönen Frau aus der seinen ließ, die sie ihm zum Willkommen geboten hatte. „Doch sagen Sie mir, aus welchem Grunde geschah Ihre so unerwartet rasche Rückkehr? Ist die Frau Fürstin ebenfalls zurück- gekehrt uud befindet sie sich wohl?" fragte Blanka, während sie ihrem Gaste mit einer graciösen Handbewegung einen Sessel anbot und auf dem Divan ihm gegenüber Platz nahm. „Die Frau Fürstin erfreut sich wieder einer vollständig befrie digenden Gesundheit, doch befindet sich die hohe Frau nicht hier, sondern sie hat eine Einladung der Gräfin Weilsheim angenommen. Mich riefen wichtige Amtsgeschäfte hierher zurück, unter Anderen! die Aufnahme des Fräuleins von Kleeberg in das Marienstift." „So ist es also doch wahr? Schade um das junge, hübsche Mädchen?" rief Blanka unbesonnen aus. „Wird ihr nicht eine hohe Ehre und Auszeichnung dadurch zu Theil?" versetzte der Rath mit Strenge. Blanka schlug die Augen nieder. „Daran zweifle ich nicht, nur wundert es mich, daß das heitere, lebenslustige Mädchen plötzlich eine so ernste, weltentsagende Richtung eingeschlagen hat." „Sagen Sie, eine so überaus lobenswerthe. Möchten Alle, die ich hochschätze, dem Beispiele des Fräuleins von Kleeberg folgen." Blanka unterdrückte mit Mühe ein spöttisches Lächeln. „Alle?" fragte sie. „Ich, zum Beispiel glaube, daß ich keine Befähigung dazu habe." Wider Willen waren die Worte der jungen Frau zum Schluß voll verletzender Ironie gewesen, die dem Rath unmöglich entgehen Cin weiblicher Vampyr. Roman von Th. Seuberlich. (Fortsetzung.) 10. Kapitel. Aus Vlanka's Augen zuckten Blitze des Zornes. Hochaufgerichtet stand sie im Zimmer und blickte nach der Thür, hinter welcher Georg nach einer heftigen, erbitterten Scene mit der Schwester verschwunden war. „Elender," knirschte sie, „ist das der Dank für meine vielen Wohlthaten? Mir auf diese Weise zu drohen, als ob ich daran Schuld trüge, daß er sich bei dem einfältigen Mädchen einen Korb geholt hat?!" Allmälig glättete sich die finster zusammengefaltete Stirn der schönen Frau wieder; ein höhnisches Lächeln überflog ihre Züge. „Was kann er mir, im Grunde genommen, schaden? Ja selbst wenn er gewisse Geschichten, über welche längst Gras gewachsen ist, in alle Welt Hinausrufen wollte, wer wird ihm, der sich eines so zweifelhaften Rufes erfreut, Glauben schenken? Und was die Haupt- - fache ist, wo will er die Beweise für seine Behauptung hernehmen? mögliche: er schwang sich, die weite Kluft nicht scheuend, mit fast übermenschlichen Kräften, bis zu der Schiebeleiter, erklomm dieselbe und stieg bis zur vierten Etage. Seine heroischen Anstrengungen fanden den verdienten Erfolg und sämmtliche drei Personen wurden gerettet. Noch erschwert wurde die Rettung dadurch, daß sich wegen der Fensteranlage eine Stellungsveränderung nothwendig machte. Waren schon während dieser Zeit die Löschanstalten rüstig betrieben worden, so nahm man nachher mit vereinten Kräften das Löschwerk von allen Seiten auf, und waren hierbei K Hydranten mit 10 Strahlen ins Feuer in Verwendung; in Thätigkeit waren etwa 330 Feuer wehrleute. Die Gesammtfeuerwehr arbeitete bis 5 Uhr früh, während das Ablöschen und Beräumen jedenfalls bis Abend dauern wird. Entstanden ist das Feuer nach den bisher gemachten Beobachtungen in der ersten Etage des Colonialwaarengeschäfts, und sind auch, außer dem Dachstuhl der ganzen Front, lediglich nur diese Räumlichkeiten durch alle Etagen zerstört worden. Verbrannt sind große Massen von Tabak, Streichhölzern, Cigarren, Kaffee, Neis und Zucker, während es gelungen war, die Spiritusvorräthe zeitig genug zu räumen. Unserer braven Feuerwehr und voran dem Branddirector Weigand gebührt das höchste Lob. Einem Nohrführer von der freiwilligen Feuerwehr ist leider durch ein herabstürzendes Stück Schiefer die rechte Hand zerschnitten worden, sonst sind aber glücklicher Weise Verletzungen nicht zu beklagen. Planitz, 15. März. Am gestrigen Morgen erschreckten die Hilfe rufe einer Greisin die Nachbarschaft. Die veriv. Würker in Ober planitz, auf welche vor uicht allzu langer Zeit ein Mordanfall verübt worden war, den der Verbrecher noch heute im Zuchthause verbüßt, war abermals das Opfer einer scheußlichen Unthat geworden. Morgens gegen 5 Uhr, als sie in ihrer Wohnstube Feuer anzünden wollte, pochte Jemand an die Thüre, der sie beim Namen rief: „Christel, laß mich 'rein". Angstlos öffnete sie die Thür und ein Mann, den sie dem Gesichte nach, aber nicht dem Namen nach kannte, verlangte von ihr, die einen kleinen Materialladen hat, drei Dreierbrodchen; sie ging nach der Kammer, um dieselben zu holen. Als sie hörte, daß der Mensch ihr in die Kammer nachfolgt, rief sie ihm zu: „Du kannst schon drinnen bleiben!" In demselben Augenblicke wurde sie von ihm anscheinend mit einem Knüttel zu Boden geschlagen und dann am Halse so gewürgt, daß sie nicht zu athmen vermochte und die Be sinnung verlor. Der Mörder entfloh, als er sie todt wähnte, ohne Geld oder dergleichen mitzunehmen; wieder erwacht, schrie sie um Hilfe und eine furchtbare Blutlache in der Kammer zeugte von dem schaurigen Verbrechen. Der Thäter ist nach Aussage der Verwun deten ein Mensch in den mittleren Jahren, mit glattem Gesicht und war mit weißer Wäsche gekleidet. Möchte es der sofort in Alarm gesetzten Gendarmerie gelingen, sich des Thäters zu bemächtigen. x Auerbach. Hinter uns liegen die Frühjahrsmürkte. Die Viehmärkte waren gut betrieben; die Preise erhielten sich auf ziem licher Höhe und der Absatz ein leidlicher. Der Jahrmarkt mar stark besucht und hat einen starken Umsatz von Geld und Waaren ergeben. — Die Seminarexamina sind glücklich vorübergegangen. Von den Abiturienten sollen 3 im hiesigen, 3 im Oelsnitzer Bezirke angestellt werden. Ausgenommen wurden von 29 Angemeldeten 26. Gestern, den 20. März, sah man die Seminaristen zur Neise gerüstet durch die Straßen eilen. Die Ferien rufen sie nach Hanse und wer folgte diesem Rufe nicht gerne! — Auch die Prüfungen in den Volksschulen sind befriedigend ausgefallen. Gestern Nachmittag fanden sie in der Entlassung der Confirmanden ihren Abschluß. .„Die Rede hielt Herr Oberl. Friedrich über den Spruch: Seid fleißig in dem, das ihr zu thun berufen seid; seid brünstig im Geiste; schicket euch in die Zeit! Heute erfolgte die Confirmation unserer jungen Christen, 249 an der Zahl. (71 Knaben und 66 Mädchen aus den Stadtschulen und 57 Knaben und 55 Mädchen.aus den Landschulen). Möchten sie nie vergessen, was Gott, Eltern und Lehrer au ihnen gethan haben. Möchte ihr Fuß nie straucheln! Möchte ihre Zukunft heiter, ihr Leben gesegnet sein!