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Karl August Beier und der Schuhmacher Friedrich Gottlieb Menzel in Zwönitz, welche am 3. Pfingstfeiertage v. I. den Weber und Musikus Friedrich Otto Dittrich in Zwönitz gemeinschaftlich körperlich mißhandelt und dabei einen die öffentliche Ruhe störenden Lärm ver ursacht hatten, auf Grund 223, 223a, 228 und 360, 11 des N.- St.-G.-B., bez. unter Annahme mildernder Umstände zu je 6 Wochen Gefängniß, je 10 Mark Geldstrafe und den Kosten verurtheilt. Dresden, 13. März. Heute Morgen gegen 3 Uhr ist auf den Gemeindevorstand, Bergmann Welte von Kunnersdorf bei Kaitz, wel cher im Begriffe gestanden hat, nach dem Glückaufschachte zum An fahren zu gehen, unweit der Schule am Communicationswege zwischen Alt- und Neukunnersdorf von einer noch uncrmittelten Mannsperson ein Schuß abgegeben worden. Die Kugel ist den« Unglücklichen durch das linke Auge nach dem Nasenbein zu gedrungen. Er hat sich noch 20 Schritte förtgeschleppt, ist dann zusammengesunken und von anderen Bergleuten gefunden und in seine Wohnung zurückgebracht worden, wo er sich nun in Behandlung befindet. Dresden, 15. März. Im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm war bei der hiesigen Kunst- und Luxusmöbelfabrik von Friedrich ein Kunstschrank bestellt worden, der als Ehrenpreis für die demnächst in Berlin stattfindende internationale Fischereiausstellung bestimmt ist. Am Sonnabend nahmen ihre Majestäten der König und die Königin die schöne Arbeit in Augenschein, worauf die Absendung nach Berlin erfolgte. Dresden. In der 6. Nachmittagsstunde wurde am Sonnabend auf der Wilsdrufferstraße ein 12jähriger Knabe von einem Omnibus wagen überfahren, wodurch er, wie sich im Stadtkrankenhause später herausstellte, einen doppelten Oberschenkelbruch erlitten hat. Der Knabe wollte kurz vor den in gewöhnlichem Tempo herangekommenen Pferden noch auf die andere Straßenseite springen, war aber von diesen erfaßt und niedergerissen worden. Chemnitz. Die letzte Generalversammlung des Vereins Chem nitzer Gastwirthe hat einen Beschluß gefaßt, der nicht verfehlen wird, bei dein Bier konsumirenden Publikum allgemeine Zufriedenheit zu erwecken. Es wurde nämlich bestimmt, die Reinhaltung der Bier apparate vom Verein aus zu überwachen. Zu diesem Zivecke hat oer rührige Vorstand einen sachverständigen Mann verpflichtet, sich über die Reinhaltung der Apparate in den Geschäftslokalen der Vereins mitglieder zu informiren, nöthigenfalls die Reinigung selbst zu über nehmen. Die außerhalb des Vereins stehenden Wirthe sind so mo ralisch genöthigt, dem Publikum in dieser Richtung ebenfalls Garan tien zu bieten und würden sich am besten der Maßregel des Vereins der Gastwirthe einfach anschließen. Zwickau, 15. März. Gestern Abend hat der Bergarbeiter Julius Wolf hier noch den Abort aufgesucht, Licht mit dahin genom men und ist dort eingeschlafen, leider aber erst erwacht, als seine Kleider lichterloh brannten. Der Unglückliche, dessen Unterkleider jedenfalls an dem Lichte Feuer gefangen haben, hat schwere Ver brennungen erlitten und ist heute Mittag 1 Uhr gestorben. Der Ver unglückte war 29 Jahre alt, verheirathet und Vater von 2 Kindern. Borna, 12. März. Am 9. d. Dl. Nachmittags brach im Haupt eingange der Kirche zu Zöpen ein Stück Fußboden ein, wobei unter demselben Alles hohl gefunden und mehrere alte Grüfte entdeckt wur den. In einer derselben wurde eine noch in gutem Zustande befind liche alte Goldmünze von länglicher Form, 6 Stück große metallne Sarghandhaben, ein gut erhaltenes Menschengebiß und eine Helm schuppe gefunden. Waldheim. Der Thätigkeit des hiesigen Gendarmen Schulze ist es gelungen, endlich jenen gefährlichen Menschen zu ertappen und dingfest zu machen, welcher in letzterer Zeit eine ganze Reihe der verwegensten Einbruchsdiebstähle in Ortschaften der Umgegend verübt hatte. In dem einen Falle trieb der Einbrecher, der übrigens unter falschen Namen gereist, in Wirklichkeit aber der rückfällige Hand arbeiter Zawla aus Dresden ist, seine Frechheit so weil, daß er sich in demjenigen Gute, in welches er eingebrochen, ganz gemüthlich auf das Sopha in der Wohnung legte und schlief, durch eine Magd aber aufgescheucht wurde. Die Spur des Einbrechers führte in den Hoyersdorfer Wald und dort wurde er endlich auch erwischt. Plauen. Vor dem hiesigen Schwurgericht stand am 10. März der freche Räuber, welcher es hauptsächlich eine längere Zeit auf die Beraubung der nach Plauen fahrenden Milchmägde abgesehen hatte. Der Räuber wurde am 20. December v. I. in dem am 17. Alai 1852 in Möschwitz geborenen, zuletzt in Chrieschwitz wohnhaften Zimmermann Friedrich Wilhelm Hendel entdeckt und festgenommen. In der Verhandlung räumte der Angeklagte mit einer an Frechheit grenzenden Offenheit 10 von ihm begangene Verbrechen ein und wurde auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen zn Zuchthaus in der Dauer von 15 Jahren (das höchste zulässige Maß), Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre und Stellung unter Po lizeiaufsicht verurtheilt. Lengefeld. Am 10. d. Mts. ist das Jahr alte Kind Anna Laura Rothe in Lengefeld während des Schlafes der Mutter im Bette erstickt. Troschenreuth im Voigtland. Ein im hiesige» Dorfe wohn hafter Weber war in Hof als Fabrikarbeiter beschäftigt, hatte dabei vor mehreren Wochen das Unglück, sich das Gesicht zu verbrühen. Alis dem Krankenhause entlassen, konnte er nun wegen des durch die Verbrühung sehr geschwächten Augenlichts weder die Fabrikarbeit noch daheim die Weberei betreiben. Was thaten nun die Seinigen ail dein unglücklichen Manne, dein doch das Haus sammt Feld an gehört? Weil er nichts mehr verdienen konnte, so sperrte man ihn in eine obere Stube ein, wo er dann und wann etwas Kaffee mit Brod erhielt. Als es der arme Mann nicht mehr aushalten konnte, rief er zum Fenster hinaus nach Hilfe und der im Orte zufällig an wesende Gendarm Hennig befreite ihn aus den Händen der Frau und Tochter. Der Diann soll natürlich sehr geschwächt und kränklich aussehen. Die Untersuchung ist im Zuge. Markneukirchen. Eine gelungene Briefadresse, die auf einem kürzlich hier ans einer nahen böhmischen Stadt angekommenen Brief zu lesen ist, dürfte die geehrten Leser unseres Blattes interesfiren, weshalb wir dieselbe hier mittheilen. Sie läßt an Vollständigkeit und Genauigkeit nichts zu wünschen übrig und lautet: An Herrn V(ensel) in Mark Neukirchen in Sachsen beim Schißhause wo es im Berge nausgeht oder wen mann von Landwüst aus Neukirchen geht wen die ersten Haüser vorbei ist wo es so im Berg nuter geht an Herrn B(ensel) in Neukirchen in 2 Stock Klarineten Macher. („An die alte Apotheke in blauen Vogtland", lautete die Adresse eines in Plauen unlängst aus Regensburg angekommenen Schriftstückes. —) Gera, 12. März. Der Klempnergeselle, welcher seine Geliebte iin Martinsgrunde erschossen hatte, hat sich dem irdischen Richter und seiner Strafe entzogen, indem er sich vergangene Nacht im Gefäng niß erhängt hat. Cin weiblicher Vampyr. Roman von Th. Seubert ich. (Fortsetzung.) Fräulein Tuschen richtete den Kaffeetisch her. Sie trippelte geschäftig auf und ab und warf zuweilen einen besorgten Blick auf Virginie, die, mit einer Handarbeit beschäftigt, am Fenster saß. Das junge Mädchen sah sehr bleich aus; der schwermüthige Zug um den festgeschlossenen Mund, der dem jugendlichen Gesicht etwas Strenges, Herbes gab, sowie das so müde und ernst blickende Auge verriethen den Schmerz ihrer Seele. „Wenn nur schon die Trauerzeit vorüber wäre, damit sie bei Vergnügungen und Zerstreuungen ihre frühere Heiterkeit wieder zu finden mag," dachte die Matrone. Der Helle Ton der Hausglocke störte das alte Fräulein in ihren Gedanken. Man hörte eine Dienerin die Thür öffnen und gleich darauf trat nach einem flüchtigen Anklopfen der Assessor Stertteck, der stets gern gesehene Gast, zur Thür herein, von Fräulein Tuschen herzlich begrüßt, während sich auch Virginie erhob, um den Ver wandten des Hauses mit ungezwungener Freundlichkeit zu bewill kommnen. Sterneck ergriff hastig die ihm dargebotene Rechte des jungen Mädchens; seine Finger zuckten leise. Mit einiger Hast wandte er sich ab, um neben seiner Tante den ihm freundlichst von ihr ange botenen Platz einzunehmen. „Das ist schön," begann Fräulein Tuschen, „daß Du Dich zur Kaffeezeit einstellst, doch nicht eher wirst Du einen Tropfen des edlen Mokkas bekommen, als bis Du gebeichtet, wo Du während dieser ganzen acht Tage gesteckt hast und außerdem darfst Tu mir erzählen, was cs Neues in der Welt giebt, denn wir leben hier wie Einsiedler." „Ich weiß nur wenig zn berichten, Tante," versetzte Slerneck gut gelaunt. „Uebrigens habe ich eine Belohnung für den Kaffee bereits in potto und brauche mir ihn nicht erst durch Mittheilungen aus der nimmer versiegenden Scandalchronik zu verdienen, aber ich will großmüthig sein. Was zunächst mein längeres Ausbleiben be trifft, so mar das nicht meine Schuld. Gehäufte Arbeit nahm meine ganze Zeit in Anspruch; außerdem befand ich mich wegen der Störrig keit meines besten Freundes in trüber Stimmung. Jetzt habe ick) das so ziemlich überwunden. Wem nicht zu ratheu ist, dem ist nicht zu helfen." „Das klingt ja ganz geheimnißvoll," versetzte Fräulein Tuschen mit schnell erwachter Neugierde, während sie ihr Stickzeug zur Hand nahm. „Was gab es denn so Verdrießliches?" „Mein theuerster Freund, der mir freilich schon seit geraumer Zeit ein ungründliches Räthsel ist, steht im Begriff, einen unüber legten und unerklärlichen Schritt zu thnn und zwar sich nächstens mit der schönen Blanka Hellmann zu verloben. Als ich von diesem Gerüchte hörte, eilte ich zu ihm und suchte ihm daS Gewagte eines solchen Schrittes vor Augen zn stellen. Er aber, der mich freudig empfing, wurde finster und kalt und verbat sich alle Einmischung in seine Privatangelegenheiten. Als ich aber trotzdem im aufwallenden Freundschaftsgefühl nochmals meine warnende Stimme erhob, wurde er )o heftig, daß ich wohl merkte, daß hier aller Liebe Müh' um sonst sei. Ziemlich erbittert trennten wir uns und noch tagelang hat diese Dissonanz in mir nachgelönt." „Von wem sprichst Du? Doch nicht vom Gerichtsrath Allmers, der ja kaum erst Wittwer geworden ist?" rief das alte Fräulein lebhaft.