Volltext Seite (XML)
Erichs:! wöchentlich drei Mal und zwar Dirastag, Donnerstag und Doanabend (Vormittag). Avonneaientsprcis betrügt vierteljährlich > Mark 20 Pf. I>rwnumoranli(,. Amtiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaitenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. .E 3^. Domierstaq, den 18. März 1880. 5. Juhrq. Dank. Unser Ehrenbürger, Herr Rentier Georg Bodemcr, Ritter pp., in Dresden, hat uns abermals ein werthvolles Geschenk, bestehend in 13 Stück Thiermodellen, als Anschauungsmittel für den Schulunterricht mit Erfolg verwendbar, übermittelt. Für dieses Geschenk und für die seit Jahren lautsprechenden Beweise seiner hochherzigen Gesinnung, insbesondere für seine uner müdliche Fürsorge für das Gedeihen unserer Volksbibliothek wollen wir hierdurch unsern innigsten Dank öffentlich zum Ausdruck bringen. Die Modelle sind bis auf Weiteres im Verhandlungssaale des hiesigen Nathhauses während der üblichen Expeditionsstunden zu Jedermanns Ansicht nnentgeltlich ausgestellt. Zwönitz, am 16. März 1880. Der Stadtgemei nderath. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Die „Germania" veröffentlicht das mehrfach erwähnte Schreiben des Papstes Leo an den seines Amtes entsetzten Erzbischof von Köln. Dasselbe ist datirt vom 24. Februar d. I. und beginnt mit einem Dank des Papstes für einen Connnentair, den der Erzbischof zu dem päpstlichen Sendschreiben über die Uebel der So cialdemokratie geliefert hat. An die Erwähnung der Gefahren der Socialdemokratie schließt sich der Hinweis auf die Verschlimmerung der Sitten, die nach Ansicht des Papstes nicht durch Kunst und Wissen schaft, sondern nur durch die Kirche wieder gehoben werden könnten. Zur Verbreitung ihrer Lehren aber müsse die Kirche überall „Frei heit" genießen, damit die heilsame Lehre des Gesetzes Christi die reichlichsten Früchte hervorbringen könne. Dies wünscht der Papst, wie er schreibt, in erhöhtem Maße „zum Glück und Gedeihen Deutschlands!" England. Mit einer Leidenschaft, die man den langweiligen, gleichgiltigen Engländern gar nicht zutrauen sollte, hat sich in Groß britannien der Wahlkampf entwickelt. Kaum einige Tage sind seit dem ersten Bekanntwerden der Parlamentsauflösnng verstrichen, und schon schießen die langen leidenschaftlichen Wahlaufrufe wie Pilze aus dem Erdboden hervor. Forster, Hartington, Northcote, Chaw sind dem Briefe Lord Beaconsfield's an den Herzog von Marlborough fast unmittelbar mit Zuschriften an die Wähler gefolgt und die Wahl- bewegnng ist so lebhaft und allgemein, als gelte es schon in den nächsten Tagen die neuen Vertreter in das Unterhaus zu entsenden. Dabei handelt es sich in England durchaus nicht um einen Constict zwischen Regierung und Parlament, wie es bei uns etwa nach Ab lehnung des ersten Socialistengesetzes im Sommer 1878 bestand und zur Auflösung des Reichstages führte. Die Parlamentsauflösung kommt — überraschend genug — mitten im tiefsten Frieden. Es be stätigt sich auch nicht, daß die Befürchtung, eine noch einzubringende wichtige Vorlage werde auf eine oppositionelle Mehrheit stoßen, die reguläre Legislaturperiode also mit einem Fiasco der Regierung enden, die Auflösung herbeigeführt hat. Nicht die innere Politik ist Anlaß zur Auflösung, sondern die äußere; bei der wichtigen Rolle, welche die äußere Politik im Parlament spielt, bei dem Einfluß, den das Parlament aus sie nimmt, ist das nicht verwunderlich. Die Opposition hatte sich — unter Gladstone's Führung — in eine Art Wuth gegen die Türkei lind in eine Art Begeisterung für Rußland hineingearbeitet. Mit dieser Politik hat sie Schiffbruch gelitten. Ruß land ist heute in England sehr unpopulär und man verzeiht es den Liberalen in England nicht, daß sie die Regierung hinderten, seiner Zeit mehr für die Türkei zu thnn. Diese/ der gescheiterten Oppo sition so ungünstige Stimmung will Beaconsfield zur Wahl benutzen — er hofft ein durchaus torystischcs Unterhaus zu bekommen. Nnfflnnd. Das Gerücht, Fürst Gortschakoff werde demnächst seinen Posten verlassen, erhält sich hartnäckig. Es wird hinzugefügt, daß die Position Gortschakoffs durch den Ausgang der Affaire Hart- > mann noch stärker erschüttert worden sei, als sie es bisher schon war. j Kaiser Alexander sei über diesen Ausgang erbittert, nicht allein des halb, weil es ein Affront ist, der eigentlich ihm persönlich angethan würde, sondern weil die diplomatische Niederlage, welche Rußland dabei erlitten, dazu beitragen muß, das Ansehen der russischen Dip lomatie im Auslande immer mehr zu untergraben. Fürst Gortscha koff und Fürst Orloff hätten genügend vertraut sein müssen mit den französischen Verhältnissen, um sich eine solche „Blamage" zu er sparen und Rußland zum Gespött zu machen. Die schließliche Ent scheidung der französischen Regierung in der Affaire Hartmann hat in Petersburg in gewissen Kreffcn geradezu verblüffend gewirkt, und zwar am allermeisten bei denen, die vor wenigen Monaten schier überflossen vor Liebe und Freundschaftsbezeugungen zu ebendemselben jetzt so schnöden Frankreich. — Die Attentäter des russischen Oberst Kumerau in Konstantinopel sind zu zehnjähriger Zwangsarbeit ver- urtheilt worden. — Nach einem aus der russischen Hauptstadt eingetroffenen Telegramm enthält der „Golos" aus Warschau eine Meldung, der zufolge von der dortigen Polizei am 11. d. M. eine Socialisteu- versammlung entdeckt worden sei, 16 Personen, und zwar zwei Ingenieur-Technologen, ein Student der Medizin und 13 Handwerker sollen verhaf.et sein. Ob die Socialisten, von denen der „Golos" spricht, Nihilisten sind oder nicht, ist aus dem Telegramm nicht er sichtlich. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 17. März. Ueber den in vor. 'Nr. erwähnten Feuer schein bringt der „Stollb. Anz." folgende Mittheilung: Am Sonntag Abend brannte in Kirchberg das dem Gutsbesitzer Bonitz gehörige frühere Hcrold'sche Gut, welches sich in der Nähe der Heilmann'schen Brauerei befindet, ab, so daß Wohnhaus und Schuppengebäude nebst Scheune ein Raub der Flammen wurden. — Lant des vom Reichskanzler dem Reichstage vorgelegten Be richtes über die Thätigkeit des zur Ueberwachung des AuSwandcrungS- wesens in den deutschen Häfen Hamburg, Bremen und Stettin be stellten Neichsconimissarö mährend des Jahres 1879 sind während dieses Zeitraumes auSgcwandert aus dem Königreiche Sachsen im Ganzen 1134 männliche und 555 weibliche, zusammen also 1689 Personen. Davon gingen über Bremen 815, über Hamburg 774, über Stettin 5, über Antwerpen 95; 1314 nahmen die Richtung nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 11 nach Britisch- Nord amerika, 6 nach Westindien, 322 nach Brasilien, 16 nach den Argen tinischen Staaten, 1 nach Peru, 5 nach anderen südamerikanischen Staaten, 3 nach Afrika, 1 nach Asien, 10 nach Australien. Die Ge- sannntzahl der 1879 aus dem deutschen Reiche ansgewanderten Per sonen betrug 33,327. Es hat sich seit 1875 zum zweiten Male wieder eine Steigerung der ansgewnnderten ergeben; 1875 bezifferte sich die Zahl derselben auf 30,773, 1876 auf 28,368, 1877 auf 21,964, 1878 auf 24,217. Stollberg. In der am 12. Mürz stattgesundenen öffentlichen Sitzung des hiesigen Königl. Amtsgerichts wurden der Korbmacher