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Erscheint wöchentlich drei Mol und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AüonnemcntspreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. I>i!vnumora»clo. ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit so Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 5. Sonnabend, den 10. Januar 1880. 5. Zahlst. Bekanntmachung. Da wahrzunehmen gewesen, daß die Bestimmungen des in hiesiger Stadt bestehenden Regulativs, das An- und Abmeldewesen betreff., noch immer nicht gehörig beachtet werden, so wird die hiesige Einwohnerschaft auf jene Bestimmungen andurch nochmals mit dem Bedeuten besonders hingewiesen, daß Zuwiderhandlungen gegen dieselben zur Strafe gelangen. Nach dem gedachten Regulativ hat die Meldung jedes Neuanziehenden, insbesondere auch aller Dienstboten und Gewerbsgehilfen, binnen 24 Stunden (8 5), ingleichen die Meldung eines Wohnungswechsels binnen 3 Tagen (8 3) an Rathsstelle zu erfolgen und sind die Haus-, sowie Quartierwirthe bez. die Arbeitgeber für die richtige Meldung bez. Neuanzugs und des Wohnungswechsels verant wortlich (8 5). Zwönitz, am 5. Januar 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Bekanntmachung. Die Geschäfte der Stadt-, Kirchen- und Schul-Casse werden bis auf Weiteres in der Privatwohnung des unterzeich neten Cassirers Bahnhofsstrahe Nr. I2S, L Treppe, von Vormittags 8—12 Uhr, Nachmittags 2—6 Uhr erledigt, was andurch zur öffentlichen Kenntnißnahme gebracht wird. Zwönitz, am 7. Januar 1880. Die Stadt-, Kirchen- und S ch u l c as s e n - V e r w a l t u u g. Pelz. An die Bezahlung des Schulgeldes wird erinnert. Tagesgeschichte. Deutschland. Die vor einigen Tagen zu Oppeln stattgehabte wichtige Nothstands-Konserenz unter dem Präsidium des Ministers des Innern zu Eulenburg im Beisein des Finanzministers Dr. Bitter, des Ober-Präsidenten von Seydewitz, des Landeshauptmanns der Provinz Schlesien v. Uthmann u. s. w. dauerte volle sechs Stunden und trug hauptsächlich eiuen informatorischen Charakter. Die Herren Minister wollten sich behnfs einer Vorlage an das Abgeordnetenhaus von dem Nothstand der Oberschlesischeu Kreise ein Bild nach drei Richtungen hin vcrscbasfen, und zwar, welche Summen erforderlich seien: 1s für die Existcuzerhaltuug der Menschen; 2) sür die Durch winterung des Viehes in den vom Nothstande betroffenen Ortschaften; 3) für die Beschaffung von Saatgut, und zwar von Kartoffeln. Zur Feststellung dieser Punkte ging der Minister des Innern mit jedem der anwesenden Landräthe die Bedürfnisse des Kreises durch, wobei trotz allen scharfen Eingehens Seitens der beiden Minister, nament lich Seitens des FinanzmiuisterS, außerordentliches Wohlwollen be wiesen wurde. Die Schlußsumme der Bedürfnisse für die Noth- leidenden der Oberschlesischeu Kreise beziffert sich auf 6 Millionen Mark. In dieser Höhe dürfte dem Landtage die betreffende Vorlage gemacht werden. Es kam sodann die Frage der Beschäftigung der arbeitsfähigen Leute bei Anlage von Vicinalwegcn zur Erörterung; ferner fragte derMinister, obNebenbeschäftignngen, wie Korbflechtereien, Strohflechtereien, einzuführen seien. Dagegen wurde geltend gemacht, daß für eine derartige Massen-Production jeder Abjatz fehle. Dem nächst beschäftigte man sich mit der Erörterung der Frage: „Worin hauptsächlich die Mittel zu finden wären, um in Zukunft derartigen Zuständen, unter denen Oberschlesien zur Zeit leidet, vorzubeugen?" Dabei wurde hervorgehobcn, daß eiue wesentliche Aendcrung in dem ganzen Separationsvcrfahrcn eintreten müsse, sowohl was die bis herige lange Daner desselben, wie seine große Kostspieligkeit anbe lange. Es wurde besonders betont, daß die dadurch entstehenden Kosten für die Gemeinden unerschwinglich seien, und diescrhalb den selben eine Beihilfe Seitens des Staates gewährt werden müsse. Oesterreich-Ungarn. Mit dem kleinen Serbien ist die Groß macht Oesterreich-Ungarn in arge Verwickelungen geratheu. Zwischen beiden Staaten ist ein Handels- und Eisenbahnvertrag geschlossen, an welchen sich indessen Serbien nicht zu erinnern scheint. Der russische Einfluß überwiegt in Belgrad, und Oesterreich ist nicht gewillt, sich j an der Nase herumzerren zu lassen; wenn Serbien auf seiner Ver tragsbrüchigkeit beharrt, dann ist eine militärische Intervention von Oesterreich ans sehr wahrscheinlich. Frankreich. Das neue Ministerium hat mit der Absetzung von nicht republikanisch gesinnten Beamten in umfassender Weise be gonnen, dagegen ist man übereingekommen, die Unabsetzbarkeit der Richter im Princip nicht anzutasten, man Hilst sich aber dadurch, daß man die Zahl der Nichterstellen vermindert und natürlich die jenigen eingehen läßt, die voll mißliebigen Beamten besetzt sind. Der Botschafterposten in Berlin ist bis jetzt noch nicht wieder besetzt. Während man immer noch den bisherigen französischen Gesandten in Bern, Challemel-Locour, als künftigen Botschafter am deutschen Hofe bezeichnet, wird andererseits die Hoffnung ausgesprochen, daß Graf St. Ballier sich bewegen lassen werde, zn bleiben. Italien. Der Cardinalstaatssecretär Nina soll seine Entlass ung gegeben und Papst Leo dieselbe angenommen haben. Grund dazu sollen nicht etwa politische Meinungsverschiedenheiten gewesen sein, sondern es handelt sich um die Beschaffung der dem päpstlichen Stuhl jetzt sehr knapp zufließenden finanziellen Mittel. Der Papst soll dem Nuntius Jacobini die Stelle Nina's angeboten haben. England. Die agrarische Bewegung in Irland hat zu blu tigen Excessen geführt. Einige Pächter, die die Zahlung des Pacht schillings verweigerten, sollten am Montag auf Antrag des Grund besitzer exmittirt werden. Die Polizisten, welche die mit der Exmission betrauten Beamten beschützten, wurden aufs Leidenschaftlichste von einer Volksmenge angegriffen, die nach Hunderten zählte, und waren schließlich genöthigt, einen Angriff mit dem Bajonett zu machen. Mehrere Personen wurden schwer verwundet. Ganze Distrikte sollen sich im Zustande des Aufruhrs befinden und werden weitere Aus schreitungen befürchtet. Die Behörden haben größere Abtheilungen Polizcünannschaft nach den bedrohten Gegenden abgeschickt und sollen alle Städte im Westen Irlands Verstärkungen erhalten. Rußland. Diej Nachrichten von Militär-Ansammlungen an der russischen Grenze kommen immer wieder. So will ein Reisender gefunden haben, daß nicht allein die Hauptstädte der Regierungsbe zirke, sondern ancb solche Ortschaften, in denen sonst kein Militär zu finden mar, mit Soldaten aller Waffengattungen überschwemmt,^ be sonders aber die Orte, die von der Warschauer Heerstraße westlich oder vielmehr vor Czestochowa und nach Wilna und Dünaburg, also gegen die preußische Grenze hin liegen. Das in den Ortschaften an