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- — ' -X V . - -'-- Bekanntmachung. Nach § 3 des Gesetzes vom 18. August 1868 sind alle Diejenigen, welche Hunde besitzen, verpflichtet, diese bei Vermeidung der auf die Hinterziehung der Hundesteuer angedrobten Strafe — die dreifache Hundesteuer betragend — schriftlich anher anzuzeigen. Alle Einwohner hiesiger Stadt, welche Hunde besitzen, werden unter Hinweis auf diese Anmeldepflicht und bei Vermeidung der auf Unterlassung dieser Anzeige gesetzten Strafe aufgefordert, diese Anzeige bis längstens zum IS. Januar d. I. bei dem Unterzeichneten in Schriften einzureicheu, sodann aber in der Zeit vom 15. bis 20. Januar d. I. die Steuer für jeden Hund auf das laufende Jahr an die Armencaffenverwaltung zu bezahlen, dagegen die vorgeschriebene Steuermarke, welche als Nachweis der be zahlten Hundesteuer von dem betreffenden Hunde am Halsbaude stets zu tragen ist, sowie eine Belehrung über Wuthkrankheit der Hunde in Emvfang zu nehmen, wobei auf die Strafbestimmungen in § 7 des angezogenen Gesetzes, nach welchen Besitzer solcher außerhalb der Häuser, Gehöfte und sonstigen geschlossenen Localitäten ohne Steuermarke betroffen werdenden Hunde um drei Mark zu bestrafen sind, aufmerksam gemacht. Nach 8 2 des hierorts bestehenden Regulativs über Erhebung der Hundesteuer im Armenbezirk Zwönitz ist bis zum 20. Januar die volle Steuer eines jeden Jahres zu bezahlen. Zwönitz, ain 2. Januar 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Tagesgcschichte. Deutschland. Die Entdeckung einer geheimen Druckerei in Berlin betreffend, theilt die „N. A. Z." folgendes Nähere mit: „Am 1. Weihnachtsseiertage Nachmittags wurde Plan-Ufer 20 in einem Quartier, welches der berüchtigte anarchistische Agitator Schriftsetzer Emil Werner bewohnte, eine geheime Druckerei entdeckt und aufge hoben. Werner wurde beim Setzen der letzten Seite einer ultra revolutionären Zeitung, betitelt „Der Kampf", betroffen, von welcher eine sehr große Anzahl fast fertig gestellter Exemplare vorgefunden und nebst der Presse und allen Druckereivorrichtungen in Beschlag genommen wurden. Die Verhaftung Werner's erfolgte unmittelbar darauf, seine Helfershelfer, ein österreichischer und ein sächsischer Socialdemokrat, wurden ebenfalls alsbald festgenommen, am nächsten Morgen auch ein polnischer Student, welcher den Vertrieb der Zeit ung hierorts besorgen sollte. Dem Vernehmen nach ist gegen die Verhafteten bereits die Voruntersuchung wegen vorbereitender Hand lung zum Hochverrat!) eingeleitet worden. Werner hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich; er betheiligte sich u. a. an der letzten pol itischen Revolution, gerietst in russische Gefangenschaft und war mehrere Jahre in Sibirien detinirt. Später tauchte er in der Schweiz auf und gehörte zu den in Bern angeklagten Agitatoren der Internationale, welche dort den bekannten Putsch in Scene gesetzt hatten. Es er scheint nach den in Beschlag genommenen Papieren keinem Zweifel zu unterliegen, daß die Verhafteten mir den fortgeschrittendsten revo lutionären Elementen in Rußland, in der Schweiz rc. in Verbindung stehen. Oesterreich-Uttgarn. Die Spaltung der Verfassungspartei im Reichsrathe und mehr noch das Hervortreten der Czechen mit ihren Forderungen erfüllen die verfassungstreue deutsche Bevölkerung in Böhmen mit um so ernsteren Besorgnissen, als sie die Wahr nehmung macht, daß die Regierung durch allerlei Maßnahmen, Er nennungen und Versetzungen von politischen Beamten den Boden für die von den Czechen geforderten administrativen Zugeständnisse vorbereiten zu wollen scheint Eine Verwirklichung der czechischen Wünsche würde nach der allgemein laut gewordenen Befürchtung den Czechen die Herrschaft in Schule und Amt zuführen und den deutschen Volksstamm in Böhmen gefährden. Die Czechen fangen ihrerseits schon an, ungeduldig zu werden; sie verlangen energisch den Lohn für ihre bisherige Unterstützung der Regierung; sie bestehen auf ihr „gutes Recht" und werden um so kühner, als sich die Regierung nachgiebiger zeigt. Von einem Bündnisse mit der Verfassungspartei wollen die Ungeduldigen nichts wissen und erklären der Regierung, im Falle, wo sie nochmals einer Ziveidrittelmajorität bedürfe, solle sie nur ernsten Willen zeigen und dann werde diese Majorität vor handen sein, und wenn sticht, dann — Neuwahlen! Schweiz. Die Landesbefestigungs-Angelegenheit ist ganz plötz lich im gesummten Schweizervolke zu einer offenen, brennenden Frage geworden. Sie wird in allen Schichten des Volks mit fieberhafter Lebhaftigkeit besprochen, und dürfte im wohlverstandenen Interesse der gesicherten Existenz der Schweiz in kürzester Zeit ihre Lösung finden. Spanien. Ein Attentat auf König Alfonso und seine ihm erst wenige Wochen angetrante Gemahlin hat am 30. v. M. in Madrid stattgefunden und das an Unglücksfällen und Verbrechen aller Art so überreiche Jahr 1879 schließt also mit einen» Königsmordverfuch. Glücklicherweise hat die Kugel des Attentäters ihr Ziel verfehlt, der selbe ist erst 19 Jahre alt und heißt Ostero Gonzalez. Das Attentat erfolgte mittelst zweier Pistolenschüsse in der Nähe des Eingangs zum Königspalaste, als der König und die Königin Abends 5 Uhr von einer Spazierfahrt in offenem Wage»» zurückkehrten. Der Thäter hatte sofort die Flucht ergriffe»» und wurde auf der Straße von einem Studenten und einer anderen Person ergriffen und zur Haft gebracht. — Ueber das Attentat wird weiter gemeldet, der Attentäter sei aus Galicia gebürtig und wohne seit Kurzem in Madrid. Es heißt, er habe Mitschuldige; drei andere Personen wurden verhaftet. Der zweite Schuß ging direct an dem Gesichte der Königin vorbei. Die Mordwaffe war ein kleines Doppelpistol. — Nach weiteren amtliche»» Meldungen hat der Attentäter Francesco Otero ausgesagt, er sei Kuchenbäcker und habe wegen des schlechte»» Standes seines Geschäfts sich selbst zu tödten beschloßen. Ein Freund habe ihm gerathen, ein Attentat auf den König zu machen. Der Attentäter erklärte, Mit schuldige zi» haben. Einer derselben ist bereits verhaftet; ein Anderer wird noch gesucht. Der König blieb vollkommen gelassen; auch die Königin bewahrte große Ruhe. Rußland. Die nach Petersburg berufene Botschafterconferenz dürfte nach der neueste»» Vermuthungsvariante das überraschende, allen Freunden einer friedlichen Politik hocherfreuliche Resultat erheben, daß der bisherige Botschafter ü» Wien, Herr v. Novikow, zum activen Stellvertreter des Fürstei» Gortschakoff mit dem Titel uud Range eines Neichs-Vicekanzlers ernannt wird, so daß Herr v. Giers als in Petersburg entbehrlich den wichtigen Posten eines Vertreters des Czarei» bei dein Sultan einnehmen kann. Die schwierigste Häutung wird sich, die von uns vorläufig noch angezweifelte Bestätigung obiger Ernenuungen vorausgesetzt, unter diesen sich eminent friedlich gestal teten Verhältnissen an dem neuen russischen Botschafter in Wien, Baron v. Onbril, vollziehen müssen. Die Häutung könnte sich selbst als so schwierig herausstellen, daß sie den „diplomatischen" Tod des in der „russischen" Schule ergrauten Barons zur Folge Hütte. — Die Gerüchte der russischen Äussöhnungsversuche mit Pole»» treten so stark auf, daß an der Begründung derselken kauin noch zu zwei feln ist. Türkei. Die Pforte ist in Albanien absolut machtlos. Die Albanesen verweigern die friedliche Abtretung Gusinje's und Plawa's ar» die Montenegriner und drohen denselben fortwährend »nit einen» blutige»» Conflicte. Nikita hat den Termin für die Uebergabe bis zum 6. Januar verlängert; alsdann sind eintretendenfalls Feindseligkeiten zu erwarten. Der Aufstand der Albanese»» in Prizrend bestätigt sich, ebenso auch die Nachricht von den gegen Christel» begangenen schweren Excessen. Lokales nnö Sächsisches. Zwönitz, 2. Januar. Nachdem am heutigen Tage Wechsel der hiesigen Stadtverordneten stattgefunden hat, besteht das Stadtverord- neten-Collegium für die Periode 1880 und 1881 außer dem Raths* Vorstände als Vorsitzenden und dessen Stellvertreter aus folgenden Mitgliedern: den Ansässigen: 1. Herr Simon Friedrich Viehweger, 2. Herr August Albert Richter, 3. Herr Friedrich Otto Hahn, 4. Herr Friedrich Gustav Merkel, 5. Herr Earl Eduard Flade, 6. Herr Wilhelm Otto Richter, 7. Herr August Friedrich Arnold, 8. Herr- Traugott Friedrich Mendt; 13. Unansässigen: 9. für den verzogenen Herrn Otto Keller Stellvertreter Herr Friedrich August Hofmann, 10. für den verzogenen Herrn Advocat Papsdorf Herr Gustav Adolf Walther, 11. Herr Emil Friedrich Schenk, 12. Herr Friedrich Wilhelm Roscher. Leipzig, 31. December. Heute früh ist in der Humboldstraße ein Dienstmädchen beim Fenster-putzen aus dem dritten Stock herab auf die Straße gefallen. Die Unglückliche war sofort todt. Ihr Leichnam wurde nach dem Kraukenhause gebracht. Lngau, 30. December. Heute früh 6 Uhr wurde der Tagear beiter Krätzschmar auf der Zechenbahn des Vertrauenschachtes beim Rücken der Lories überfahren und getödtet. Kirchberg. Das Weihnachtsfest ist im benachbarten Hartmanns dorf durch eine höchst brutale Handlung in der betrübendsten Weise entweiht worden. Es ist dadurch Streit entstanden, daß eine Anzahl Unberufener ein vor dem Eißmann'schen Gasthofe haltendes Geschirr aus Neustädtel zu ihrer Belustigung fortgefahren gehabt haben. In diesem Streite ist nun der 15jährige Klotz, viertes von 9 Kindern einer unbemittelten Familie, durch einen Messerstich in den Leib sehr schwer verletzt worden. Hoffentlich gelingt es, den Thäter zu er mittel»» und seiner exemplarische»» Bestrafung zuzuführcn. Pirna. Bei einein am 27. December v.-I. in» Stalle des Haase'schen Gutes zu Börnersdorf ausgebrochenen Schadenfeuer ist der Hofwnchter Gottlieb Matthes in den Flammen umgekommen.