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ihres Bürgermeisters vr. Krauße ergriffen hatte, aus purer Kon sequenz sich dagegen erklärte. Eine weitere Abstimmung über die in Frage gekommenen Kandidaten selbst ergab, daß für Herrn Bau- meister Uhlmann die drei Städte Elterlein, Geyer und Stollberg, für Herrn Bürgermeister vr. Krauße nur Lößnitz, für Herrn vr. ^ur. Minckwitz nur Zwönitz stimmten, während Ehrenfriedersdorf sich die Hand sreihielt zwischen Herrn Baumeister Uhlmann und Herrn Baumeister Hartwig in Dresden, Grünhain aber bei dieser Abstimmung nicht mehr vertreten war. Offenbar ist hiernach die Stimmung für Herrn Uhlmann und es ist dies auch sehr natürlich, wenn man bedenkt, wie derselbe von der Reichstagswahl im Jahre 1877 noch bekannt ist, wo er nur mit der kleinen Zahl von 426 Stimmen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten Liebknecht unterlag. Herr vr. Krautze hat allerdings den Wahlkreis früher vertreten, es war dies aber zu der Zeit, wo die Wahlen noch durch die Wahlmänner erfolgten und es ein leichtes war, ein Mandat zu erlangen; bei den späteren Urwahlen ist ihm dies nicht wieder ge lungen, so sehr sich auch Lößnitz Mühe gegeben hat. Wie weit man in der in nächster Zeit wieder in Zwönitz abzuhaltenden Dele- girten-Versammlung, zu welcher jede Stadt mit 2 Delegirten ver treten sein soll, mit dem Einigungsiverke kommen wird, ist abzu warten; dringend zu wünschen ist aber, daß daselbst das von einigen Städten bisher gepflegte starre Festhalten überwunden und ein Kan didat gefunden und acceptirt wird, auf den sich dann bei der Wahl alle Stimmen siegreich vereinigen werden. Tagesbericht. — Bei der kürzlich stattgefundenen Einweihungsfeier des neuen Postgebäudes zu Annaberg wurde auch an den Staatssecretär und Generalpostmeister vr. Stephan ein Telegramm gerichtet und traf auf dasselbe sodann folgende telegraphische Antwort ein: „Ich danke Ihnen und allen Festgenossen, unter denen ich heute so gern geweilt hätte. Ich ermidre Ihren Gruß mit einem Hoch auf Sr. Majestät den König von Sachsen und auf das fernere Gedeihen der blühenden Stadt Annaberg und deren treffliche Bürgerschaft. Möge keine Stunde ohne Brief, kein Tag ohne Telegramm, keine Woche ohne Verlobung sein." — Aus Buchholz meldet man dem Annaberger Wochenblatt: Erfreulicher Weise nimmt das Posamentengeschäft in unserm Erzge birge jetzt einen flotten Charakter an und steht zu hoffen, daß die Saison für uns eine gute wird. Die Posamentirer. bedürfen aber auch einer Erholung, denn die letzten fünf Jahre waren mit Aus nahme von 1880 schlechte Jahre. Es bewahrheitet sich auch in dieser Branche der Satz, daß der Deutsche sein Geschäft nur dann eben bürtig der ausländischen Industrie gegenüber macht, wenn er Sorg falt auf gute Muster verwendet. Man kann ruhig sagen, daß der Geschäftsgang der hier bestehenden Handlungen immer der Güte des Musterzeichners entspricht. Durch die hier bestehende und mit Ostern 1881 zu reorganisirende gewerbliche Fortbildungsschule (Posamentir- schule) sollen unserer Industrie tüchtige Arbeiter zugeführt werden und die Kunst mehr Eingang und Verbreitung finden und hat man deshalb auch das Opfer nicht gescheut, einem akademisch gebildeten Zeichenlehrer, Herrn Seminaroberlehrer Hahnemann, den Zeichen unterricht zu übertragen. — Am 4. April Vormittags 10 Uhr hat sich der im 60. Lebensjahre stehende Wirthschaftsbesitzer und Mttllergeselle Friedrich Fürchtegott Hänel in Neuhausen, ein kinderloser Wittwer, mittelst Erhängens selbst entleibt. Derselbe hatte schon am Sonnabend auf gleiche Weise seinem Leben ein Ende zu machen gesucht, war aber noch rechtzeitig abgeschnitten worden. Hänel hinterläßt ein ganz ansehnliches Vermögen. Er hatte vor kurzem seine Wirthschaft ver kauft, was ihn hinterher reute; mit seinem Versuche, den Kauf rück gängig zu machen, war der Käufer nicht einverstanden. — Chemnitz. Vom Chemnitzer Eisenindustrieplatze kommt die erfreuliche Kunde, daß sich im verflossenen Quartale die Verhältnisse ziemlich günstig anließen und fast sämmtliche Fabriken flott beschäftigt sind. Mit voller Arbeitszeit und lheilweise sogar mit Ueberstunden arbeiten die Maschinenfabriken von Hartmann (meist für das Aus land), Schönherr (hat jüngst den 19,000. Webstuhl zur Bahn ge bracht), Zimmermann, Sondermann und Stier, Schwalbe, die Werk zeugmaschinenfabrik „Union," die Chemnitzer Actienfärberei Körner und die Werkzeugmaschinenfabrik „Vulkan." — Freiberg. Vergangenen Dienstag Nachmittag gingen mehrere Geschirre eines hiesigen Fuhrwerksbesitzers mit Kohlen hier ab, um dieselben nach Weißenborn zu bringen. Der eine der Knechte hatte sich, um es bequem zu haben, auf die Deichsel gesetzt; aus noch unaufgeklärten Ursachen aber fällt er in der Nähe des „Rosinen häuschens" herab und das Rad zerdrückt ihm sofort den Kopf. Abends brachten ihn seine Kameraden todt hierher zurück. Dem Vernehmen nach war der Unglückliche noch nicht verheirathet. Das ist ein neuer Fall, der alle Geschirrführer recht ernstlich zur Vor sicht mahnt. — Freiberg. Schon längst war es der Wunsch vieler Ge meindeglieder Etzdorfs, daß die bei kirchlichen Handlungen mit fungirenden Chorknaben eine gleichmäßige der Würde der Handlung entsprechende Kleidung haben möchten. Durch die unermüdlichen Bemühungen des Herrn Kirchschullehrer Winkler wurde bereits für diesen Zweck eine Summe pon 100 Mark dem Kirchenvorstand zur Verfügung gestellt; Herr Fabrikbesitzer G. Leonhardt in Böhrigen unterstützte diese Bemühungen durch einen höchst dankenswerthen Act großer Liberalität, indem er den zu 18 Chormänteln nöthigen schwarzwollenen Stoff (etwa 33 m), als Geschenk seiner Firma dem Kirchenvorstand übersandte. So erscheinen seit Kurzem die 18 Etz» dorfer Chorknaben bei den Beerdigungen in einer vom dasigen Schneidermeister K. Schreiber geschmackvoll gefertigten kleidsamen Tracht, und in schwarzen Mützen, welche Herr Hutmacher Th. Zschoche preiswerth geliefert hat. Zunächst berührt ja dieses nur das Aeußere des kirchlichen Wesens; wer aber weiß, wie die Chorknaben in vielen Orten in den verschiedensten, nicht zu einander passenden Anzügen erscheinen, der wird zugeben, daß die Feierlichkeit und Würde kirch licher Handlungen auch durch solch äußeres Decorum nur ge winnen kann. — Zum Postmeister in Tharandt wurde Herr Postmeister Riffe in Reichenau ernannt. — Pirna. Ein seltener Fall ist es gewiß, daß eine neuerbaute Kaserne zur Subhastation kommt. Dieses Ereigniß steht in hiesiger Stadt in nächster Zeit bevor. Ein hiesiger Bauunternehmer hat nämlich in der Nähe des Feldschlößchens auf eigenes Risico eine Kaserne gebaut in der festen Zuversicht, daß er dieselbe nach ihrer Vollendling an die Militärverwaltung werde verkaufen können. Zur Zeit liegt die hier garnisonirende Feldartillerieabtheilung noch bei den Bürgern in Quartier. Das königl. Kriegsministerium hat die mehrfachen Offerten des Mannes bisher jedoch stets abgelehnt und nicht die geringste Neigung zu erkennen gegeben, das Geschäft zu machen. Der Bauunternehmer, welcher seitens mehrerer Militärs in gedachter Hoffnung bestärkt morden sein soll, erleidet durch das Fehlschlägen seiner Speculation beträchtlichen Schaden. Das Ge bäude ist in der Brandcaffe mit 110,000 Mark ausgenommen wor den und ruhen auf ihm zur Zeit erst 57,000 Mark als 1. Hypothek, gleichwohl konnte der Besitzer die gewünschte Hypothek im Betrage von 30,000 Mark nirgends auftreiben und so wird die Kaserne eben demnächst unter den Hammer kommen. — In Krebs bei Pirna hatte am Sonntag ein 17jähriges Mädchen das Unglück, eine Nähnadel zu verschlucken und ist es bis jetzt trotz ärztlicher Bemühungen nicht gelungen, die Bedauernswerthe davon zu befreien. Deutschland. Se. Maj. der Kaiser conferirten am Dienstag Nachmittag mit dem Fürsten Reichskanzler und dem Minister von Puttkamer. Am Mittwoch Vorniittag nahmen der Kaiser die Vor träge der Hofmarschälle sowie die Meldungen höherer Militärs ent gegen, arbeiteten darauf mit dem Chef des Civilkabinets und er- theilten sodann den zum diesseitigen Gesandten am dänischen Hofe ernannten, wirklichen Geheimen Rath v. Philippsborn eine Abschieds- Audienz. Um 1 Uhr hielt der Botschafter des Kaisers Alexander III., Fürst Subarow, seine feierliche Auffahrt, um das Ableben des Höchstseligen Kaisers Alexander II. lind die Thronbesteigung des jetzigen Kaisers von Rußland anzuzeigen. Fürst Subarow wurde später von Ihrer Maj. der Kaiserin und Sr. K. K. Hoheit dem Kronprinzen empfangen. — Es ist jetzt als ziemlich sicher anzu nehmen, daß der russische Kaiser gegen Ende des Mai hierher kommen, unsere kaiserliche Familie besuchen und den Frühlings- Uebungen des Gardecorps beiwohnen werde. — Wie es heißt, wollen sich Se. Maj. der Kaiser gleich nach dein Osterfeste nach Wiesbaden begeben, jedoch ist eine endgültige Entscheidung noch nicht getroffen. — In der vor den Osterferien letzten Sitzung des Reichstages, in welcher das Gesetz, betreffend die Bestrafung der Trunkenheit, auf der Tagesordnung stand, konnte der Antrag, das Gesetz an eine Commission zu verweisen, wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses nicht zur Abstimmung gelangen, da der Namensaufruf nur 147 An wesende ergab. Die nächste Sitzung findet am 26. April statt. Frankreich. Paris, 6. April. Oberst Brugöre, Ordonnanz offizier des Präsidenten der Republik, ist heute abgereist, um das Kommando über die Artillerie bei dem für die militärischen Opera tionen an der tunesischen Grenze bestimmten Korps zu übernehmen. — Viele tunesische Unterthanen haben Tunis verlaffen und sich zu den Kruinirs begeben. — Eine von einem Händler in Tunis an die KrumirS abgesandte Kiste mit Flintenkugeln im Gewichte von 150 Kilogramm ist von der Verwaltung der tunesischen Eisenbahn mit Beschlag belegt worden. Rußland. Petersburg, 7. April. Die Proceßverhandlungen gegen Nuffakoff und Genossen haben heute Vorniittag 11 Uhr ihren Anfang genommen. England. Most empfing am Freitag im Gefängnisse den Be such eines politischen Freundes, der einen« Londoner Blatte einen Bericht über die mit dem Angeklagten gepflogene Unterredung ge liefert hat. Es ist demselben nur zu entnehmen, daß Most eine ge wöhnliche Zelle mit einem Steinboden bewohnt und seinem Gesuche um eine behaglichere Stube bis jetzt noch nicht stattgegeben wurde. Er sagte, er wäre halb geneigt, seine Vertheidigung selbst niederzu schreiben, dieselbe in's Englische übersetzen und bei der Schlußver- handlung vorlesen zu lassen. London, 7. April. Der Proceß gegen Most ist vor das Assisen-Gericht verwiesen worden.