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Lokales und Sächsisches. — In den Kreisen der Bäcker und Conditoren hat neuerdings eine Erfindung, die mancherlei Vortheile beim Backen gewährt, großes Interesse hervorgerufen. Dem Maurermeister Franz Heußner in Hannover ist es gelungen, einen Backofen herzustellen, welcher „Unter- zugsofen" genannt wird und einen wesentlichen Fortschritt gegen die bisher benützten Backöfen darstellt. Dieser neue Backofen zeichnet sich dadurch aus, daß nach seiner Trockenheizung nur etwa ein Scheffel Kohlen erforderlich sind, um die nöthige Backwärme zu er langen. Vermittelst gut angelegter Feuercanäle wird eine gleich mäßige Hitze hergestellt und eine vollständige Verzehrung des Brenn materials bewirkt; die Klarheit des Rauches an der Schornsteinaus mündung beweist dies auf das Deutlichste. Der größte Vortheil des Heußnerschen Ofens aber ist, daß fortwährend gebacken werden kann, da der Ofen in Folge der zu dem Gewölbebau verwendeten eigen artigen Steine 20 bis 24 Stunden die Backwärme andauern läßt. Die Kosten der Herstellung eines solchen Ofens sind verhältnißmäßig gering. Dresden, 11. Februar. Gestern Abend ^9 Uhr ist einer der ausgezeichnetsten und hervorragendsten Männer Sachsens, der wirkl. Geh. Rath I)r. Hübel, aus dieser irdischen Laufbahn geschieden. Ueber ein halbes Jahrhundert hat dieser hochbegabte Mann seine bewundernswürdige Kraft im Dienste des von ihm so innig geliebten Vaterlandes verwendet; am 13. August 1828 trat er erstmal in den Staatsdienst, im Jahre 1831 aber als Rath in das neu errichtete Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts, aus dem er am 1. October 1874 als wirkl. Geh. Nath und stellvertretender Director sich in den Ruhestand zurückgezogen hat. Was er in dieser langen Dienstzeit in selbstlosester Hingebung und Treue geleistet, das in gerechter Weise zu würdigen und zu schildern, muß einer künftigen Lebensbeschreibung Vorbehalten bleiben. Aber schon hier mag es ausgesprochen werden, daß, wenn in den letzten 50 Jahren so Vieles geschehen ist, um den alten Ruhm Sachsens in der Pflege von Kirche und Schule — und zwar von der Landesuniversität bis zur Ele mentarschule — tiefer zu begründen und zu erhöhen, Niemandem hieran ein größerer Verdienstantheil zugesprochen werden kann, als ihm. Und wenn ferner ein großes und umfassendes Stiftungsmesen in Sachsen jetzt seine wohlthätigen und so dankbar empfundenen Wirkungen äußert, so wird man nie vergessen dürfen, daß er es hauptsächlich gewesen ist, dessen treuer und umsichtiger Pflege, dessen Ordnung und Fleiß der erhöhte Bestand und die gesteigerte Wirkungs fähigkeit desselben zu danken ist. Nur Wenige missen die ganze Be deutung und das ganze Verdienst dieses edlen Diannes zu schätzen, dessen Streben niemals auf laute öffentliche Anerkennung gerichtet war. Alle die Eigenschaften, welche als Vorzüge des sächsischen Be amtenstandes gerühmt werden, sie waren, man darf es offen behaupten, in ihm auf's Glänzendste vereinigt. Vor allem die unerschütterliche Treue gegen seinen König — er hat 5 Königen gedient, — sodann die strengste Gewissenhaftigkeit und ein durch keine Rücksicht beirr- barcr Gerechtigkeitssinn, endlich der ausdauerndste Fleiß, bei dem auch das Kleinste der ernstesten Arbeit werth schien. Alles dies in Verbindung mit seiner seltenen Energie und Unternetnnungskraft hatte ihm schon seit Jahren die höchste Anerkennung seines Königs und ebenso die ungetheilte Hochachtung seiner Amtsgenossen und Mit bürger in weiten Kreisen erworben, und es darf von Keinem mit größerem Rechte gesagt werden: Sein Andenken bleibt gesegnet! Dresden, 11. Februar. Nach amtlicher Meldung ist die Eis decke oberhalb der böhmischen Grenze noch fest. Hochwasser ist nicht zu gewärtigen; hier ist der Abgang des Eises normal. Das nächste Jahr bereitet Leipzig eine Ausstellung vor, welche ihrem Character als Metropole des deutschen Buchhandels besonders Rechnung trägt. Es hat sich ein Comitee constituirt zur Veranstaltung einer „internationalen Ausstellung der graphischen Künste und Buch gewerbe." Das Ausstellungsgebäude soll auf einem Areal vor dem Frankfurter Thore errichtet werden. Das Unternehmen soll ähnlich wie die vorjährige Wollgewerbe-Ausstellung nicht allein die fertigen Erzeugnisse, sondern auch deren Hervorbringung in verschiedenen Stadien vorführen und also umfassen: die Papiersabrikation, Satz und Druck eines Preßerzeugnisses, Zeichnung, Photo- und Litho graphie, Stahl- und Kupferstich, Holzschnitt, Schriftgießerei und Stereotypie, Buchbinderei, Maschinen aller Art. Zur Beschickung sollen alle europäischen und überseeischen Eultur-Staaten aufgefordert werden. Annaberg. Die Dietrich'sche Spar- und Leihcasse hier — die älteste in Sachsen — beging am 10. Januar den 60. Jahrestag ihres Bestehens. Vor dem Landgericht zu Freiberg stand am Dienstag der Flcischermeister K. H. Otto unter der Anklage, ans finnigen Schweine fleisch Blut- und Leberwurst hergestellt und dieselbe verkauft zu haben. Otto war vom Fleischbeschaucr darauf aufmerksam gemacht worden, daß das betreffende Fleisch stark mit Finnen besetzt sei, und daß er deshalb vor dem Verkauf des Fleisches den Bezirksthierarzt be fragen möge. Otto wurde zu zwei Wochen Gefängniß verurtheilt. In Adorf herrscht seit mehreren Tagen bei abergläubischen Leuten eine Furcht vor einer demnächst ausbrechenden Feuersbrunst, weil eine solche sowohl von den „Horchern" in der Neuhjahrsnacht, als auch von den jüngst daselbst durchgezogenen Zigeunern prophe zeit worden sein soll. Manche Leute glauben so fest an diese Vor aussetzung, daß sie ihre Habe bereits gepackt haben. Ein vorgestern an dem Eingangsthore seines Hofes erhängt Vorgefundener Hand arbeiter soll sogar aus Furcht vor dem Eintritt der Katastrophe den Tod gesucht haben. Aus Werdau wird berichtet, daß der dortige Bürgermeister Fiedler, welcher seit drei Jahrzehnten im Amte ist, demn ächst zurück treten will. Der Gutsauszügler Uhlemann aus Weinsdorf, welcher bereits seit 5. December v. I. vermißt wird, wo er von feinem Ausgange nicht heimkehrte, ist, wie man gleich Anfangs vermuthete, in der Zschopau ertrunken; unterhalb des Liebenhainer Wehres fand man gestern seinen Leichnam. Klingenthal. Wie das Amtsblatt meldet, ist durch amtliche Erörterungen festgestellt, daß sich in Hammerbrück 152 Personen im Alter von 20 bis 60 Jahren befinden welche zusammen einen Wochenverdienst von zusammen 107 Mark haben, also durchschnittlich 70 Pfg. die Person pro Woche. Infolge dieser traurigen Verhältnisse war der Bezirksausschuß gezwungen, in seiner letzten Sitzung zur Lin derung der augenblicklichen Noth 600 Mark aus Bezirksmitteln zur Anschaffung von Lebensmitteln für die Ortschaften Hammerbrück, Friedrichsgrün und Grünbach zu bewilligen. Zeulenroda. Im Laufe der vergangenen Woche haben im Tunnel zwei Urgroßväter mit ihren beiden Söhnen, die Großväter sind, einen „Schafskopf" gespielt; gewiß ein ziemlich seltenes Vor kommniß. Kamenz. Bei der am 5. Februar erfolgten Abräumung einer auf Panschwitzer Nittergutsflur befindlich gewesene» Strohfeime ist ein bereits stark in Verwesung übergegangener Leichnam arsgesunden worden. In der Rocktasche des Todten hat sich ein von der Polizei verwaltung zu Weida unter dem 23. Jnli 1880 ausgestellter, auf den 40 Jahre alten Fleischergesellen Josef Milch aus Loschwitz, Kreis Frohstadt, lautender Zwangsbaß vorgefunden. Die Räuber auf Maria Lutin. Romantische Erzählung von G. Berthold. (Fortsetzung.) Unterdessen besprach man in dem Banketsaale eifrig den neuen Gast, der so unerwartet und gerechtes Aufsehen gemacht; man be wunderte seine ritterliche Höflichkeit, sein gewandtes Benehmen, seine ritterliche Erscheinung und fein glanzvolles Auftreten, aus dem man schließen mußte, daß er sehr große Reichthümer besitzen müsse, denn wer auf der Reise so glänzende Ausrüstung tragen könne, müsse mehr als gewöhnlich begütert sein. Von vornherein meinte man auch, daß solch' ein Mann an dem königlichen Hofe wohl genug Aussehen erregen werde. Bian war begierig nach dem Wiedererscheinen des Grafen Hugo und namentlich manches weibliche Auge wandte sich verlangend nach dem Eingänge des Saales, durch welchen der stattliche Fremde, der schnell Aller Herzen gewonnen zu haben schien, eintreten mußte. Aber länger als eine halbe Stunde verging, ehe er wieder er schien; als aber Graf Hugo jetzt eintrat, da ging wieder ein Ge murmel der Bewunderung durch den Saal, denn war der Graf in seiner Rüstung ritterlich stattlich aufgetreten, so erschien er jetzt als ein stattlicher Hofmann. Er trug eine aus schwarzem Sammet und purpurrother Seide gefertigte Festkleidung, blitzend oon Stickerei, in welcher auch Perlen und edle Steine angebracht waren. Gold und edle Steine bedeckten auch das Wehrgehünge, und von Juwelen blitzte die Kette, die Agraffe, der Schwertgriff und die Knöpfe der Kleidung. Es war, als ob ein Fürst in den Saal träte. „Herr Ritter", sagte der Graf, sich vor dem Schloßherrn neigend, „nehmt mich in Eurer Freunde Kreis und vergönnt mir, dem Fremden, dem Unbekannten, mich Eurem Feste auzuschließen und vorerst die Bekanntschaft aller dieser edlen Herren, Ritter und Junker, und dieser edlen Frauen und Fräuleins zu machen. Das Fest, Hosse ich, wird so bald nicht enden, damit ich nicht zu sehr meinem Schicksale zürnen darf, daß es mich hierher geführt." „Sobald soll das Fest nicht ende», Herr Graf," rief der Ritter Georg fröhlich. „Vorerst bitte ich Euch, Ritter, mich Eurer Familie vorzustellen," sagte der Graf wieder, „damit ich Diejenigen kennen lerne, deren Gast ich für diese Stacht fein soll." Ritter Georg's Stirne umflorte sich etwas. „Meine Familie," sagte er, „ist bald vorgestellt, denn mir blieb von derselben nichts übrig, als eine Tochter. — Komm, Leokadia!" Er winkle bei diesen Worten feiner Tochter, näher heranzutreten, und sie gehorchte, worauf der Vater dem Gaste die Tochter vorstellle. Leokadia schlug erglühend die Augen zu Boden, als Felfen- burg's feuriger Blick den ihren traf. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen schöneren Mann gesehen zu haben als diesen, und als er sie mit höflichen und gewandten Worten begrüßte, war es ihr