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In der Kirche von Antivari, in welcher 150 Faß Pulver und Kisten mit Granatkugeln aufgespeichert waren, fand eine Explo sion statt, mit einer Detonation, welche selbst in Cettinje donner artig vernehmbar war. Eine große Zahl von Häusern ist eingestürzt; etwa 40 Personen wurden getödtet oder verwundet. Agram, 20. Januar. Gestern nach ^12 Uhr Abends wurde wiederum ein starker, explosionsartiger Erdstoß wahrgenommen, darauf ein ziemlich heftiges Beben in der Dauer von 3 Secunden. Frankreich. Die französische Regierung hat in der Ver mittelung zwischen Griechenland und der Türkei ein Haar gefunden. Sie begrüßt daher die Gelegenheit, daß die Pforte mit neuen Vor schlägen an die Großmächte herantrat mit Freuden, um ihre Hand aus einer Affaire zu ziehen, die nachgerade für die französische Di plomatie eine sehr unerquickliche ward. Das französische Cabinet hat den Schiedsgerichtsvorschlag definitiv fallen lassen und erklärt sich nun von aller Verantwortung frei. England. Die Engländer haben endlich Truppen nach dem Kap geschickt, auch heißt es, über die Boers seien einige Erfolge er rungen worden. In Irland ist noch Alles beim Alten, d. h. die Anarchie ist dort noch obenauf. London, 19. Jan. London und, soweit sich aus den bislang eingelaufenen Berichten ersehen läßt, auch der größte Theil des ver einigten Königreichs wurden gestern von einem ungewöhnlich heftigen Schneesturm heimgesucht. Während der Nacht vom Montag auf Dienstag hatte ein heftiger Nordostwind geweht; gegen 10 Uhr Mor gens trat der Schneefall ein, welcher fast ohne Unterbrechung bis zum Abend fortdauerte. Der Verkehr in der City hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen; an Orten, wo die vom Wind zusammen getriebenen Schneemassen sich aufstauten, mußte der Wagenverkehr gänzlich eingestellt werden. Ein großer Theil der Pferdebahnen, so wie einige Eisenbahnlinien mußten gleichfalls ihre Fahrten einstellen. An einigen Orten, insbesondere im Norden der Hauptstadt, liegt der Schnee vier bis fünf Fuß hoch. Die Telegraphenverbindung wurde stellenweise unterbrochen. An der Küste raste der Sturm nicht minder heftig. Aus Dover wird gemeldet, daß der französische Postdampfer „Le Prince" nicht zu landen vermochte, um Passagiere und die Post beutel an Bord zu nehmen. Der Ostender Postdampfer konnte nicht auslaufen. Die „Maid of Kent" traf um 4 Uhr Morgens ein, landete Paffagiere und Postbeutel und war sodann genöthigt, wiederum in See zu stechen. In Margate wuthete gegen 11 Uhr ein schreck licher Schneesturm, wie er feit langen Jahren nicht erlebt wurde. Aus Portsmuth wird ein Gleiches gemeldet. Ein Theil der Laden besitzer konnten die Geschäfte nicht öffnen, da das Schneegestöber die Eingänge gänzlich verschüttet hatte. In Dublin war der Verkehr auf der Pferdeeisenbahn gänzlich eingestellt. Die Droschkenführer verlangten für eine Fahrt nach den Vorstädten 10 Schilling. An der Ostküste hat die Schifffahrt großen Schaden gelitten und mehrere Menschen büßten ihr Leben ein. Während des Schneesturms stieg die Themse ungewöhnlich hoch und überschwemmte die Blackfriars- Werften. Das Wasser drang in die größtentheils von der ärmeren Klasse bewohnten Häuser der Umgegend von Commercialroad und richtete großen Schaden an. Das Woolwich-Pier wurde weggeschwemmt, und es heißt, daß über 100 Barken sanken. Der angerichtete Scha den ist enorm und wird auf 2 Mill. Pfd. Sterl, geschätzt. Während des Sturmes wurden zwei Männer in den Albert Dock geweht und ertranken. Griechenland. Wie der griechisch-türkische Grenzstreit aus gehen wird, das wissen die Götter. In Athen geberdet man sich neuerdings wieder ungemein kriegslustig und verkündet, der Beginn des Feldzuges gegen die Türkei sei sehr nahe. In Konstantinopel zeigt man kaltes Blut, trifft aber solch' umfassende militärische Vor bereitungen, daß die Griechen, lassen sie es wirklich auf einen Waffen tanz mit den Türken ankommen, bald zu ihrem Schaden ersehen dürften, daß ein Spaziergang nach Konstantinopel nicht so leicht ist, als sie wohl träumen. Die Großmächte arbeiten übrigens unverdrossen weiter, um ein gütliches Uebereinkvmmen zwischen Griechenland und der Pforte zu erzielen und fo lange nicht scharf geschossen wird, hat man daher nicht nöthig an der Erhaltung des Friedens zu verzweifeln. Lokales und Sächsisches. — Die Zahl der Detinirten in der Zwickauer Strafanstalt betrug am 1. December v. I. 833, während zu gleicher Zeit in der Strafanstalt Waldheim 1726 Züchtlinge sich befanden. Zwickau, 22. Januar. (Verhandlung vor der 2. Strafkammer des Kgl. Landgerichts.) Ter Gutsbesitzer Carl Heinrich Schubert aus Stangendors, 40 Jahre alt, war beschuldigt, den am 18. Nov. v. I. eingetretenen Tod des Tags zuvor bei einer Jagd durch einen Schuß aus seinem — Schuberl's — Gewehr verwundeten Gutsbe sitzers Friedrich August Rudolph aus Auerbach bei Zwickau aus Fahrlässigkeit verschuldet zu habe». Als nämlich am 17. Nov. v. I. während der Jagd auf Stangendorfer Flur der Angeschuldigte Schubert und der Gutsbesitzer Rudolph nach einem beendigten Treiben sich durch den dem Gutsbesitzer Scharf gehörigen Wald nach dem Sammel plätze sich begaben und beide im Gespräch unmittelbarhintereinander hergingen, Rudolph voran, entlud sich plötzlich der eine Lauf des mit starkem Hasenschrot geladenen Doppelgewehres Schuberts. Der Schuß ging Rudolph in den Rücken, so daß er sofort zusammenbrach und schwerverwundet sortgetragen werden mußte. In der folgenden Nacht starb Rudolph, nach dem Ausspruche der Aerzte infolge der erlittenen Schußverletzung. Schubert bestritt ein fahrlässiges Gebühren mit seinem Gewehre. Nach seinen Angaben war er, sein Gewehr, dessen Hähne „in der ersten Ruhe" gestanden hätten, unter dem Arme mit abwärts gerichteten Läufen tragend, hinter Rudolph her gegangen und hatte an eine Gefahr für Rudolph nicht gedacht, bez. denken können. Das Unglück geschah nach seiner Meinung entweder in Folge einer zufälligen Wendung seinerseits oder infolge Anstreifens mit seinem etwas schadhaften Gewehre am Unterholz oder an niede- rigen Baumzweigen. Auf Grund der Ergebnisse der Hauptverhandlung erkannte die Strafkammer auf Freisprechung des Angeklagten. Kirchberg. Am 22. d. M. Nachmittags hat sich der hier auf- hältige, im 21. Jahre stehende Dienstknecht Franz Albin Limmer aus Rothenkirchen durch Erhängen selbst entleibt. Liebeskummer soll ihn zu diesem Schritte getrieben haben. Riesa. Am Abend des 19. d. M. gelang es dem Handarbeiter Schmidt unter Beihilfe noch einiger Männer den bejahrten Arbeiter Lohse aus der Jahnabach zu ziehen, in welche dieser gerathen war und in der er jedenfalls seinen Tod gefunden haben würde, wenn nicht Schmidt den Hilferuf gehört hätte. Freiberg. Am 19. Januar wurde der Hüttenarbeiter Schlegel aus Heidersdorf, welcher früh gegen 7 Uhr nach gethaner Nacht schicht seinem Wohnorte durch das Pfaffrodaer Forstrevier auf einem Fußsteige zuging, durch einen Schrotschuß in beide Beine auf eine Distanz von 25 Schritt verletzt. Der Waldwärter Zienert hatte sich auf den Fuchsanstand ausgestellt und hielt den betreffenden Schlegel für einen Fuchs, da er nur dessen Beine sah und den nachschleppenden Stock, den der Verletzte trug, für die Ruthe des Fuchses hielt. Der herbeigerufene Arzt constatirte, daß die Verletzungen, acht an der Zahl, hoffentlich keinen schädigenden Einfluß für die zukünftige Ge sundheit des Schlegel haben werden. Waldwärter Zienert war außer sich, einen Mitmenschen verlebt zu haben. Also Vorsicht Ihr Jäger und auch Ihr Passanten, die Ihr durch den Wald zur Schuß zeit geht. Königstein. Ueber eine in Gohrisch vorgekommene herzlose That, welcher ein blühendes Kindesleben zum Opfer fiel, schreibt man dem „Pirn. Anz.": „Am Dienstag Vormittag durchlief unser sonst so friedliches Dörfchen die Kunde, daß der 6jähriye Knabe des Eisendrehers, jetzt Mühlenarbeiters Leberecht Kleschätzky, ein hübsches, allgemein beliebtes Kind, infolge eines Schlaganfalls verstorben sei; mit dieser Kunde griff aber auch sogleich die Vermuthung Platz, daß hier wohl kaum natürlicher Tod vorliege, sondern vielmehr die furcht bare Mißhandlung, die das Kind von seiner Stiefmutter, Ernestine Pauline geb. Palitzsch aus Dippoldiswalde, mit welcher Kleschätzky seil ca. einem halben Jahr wieder verheirathet ist, erhalten hat, als Ursache angenommen werden müsse, welche Annahme sich leider auch bestätigen sollte. Auf die vom Gemeindevorstand beim k. Amtsge richt Königstein gemachte Anzeige wurde die Kindesleiche am Mittwoch Vormittag unter Siegel gelegt und die Frau von dem genannten Amtsgericht vorläufig sistirt, während sodann am Freitag Bezirksarzt Or. Eras aus Pirna, sowie Amtsarzt vr. Ludwig in Königstein die Sektion vornahmen, bei welcher an verschiedenen Stellen des Körpers infolge der erlittenen Mißhandlungen starke Blutunterlaufungen zu constatiren waren. Tie Frau ist nach der Sektion wieder in das Amtsgericht überführt worden. Folgende ergötzliche Jagdscene trug sich am Freitag Mittag auf einer Besitzung in Eutritzsch bei Leipzig zu. Während die Tauben auf dem Hose das hingestreule Futter aufpickten und außer einer Frau, die sie füttert, noch der Sohn des Gärtners auf dem Hofe war, schoß plötzlich aus der Luft ein starker Raubvogel herab, ergriff eine weise Taube und flog damit davon. Der junge Mann, Maurer geselle, eilte dem fliehenden Räuber, der sich nur langsam mit seiner Beule in die Luft erhob, nach dis hinüber in den Garte», zog in Ermangelung einer Waffe seinen Holzpantoffel von dem Fuße und warf damit nach dem frechen Räuber. Der Wurf gelang und der Raubvogel fiel sammt seiner Beute zur Erde. Ter Raubvogel, ein starker Taubenhabicht, erholte sich bald wieder und wird von dem glücklichen Schützen in einem Käfig gefangen gehalten. Obercunnersdorf. Bei einer Temperatur von elf Grad unter Null und furchtbarem Schneegestöber kehrte der in Niedercunnersdorf wohnhafte, im 61. Jahre stehende Wilhelm Daniel, welcher in der Umgegend einen kleinen Grünzeug- und Obsthandel betrieb, mit seinem Handschlitten gegen 7 Uhr Abends von Kottmarsdorf aus der Chaussee nach Niedercunnersdorf heim. Leider hat der Unglückliche seine Behausung nicht mehr erreicht, denn am 21. Januar fand der Chausseewärter dessen vollständig erstarrten Körper mitten auf der Straße unter einer Schneewehe derart begraben, daß nur ein Theil der Hände hervorragte. Zitta». Besonders günstiges Geschick waltete über den am Sonnabend Nachmittag von hier nach Bischofswerda verkehrenden Eisenbahnzug. Zwischen Schirgiswalde und Wilthen, innerhalb des