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Erich »tnt wSchenttich drei Wal und ,«ar Dirnstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). WonnementSpreiS betrügt aiertetjührlich 1 Mark SO Pf. pr»num«c«nä<>. Anseiget für Inserate werden bl« spätestens Mittag» de» vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit lO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 8«. Dienstag, dm 22. Juli I87S. 4. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin. Viel Aufsehen macht die Berufung des Abg. Schneegans zum Mitglieds des deutschen Bundesraths. Dieser heißblütige Elsässer Journalist, 1871 Mitglied der franzö sischen Deputirtenkammer von Bordeaux, der gegen die Abtretung von Elsaß-Lothringen an Deutschland stimmte, dann seine elsässer Landeszugehörigkeit aufgab und für Frankreich optirte, ist bekanntlich seit langem nach Deutschland zurückgekommen, hat wieder für Deutsch land optirt, ließ sich in den Reichstag wählen, wo er in versöhnendem Sinne wirkt und tritt jetzt infolge der neuen elsaß-lothringischen Landesverfassung in den Bundesrath mit einer berathenden Stimme (votum oonsultativum). Köln, 16. Juli. Ein früherer Kaufmann von hier hatte aus Rache einen Brief unter einer singirten Adresse nach Berlin geschickt, worin ein hiesiger Anstreicher fälschlich beschuldigt war, ein Attentat auf den Kaiser zu beabsichtigen. Der Brief kam der Behörde in die Hände, und es stellte sich bei der Untersuchung heraus, daß kein wahres Wort an der Sache war, es sich vielmehr um einen Racheakt handelte. Das Gericht verurtheilte den Schreiber jenes Briefes zu sechs Monaten Gefängniß. Hamburg. Der Hamburger Konsumverein hat entschiedenes Pech mit seinen Kassirern; im vorigen Jahre wurden ihm von einem dieser Beamten 14,000 Mark unterschlagen und kürzlich wollte der neuangestellte wiederum mit 10,000 Mark das Weite suchen; glück licherweise gelang es, den letzteren ungetreuen Haushalter im Augen blicke seiner Abreise zn verhaften. Augsburg, 15. Juli. Blödsinniger Aberglaube hat den 23jährigen ledigen Söldnerssohn Franz Joseph Holl von Denklingen, Bez.-Amts Kaufbeuren, zum Verbrecher gemacht und auf die Anklagebank des schwäbischen Schwurgerichts geführt. Am 16. April Abends 9 Uhr sah der im vollen Besitze seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit be findliche Angeklagte eine Frauensperson in der Nähe seiner elterlichen Wohnung in zusammengebückter Stellung stehen, hielt dieselbe für eine Hexe und schlug sie mit einem dicken Prügel ohne Weiteres zusammen. Es war aber keine „Hexe", sondern die Taglöhnerin Karoline Lumper von Denklingen, welche in Folge der erhaltenen Kopfschläge vier Tage darauf mit Tod abging. In der öffentlichen Verhandlung wurde konstatirt, daß in Denklingen (muß eine saubere Gegend sein!) der Hexenglaube gang und gäbe sei, ja die Mutter des Angeklagten steht dort im Verdacht, eine eigene Hexe zu sein und der Letztere gab bei seinem Verhör unumwunden zn, jedes Frauenzimmer, das zur Nachtzeit an einer Stallthür hocke, für eine Hexe zu halten, räumte jedoch auf Vorhalt ein, daß man dieselbe nicht gleich todtschlagen dürfe. Die Verteidigung stützte sich auf die Hexenprozeffe, die noch vor ca. 100 Jahren in Bamberg, Würzburg und Landshut an der Tagesordnung gewesen und plaidirte auf Frei sprechung. Die Geschworenen sprachen indeß den Hexentödter der erschwerten Köperverletzung schuldig, worauf Franz Holl voin Ge richtshöfe eine Zuchthausstrafe von 5 Jahren zudiktirt erhielt, während deren Erstehung ihm genügend Gelegenheit geboten ist, sich von seinem gefährlichen Aberglauben vollständig zu emanzipiren. Belgien. Brüssel, 19. Juli. Der wegen Anschlagens von Placaten mit Drohungen gegen das Leben des Königs gestern ver haftete, frühere clericale Wahlaaent Vanhamme gestand, Placate an- geschlagen zu haben und beschuldigte Personendes Jesuitencollegiums m der Ursulinerinnenstraße, ihm die Placate rind Geld zugestellt zu haben. In Folge dessen fanden im Jesuitencollegium gerichtliche Haussuchungen statt, wobei ein jesuitischer Bibliothekar verhaftet wurde. Frankreich. Paris, 17. Juli. Wie der „Globe" erfährt, habe Prinz Jerome Napoleon sich zu der Deputation der Bonapar- tisten aus dem Süden wie folgt geäußert: Er betrachte sich als Haupt der Familie und der Dynastie und werde als solcher seine Pflicht zu erfüllen wissen. Nur müsse man ihm überlassen, die Stunde zu wählen, um zweckentsprechende Ansprüche zu formuliren. Das gegenwärtige bestehende gesetzliche Regiment sei die Republik, welche, wenn nicht Anspruch auf Sympathie, so doch ein Anrecht auf Aller Achtung besitze. Der Sohn der Revolution, hervorgegangen aus dem Willen des Volkes, soll und muß, ob er nun das liberale oder das selbstherrliche Kaiserthum verkörpert, durch den Willen der Nation allein die unentbehrliche Weihe erhalten. Er als nunmehriges alleiniges Oberhaupt der napoleonischen Familie, werde sich zu keiner Jntrigue, zu keiner Art von Kompromiß hergeben, welche die Bonapartes in Widerspruch zu ihrem revolutionären Ursprung setzen könnte. Italien. Der Peterspfennig hat in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres dem päpstlichen Säckel die Summe von drei Millionen Lire zugeführt. Es ergiebt sich derselben Periode des Vorjahres gegenüber eine Mehreinnahme, die wahrscheinlich den von Leo XIII. in der Verwaltung des Peterspfennigs eingesührten Reformen entspringt. Schweiz. Der Genfer See ist nach dem.„Nouv. vaud." in Folge des unaufhörlichen Regens um 55 nun in 24 Stunden ge stiegen. Man befürchtet eine Ueberschwemmung der Ufer. Spanien. Madrid, 17. Juli. Der Deputirtenkammer wurde heute die Mittheilung gemacht, daß portugiesische Bauern, welche eine Heerde von etwa 300 Ziegen auf spanisches Gebiet treiben wollten, ohne die gesetzmäßige Zollabgabe zu entrichten, mehrere spanische Zollbeamte getödtet und verwundet haben. Ruhland. Petersburg, 20. Juli. Der hiesige zeitweilige Generalgouverneur, General Gurko, hat eine vom 17. d. datirte Verfügung erlassen, wonach im Falle der Entdeckung geheimen Druckens oder Litographirens von regierungsfeindlichen oder revo lutionären Schriften, sowie bei dem heimlichen Verkauf oder bei jeder sonstigen Ueberlassung von Drucklettern an dritte Personen nicht nur die unmittelbar Schuldigen, sondern auch die Eigenthümer und Pächter der betreffenden Druckereien unter vorläufiger Ver haftung mit zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen, die be treffenden Druckereien und litographischen Anstalten aber geschlossen werden sollen. — In der Orlower Gegenseitigen Kreditbank wurde, wie dortige Blätter melden, dieser Tage von einer Revisionskommission ebenfalls der Abgang von mehr als einer Million Rubel entdeckt. Das gesammte Verwaltungspersonal der Bank wurde in Folge dessen verhaftet, und hat sich bei der Untersuchung herausgestellt, daß sämmtliche Beamte der Anstalt an der Defraudation betheiligt waren. — Ans Verfügung des Generalgouverneurs von Moskau ist die Zeitung „Russischer Courier", von welcher erst sechs Nummern er schienen waren, auf zwei Monate suspendirt worden. — Nach dem „Smolensk-Westnik" sind in Smolensk zu Anfang des Monat Juli Erkrankungen vorgekommen, die alle Symptome der Cholera auf weisen. Dieselbe Krankheit trat zn gleicher Zeit auch in den Wjasem'- schen nnd Dorogobuschen Bezirken auf. — Russische Journale melden, daß der russische Kommunikationsminister verordnet hat, sämmtliche in Staatsdiensten und bei den Eisenbahnen in Verwendung stehende Telegraphistinnen sofort zn entlassen. Durch diese Verordnung werden mindestens dreitausend Mädchen brodlos. Amerika. New-Uork, 17. Juli. Der Dampfer „State of Virginia" ist auf der Fahrt von New-Dort nach Glasgow am 12. d. unweit Sable Island bei einem starken Nebel gescheitert. 3 Frauen und 5 Kinder sind bei der Catastrophe umgekommcn. Die übrigen Passagiere (74 Personen) wurden gerettet. Von Halifax aus wird den Verunglückten Hilfe gebracht. Lokales und Sächsisches. — Auf Ansuchen des Landesausschusses sächsischer Feuerwehren ist für diejenigen Gegenstände, welche bei der am 9. bis 11. August in Freiberg stattfindenden Ausstellung von Löschgeräthen und Feuer wehrrequisiten ausgestellt gewesen, aber unverkauft geblieben sind,