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Trotz der wiederholten Unglücksfälle, welche durch Spielereien mit Gewehren entstanden, nahm der Soldat doch die Schießwaffe in die Hand und mit dem Rnfe: „Geht weg, ich schieße!" drückte er dieselbe auf einen feiner im Zimmer befindlichen Kameraden ab. Der Schuß kracht und der Soldat Pilz stürzt von dem Projektil in die rechte Schulter getroffen, zusammen. Leider gelang es erst spät einen Arzt anzutreffen, welcher dem Verwundeten die Kugel auszog. Die Ver wundung ist glücklicherweise keine lebensgefährliche, doch dürfte dem Soldaten, welcher schoß nnd dem Eigenthümer, in dessen Gegenwart der Revolver abgefeuert wurde, für ihre Unvorsichtigkeit eine harte Ahndung zu theil werden. Bei einem in Kreischa durch 7 Vereine der zum Elbgansäuger- bund gehörenden Sänger veranstalteten Konzert brach das Podium, auf dem gegen 100 Sänger standen, zusammen. Ein Oekonom aus Reinhardsgrimma ist nicht unbedenklich verletzt worden, die Uebrigen kamen mit dem blosen Schreck davon. In Nicdcrleutcrödorf bei Großschöna starb an den Folgen von Biffen eines tollen Hundes Frau Ernestine Engelmann geb. Neumann im Alter von 36 Jahren. Vor 5 Wochen wurde dieselbe von einem Hunde angefallen, der ihren Hund bis in die Stube verfolgte. Trotz angewandter ärztlicher Hilfe erlag sie doch den Folgen der Wasser scheu, wenngleich dieselbe nicht in heftigem Grade auftrat. Sie blieb bei vollständiger Besinnung, so daß sie noch 2 Stunden vor ihrem Tode andächtig das heilige Abendmahl feiern konnte. Erfurt: Am 12. Juli ist in Büßleben au der Wittme Lung- muß eiu Btord verübt worden. Die Tochter derselben hatte sich früh in die Stadt begeben und fand bei ihrer Rückkehr das Hofthor ihres Gehöftes verschlossen. Nachdem sie dasselbe mit Hülfe eines Nach bars geöffnet hatte und in das Haus eingetreten war, suchte sie ver geblich nach ihrer Mutter, mit welcher sie das Hans allein bewohnte, und fand dieselbe bei der Durchsuchung mit eingeschlagenem Schädel todt im Keller liegen, bedeckt mit einer Schürze und ein viereckiges Stück Bauholz neben der Leiche. Atan vermuthet, daß drei Land streicher die ruchlose That vollbracht haben. Vermischtes. * Berlin. Die Paffagiere, wie der Condueteur und Führer eines Pferdebahnwagens der Linie Schönhauser Thor—Pankow stießen fast einstimmig am Dienstag Mittag gegen 2 Uhr einen Schrei des Entsetzens aus. Ein kleiner munterer Junge von 2 Jahren hüpfte dein von Pankow kommenden Wagen der Pferdebahn ent gegen und wurde von dein Führer des Wagens erst im letzten Moment bemerkt. Entsetzt versuchte der Kutscher die Pferde zum Stehen zu bringen, doch dies mar ün Augenblick unmöglich, und erst, als Pferde und Wagen über den Knaben dahingegangen waren, gelang es zu halten. Wunderbarer Weise sahen die Passagiere, als der Wagen hielt, den Knaben, der mitten im Geleise lag, aufstehen, lächeln und — zu seiner Mutter laufen. * Berlin. Einen grausigen Tod hat im Fieberwahn eine 23jährige Musiklehrerin, aus Wien gebürtig, in der Nacht vom Sonntag zum Montag sich bereitet. "Während ihre Wärterin, die bereits mehrere Tage hindurch ununterbrochen bei ihr ausgchalten, von Mattigkeit übernommen, eingeschlafen war, hat sich die an hoch gradigem Typhus leidende Unglückliche aus dem Fenster ihrer in der dritten Etage des Hauses Puttkammerstraße 1 gelegenen Wohnung auf die Straße hinabgestürzt. Sie schlug mit dem Kopf aus dis Bordschwelle des Trottoirs auf und war sofort todt. Der Unfall wird wahrscheinlich auch in anderer Hinsicht von nachtheiligen Folgen begleitet sein. Gerade in dem Augenblick der That passirte nämlich ein Herr mit seiner sich gurer Hoffnung befindenden Frau die Stelle. Der niederschlageude Körper der unglücklichen Selbstmörderin streifte die Dame, die "vor Schreck fast zusammensank und ohnmächtig hin weggeführt werden mußte. * In Nürnberg wurde am Sonntag Morgen vor Abgang des Würzburger Schnellzuges ein 11 Jahre alter Knabe, welcher sich mit dem Schulränzchen auf dem Rücken ein Schnellzugsbillet gelöst hatte, festgenommen, weil derselbe über den Zweck und das Ziel seiner Reise unwahrscheinliche Angaben machte. Er kam von München, wo er seinem Vater, einem Agenten, ca. 600 Mark entwendet hatte, um nach Amerika zu entfliehen. In der Büchertasche fanden sich noch 564 Mark vor. * In Amerika hat man kürzlich die Entdeckung gemacht, daß diejenige Stärke, welche neuerdings unter dein Namen „Glanzstärke" vielfach in den Handel kommt, einen ziemlichen Zusatz von Arsenik enthält, welcher derselben gerade ihr besonders schönes, glänzendes Aussehen verleiht. Wäsche, die mit solcher Stärke behandelt ist, kann natürlich vergiftend wirken rind da dieselbe Stärke auch in Deutschland bereits eingeführt ist, so ist gerechtfertigt, auf die Ge fahren hinznweisen. Auch in farbigen Glanzpapieren, wie sie zum Einwickeln von Bonbons, zu Zuckerdüten und sonstigen Gegenständen des täglichen Gebrauches Verwendung finden, ist in Amerika das Vorhandensein von Arsenik nachgewiesen worden. * In Rußland, dem Lande der Nihilisten und Sektirer, ist in der letzten Zeit eine neue Sekte, welche sich „Anti-Matrimonialisten" nennt, aufgekommen und hat in mehreren südlichen Gouvernements eine sehr große Ausbreitung gefunden. Der Apostel der in Rede stehenden Sekte ist ein — junges und hübsches Mädchen, Namens Bsenia Kuzminowa. Den Sektirern ist bei Verlust des Paradieses verboten, Fleisch zn essen, Kirchen zu besuchen und zu — heirathen. Auch dürfen die Sektirer keine geistigen Getränke genießen. Dafür trinken sie bei Zusammenkünften Tschaj und können nach Herzenslust Süßigkeiten sich munden lassen. Das Sonderbarste ist aber der Um stand, daß nicht mit Worten, sondern mit dem Gesänge für die Sekte Proselyten geworben werden. * I» Birma ist die Cholera ausgebroche». Ein englischer Arzt und mehrere Personen sind gestorben. Man hat sogleich Vorsichts maßregeln angeordnet, um ein Weitergrcifen der Krankheit zu ver hüten. * Große Schiffskatastrophe. Wie das „Journal de Jura" aus Neufchatel meldet, ist das Dampfboot „Helvetia," welches auf dem Brenetssee an der französischen Grenze den Personenverkehr zwischen der Stadt Brenets und dem „Saul-du-DoubS" vermittelte, am 26. Juni, während eines furchtbaren Sturmes, von einer Wasser hose erfaßt und dadurch beinahe seiner ganzen Schiffsmannschaft be raubt worden. Auch viele Passagiere fanden hierbei ihren Tod. Nur der Kapitän und einige Reisende konnten von den Uferbewohnern gerettet werden, während alle übrigen auf dein Schiffe befindlichen Personen ertrunken sind. Die Zahl der dabei um's Leben Gekom menen beträgt 53. * Ein" schreckenerregender Anblick wurde kürzlich des Morgens den Passanten der Dresdner Straße in Berlin zu Theil. Hoch oben am Dach eines fünfstöckigen Hanfes hing ein nur noth dürftig gekleideter Alaun, der sich mit verzweifelter Anstrengung an der Dachrinne festhielt, aber augenscheinlich nicht im Stande war, sich ganz auf das Dach hinaufzuzieheu. Wenn nicht schleunigst Hilfe kam, mußte der Unglückliche in wenigen Minuten aus der furchtbaren Höhe herabstürzen.' Mehrere Männer eilten schnell die Treppen hinauf und versuchten von einen« naheliegenden Dachfenster aus dein Annen Hilse zu bringen; da sich aber keiner auf das Dach selbst wagte, mußte mau erst einen Strick herbeischaffen. Nach wenigen Minuten, die allen Betheiligten wie eine Ewigkeit erschiene««, war eine schnell entdeckte Waschleine von der daraufhängenden Wäsche befreit und losgemacht, so daß sie dein Unglücklichen zugcworfen werden konnte; da dieser aber in seiner Todesangst die stützende Rinne nicht loslaffen wollte, kletterte ein Tapeziergehilfe mit um die Hüften geschlungener Leine ihm nach und zog den mit seinen letzten Kräften sich krampfhaft Haltenden unter dem Jubel der Anwesenden in das Fenster hinein. Mehr todt als lebendig, vermochte dieser zunächst kein Wort hervorzubringen, bis er nach Einflößung einiger Tropfen Branntwein sich allmälig so weit erholte, um seinen Lebens retter«« danken und ihnen die Veranlassung seines Unglücksfalles «nit- theilen zu können. Er ist Kommis ii« einem in der Spandauer Straße belegene«« Engros-Geschäft und hat das Dachzimmer haupt sächlich der schönen Aussicht wegen gemiethet. Au diesein Morgen war er, uur mit den« Nöthigsteu bekleidet, hinausgegangen, fand aber, als erwieder in seiuZimmer hinein wollte, zu seiner unangenehme«« Ueber- raschung die offen gelassene Thür verschlossen; vermuthlich hatte sie der starke Wind zugeworfen. Da er nur mit Hemd, Unterhose und Pantoffel«« bekleidet war «nid sich nicht ii« diesein Aufzuge sehen lassen wollte, was zur Herbeirufung eines Schlossers nöthig gemesm wäre, so versuchte er durch das Flurfeuster über das Dach in sei«« Zimmer zu klettern, welches Kunststück er nach seiner Versicherung schon häufig, sogar bei finsterer Nacht und in „angeregter Stimmung" glücklich ausgeführt hat. Diesmal jedoch war er in den losen Pantoffel«« attSgeglitten und hatte das Gleichgewicht verloren, so daß er sein Leben als neugeschenkt ansehen «mißte. * Heuschrecken-Fluth in Ungarn. Die Henschreckei« richten seit einiger Zeit ii« einem Theile des Szathmarer Comitats enorme Verwüstungen an. Obwohl bis zur Stunde aller erdenklichen Vor kehrungen zur Vertilgung der schädlichen Jnsccten getroffei« wurden, habe«« letztere bereits eine Fläche in der Ausdehnung von 600 Joch — durchweg Ackerland — größtentheils verwüstet. Die Gegenmaß regeln werde«« unter Zuhülfenahme militärischer Macht und bei Auf gebot der Bewohnerschaft ganzer Gemeinden getroffei«; 3600 Arbeiter lind beständig damit beschäftigt, das Umsichgreifei« der Hcuschrecken- fchwärme zu verhindern; es wurden in einer Länge von 100,000 Klaftern Fanggräben gezogen, in der Absicht, den wanderlustigen Jnsecten an dieser künstlichen Scheide Halt zu gebieten. Die Gräben sind binnen wenigen Minuten bis an den Stand mit Heuschrecken ge füllt; das bereit gehaltene Stroh wird dann über denselben ange zündet und in dieser Weise das Vernichtungswerk ununterbrochm fortgesetzt. Von Seite«« der ungarische«« Regierung wnrden zum Zwecke dieser Arbeite«« die erforderliche«« Geldsummen bereits ange wiesen und die benachbarten Comitate auf das Vorhandensein der erwähnten Gefahr wiederholt aufmerksam gemacht. * Wirkung eines Blitzes. Ein Landmann der Umgegend von Fulda hatte sich kürzlich in einem benachbarten Orte ein Kilo gramm Salz geholt, war, das Salz in der Brusttasche tragend, auf dem Rückwege unter einem schattigen Baume niedergesunken und in Folge der großen Hitze und des genoffenen Alkohols bald ringe-