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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS betrögt vierteljährlich I Mark 30 Ps. prre,ulw«lonäk>. AnrtiM Inserate werden iuS spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Ncdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 8». Sonnabend, den 12. Juli I87S. 4. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 9. Juli. Die „Prov. - Korresp." schreibt: „Unser Kaiser hat mit günstigem Erfolge die Kur in Ems fortgesetzt und sich dabei ununterbrochen der Erledigung aller Re gierungsgeschäfte in gewohnter Weise gewidmet. Die wichtigen inner halb der höchsten Regierungskreise zu treffenden Entscheidungen haben einen vielfachen Schriftwechsel namentlich mit dem Reichskanzler er forderlich gemacht. Se. Majestät gedenkt am Montag (14.) die Kur zu beenden, sich dann auf zwei Tage zum Besuch der Kaiserin nach Koblenz und von da nach der Insel Mainau im Bodensee zum Be suche der großherzoglich badenschen Familie zu begeben. Nach etwa achttägigem Aufenthalt daselbst soll die Abreise nach Gastein erfolgen, von wo die Rückkehr nach Berlin etiva zum 20. August zu erwarten ist. Im September finden sodann die großen Manöver im Bereiche des 1. und 2. Armeecorps statt, zu welchen der Kaiser sich in Be gleitung der Kaiserin nach Königsberg, Danzig und Stettin begeben will." — Die „Prov.-Korresp." schreibt ferner: „Der Reichstag steht nunmehr vor der letzten wichtigen Berathung, in Bezug auf die Kommissionsanträge wegen der Behandlung und Verwendung der zu erwartenden Mehrerträgs der Zölle und Steuern. Bei dieser Gelegenheit wollen die Führer der Parteien sich nochmals über ihre Gesammtstellung zu der dem Abschlusse nahen Reform und über die Gründe ihrer Mitwirkung oder Enthaltung bei diesem Abschlusse aussprechen. Nach dieser letzten grundsätzlichen Erörterung wird die thätsächliche Erledigung der dringendsten Aufgaben wohl im Laufe weniger Tage erfolgen und der Schluß der längsten und mühsamsten aller bisherigen Reichstagssessionen, wie man hofft, mit dieser Woche eiutreten können". Oesterreich. Wien, 9. Juli. Die Naxalpe und der Schnee berg erglänzten vorgestern Morgen im herrlichsten frischen Schnee kleide; die Sonne spiegelte sich klar auf diesen weißen Flächen, während sich in den dunklen Wolken, die am westlichen Horizont hingen, ein prächtiger Regenbogen erhob, der sich in den grünen Wäldern der Gebirge verlor. — In dem Markte Wallsee an der Donau brach am 4. d. Mittags Feuer aus, das sich in kurzer Zeit fast über den ganzen Ort ausbreitete und im Laufe von drei Stunden 37 größere und kleinere Häuser in Asche legte. Auch der Rathhausthurm und der Thurm der St. Anna-Kapelle sind vollständig zerstört. Frankreich. Paris, 8. Juli. Prinz Napoleon reist am Freitag mit seinen beiden Söhnen nach Chiselhurst, um der am 12. Juli stattftndenden feierlichen Beisetzung des kaiserlichen Prinzen beizu wohnen. Schweiz. Die Nachrichten vom Steigen des Genfer Sees lauteten auch am 6. d. noch sehr bedenklich. Wie das „Fenille d' Avis" von Levey meldet, sind die Quais schon überschwemmt und die Keller voll Wasser, und da der Ziegen noch fortwährend anhült und auf den das Rhonethal umgebenden Alpen noch große Schnee massen lagern, ist die Befürchtung, dasselbe werde von einer wirklichen Wasscrnoth heimgesucht werden, groß. In Folge dessen hat der Ge- meinderath von Vevey das Bundesgericht in Lausanne und den Präsidenten der Exekutivkommission für die Tieserlegung des Sees eingeladen, sich an Ort und Stelle von dem Ernst der Lage zu überzeugen. Ägypten. Der bisherige Khedive scheint sich offenbar in der Einsamkit etwas sammeln und eine gewisse innere Einkehr finden zu wollen, denn er hat, wie aus Egypten gemeldet wird, seine sämmt- lichen Frauen, mit Ausnahme von Vieren, in Kairo zurückgelassen und zwar unter der Obhut seiner alten Mutter. Vier Frauen, für bescheidene Verhältnisse allerdings genügend, werden Ismail Pascha begleiten, die Zurückgelassenen werden in Kairo so lange bleiben, bis eine definitive Entscheidung über den zukünftigen Wohnsitz ihres Herrn getroffen sein wird. Dann soll überhaupt eine entgiltige Entscheid ung über den Harem Ismail Paschas erfolgen. Einstweilen hat der Khedive seiner Mutter den Betrag von einer Million Francs zum Unterhalt der zurückgebliebenen Frauen übergeben. Lokales und Sächsisches. Dem „CH. Tgbl." wird aus MedcrMvttitz unterm 9. Juli ge schrieben: Der hiesige Fabrikbesitzer, Herr Austel, hat in seltener Hochherzigkeit sich Gewogen gefunden, unserem Orte eine Summe von 20,000 M. zu wohlthätigen Zwecken zu überweisen, welche feinem Namen ein dankbares Andenken sichern. Von obiger Summe sind je 4000 ZN. mit ihrem jährlichen Zinserträge theils zur Bekleidung armer Knaben und Mädchen bei der Konfirmation, theils zur Unter stützung eines befähigten. Knaben zur Erlernung eines Gewerbes, theils — in Erinnerung an herbe Schicksalsschläge in der eigenen Familie — zur Unterstützung eines Mädchens, das an Blutarmuth leidet, ferner 3000 M. zum Vesten verunglückter oder nothleidender Mitglieder der hiesigen freiwilligen Feuerwehr, endlich 1000 M. für die Verwaltung der Stiftung bestimmt. Dresden. Dem Vernehmen nach hat am Montag vor acht Tagen hier in aller Stille ein sozialdemokratischer Kongreß getagt, an welchem sich die sämmtlichen sozialistischen Neichstagsabgeordneten mit Ausnahme des kranken Brake und des abwesenden Hasselmann betheiligten. Der Reichstagsabgeordnete Fritsche-Leipzig führte den Vorsitz. Es sollen 80 Mandate aus deutschen Städten vertreten ge wesen sein. Gegenstand der Berathung war die Reorganisation der sozialdemokratischen Partei in Deutschland in einer dem Sozialisten gesetz nicht zuwiderlaufenden Form. Die Verhandlungen sollen bis Biitternacht angedauert und zu positiven Resultaten in der ange deuteten Richtung geführt haben. Aus Chemnitz berichtet man der „Berl. B.-Ztg.", daß in allen dortigen Industrie-Werkstätten rege Thütigkeit herrscht; die meisten Etablissements sind recht gut mit Aufträgen versehen, so daß die Resultate des laufenden Jahres sich im Allgemeinen bedeutend besser stellen werden, als die des Vorjahres. Die Chemnitzer Werkzeug- Maschinenfabrik Zimmermann hat z. B. in letzter Zeit für etiva 200,000 Mark Aufträge für größere Werkzeugmaschinen erhalten und ist dadurch auf lange Zeit hinaus mit Arbeit versehen. Für Chemnitz und seine nächste Umgegend sind die Verhältnisse sehr er freulich, da das Wohlergehen eines sehr großen Theiles der Bevöl kerung eng mit der Industrie verbunden ist. Anuaberg, 9. Juli. Seit einigen Tagen hospitirte in der hiesigen Realschule I)v. S., Direktor aus Sundsvall in Schweden, welcher im Auftrag seiner Regierung Deuschland bereist, um das deutsche Nealschulwesen kennen zu lernen. Derselbe hatte bereits Einsicht von der Realschule in Leipzig genommen und wird sich zu diesem Zwecke von hier zunächst nach Dresden begeben; später ge denkt derselbe auch die Rheinlande und Schwaben zu besuchen. Seitens der Buchholzcr städtischen Kollegien ist im Einver ständnis; mit den Erben des Stifters die Umwandlung des früheren Amalienstiftes in eine Kleinkinderbewahranstalt beschlossen worden und hat genannte Umwandlung die Genehmigung des Kgl. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts erlangt, so daß das Institut in nächster Zeit eröffnet wird. Alan verspricht sich von der Sache, da sie den Verhältnissen angepaßt wird, einen guten Erfolg. Schlettau, 9. Juli. Gestern verunglückte der Dienstknecht Hahn aus Schwarzbach beim Abfahren von Steinen aus dem fiskalischen Steinbrnche am Scheibenberge. Zwar wurde er noch lebend in den in der Nähe befindlichen Gasthof gebracht, doch verschied er kurze Zeit darauf an den Folgen der erhaltenen Verletzungen. Thum, 9. Juli. Das Jahresfest des Annaberger Zweigvereins der Gustav-Adolph'Stiftung wurde heute in unserer Stadt abgehalten. Die Festpredigt hatte Dr. Ackermann aus Meißen, die Erstattung des Jahresberichtes vr. Krebs aus Annaberg übernommen. Erfreu-