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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementöpreiS beträgt vierteljährlich i Mark so Pf. pr»uuw«ranäo. Aucher Inserat, werde« dl» spätesten» Mittag» de» vorhergehende« Tage» de» Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., ««ter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemclnderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 21. Donnerstag, den 20. Februar 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Auf Verordnung des Hohen Landesconsistoriums machen wir hierdurch bekannt, daß Hochdasselbe das von der Stadt- und Land gemeinde genehmigte Regulativ bestätigt hat, wornach bei Besitzveränderungen von je 100 M. — Pf. zehn Pfennige in das Kirchen ärar einzuzahlen sind, wobei jedes angefangene Hundert bis 50 Mark nicht, über 50 Mark jedoch voll zu berechnen ist. Diese soge nannten Gottespfennige sind auf dem Lande wie zeither von den Herren Gemeindevorständen mit Lieferschein abzuliefern; ob in der Stadt der Stadtgemeinderath auch ferner diese Gottespfennige mit einznnehmen und abzuliefern hat, bleibt der Entscheidung der Hohen Kirchen behörde noch vorbehalten. Zwönitz, den 18. Februar 1879. Der Kirchenvorstand allda. Neidhardt, Pf. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 17. Febr. Reichstag. Ein Schreiben des Reichskanzlers verlangt die Zustimmung zur Strafverfolgung und Verhaftung des Abg. Fritzsche wegen Zuwiderhandlung gegen § 28 des Socialistengesetzes. lieber die geschäftliche Behandlung der Frage wird der Präsident bei Schluß der Sitzung Vorschläge machen. Oesterreich. Ein Telegramm des „H. B." aus Teplitz, 16. Febr. meldet: Die offiziell bekannt gegebenen weiteren Berichte haben einen wenig beruhenden Eindruck gemacht, da die Gutachten der hierortigen altbewährten Geologen dahin lauten, daß alle Hoff nungen auf das Wiedererscheinen der Stadtquelle aufzugeben seien. Jedenfalls aber ist der auswärts vielverbreiteten Mittheilung, daß die „Urquelle" gesunken sei, ganz entschieden entgegenzutreten. Nur die Teplitzer „Stadtquelle" ist versunken. Dagegen sind in dem un mittelbar benachbarten Kurort Schönau die Thermalquellen in Neu bad, Schlangenbad und Steinbad, sowohl in Hinsicht auf den Zufluß als die Temperatur, völlig intact geblieben, was nicht der Fall sein könnte, wenn die Urquelle ihre Thütigkeit eingestellt hätte. Dem „V. Tgbl." telegraphirt man aus Teplitz vom 16. Es herrscht hier bereits eine größere Geschäftsstockung. Eine Anzahl Neubauten ist eingestellt worden, Arbeiter sind entlassen. Die Dur- Bodenbacher Bahngesellschaft hat wegen der verminderten Kohlen- ausfuhr schon Unterbeamte entlassen. Heute wurde — und das trägt zur Ungewißheit wieder viel bei — der Zutritt zum Stadtbade ver boten, um die Geologen bei der Vornahme ihrer Vermessungen, Be obachtungen und Experimente nicht zu stören. Zu alledem geselle» sich noch kleinere Unglücksfälle, die aber jetzt, wo alle Welt aufgeregt ist, dazu beitragen, die Stimmung noch mehr zu verdüstern. So wurde gestern ein aus dem Osseggschachte geretteter Bergmann von einem Zuge überfahren und getödtet. Die Wittwe eines verunglückten Bergmanns hat sich heute erhängt. Sie hinterläßt sieben Waisen. Im südlichen Oesterreich ist an dem Tage, an welchem das Ausbleiben der Quelle in Teplitz bemerkbar wurde, ein starkes Erd beben beobachtet worden. Zu dem Duxer Grubenunglück hat sich, wie aus Prag unterm 15. gemeldet wird, eine neue Kalamität gesellt. Im Saxoniaschacht wüthet ein furchtbarer Brand. Das Steiger- und Maschinenhaus sind der Gefahr wegen geräumt. Der Steighausstall sammt den Pferden ist eingesunken. England. London, 16. Februar. Die Kronprinzessin des deutschen Reichs ist gestern hier eingetroffen und vom Prinzen und der Prinzessin von Wales am Bahnhof empfangen und alsbald nach deren Residenz in Marlborough-House geleitet worden. In Dover war die Frau Kronprinzessin vom Herzog von Edinburg und dem deutschen Botschafter, Grafen Münster, empfangen worden. Italien. Rom, 15. Febr. Der Papst hat einen Hirtenbrief publiziren lassen, durch welchen ein „Jubeljahr" verkündet wird. Das selbe dauert vom 2. März bis 1. Ium d. I. — Gestern fand ein großer Lavaausbruch des Vesuvs statt. Der Lavastrom erreichte Atriocavallo. Rußland. Petersburg, 18. Februar. Ein Telegramm des Generals Loris Melikoff vom gestrigen Tage meldet, daß in den von der Epidemie heimgesuchten Oertlichkeiten keine neuen Erkrankungen und Todesfälle vorgekommen sind. Im Kreise Jenotajewsk gab es Tags vorher 2 Grad Kälte. Die Kommunikation auf der Wolga mar wiederhergestellt, indeß noch schwierig. Bei Astrachan dauerte der Eisgang fort; die Kommunikation mit dem gegenüberliegenden Wolgaufer war gänzlich abgebrochen. Uolmles und Sächsisches. — Die 3. Klasse der 95. k. sächs. Landeslotterie wird den 3. und 4. Mürz 1879 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist daher nach 8 5 der dein Plane zu dieser Lotterie angefügten allgemeinen Bestimmungen längstens bis zum 8. Tage vor Anfang der Ziehung, mithin bis zum 23. Febr. 1879 zu bewirken. Dresden, 16. Februar. Die sächsisch-böhmische Dampfschiff fahrtsgesellschaft nimmt am 19. d. M. ihre Fahrten elbaufwärts, wie elbabmärts wieder auf. Zwei Arbeiter in Leipzig hatten bei der Räumung einer Privat grube 2 Hundertmarkscheine gefunden, aber nicht abgeliefert. Wegen der Theilung kamen die Beiden in Streit, und schließlich zeigte der Eine, welcher sich von dem Andern benachtheiligt sah, die Sache selbst an. Vor einigen Tagen kam diele Angelegenheit in der Schöffen gerichtssitzung zur Verhandlung, und wurde jeder der Arbeiter wegen Fundunterschlagung zu je 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Vorstand der Chemuitzcr Börse hat eine Einrichtung ins Leben gerufen, die hoffentlich dort lebhafte Unterstützung finden wird. Bisher entbehrte die Textilindustrie noch immer eines eigentlichen Brennpunktes, die Vertreter der Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Bleicherei, Färberei rc., welche seither aus Chemnitz und der näheren und weiteren Umgebung der Stadt zur Abwickelung ihrer Geschäfte zusammen kamen, vertheilten sich in verschiedenen Gastwirthschaften, so daß an einen einheitlichen Geschäftsverkehr, wie ihn z. B. die Geireidebörse ür die Getreide-Interessenten ermöglicht, nicht zu denken war. Der Lhemnitzer Börsen-Vorstand hat deshalb vom 19. d. ab ven Börsen- Saal zu einer jeden Mittwoch Nachmittag von 4 bis 5 Uhr statt- indenden Garnbörse zur Verfügung gestellt. Nöhrsdorf, 17. Februar. Heute Nachmittag gegen 4 Uhr verunglückte hier ein Schornsteinfegergeselle aus Chemnitz dadurch, daß er bei dem Einsteigen durch die sogenannte Fahrthüre auf dem Dache ausglitt und vom zwei Stock hohen, dem Fleischermeister Hutzschenreuter gehörigen Hause in den Schlachthof stürzte. Tie Verletzungen des Verunglückten waren so bedeutend, daß der Tod sofort eintrat. Der Verstorbene soll verheirathet sein und mehrere Kinder hinterlassen. Zwickau, 18. Febr. Gestern Mittag wurde die fünfzehnjährige, etwas schwachsinnige Tochter des Zimmermanns Ende von hier, Auguste Anna Ende, in das Stadtkrankenhaus gebracht. Dieselbe hatte ihrem auf einem benachbarten Steinkohlemverke arbeitenden Vater das Mittagseffen an den Arbeitsplatz gebracht und war unter eine im Gange befindliche Lowry gerathen, in Folge dessen sie be deutende Quetschungen beider Füße erlitten hatte. Es soll jedoch Hoffnung auf Wiederherstellung vorhanden sein-