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Erscheint wSchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag and Sonnabend (Vormittag). LbonnementspreiS beträgt vierteljährlich t Mar! SV Ps. prLiumtvrsncitt. ANMgtt für Inserate werden di» spätestens Mittag» des vorhergehenden Tage- deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Ps., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 7S. Dienstag, den I. Zuli I87S. 4- Jahrg. Bekanntmachung. Der Kirchgemeinde von Zwönitz in Stadt und Land wird hierdurch bekannt gemacht, daß Herr Organist Dörfel das interimistisch verwaltete Cassireramt niedergelegt hat, und daß an dessen Statt Herr Stadteassirer Pelz gewählt worden ist. Alle Einzahlungen in die Kirchcasse sind daher vom 1. Jun d. I. an an Letzteren abzugeben. Zwönitz, den 26. Juni 1879. D>er Kirchenvorstand allda- Neidhardt, Pf. Mn die sofortige Bezahlung -es Schulgeldes wir- hierdurch erinnert. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 26. Jimi. Der Reichstag genehmigte in seiner heutigen Sitzung den Etat der Neichsdruckerei in dritter Lesung. Sodann verwies er den Gesetzentwurf, betreffend die Fest stellung eines dritten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für 1879/80 (Ausgabebewilligung für das Reichstagsgebäude) an die Budget- eommission. Jin Laufe der Debatten bat der Reichskanzleramts präsident Hofmann, falls der Reichstag die Vorlage ablehnen sollte, darüber zu beschließen, ob der Gedanke der Errichtung eines Neichs- tagsgebüudes in Zukunft festgehalten oder aufgegeben werden sollte, und empfahl behufs fernerer Behandlung des Projektes die Einsetzung einer Zwischenkommission aus Mitgliedern des Reichstags und des Bundesrathes, welche zunächst das Programm vorn Jahre 1871 revi- diren sollte. Bei Berathung der Petition wegen Fertigstellung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald lehnte der Reichstag den An trag des Centrums auf nochmalige Verweisung an die Commission ab und überwies die Petition dem Reichskanzler zur Berücksichtigung bei dem nächsten Etat. — Kaiser Alexander von Rußland wird dein Vernehmen nach in allernächster Zeit ans Petersburg hier eintreffen, alsdann dem Kaiser Wilhelm in Bad Ems einen Besuch abstatten und sich hierauf zu mehrwöchigem Aufenthalt nach Jngenheim begeben. Berlin, 28. Juni. Die Tabaküsteuerkommission beschloß, daß die volle Steuer vou 45 Mark für inländischen Tabak erst vom 1. April 1882 eintrete und vom 1. April 1880 bis 1. April 1881 nur 20 Mark, voin 1. April 1881 bis 1. April 1882 .30 Mark betrage. Ems, 27. Juni. Se. Maj. der Kaiser besuchte gestern nach einer Spazierfahrt die Vorstellung iin Theater. An dem heutigen Mahle werden der deutsche Botschafter am russischen Hofe, General v. Schweinitz, die Generale v. Goeben und v. Bose und der Prinz von Reuß, Kommandeur des Königs-Husarenregiments, theilnehmen. Posen, 26. Juni. Bezüglich der Begnadigung des Vikars Kinowski, der wegen Uebertretung der Maigesetze zu zweijährigem Gefängniß vernrtheilt wurde, aus Anlaß der goldenen Hochzeit des Kaiserpaares aber aus der Haft entlassen ist, schreibt man der „Ostsee-Ztg." u. a. folgendes: „Anfangs konnten die klerikalen Blätter sich der Zweifel nicht erwehren, ob Kinowski mit oder ohne sein Zu thun begnadigt worden sei, und ob er im ersteren Falle Neue über seine zahlreichen maigesetzlichen Vergehen geäußert habe. Natürlich wurden die sich regenden Zweifel jedesmal bekämpft, weil man nicht eingestehen wollte, daß der in der ganzen Provinz bekannte Vikar von Alt-Gostyn Reue über seine Auflehnung gegen das Staatsgesetz empfunden. Endlich fing man nach dem Beispiele der „Germania" an, zu behaupten, Kinowski sei ohne ein Gnadengesuch seinerseits und mithin auch ohne Kundgebung von Reue amnestirt worden. Referent kann nun auf Grund guter Informationen versichern, daß die Begnadigung auf den eigenen reuevollen Antrag des Begnadigten erfolgt ist." Frankreich. Am ersten Tage nach dem Bekanntwerden der Nachricht vom Tode des exkaiseruchen Prinzen hat Cassagnac im „Pays" den 17jährigen Victor Napoleon zum Erb-Prätendenten aus gerufen, am zweiten Tage schwieg er mäuschenstill und am dritten Tage erklärte er, es sei noch gar nichts über die Nachfolge bestimmt. Das Letztere ist richtig. Gegenwärtig finden Verhandlungen zwischen Rouher und dem Prinzen Napoleon statt. Man darf neugierig sein, zu erfahren, ob diese Proklamation des gleichen Inhalts ist, wie der Brief, den derselbe Prinz Napoleon am 21. Mai 1876 an seine Wähler in Ajaccio schrieb, nämlich: „Die Republik besteht; der Patriotisinus macht ihre Annahme unvermeidlich; sie ist die einzig mögliche Forin der Negierung für Frankreich. Ich schließe mich ihr an, aufrichtig und ohne Hintergedanken." Schon im Jahre 1875 konnte Cassagnac von ihm sagen: „Prinz Napoleon steht außerhalb des Kaiserreichs und wird nie mehr in dasselbe zurückkehren, da er freiwillig dasselbe verlassen hat." Paris, 27. Juni. Das Todtenamt für den kaiserlichen Prinzen in der Kirche Saint Augustin verlief gestern ohne politische Mani festation und Störung. Die Kirche war überfüllt. Der Platz vor der Kirche und die angrenzenden Boulevards waren vollgedrängt von einer nach vielen Tausenden zählenden Menge, die sich jedoch ruhig und gemessen verhielt. Ueberall sah man Veilchensträuße. Keinerlei Rufe, keinerlei Demonstration ließ sich hören. Der Prinz Jerome, der mit seinen beiden Söhnen Victor und Louis und der Prinzessin Mathilde in demselben Wagen angefahren kam, wurde beim Kommen und Gehen vou der lautlosen Menge respektvoll mit Hut- und Tücherschwenken begrüßt. Dem Todtenamt — einer stillen Messe ohne Katafalk — wohnten außer den genannten Prinzen alle Senatoren und Deputirten und die sonstigen hervorragenden Per sönlichkeiten der bonapartistischen Partei, sowie die ehemaligen Größen des Kaiserreichs bei, u. A. Grammont, Canrobert, Ollivier, Fleury, Daru, Haußmann, Bourbaki, Ducrot, Vinoy u. s. w.; ferner König Franz von AW, die Königin Isabella und das ganzediplomatischeKorps. England. London, 26. Juni. Die Engländer können sich über den Tod des Prinzen Louis Napoleon nicht beruhigen. Tie Zeitungen werden überschüttet mit Zuschriften aus Offizierskreisen, in denen Lord Chelmsfort, wie auch Lieutenant Carey auf das Schärfste angegriffen werden. Angesichts dieser sich kundgebenden Erregung mahnt die „Times" zu kühlerer Betrachtung und wünscht das Endurtheil ausgesetzt, zu sehen, bis weitere authentische Berichte über die Katastrophe eingetroffen sind. Das leitende Blatt erinnert an die von verschiedenen Seiten berichtete Verwegenheit, ja Toll kühnheit, mit welcher der Prinz Gefahren ausgesucht habe. So ver folgte er, nachdem sich ein Trupp Zulus vor einer kleinen Abtheilung unter Oberst Buttler zurückgezogen hatte, auf eigene Faust einen Zulu, den er in der Entfernung erblickte, er gerieth dabei in augen scheinliche Gefahr, Lieutenant Raw und sechs Bafutos mußten ihm nachgeschickt werden, um ihn zu decken. Seine Ungeduld, an den Feind zu kommen, hat wiederholt ähnliche Zwischenfälle hervorgerufen. Türkei. Nach einer Zusammenstellung der „Deutschen Heeres zeitung" stellt sich die Stärke der bulgarischen Miliz auf 7 Infanterie-, 1 Kavallerie- und 2 Artillcriebrigaden mit 42i/z Bataillonen, 8 Es- cadrons und 12 Batterien. Sind diese Angaben richtig, so wird Prinz Battenberg über eine geschulte Armee von 46,000 Mann, 4172 Pferde und 96 Geschütze verfügen. Diese für den Beginn gewiß respektable Streitmacht soll den Kern einer großen Volksarmee nach serbischem Muster bilden.