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Lriqernt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). LbonnementLpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark Sv Ps. prwimmuritnä«. Anrtigcr für Inserate werden di« spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 33. Donnerstag, den 20. März 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Diejenigen, welche der Kirchcasse noch schulden, und zwar sowohl das Bezeigungsquantum für Grabdenkmäler, als auch die Ge bühren insbesondere für Confirmandennnterricht aus dem Jahre 1878 und 1879, welche letztere nicht als Geschenk an die Geistlichen, sondern als eine Steuer in die Kirchgemeindecasfe zu betrachten sind, werden hierdurch zum letzten Male aufgefordert, bis längstens zum LL. März a. v. zu bezahlen, widrigenfalls das gerichtsamtliche Verfahren gegen sie eintritt. Zwönitz, de>l 16. März 1879. Der K i r ch e n v o r st a n d allda. Neidhardt, Ps. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 18. März. Die Besserung in dem Befinden des Kaisers ist in den letzten Tagen erfreulich fortgeschritten, um dies aber noch mehr zu fördern, soll auf Anrathen der Aerzte jede Veranlassung zu gröberen körperlichen Anstrengungen in nächster Zeit noch vermieden werden. Alls dieser Rücksicht wird zur Feier des Geburtstages des Kaisers die größere Abendfestlichkeit, wie sonst, im königlichen Schlosse diesmal nicht stattfinden. — Im Reichstag kam gestern die Darstellung der Regierung über die Verhängung des sogenannten kleinen Belagerungszustandes von Berlin zur Berathung. Abgeordneter Liebknecht greift die ganze Maßregel als unberechtigt an, das Socialistengesetz fordere für solche Maßnahmen den Nachweis des besonderen Bedürfnisses und ein solcher könne nicht geführt werden. Die Socialdemokratie habe sich dem Socialistengesetz gefügt, weil die Partei keine Nevolutionspartei, sondern eine Neformpartei sei, eine geheime strafbare Propaganda könne der Partei nicht vor geworfen werden. Redner verzichtet namens seiner Partei darauf, Anträge zu stellen und will schließlich sich noch darüber rechtfertigen, daß er und seine Freunde bei Ausbringung eines Lebehochs auf den Kaiser sich nicht erhoben hätten. Präsident u. Forckenbeck unterbricht den Redner und bemerkt, dies Verhalten der Socialdemokraten ver letzte das monarchistische Bewußtsein des Reichstags aufs Aeußerste. (Beifall.) Liebknecht will conslatiren, daß er keine Beleidigung be absichtigt, wenn, bemerkte er, in Deutschland die Republik . . (Lärm, Ruf: Herunter.) Der Präsident droht, dem Redner das Wort zu entziehen. Abgeordneter Liebknecht, schließt mit der Erklärung, er habe Niemand beleidigen wollen. Minister Graf zu Eulenburg führt aus, die gesetzliche Grundlage für das Vorgehen der Regierung giebt dem Socialistengesetz eine thatsüchliche Grundlage. Es gab große Gefahr für Berlin als Heerd der socialdemokratischcn Agitation, die an vielen Orten zurückgelreten ist, an anderen ganz antgchört hat. Die ganze Gesetzgebung vom vorigen Herbst sollte abwehrend wirken, wir konnten nicht warten, bis die Resultate der geheimen Versamm lungen und die Resultate der geheimen Agitationen offen hcrvortraten. Wenn mir dies Hütten abwarten wollen, dann hätten wir das Socialistengesetz entbehren können. Wir haben keinen Grund für unser Vorgehen ausgestellt, der nicht aut Thatsachen basirt. Ich er innere an das Eindringen der Soeialdemokraten in Versammlungen, an den Zündstoff, den die socialdemokratischen Blätter und Flugschriften herbeitrugen und den wir beseitigen mußten. Der Minister verliest Auszüge aus dein mit rothen Lettern gedruckten Most'schen Blatte „Die Freiheit" und fragt: Wo stehen diese Ausführungen im Einklang mit der Unterordnung unter das Gesetz und dem Friedenswerk einer Reformpartei? Urtheilen Sie selbst! Endlich wird man nicht bestreiten können, daß hier geheime Sammlungen für socialistische Zivecke statt gefunden. Habe ich nothwendig, auf die Gefahren der internationalen Wühlereien der Socialisten, auf ihre Congresse, auf ihre gegenseitigen Unterstützungen hinzuweisen? Will man leugnen, daß die deutsche Socialdemokratie sich solchen Verbindungen entziehe? Dies konnte und mußte die Regierung zum Nachdenken und zum Handeln bringen. Auch gegen Hasselmann mußte man vorgehen, um seinen agitatorischen Plänen entgegenzutreten. Dies sind die thatsächlichcn Gründe für unser Vorgehen. Dazu kommt aber noch die Attentat und Mord epidemie, mit Drohbriefen vorzugehen gegen Personen, an deren Leben Jedem Alles liegen muß und zum Glück bei der Mehrzahl der Nation auch liegt. Nachforschungen haben doch auf merkwürdige Spuren geführt, auf Verfertigung von Mordinstrumenten in Berlin, wie in Ostpreußen. Vorsichtsmaßregeln mußten getroffen werden für das, was namentlich hier geschützt werden mußte, und was in Berlin zu schützen ist, brauche ich nicht näher zu sagen, das liegt im Kopse und im Herzen eines jeden braven Deutschen. (Beifall.) Die Debatte wird hierauf geschlossen und der Antrag des Präsidenten, der Reichs tag möge erklären, daß er von dem Rechenschaftsbericht Kenntniß ge nommen habe, angenommen. Bezüglich der Petitionen wegen des Belagerungszustandes wird der Antrag der Commission angenommen. Sodann folgt die Fortsetzung der Etatberathung. Bei den Zöllen und Verbrauchsteuer tritt Avg. Stumm für die Eisenzölle ein und rechtfertigt die Eisenentquetecommission. Abg. Bamberger wendet sich gegen die Ausführungen Stumm's und rügt die Geheimhaltung der Verhandlungen der Beschlüsse der Enquetecommission. Abg. Reichen sperger (Crefeld) spricht gegen die Aufhebung der Mahl- und Schlacht steuer und für directe Steuer. Abg. 'Rickert polemifirt gegen Abg. Reichensperger; Abg. Stumm verlangt größereil Schutz gegen die Leiden der Rhederei. Reichskanzleramtspräsident Hofmann verspricht namens der Regierung den möglichsten Schutz für die Nhederei. Hierauf wird Titel 1 bewilligt. Die nächste Sitzung findet am Mitt woch statt. Oesterreich. Nach einer Meldung aus Wien vom 17. März ist die Lage in Szegedin eine günstigere, da das Wasser fällt. Das Rettungswcrk ist systematisch organisirt und die Rettungsmaßregeln werden energisch fortgesetzt. Lebensmittel sind hinreichend vorhanden, allein die Größe des Unglücks ist nnnmehr erst deutlich erkennbar. Szegediner Meldungen konstatiren bis zum 16. März 1900 Leichen. Die Anzahl der eingestürzten Häuser ist nunmehr offiziell festgestellt. Stehengeblieben sind in der Nochusstadt 14, der Oberstadt 56, der Unterstadt 8, der Innenstadt 182 mit dem Bahnhofe, zusammen 261 Gebäude. Vor der Katastrophe hatte Szegedin 9600 Häuser, somit sind 9639 eingestürzt. Man versichert, daß der vollständige Abfluß des Wassers vor Mitte Mai nicht zu erwarten sei. Unter den Ge retteten ist die Diphtheritis ansgebrochen. Wie offiziell gemeldet wird, haben bisher ans den Eisenbahnzügen 17,000 Szegediner Einwohner die Stadt verlassen, dieselben befinden sich auf den Stationen zwischen Szöreg und Temesvar. In der Richtung nach Neu - Szegedin sind auf Landwegen beiläufig 10,000 Menschen emigrirt, aufzerdem ent führten 10 Theißdampfer und ungezählte Privatdampfer die Flücht linge, die sich schadlos in die Richtung nach Algyö lind Zenta be gaben. In den 3 Tagen des 12. bis 15. März wurden ungefähr 35,000 Personen befördert. Unter den ain 16. Mürz nach Temesvar transportirten Kranken befanden sich 25 Wahnsinnige. Bei der Aus räumung der eingestürzten Häuser, die sporadisch bereis begann, stößt man auf immer mehr Leichen voll Verunglückten. Tie Räumung geht allenthalben gut von statten. Es herrscht kein Mangel mehr an Pontons und Kähnen, von ersteren giebt es 87, von letzteren 300, die den Behörden gehören, und zweimal so viele von Privaten. Die öffentliche Sicherheit ist äußerst befriedigend. Im Ganzen kamen bisher zwölf Ausschreitungen, mehrere Diebstähle und Erpressungen