Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). LbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich t Mark Sv Ps. prwuumsrnnila. Anstiger für Inserate werden dl» spätesten- Mittags des vorhergehenden Tage« dcS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaNenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 32. Dienstag, den 18. März 1879. 4. Jahrg. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 15. März. Se. Majestät der Kaiser hat den gestrigen Tag in gewohnter Thätigkeit hingebracht und ver gangene Stacht recht gut geschlafen. Der Husten hat ganz, die Schmerzen auf der rechten Seite haben beinahe ganz aufgehört. Die Anschwellung der Hüfte zeigt keine wesentliche Veränderung. Krakau, 13. März. Hier wüthete hellte Nachts ein orkan artiger Sturm, welcher in der Stadt und insbesondere in der Um gegend großen Schaden verursachte. — In Zytomierz wurden eine geheime Druckerei und Druckschriften entdeckt, die eine Verbindung mit den Kiewer und Charkower Nihilisten ergaben. Viele Verhaft ungen wurden vorgenommen. Würzburg, I4. März. Vor dem hiesigen Militärbezirksge richte fand heute die Verhandlung statt gegen den Unteroffizier Bude wegen militärischen Verbrechens des Mißbrauchs der Dienstgewalt durch Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, verübt an dem oanck. weck. Karl Sicken. Der Unteroffizier wurde freigesprochen. Saarbrücken, 15. Mürz. In dem marpinger Prozeß sind die Verhandlungen heute zu Ende geführt worden. Die Verkündung des Urtheils ist auf dein 5. k. Bi. anberaumt. Oesterreich. Wien, 14. März. „Die letzten telegraphischen Berichte aus Szegedin sind hier heute Vormittag um 11 Uhr einge troffen. Sie besagen: Verwüstung, Noth und Elend sind fortwährend im Zunehmen. Tausende von Obdachlosen suchen frierend Rettung. Ein furchtbarer Orkan wüthet. Die Wellen schlagen mit unbändiger Gewalt über die Dammkrone. Bei dem Nettungswerk herrschen große Unzulänglichkeiten, da die vorhandenen Fahrzeuge unzureichend sind. Unbeschreiblich ist die Zerstörung der Kalvariengasse; Hunderte von Menschen wurden dort unter den Trümmen begraben, da die meisten Stellen für Kühne unnahbar sind. Von 6000 Gebäuden sind 4000 bereits eingestürzt, darunter 2700 Wohngebäude in der oberen Stadt, während in der Rochusvorstadt kein einziges Haus mehr steht. Im Ganzen dürften kaum einige hundert Häuser von sämmtlichen Ge bäuden dem entfesselten Element widerstehen. Die Stimmung der Bevölkerung ist Entsetzen erregend. Viele zünden ihre eigenen Häuser an in dem Glauben, durch die Feuerversicherungsgelder den Schaden auszugleichen. Manche brüten dumpf und verzweifelnd vor sich hin, resignirt, Alles zu dulde»; Andere geberden sich wie wahnsinnig. In Pest herrscht allgemeine große Erbitterung gegen die Negierung, welche mangelhafter Vorsorge angeklagt wird." Aus Pest, I4. März telegraphirt man dem „Verl. Tagebl.": Ein fürchterlicher Sturm wüthet über Szegedin und macht die Rettungsarbeiten fast unmöglich. Das Wasser steigt fast unaufhör lich. Zwei andere volkreiche Städte der Theißniederung, Szentes und Mezövasachely kämpfen noch gegen die UeberschwemmungSgefahr, aber anscheinend vergeblich, auch ihnen droht das Schicksal Szegedins. Eine aus Odessa nach Petersburg gelangte Nachricht versetzt die dortigen politischen Kreise in großer Aufregung. Es handelt sich um eine neue That der „Revolutionäre", welche die neuesten Ereig nisse in Charkow und Kiew noch zu übertreffen scheint. In Odessa ist nämlich ein bekannter Oberst der.Gendarmerie, Knoop, in seiner Wohnung erdrosselt morden. Dem Polizeimeister von Odessa ist in zwischen eine anonyme Zuschrift gestellt, unterschrieben das „Nevo- lutions-Comitee", in welcher dies Comitee eine Proklamation in Aus sicht stellt, in der die Motive dieser „Maßregel" klargelegt werden sollen. Das tragische Ende des Obersten Knoop wird allgemein be dauert. Lokales und Sächsisches. — Vom 1. April ab beträgt das Porto im gesammten Umfange des Weltpostvereins, gleichviel ob nördliche oder südliche Halbkugel: 20 Pfennige für frankirte Briefe, 10 Pfennige für Postkarten, 5 Pfennige für Drucksachen, Geschäftspapiere und Waarenproben. Un- frankirte Briefe kosten 40 Pfennige. Bei Geschäftspapieren wird als Mindestbetrag 20 Pfennige, bei Waarenproben 10 Pfennige erhoben. Für die Correspondenz nach den dem Weltpostverein noch nicht an gehörigen Ländern: Britisch Australien, Kapland, Siam, Kostarika, Guatemala, Nikaragua, Kolumbien, Venezuela, Bolivia, Ekuador, Paraguay, Urugay und einzelnen Inseln wird zum 1. April gleich falls ein einheitliches Porto eingeftthrt: 60 Pfennige für frankirte Briefe, 10 Pfennige für Drucksachen und Waarenproben, für letztere jedoch mindestens 15 Pfennige. Unsrankirte Briefe kosten 80 Pfennige. Was das Gewicht betrifft, so wird allgemein das Porto für Briefe von 15 zu 15 x, für Drucksachen u. s. w. von 50 zu 50 § berechnet. Für den Verkehr mit Oesterreich-Ungarn und Helgoland bewendet es bei den bisherigen ermäßigten Taxen. Leipzig. Der in der Nacht des 12. März über unsere Stadt hinweg rasende Orkan hat den Bau des Ausstellungsgebäudes in empfindlicher Weise gestört. Der linke, eben erst fertig gestellte frei stehende Theil der Vorderfayade ist von dem tobenden Element ziemlich ganz niedergerissen worden. Die Katastrophe soll zwischen 11 und 12 Uhr Nachts eingetreten sein und ist kein Menschenleben dadurch gefährdet worden, indem die Mauerwand nach dem Innern der Halle zu gestürzt ist. Es wird durch diesen Unglücksfall, wenn auch keine große so doch immer eine Verzögerung der Fertigstellung des Baues herbeigeführt. Wie groß das Interesse des Auslandes an unserer Ausstellung ist, documentirt sich am besten dadurch, daß ein hiesiges Reisebureau mit Paris in Unterhandlung „wegen Abfertigung eines Extrazuges zur Leipziger Kunstgewerbeausstelluug" steht, dem bei gutem Erfolge wohl ein zweiter folgen dürfte. Leipzig. Unsere Stadt besitzt dermalen 294 Buchhandlungen, 246 polygraphische Anstalten und 163 BuchbindereiAl. Welch' raschen Aufschwung das Leipziger Buchdruckereigewerbe genommen hat, be zeugt die Thatsache, daß im Jahre 1864 in Leipzig zusammen 122 Handpressen und 144 Schnellpressen thätig waren, während im Jahre 1875 die Zahl der thütigen Handpressen auf 110 fiel, dagegen jene der Schnellpressen auf 251 stieg. Im Ganzen sind in Leipzig und Umgebung in der Buchdruckerei, dem Buchhandel und den verwandten Fächern 9580 Personen beschäftigt. Das „Born. Tagebl." meldet aus Borna, 12. März: Die Wyhra bildet am hiesigen Auger einen kleinen See, so große.Mengen von Schnee- und Regenwasser hat sie an den letzten Tagen aufzu nehmen gehabt und auch die Eyla und die Pleiße sind aus ihrem Bett getreten. Die directe Verbindung unserer Stadt mit Negis ist vollständig aufgehoben. Auch ist der Verkehr zwischen den Ort schaften Zedtlitz und Plateka, Blumroda und Regis, Görnitz und Deutzen, ferner Witznitz, Lobstädt, Kleinzösen und Haubitz, find end lich auch zwischen Dittmansdorf und Brauschwig gänzlich unter brochen. — In ländlichen Kreisen knüpfte man übrigens an den nun überstandenen, fo außergewöhnlich starken Schneefall, der hier und da viel Schaden angerichtet hat, eine gute, auf Erfahrung begründete Hoffnung, indem man meint, daß nach der seit mehreren Jahren be obachteten Bodentrockenheit der jetzigen, vollkommenen Durchfeuchtung des Erbodens eine reiche Ernte zu danken sein wird. („So hoch der Schnee, so hoch das Gras!") Lichtenstein, 13. März. Wie man dem hiesigen Wochenblatt aus zuverlässiger Quelle mittheilt, soll die neue Bahn „St. Egidien- Stollberg" am 15. Mai d. I. mit nur 2 Personenzügen in jeder Richtung eröffnet werden. Nach dem Fahrplan der kgl. sächs. Staats bahnen giebt es nur eine einzige Bahn, und zwar „Lugan-Wüsten- brand", welche nur 2 Züge hat. 2 Bahnen haben 3 Züge „Flöha- Neitzenhain" und „Gaschwitz-Meuselwitz", dagegen mehrere unbedeutende Linien 4 Züge, wie „Freiberg-Bienenmühle", „Wilthen-Ebersbach",