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15244 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 278, 29 November 1912. im Ausland befindlichen »Kollegen« den Nahm abschöpft durch seine Schlendcrangebote, oder ob der draußen arbeitende Buchhändler, der ebenso wie der erftere Mitglied des Börsenvereins ist, »das Ge schäft macht«, und da sehe ich wirklich nicht ein, weshalb der Export- buchhändler in Leipzig besser gestellt sein soll als der letztere. Auf dies läuft aber die Stellungnahme der Redaktion hinaus. Der im Auslande oft unter vielen Schwierigkeiten arbeitende deutsche Buchhändler ist aber, wenn man alles in allem betrachtet, ein viel größerer Faktor fiir das Deutschtum als der Exporteur, der ihm gelegentlich ins Handwerk pfuscht durch seine Schlenderangebote. Es ist daher sehr zu bedauern, daß die Redaktion des Börsen blatts in so einseitiger Weise Partei ergriffen hat. Auf eine andere Frage, die Lieferungen von Verlegern an ausländische Privatkunden mit Bnchhändlerrabatt, gehe ich hier nicht näher ein. San Jose de Costa Rica (z. Zt. Bonn), 27. November 1912. Antonio Lehmann. Bei der Erörterung berufspolitischer Fragen, zu denen dieses Thema gehört, handelt es sich nicht um die persönliche Meinung der Redaktion, sondern darum, die Anschaltungen des Vorstandes des Börsenvercins — so gut wir es verstehen — zum Ausdruck zu brin gen. Nach der widerspruchslosen Ausnahme, die das Referat des Herrn Seippcl über die internationale Verkaufsordnung gefunden hat, kann es aber keinem Zweifel unterliegen, daß der Vorstand des Börsenvercins die Zeit für die Schaffung einer internationalen Übereinkunft gegen Schleuderet noch nicht für gekommen erachtet. Mit schönen Versprechungen, die bei der ersten Berührung mit der Wirklichkeit wie bunte Seifenblasen zerplatzen, kann unseren Be- rufsgcnossen im Auslände nicht gedient sein. Wenn der Börsen- vcrein verspricht, sich für eine Sache einzusetzen, so müssen auch die Voraussetzungen für ihre Durchführung gegeben sein. Daß es daran fehlt, nicht nur im Buchhandel, sondern aus allen anderen Gebieten, haben wir in unserer Entgegnung nachzuweisen versucht, und müssen daran bis zum Beweise des Gegenteils festhalten. Daß es sich nicht um eine Begünstigung des Exportbuchhandels, sondern um ganz andere Dinge handelt, geht aus dem von Herrn Lehmann auszugsweise zitierten Satze hervor, der vollständig so lautet: »Auch das deutsche Buch steht in Konkurrenz mit den Erscheinungen des ausländischen Bücher markts, und wenn nach unserem Dafürhalten auch hier die Billigkeit nicht den Ansschlag gibt, so verwischen doch die tatsächlich anfgewandten Spe sen, oder besser gesagt, das, was jeder darunter verstehtund berechnet, die im Jnlande geltenden Preise derart, daß es fraglich erscheint, ob eine internationale Preisfestsetzung überhaupt im Interesse der Beteiligten liegt.« Bei einer internationalen Verkaufsordnung müßten diese so verschieden gearteten Spesen in den Preis einbezogen und so viele internationale geschützte Ladenpreise geschaffen werden, als sich Län der der Konvention anschließen. Die Formel: Ladenpreis -I- Spesen — internationaler Verkaufspreis, wäre ein vollständiges Novum in der Gesetzgebung des Börsenvereins. Aber selbst ange nommen, daß sich eine Verständigung über diese verschiedenen Preisfestsetzungen erzielen ließe, wie wollen die Organisationen der einzelnen Länder diese Preise gegenüber den ihnen nicht angehörenden Firmen schützen, da eine Bindung doch nur in den Fällen möglich ist, wo dahingehende vertragliche Verpflichtungen bestehen? Wären ans diese Weise nicht dem organisierten Buchhandel die Hände ge bunden, während der Nichtorganisierte volle Freiheit hätte, die Preise nach Belieben festzusetzen? Ehe man in der W c l t Ordnung schafft, muß erst im eigenen Hause für Ordnung gesorgt werden. Wenn das Ausland sich in dieser Richtung bemüht, so wird es zu ge gebener Zeit an der Mitwirkung des Börsenvereins gewiß nicht fehlen. Daß wir der Tätigkeit des deutschen Buchhandels im Anslande weitgehende Anteilnahme entgegenbringen, glauben wir durch Einführung ständiger Berichte über die buchhändlerischcn Verhältnisse der verschiedenen Länder bewiesen zu haben. Sie sollen nicht nur das Band zwischen dem deutschen Buchhandel und seinen Vertretern im Auslande enger knüpfen, sondern auch das Ver ständnis für die gemeinsamen Aufgaben fördern und so die Vor bedingungen für eine wcitcrgehende gegenseitige Unterstützung schaf fen Helsen. Red Buchhandel und Lehrerschaft. An den wohllöbl. Verlag von Die Lehrerschaft in Dresden-Cotta veranstaltet seit zwei Jahren alljährlich eine Weihnachtsausstellung, hauptsächlich zur Verbrei tung guter Literatur. In diesem Jahre hat sich die Buchdruckerci Paul Thiele Nachfolger in freundlicher Weise bereit erklärt, unsere Bestrebungen gegen den Schund dadurch zu unterstützen, daß sie uns eine Spalte ihres Weihnachtsanzeigers zu Veröffentlichungen zur Verfügung gestellt hat. Wir wollen da außer belehrenden Hinweisen auch eine oder mehrere Proben wirklich guten Lese stoffes bringen und bitten Sic deshalb, uns und der genannten Druckerei den unentgeltlichen Abdruck von gütigst gestatten zu wollen. Wir verpflichten uns dafür, auf den Verlag und die Quelle empfehlend hinzuweisen. Um baldigen Bescheid bittet hochachtungsvoll Im Namen der Lehrerschaft: Paul Henke, Lehrer an der 34. Bez.-Schule, Dresden- Cotta, Weidentalstr. 601. Bescheid bitte schnellstens an: Max Kaltofen, Lehrer an der 12. Bez.-Schule, Dresden- Cotta, Alvenslebenstr. 3411. Paul Thiele Nchf. Herrn Lehrer Max Kaltofen, Dresden-Cotta, Alvenslebenstraße 34, II. Sehr geehrter Herr! Auf Ihr geschätztes Schreiben von vorgestern muß ich Ihnen Mitteilen, daß das Abdrucksrecht von nur gegen Honorar abgegeben werden kann. Ich würde es im vorliegenden Falle auf 6 fcstsetzen. Ich bitte um Mitteilung, ob Sie den Abdruck unter Erfüllung dieser Bedingung bringen wollen, und empfehle mich Ihnen mit vorzüglicher Hochachtung Dresden, am 26. Nov. 1912. Verlag von — — — — — — — Im Besitze Ihrer an Herrn Lehrer Max Kaltofen gerichteten Karte vom 25. d. M. betr. Abdrucks von wuß ich Ihnen meine höchste Verwunderung darüber ausdrttcken, daß Sie unsere Bestrebungen zur Verbreitung guter Literatur so wenig unterstützen wollen. Wenn wir uns tagelang mit dem Aus wählen des Materials und dann in angestrengter Tätigkeit mit der Ausstellung selbst beschäftigen, und wenn wir eine Zeitung finden, die uns Hinweise und Aufklärung bringt, so ist unser Wunsch auf Beihilfe Ihrerseits ein sehr bescheidener. Wenn ich meinen Kollegen Mitteilung von Ihrem Verhalten mache, werden diese höchstwahr scheinlich nicht nur die gestellten Ansprüche ablehnen, sondern der Meinung sein, daß wir ans Ihrem Verlag überhaupt nichts aus- stcllen und über Ihres Verlags Antwort nicht zu schweigen haben. Wir haben von solchen Sachen nur Arbeit und Arger. Teilen Sic uns bitte umgehend mit, ob Sie unseren Wunsch erfüllen wollen oder nicht. Andernfalls werden wir uns sofort an einen kulanteren Verlag wenden. Hochachtungsvoll Paul Henke, Lehrer an der 34. Bez.-Schule. Zn dem Kapitel »Buchhandel und Lehrerschaft« bildet dieser Briefwechsel einen neuen Beitrag. Anscheinend besteht bei dem Schreiber des Briefes vom 26. November die Meinung, daß der Wunsch der Dresöen-Cottacr Lehrerschaft einem Befehl für den beglückten Verleger gleichkäme. Anders ist ja wohl die An maßung im Tone und die Drohung in dem Briefe nicht anfzufassen. Ist es übrigens nicht eigentümlich, daß hier Lehrer mit dem Boykott und der Schädigung eines Verlages drohen, der ihnen nicht genügend willfährig ist, während auf der andern Seite die Lehrer dem Sorti mentsbuchhändler, der etwa bei seinem Betriebe die besser rabat- tiertcn Bücher bevorzugt, die größten Vorwürfe machen? Wer gibt Auskunft? Die Herren Kollegen, welche Auskunft über Fräulein El. Schmidt, Leiterin der höh. Privatschule in Kaltennordheim a. d. Rhön, geben können, bitten wir um Angabe ihrer Adresse. Leipzig, den 25. November 1912. Verein Leipziger Sortiments und Antiquariatsbuchhändler.